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Dresdner Nachrichten : 03.09.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187509037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18750903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18750903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-09
- Tag 1875-09-03
-
Monat
1875-09
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.09.1875
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O»s«»In» t,glich fr«» < Ugr in dkr Ekpedtiion O>»rt»»iiral>r IN. «bon- »em«i»»pr,i» v,ertt>lo>ir» lich - Mark i«.->Plgr., durch »le Post S Mart »I Piiic. Ei»tki.Nuu>i»ern lUPigc. «uflagk 27000 litt Illr di« Mliifgadr ringe« landirr Manuskripte «acht «ich dir NcdocI,,» «ich, verbindlich. Inseraten ?lni,adme a«»^ Vagiar in Hamdura. Per. lin. Wien, ürtprig. Basel Preiiau. graulsurt a M. — liuN. di»»», in Berlin, Leipzig, Wien, Hamburg, ssraulfurl a. M.. Müu- Nranlsurt a M. — i r. Voigt in lliremntii, — li». Vaa.lraNtts. ttullis» » 0o» io Pari». Tagcbliitt sür Politik, Unterhaltung «. Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch L Neichardt in Dresden. Inserate ioebben Steter Lirake 13 angenom««!» »i» «i d. L Udr, SannioO »i» Mittag» »LU»». I« «euiladl: grobe itlasier- ,assc b di» iiiochm. 4 Ubr. - Der Raum einer tt»- Ipaittaen Pciilzeile lastet II, Psqe. »iugksandt »s» Lcile 30 Pigc. »ine Garantie sstr da» nächst tägige »richtt- -,n der Inserat« wie» nicht gege den» Ilu»w!lr>«ge «nnonce«» tlusirage von UN» unbe» lanulen ssirinen und Per sonen inftriren wir nur arge» P r ä n u in e r a n d o» Last lang durch Brtei- maiikN oder Poslctnzau» lung. Neun Tilden loste» lü Pige. Inieraie lüt die Montag» Nummer «der nach einem Jesilag« die Peiiizerie M Psgr. Rr. 24«. Zivanzigster Jahrgang. Mttredacteur Für das Aeullleton vr. Lmll L««Ivl8 Dressen, Freitag, 3. September 187». Politisches. Die Magdeburger Zeitung bringt iiber die Stellung der deutschen Reichsrcgierung zu demAufstand in Bosnien und der Herzegowina eine, wahrscheinlich ofsictösc, Mitthcilung: „ES scheint uns die Ausgabe Deutschlands zu sein, einen Gegensatz zwischen Oesterreich und Nußland nicht auslommen zu lassen, die In teressen beider Verbündeten möglichst vereinigt zu halten. Darüber hinaus hat Deutschland selbstverständlich keine Verpflichtung, weder unhaltbare Zustände in den Donaulündern zu begünstigen, noch für die Fortdauer der wanlendeu Herrschaft der Türken über die christ lichen Vollüstämme cinzuftehcn. Wenn also Oesterreich und Ruß land sich über irgend eine Form verständigten, in welcher Bosnien von der türkischen Mißwirthschaft losgelöst werden kann, so hat sich Dem Deutschland sicher nicht cntgcgenzustellcn." Der deutschen Diplomatie fällt damit aber selbstverständlich eine bedeutsame Ver mittlerrolle von selbst zu und cs ivird sich binnen wenigen Monaten zeigen, ob sie der Aufgabe gewachsen ist, welche an sie hcrantritt. Darüber sind sich alle europäischen Großmächte einig, daß die orien talische Frage eine Negelung erfahren muß, ehe das europäische Gleichgewicht als hergestellt zu betrachten ist, ehe eine allgemeine Entwaffnung, zu welcher die finanziellen Verhältnisse überall drän gen, möglich ist. Man hat seit langen Jahren an dein zerrissenen Kleid der europäischen Türkei herumgefiickt, aber das Gewand ist immer morscher geworden und reißt den rPhloscn Diplomaten unter den Händen entzwei. Mit Polen ist man minder bedenklich gewesen und hat es flott getheilt und dazu wird man bei der Türkei schließ lich doch auch schreiten müssen. Die neuesten Nachrichten vom Schauplatz dcrJnsurrection sind nicht günstig für die Aufständischen. Die ungeordneten Schaarcn konnten dem Anprall des stehenden Heeres nicht widerstehen und mußten die Entsetzung der belagerten türkischen festen Plätze in der Herzegowina ruhig geschehen lassen. Die Insurgenten ziehen sich nach der serbischen Grenze, um sich, wenn Serbien sich für den Aus stand erklärt, dem serbischen Heer anzuschlicßen. Inzwischen wüthen die Türken voll Rachsucht in dem wiedercroberten Land und die brennenden bosnischen Wälder können diejenigen Großmächte auf Hellen, wie die milden BeruhigungSmittclchcn aussehen, welche der Muselmann anzuwenden versprochen hat. Rußland hat sich von jeher nur für Montenegro intcressirt, und der schlaue Fürst Nikita von Montenegro gehorcht den Weisungen aus Petersburg aufs Wort. Er hat bei dem Ausstand eine sehr zweideutige Rolle gespielt, sandte seinen Schwiegervater in das Lager der Insurgenten und ließ diesen die größten Versprechungen machen, wenn sic im Fall des Sieges sich weder Oesterreich, noch demFürstenthum Serbien, sondern Rion- tencgro unterwürfen. Inzwischen verhandelte Montenegro auch mit der Türkei, ließ türkische Truppen und Munition durch sein Gebiet passiren gegen die Zusage neuer Conccssioncn an Montenegro. Der russenfreundliche Großvezir Mahmud Pascha machte das Geschäft mit dem russischen General Jgnatiess und dem diplomatischen Agen ten Nilita'S schnell und glatt ab. Inzwischen ist freilich die Aufregung im Fürstcnthum Serbien bedenklich gestiegen. Fürst Milan bat nach langein Zögern ein Mi nisterium ernannt, welches sümmtliche Führer der Kriegspartei in sich schließt und der Jubel der Bevölkerung billigte die Wahl und äußerte sich in einem solennen Fackclzug. So ist denn der Aufstand noch nicht zu Ende, sondern nur in eine neue Phase getreten. Der Schauplatz zieht sich von der Save nunmehr nach der Lonau und be rührt dainit das Interesse Oesterreichs und Deutschlands nur noch mehr. Die türkische Negierung läßt ihre fanatisirtcn Horden ruhig wüsten, verspricht aber den Großmächten gegenüber das Blanc vom Himmel an Milde gegen die christlichen Unterthancn. Tic vergan genen 20 Jahre haben gezeigt, wie diePsorte solche Zusagen erfüllt. Nach dem Krimkricge verkündete der großherrlichc Erlaß vom IN Februar l855 wundervolle Dinge, von denen sich noch heute das Geringste bewahrheiten soll. Darin heißt cS unter Anderem: .»Mein theuerstcr Wunsch war immer, das Glück aller der Völker zu sichern, welche die Vorsehung unter mein kaiserliches Scepter stellte und daran arbeite ich seit meiner Thronbesteigung. Dank dem Allmächtigen trugen meine Mühen reiche Früchte. Es steigert sich der Wohlstand und das Glück meiner Staaten von Tag zu Tag. Ich will, unterstütztßdurch die Treue meiner Unterthancn und das freundliche Wohlwollen der Großmächte!, in diesem Sinne eine neue Acra beginnen, um mein Reich so zu vrgcmisncn, daß es in der Reihe der civilisirtcnNationen einen würdigen Platz entnehme. Ich will dainit das Glück aller meiner Unterthauen begründen, die mir alle gleich ivcrth und thcucr sind. Ich beschließe und ordne nun Folgendes an: Alle Zusagen, welche in Gul Hane und Zanzimat meinen Unter- thanen ohne Unterschied der Elasse und des Glaubens geleistet habe, werden hiermit neu bestätigt und sollen voll und wirksam durchgc- führt werden. Jede christliche oder nicht muselmännische Gemeinde hat ihre Rechte durch einen selbstgewähltcn Ausschuß im Sinne zeit gemäßer Reformen der Pforte vorzulegcn rznd prüfen zu lassen. Aus der Verwaltung ist jedes Vorrecht zu tilgen, welches auf Eon- fcssion, Abstammung oder Sprache begründet ist Die Wahl aller Beamten meines Reiches, welche mir völlig freisteht, werde ich nur nach Verdienst und Fähigkeit, nicht nach der Nationalität treffen. Gemischte Behörden haben über Civil-, Eriminal- und Handelssachen zwischen Muselmännern und Nichtmuselmännern künftig zu ent« scheiden. Die Gerichtsverhandlungen sollen öffentlich sein; die Eidesleistung nach dem Bekenntnis; der Bctheiligtcn. Die Gcldvcr- hältnissc sollen durch Gründung von Banken und Finanz-Reformen geordnet werden und des Reiches Wohlstand heben. Dazu sollen neue Canäle, verbesserte Straßen, Aufhebung aller Hemmungen des Verkehrs und des Ackerbaues beitragen. Der Fortschritt der Wissen schaft «Nd de» Künste, sowie das europäische Capital sollen dazu herangezogcn werden. So ist mein Wunsch und Wille und dieser kaiserliche Firmen soll in meiner Hauptstadt und in allen Theilen meines Reiches veröffentlicht und baldigst auf das Genaueste voll- sührt werden." Dieser Hat-Humavum ist 1855 veröffentlicht, aber niemals auSgeführt worden. Wollen die Großmächte sich noch einmal von der Pforte nasführen lassen, so könnte der Sultan sicher nicht mehr, wie vor 20 Jahren versprochen wurde, Zusagen und die Reformen blieben ebenso ein Blatt Papier. So wenig Dänemark Schles wig-Holstein je miidc regiert und gut verwaltet hatte, so wenig, ja noch viel weniger, ist das von der Türkei ihren christlichen Unter thancn gegenüber je zu erwarten. Geht der gordische Knoten nicht zu lösen, so muß er zerhauen werden. Deutschland brauchte Kiel und die freie Eider und Oesterreich braucht Bosnien und freie Savc- und Donau-Ufer. Rußland ivird sich beruhigen lassen, wenn Montenegro einen Thcil der Herzegowina bekommt. Wenn bei der Thcilung die Wage noch irgend schwankt, wirst Deutschland sein Brcnnusschwert hinein. Ist Deutschland mit der Eider- und Rhein frage fertig geworden, so werden wir mich wohl mit der Donau srage fertig werden. Dann aber ist der letzte Vorwand zur Ver größcrung der Heercsmacht gefallen; der unglückselige, bewaffnete Friede muß ein Ende nehmen und der Wohlstand Deutschlands aus geordneten und gesicherten Verhältnissen neu erblühen. locales «rrd Sächsisches. — Reicher Flaggcnschniuck in allen Theilen der Residenz zierte den gestrigen Festtag des großen Sieges von Sedan in einer würdi gen Weise und der weitere Verlauf der Feier constatirtc glänzend, daß die Theilnahmc der Behörden, Eollcgien und Vereine, soivie überhaupt des gesammten Publikums eine allgemeine war. Ein zelne Straßen der Stadt waren derart festlich geschmückt, wie wir uns nur noch aus den Tagen des Einzugs der siegreichen säch sischen Truppen nach dem glorreichen Kriege erinnern können. Bereits in den frühen Morgenstunden zog die Schuljugend, durch Musikchöre in freudige Marschbcwcgung versetzt, durch verschiedene Straßen, und das nationale Fcstlicd, welches den deutschen Trup pen auf den französischen Schlachtfeldern den Weg zum S>ege eb nete — die Wacht am Rhein — hallte allenthalben in Musik und Gesang wieder. Ein festlicher Actus in den Schulen u. s. w. verlieh der Feier des Tages die rechte Weihe und ernste Worte an die hoffnungsvolle Jugend werden ihren Eindruck nicht verfehlt haben. Durch die fahncngeschmückten Straßen der Stadt bewegte sich in endlosen Zügen dasPublikum in dcnMittags- stundcn, um die arrangirtcn Fcstzüge zu besichtigen oder sich dem großen Fcstplatze am Elbgestade zuzuwcndcn, auf welchem vor kO Jahren die große Festhalle des deutschen Sängcrsestcs in impo- nirendcr Ausführung prangto. Im Garten des Münchner Hofes formirte sich der große Fcstzng, welcher 10 Vereine in sich faßte. Fünfzehn Gesang- und die hiesigen 4 Turnvereine waren im Zuge vertreten, der sich in der dritten Stunde in Bewegung setzte und seinen Weg über die Moritzstraße, 'Neumarkt, Augustusstraße und die alte Brücke nach Neustadt nahm. Dichtgedrängte Mcnschen- masscn an den berührten Straßen und Plätzen ließen sich trotz des beginnenden Regens nicht abhalten, den imposanten Zug bis zum Schlüsse vorbeidesiliren zu sehen, und selbst am Fcst- platzc vermochte .jupitor plnvius nicht, seine mürrische Laune im vollen Umfange zu Ungrmstcn des Festes geltend zu machen, wenn er auch thciliveisc den Eindruck der Feier beeinträchtigte. Der ehe malige Festplatz der Sängerwiese selbst bot bei Ankunst des Zuges ein höchst überraschendes Bild, welches sich nach der Vertheilung der Thcilnehmcr des Zuges immer lebhafter gestaltete und durch den nachfolgenden Platzregen erst recht interessant wurde. Dem Pro gramm gemäß cröffnctcn die vertretenen Gesangvereine, dirigirt durch Herrn Oberlehrer Bieber, die Feier auf dem Fcstplatze, worauf die Freiübungen der Dresdner Turnerschaft begannen. Der strö mende Regen hielt die bebloustcn Turner in ihrem Wirken nicht ab, frisch, froh und frei ward fortgcturnt, bis die von Herrn Stadtrath Hcubncr übernommene Festrede begann, während welcher sich die Turner im Kreise uni den Redner schlossen. In mächtigen Tönen erschallte die Stimme des Festredners über den von Tausenden be lebten Festplatz und brausend erscholl das zum Schluffe gebrachte Hoch auf Kaiser, König und Vaterland. Der anhaltende Regen gc- statteteleider nicht dieRcdeindem bcabsichtigtcnUmfangc zu halten, abcr wenn auch kurz, desto nachhaltiger war die Mahnung des Redners an die vielen Tausende, das Gedächtnis; des ruhmvollen Tages von Sedan, welches in erhabener Frakturschrift zu Ehren und zum Heile des geeinigten Vaterlandes fort und fort als Vorbild der Ration leuchten möge, zu bewahre». Turner und Sänger wetteiferten mit einander, durch That und Wort den Ehrentag der deutschen Nation zu feiern, und als das machtvolle deutsche SicgeSlicd „Die Wacht am Rhein" erklang, da schwoll der Jubel der Tausende immer mehr und mehr. Inzwischen hatte sich der Himmel aufgeklärt und das Turnen nahm programmgemäß seinen Verlauf. Am Schluß des selben thcilte von der festlich geschmückten Tribüne Herr Oberbürger meister Pfotenhaucr, umringt von den versammelten Herten Stadt- räthcn und Stadtverordneten, ansoie besonders auSzuzeichncnden Turner die errungenen Preise in Gestalt von Eichenkränzen aus. Dieselben wurden an die verschiedenen Gruppen vcrtheilt und thcil- tcn sich in erste und zweite Preise. Hiervon erhielten erste Preise die Herren: Thomaschke ,vc»n Neustädter Turn Vereins Starke ldesgl.), Krakau zdesgl.), Grahl (deögl.), Frcycr, Graf (F-letch. Seminar), Schönbach, Illing ldesgl.) Zweite Preise die Herren: Fischer >Allg. Turnv.), kkrsiims (dcSgl., Garni (deSgl.), Wermann (desgl.), Greißcl cK. Seminar), Krcißig (desgl.), Werner und Funk (Zöglinge des Alt- und Ncustädtcr Turnvereins) und ehrenvolle Erwähnung Herr Schütter vom Königl. Gymnasium. Herr Oberbürgermeister Pfotenhaucr sprach in kurzen aber herz liche» Worten der Turner- und Sängerschaft für ihre trefflichen' Leistungen den Dank aus, betonend, daß die genannten Eorpora- tionen für das Gelingen der heutigen Nationalfcier wesentlich bei- gctragen haben. Durch das heutige Fest solle die Erinnerung wach gerufen werden an die glorreichen, unvergeßlichen Thaten der deutschen Armee und geweckt werden die Liebe zum großen deutschen Vaterlande. Der heutige erste Versuch zur würdigen Ge denkfeier des Nationalfestcs in Dresden habe einen glücklichen Ver lauf genommen. Dank Allen, die dazu beigctragcn haben, ihnen bringe Redner sein Hoch! — Jubelnd stimmte die Menge mit ein und unter Böllerschüssen schloß die schöne, von keinem Mißton getrübte Feier. In eben so glänzender Weise, wie der genannte Zug, gestaltete sich der von den sämmtlichen hiesigen Militär- vercinen arrangirte Fcstzug. Im geräumigen Zwingcrhofe formirten sich die ziemlich stark vertretenen und mit Fahnen erschienenen Vereine, an deren Spitze ein MusikcorpS ausgestellt war. Vom Zwinger aus bewegte sich der Zug um die katholische Hoskirche und hierauf durch das Gcorgcnthor in das königliche Schloß, auf dessen weitem Hofe Ouarrcc formirt ward. Der Gesang eines nationalen Liedes ging der von dem Viccpräsidcntcn des sächsischen Militärvercinsbundes, Herrn Inspektor Tannert, gehaltenen Rede, welche mit dem dreifachen Hoch auf König und Kaiser endigte, voraus. Durch das grüne Thor bewegte sich der Zug in den Zwinger zurück und löste sich dort auf, während die sämmtlichen Vereine in verschiedenen Localen für Abends specielle Feiern ver anstaltet hatten. Auch der Eoncertgarten der Feldschlößchen-Re stauration, wo die Gesangvereine „Orpheus" und „Lieder kreis" in Verbindung mit dem k. Berghautboistenchor concertirten, ivar besucht von circa 2500 Personen. Ein Festmarsch von E. Witting eröffnete das Eoncert und unter den Gesangspiecen wurden besonders die von den vereinigten Gesangvereinen vorgetragenen Lieder: „Das deutsche Vaterland" von G. Reichardt, und „Thuiska" v.W. Sturm mit großem Enthusiasmus ausgenommen. Die öffentlichen Plätze der Stadt waren in den Abendstunden durch Gasdccorationen prächtig erleuchtet. Einen herrlichen Anblick ge währte der hochspringende Wasserstrahl im Zwingerteiche, welcher durch clectrisches Licht in allen Farben von 8 Uhr an wcithm erglänzte. Besonders hoben sich unter den durch Illumination geschmückten Gebäuden Hclbig's Etabisscmcnt hervor. Marschner's Belvedere strahlte ebenso prachtvoll in die Ferne. Auch das Restaurant Kauf mann, Hauptstraße, soivie die Waldschlößchcn Stadt-Restauration imponirten durch ihre Gas- und Lampions-Tccorationcn. — Eine auffällige Mittheilung brachte jüngst die „Oberlaus. VolkSctg.' Sic meldete, daß eine Anzahl Gerichtsamtsbezirke im Begriffe seien, zu beschließen, den „Bautzcncr Nachrichten" wegen ihrer in neuerer Zeit immer mehr hcrvorgctrctenen Neigung zu den Ullramontancn, verbissenen Partikularsten und anderer reichsfcind- lichcr Gesellschaft die amtlichen Bekanntmachungen zu entziehen. Ein Gegenstück zu diesem beabsichtigten Vorgehen wird ans Borna ge meldet. Tort ist in dem Bezirksausschuß der Amtshauptmannschaft, iit welchem meist stockeonscrvativ und partilularistisch gesinnte Ritter gutsbesitzer, unter Andern der Freiherr von Friesen in Rötha, sitzen, die Haltung des „Bornaer Wochenblatt", welche eine gut nationale und liberale ist. zur Sprache gekommen und die Herren sollen sich mit dem Amtshauptmann dahin verständigt haben, das genannte Wochenblatt zwar als Amtsblatt bcizubehaltcn, indessen den Ver leger zu veranlassen, daß die Haltung des Blattes geändert werde. — Seit Sonnabend der vcrwichenen Woche betritt das Bau-- personal an der dritten Brücke endlich die Wiese, welche nordwärts des Ufers sich langhin nach der Wasserstraße zieht. Bekanntlich hatte der Besitzer derselben und des langen Feldes dabei anfänglich das bedeutende Stück Land, dessen nicht zum Brückenbau bcnöthigtcs Land zu 8 Villen bebaut werden soll, nnt verlausen und das Wie sen- und Fcldgrundstück nur cm Ganzen verkaufen wollen. Da ihm aber der Preis des Baulandes, den er forderte I Thlr. 11 Ngr. die Quadratcllc), nicht gewährt winde, so einigte man sich nur auf Ab tretung des zum Brückenbau bcnöthigtcn Streifens und behält der Privatmann das andere, bei Weitem größere Stück für seine Ver wendung zurück. Wir hören, daß bereits Käufer von Bauland mit ihm deshalb in Unterhandlung stehen, da sein Preis noch nicht ganz so thcucr ist, als der manches Stück Landes in keineswegs vortheil- hastcrcr Lage. — Die Dresdner Industrie arbeitet viel billiger als n a nach der gestrigen Notiz über den Pirnaische» Elb-Brückenbau vcrmuthen lönittc! Herr Kühnschcrf, unser i» der Fabrik Schlosserei renom- mirter Mitbürger, hat das Geländer zu dieser Brücke (1 k53 Felder mit 1102Metern oder 833EcntncrGcwicht) nicht für 30,000Thlr., sondern 33,000 M a rk geliefert. — Gegenwärtig legt man breitere Trottoirs vom Victoria hotel zur Börse und hilft damit einem dringenden Bedürfnis; ab. Hoffentlich kommt dann die Reitbahn- und Earolaftraßc daran, die, als eine Hauptverkehrsader zum Staatsbahnhof, viel zu schmale Trottoirs hat. ^ — Vor einigen Tagen hatte eine in Wachwitz wohnende Dame ihr Dienstmädchen mit einer Geldsumme herein nach der Stadt geschickt, um damit die Rechnung zu bezahlen. Das Mädchen kam nicht wieder, hatte aber auch das Geld an der betreffenden Stelle nicht abgcliefert. Gestern früh wurde die der hiesigen Polizei von früherher bereits bekannte leichtsinnige Fliege in einem hiesige» Gasthofe, wo sie genächtigt hatte, aufgcgriffen und in ihr auch eine Person entlarvt, welche mit einem dienstlosen Mädchen vor einigen Tagen in einem hiesigen Gasthofc übernachtet und ihrer Genossin deren gesammte aus ca. 15 Thlrn. bestehenden Ersparnisse gcstoh!- lcn hatte. — In der vorvorigen Nacht wurde ein Bummler in der Landhausstraße angehaltcn, der einen eisernen Gartcnftuhl mit sich führte. Die angestellten Erörterungen ergaben, daß der Garten stuhl aus dem dato ro»Io von Torniamcnti auf der Terrasse her» rührte und dort gestohlen war.
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