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Numme bis B-r«- 27. Jahrgang. Nr. 200. Donnerstag, den 30. August 1900 Redaction und Expedition: Bahustraße 3 (nahe dem K. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Ernstthal. Raum für oen Reclame LS Pfg Annahme der Jnfer 10 Uhr. Größere Anzeigen Vieh. Der Schaden beträgt weit über 100 000 Mark. Transvaal. Pretoria, 28. August. Es verlautet, daß Steijn sich mit Krüger vereinigt habe. 25 von de Wels Leuten wurden am Sonnabend nordwestlich ovn Pre toria gefangen genommen. Die Bur-n in Pretoria er klären, Botha werde den Engländern noch einmal Wider stand leisten und dann den Krieg beendigen. Steijn und Krüger beabsichtigen, das Land über die Delagoa- bai zu verlassen. Das Gebiet im Westen ist jetzt ziemlich sicher. Das Zusammentreffen der Capitulation der Buren bei Harrysmith mit der Rückkehr de Weis läßt die Annahme zu, daß die Frcistaatburen nicht ge neigt sind, sich einer anderen Expedition anzuschließen. Außer bei Harrysmith hat eine große Anzahl Buren bei Heidelberg und Standerton die Waffen gestreckt. Die selben werden gemäß der neuen Proclamation behandelt! werden. bis zum letzten Augenblicke bei ihm. Cordua setzte sich wunderbar gefaßt auf den bereit stehenden Stuhl und ließ sich die Augen verbinden. Darauf ertönte das Commando „Feuer!", Cordua warf seine Arme in die Höhe und fiel todt zu Boden. Sechs Kugeln halten feinen Körper an verschiedenen Stellen durchbohrt. Der Tob trat augenblicklich ein. Nachdem der Arzt consiatirt hatte, daß das Leben erloschen sei, wurde der Körper in dem benachbarten Garten bestattet. Der Gefangene benahm sich durchaus tapfer. Das Abfeuern der Salve wurde außerhalb des Gefängnisses vernommen, so daß sich die Nachricht von der Hinrichtung wie ein Lauffeuer in der ganzen Stadt verbreitete. — Die englische Presse über das Todesurtheil gegen Hans Cordua. Der „Daily Chronicle" schreibt: „Wir hören mit Bedauern, daß das über Hans Cordua vom Kriegsgericht in Pertoria ausgesprochene Todes urtheil bereits vollstreckt worden ist. Unserer Ansicht nach ist dies der erste Fehler, den Lord Roberts be gangen hat, seit er die Leitung in Südafrika übernahm. Das Verbrechen verdiente zweifellos Strafe; auch ist es wünschenswerth, daß jetzt ein Exempel statuirt wird; aber die unglückliche Verbindung des britischen Detektivs Gano mit der Verschwörung macht es ver dächtig und entkleidet es jener erforderlichen Elemente der Gerechtigkeit, die ein solches Eexemplar charakteri- siren sollten." Das Blatt führt dann zwei Präcedenz- fälle an: die Erschießung von Franctireurs durch die Deutschen und meint, die Deutschen hätten nicht beab sichtigt, nach dem Kriege in Frankreich zu leben, und England hätte nicht den Wunsch, bei den Buren ähn liche Revanchegedanken zu erzeugen; ferner die Pazi- fikation von Tirah im letzten Afridi-Feldzuge, bei welcher Gelegenheit Sir W. Lockhardt zur Beendigung des Aufstandes das Land mit Feuer und Schwert verwüstet habe, aber auch in diesem Falle hätten die Engländer nicht be absichtigt mit den Afridis später zusammen zu leben, und die Afridis seien keine weiße Rasse. Jetzt scheine Lord Roberts seiner jüngsten Proklamation Nachdruck verleihen zu wollen. Doch hätte er die Gelegenheit dazu ungünstig gewählt. Diese Handlungsweise scheine ihm von England aus diktirt worden zu sein. Die „Daily News" sagt, die Exelution sei die verzweifelte Nothwendigkeit der Lage. Die „Morning Post" meint, sie würde die von Verrath schwarze Luft Südafrikas reinigen. Der „Daily Telegraph" hält die Strafe für eine gelinde, obgleich die Rolle Ganos durchaus keine befriedigende gewesen sei. München, 28. August. Im Dorfe Plankstadt zerstörte ein großer Brand 25 Häuser, viele Scheunen mit der eben eingebrachten Ernte und Stallungen^ mit — Welche unseligen Folgen die Trunksucht zeitigt das ersieht man wieder aus einem Verwaltungsbericht, des RatheS zu Dresden. Von den in fünf Jahren im städtischen Jrrenhause Aufgenommenen waren 566 ledig lich durch die Trunksucht wahnsinnig geworden. Rechnet man noch die hinzu, welche durch die Trunksucht zuerst eine andere Krankheit als Irrsinn bekamen, aber endlich doch noch irrsinnig wurden, so ergiebt es sich, daß 50 Procent, also die Hälfte der im Jrrenhause aufgcnom- menen Männer, durch den Trunk sich um ihren Ver stand gebracht hatten. Ein Professor Demme beobachtete zehn kinderreiche Familien, in denen die Eltern bezw. Voreltern tranken und zehn kinderreiche andere Familien, in denen die Eltern nüchtern lebten. Die Familien der Trinker hatten 57 Kinder aufzuweisen, von den 12 bald nach der Geburt an Lebensschwäche starben und 36 kränklich waren, nur 9 hatten sich normal entwickelt. Hingegen wurde in der anderen, in der Gruppe der nüchternen Eltern, 61 Kinder gezählt. Davon starben TÜefes Btatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Psg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Tagesgefchichte. Deutsches Reich. cm -Zur Vorgeschichte der Ernennung des Grafen Waldersee checken die „Deutsch-Socialen Blätter" an geblich aus ganz sicherer Quelle mit: Eine hohe Frau von deren schwerer Erkrankung einzelne Zeitungen jüngst zu berichten wußten, ist keineswegs so leidend, daß sie nicht noch jede Gelegenheit wahrzunehmen bereit wäre, um tue Interessen ihres Vaterlandes zu fördern. Sie kennt den hohen Sinn ihres erlauchten Sohnes, der darauf gerichtet ist, dem deutschen Volke den ersten Platz unter den Völkern der Erde zu sichern, und da man neuerdings in England wieder entdeckt hat — und ein englischer Staatsmann hat es in den letzten Tagen officiell ausgesprochen —, daß die Interessen Englands und Deutschlands in den meisten Fällen die gleichen seien, so erschien der Zeitpunkt sehr geeignet, dem Deutschen Reiche eine Ehrung zu erweisen. Ihre Maje stät die Kaiserin von Rußland, bekanntlich eine Enkelin der Königin Victoria, der dieser Plan unterbreitet wurde, hat ihren hohen Gemahl dann veranlaßt, unserem Kaiser den Vorschlag zu machen, daß Graf Waldersee zum Oberbefehlshaber Präsent,rt werden möge. Zarte Damen hände haben also dem Deutschen Reiche die verant wortungsreiche Ehre der Führerschaft in Ostasien ver- schafft. — Die Einnahme der Reichspost- und Telegraphen verwaltung hat für das erste Drittel des laufenden Etatsjahres 129,3 Millionen Mark oder 7,4 Millionen mehr, als im gleichen Zeiträume des Vorjahres, und die der Neichs-Eisenbahnverwaltung 30,2 Millionen oder 2,8 Millionen Mark mehr betragen. Die Einnahme der Post- und Telegraphenverwaltung ist im Etat für 1900 mit 393,1 Millionen Mark veranschlagt. Würde das Ergebniß de» ersten Drittels des laufenden Finanzjahres einer Schätzung des Gesammtertrages des ganzen Jahres zu Grunde gelegt, so bliebe der dabei herauskommende Betrag um etwa vier Millionen hinter dem Etatsansatze zurück, jedoch ist zu bedenken, daß der Herbst und Winter die Zeiten des gesteigerten Verkehrs sind und deshalb höhere Einnahmen als Frühjahr und Sommer auch bei der Post- und Telegraphenverwaltung in Aussicht stellen. Man kann also ziemlich gewiß sein, daß der Etatsansatz in der Einnahme dieser Verwaltung nicht nur erreicht, sondern noch übertroffen werden wird. Eine ähnliche Schätzung bei der Reichs Eisenbahnverwaltung ergiebt einen Ueberschuß von 4'/, Millionen Mark über den Einnahmeansatz von 86,2 Millionen. — Ueber die Hinrichtung des Leutnant« Cordua in Pretoria theilen die „Central News" nachstehende Einzel- heilen mit: „Die Hinrichtung fand am Freitag Morgen im Gefängnißhofe unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Da« Todesurtheil wurde dem Gefangenen am Donnerstag Nachmittag mitgetheilt. Er nahm die Mit- theilung anscheinend ohne Erreguna entgegen. Später jedoch fragte er, ob noch die Möglichkeit vorliege, daß da« Todesurtheil aufgehoben werden könne, und gab sich der Hoffnung, daß die« geschehen würde, noch bis ^zum Morgen der Hinrichtung hin. Am Donnerstag Abend be- suchte ihn ein deutscher Geistlicher, der bet dem Gefangenen die ganze Nacht über blieb, und dessen Tröstungen letzterer ein aufmerksames Ohr lieh. Ihn.beauftragte Cordua, seinen Verwandten in Deutschland em Lebewohl zu über mitteln. Am Freitag Morgen trat d.e Wachemseme Kelle um ihn zu fesseln. Cordua bat, d,es zu unter Assen worauf die Wache von ihrem Vorhaben abstand. Festen Schrittes trat der Gefangene in den Gcfangmßhof. Ohne Beistand und ohne da» geringste Ze^ Furcht zu verrathen, stellte er sich an tue Mauer den Rücken dem Detachement von lO Mann zugewandt, da mit der Execution beauftragt war. Der Geistliche Nr. 133 „ 10.-12. der Stab des Feld.-Art.-Reg. Nr. 68 und d. Reg.-Stab und die 1., 2-, u. 3. Comp. d. Jnf.-Reg. Nr. 133 „ 12.—15. der Reg.-Stab und d. 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Comp. d. Jnf.-Reg. Nr. 104 u eine Sanitäts« und Markirte Abtheilung.' — Jubiläum der Göltzschthalbrücke. Die Göltzsch- thalbrücke bei Mylau wird in Kürze den Tag ihre« 50jährigen Bestehens verzeichnen können. Um die jetzige Zeit war man damals bereits dabei, einen Theil der vielmaschischen Rüstung, welche das Riesenbauwerk um strickt hielt, abzutragen. Da lies eines Abends, es war am 24. August 1850, das unbestimmte Gerücht um, das Gerüst der Göltzschthalbrücke sei eingestürzt. Es hatte damals ein heftiger Sturm geherrscht. Zum Glück bewahrheitete sich die Nachricht nicht im vollen Um fange. Immerhin war aber doch der größte Theil der Rüstungen der beiden obersten Etagen an der Netzsch kauer Seite zusammengebrochen und hatte andere Theile mit in die Tiefe gerissen. Da die Arbeitsplätze in der Hauptsache bereits leer waren, ging da« Vorkommniß verhältnißmäßig gut ab. Etliche Personen hatten aller- dings Verletzungen, jedoch nur leichte, erlitten. Wäre das Unwetter bei voller Schicht und einige Monate früher gekommen, so wäre unsagbares Unglück die unab- weisbare Folge gewesen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 29. August. — Der von der fiskalischen Straße in Oberlung witz ungefähr 300 m oberhalb der Poststraße bei dem Försterschen Grundstücke abzweigende und zur Poststraße gleichlaufende Fußweg nach dem Logenhause, dessen eine Strecke von dem Logenhause ab nach Oberlungwitz zu längs der Parzellen Nr. 1030, 1031, 1048 und 1056 des Flurbuchs für Oberlungwitz bereits eingezogen worden, ist mit Genehmigung der Kgl. Amtshauptmann schaft und des Bezirksausschusses auch hinsichtlich der Strecke von diesen Parzellen ab bis zu den Parzellen 189 und 191 des Flurbuchs für Oberlungwitz in der Nähe der fiskalischen Straße für den öffentlichen Ver kehr eingezogen worden. Oberlungwitz. Von den in der Umgegend manöverirenden Truppen werden voraussichtlich im hiesigen Orte im Laufe des künftigen Monats Quartiere ! beziehen und zwar: ' vow 1.-5. die 1. u. 2. Batt. d. Feld.-Art.-Reg. Nr. 68 6- ^0. die I. Eskadron des Husarenreg. Nr. 19 6.—10. der Stab d. II. Bat. u. d. 4., 5., 6., 7. 8. Eomp. d. Jnf.-Reg. Nr. 134 10.—11. Markirte Abth. u. d. II. Bat. d. Jnf.-Reg. El», für tzchnslm-MWck, MrluMh, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf