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General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend : 10.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384843-189811108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384843-18981110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384843-18981110
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
General-Anzeiger für Chemnitz und Umgegend
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-11
- Tag 1898-11-10
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Monat
1898-11
-
Jahr
1898
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Liese verbreitetste unparteiische Leitung erscheint Wochentags Abends (m>,Datum deS nächsten LagcS) und lostet mit den sechs wöchentlichen Beiblättern: 1 Sächsischer Erzähler, L. Kleine Botschaft, L. Gerichts-Zeitung, 4. Sächsisches Allerlei, k. Jllustrirtes Unter- haltnugsblatt, Lustiges Bilderbuch für Chemnitz: Monatlich 40 Pfennig«; bei den Postc»,statten: Monatlich SO Pfennige. 1698. Postliste: Nr. L80S. »Negramm - Adresse: Sie«eral»nzeiger, gerusprechslelle Nr. isa. General- Donnerstag, den 10. November. Anzeiger für Chemnitz und Umgegend. lLächfischer La»deS-Sl«zeig«r1. - Gegründet 1«V» als „A»,»iger" re. Verlag und Rotationsmaschinen - Druck von Alexander Wied« in Chemnitz, Theaterstrab« Rr. 8. Anzeigenpreis: Sgespalten« Torpuszeite (ea.S Silben fassend) oder deren Raum 15Pfg. (Preis verzeichnisse !r Zeile 30 Pfg.)— Bevorzugte Stelle (Sgespalten» Petit-Zeile circa 1t Silben fassend) 30 Pfg, — Anzeigen können nnr bis Bormittag lü Uhr angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit erfordern. Geschäftliche Anzeiger-Inserat« finden für billigsten Preis zugleich Berbreitnng durch di« täglich erscheinende Chemnitzer Eisenbahn-Zeitung. Amtliche Asszeigen. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Donnerstag, den >0. November 1698, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschäftliche Miitheilnnge». 2. Berichte des Finanz - Ausschusses über: a- die Rathsvorlage, die Ausleihung von Hypothekenkapitalie» aus Stadtkassen betreffend, b. die NathSvorlage, den Wegfall der VerbindniigSstraße zwischen der Aunabergerstraße und dem Schütze,lgaßche», sowie neue Feststellung der Breite des Schüheugäßchens betreffend, o. die Rathsvorlane, den Anschluß der Vorbildersammlnng an die Reichsfernsprechlciinttg betrcffesid, cl. die NathSvorlage, eine Beihilfe zur Be willigung von Preises» an den Erzgcbirgischen Garienbauvcrein betreffend. 3. Bericht des Wahl-Ausschusses über: die Ablehnungserklärung des zum Stadtverordnete» einbcrufenen ersten Ersatzmannes der Ansässigen, Herrn Carl Friedrich Waldemar Meinhold, Schankwirth, Bergstraße 33, betreffend. 4. Berichte des Prüfnngs - Ausschusses über: a. die Rechnung verschiedener Einnahmen und Ausgaben aus das Jahr 1897, b. die Rechnung des Auf wandes ans Anleihemittcln ans das Jahr 1897, o. die Rechnung des Armenversorgungshauscs und der an dasselbe geleistete» Vorschüsse aus das Jahr 1897, ck. die Rechnung über die in» Jahre 1897 vereinnahmten, in Wegfall gestellten und in Rest verbliebenen Kommnn-Anlagcn, Schul-Anlagen, Kirchen - Anlagen, Wasserleitungs--Steuern und das Persönliche Geschoß. 6. Berichte des Verfass,lngS-Ausschuffes über: n. die NathSvorlage, betreffend die Einreihung neu zn begründender Stellen in die Skala der Kaffen- Rechnungs- und Kanzlcibeamten, b. die NathSvorlage, betreffend die Auf hebung deS bisherige» Regulativs der Stadtbibliothck, v. die Rathsvorlago, betreffend die Begründung einer Expcdicntenstelle Lei der Hauptbuchhalterei, ä. die Raihsvorlage, betreffend die Gutachicn der Schiedsrichter Herren Meng und Küchenmeister und die Bewilligung des Schiedsrichierhonorars für Herr» Meng, o. die NathSvorlage, betreffend den Ausbau der städtischen Feuerlösch- Anstalte». — Hierauf geheime Sitzung. Die Rückreise des Kaiserpaares. Das Kaiserpaar ist, wie wir schon berichtet habe», nm Montag nach 5 Uhr linier geradezu frenetischem Jubel der Bvölkerung bei prachtvoller Illumination in Damaskus eingelrvffc». Die Eisenbahnfahrt über den Libanon war höchst genußreich; die Vergiltst sehr erfrischend. Ueber den Einzug des Kaiserpaares wird noch gemeldet: Die Kaiserin fuhr jn vierspännigem Wage», der Kaiser war zu Pferde. Infanterie und Kavalleristen, sowie die Schüler bildeten Spalier; die Bevölkerung, die in ungeheurer Menge herbeigeströmt war, hielt die Straßen und die Dächer der Häuser dicht besetzt und begleitete die Majestäten mit unbeschreiblichen Jnbelrufen. Das Wetter war schön. Fm Militär« serail fand um 7 Uhr das Diner statt. Scho» gestern wurde grmeldet, das Kaiserpaar werde, um den Tcmperalurwcchsel für die Kaiserin auf der Rückreise weniger schroff zu machen, die Heimreise ganz ans See zurückziilegcii. Heute meldet die „Köln. Ztg." aus Madrid: Vor dem Beginn des Ministcrrathcs erklärte Ministerpräsident Sagasta, laut einem Telegramm aus Cadix scheine Kaiser Wilhelm zn beabsichtige», auf der Rückreise dort anzu legen. Der Miuistcrrath beschloß, wenn diese Nachricht sich bestätigen sollte, das spanische Geschwader z»m Empfange dorthin zn senden. Weiler vecsichert die „Köln. Ztg." in einem Berliner, augen scheinlich inspirirlen Telegramm, gegenüber den Meldungen, das Kaiserpaar werde von Genua nach Berlin znrückkchrcn, die Rückfahrt ersolge per Schiss durch den Atlantischen Ozean und die Nordsee, sodaß die Ankunft im deutschen Hafen schwerlich vor Ende dieses Monats z» erwarten sei. Jedenfalls erfolge die Rückkehr des Kaiserpaares so, daß der Kaiser am 29. November den Reichstag Persönlich eröffnen kann. Durchaus unbegründet seien die Aus Schiller s Kiel'esleverr. Ein Skizzeublatt zu Schiller's Geburtstage, 10. November. Von Alexander Härli». (Nachdruck verboten.) Als Schiller, des Zwanges der Militärakademie ledig, in die Welt yinanstrat, war er ei» hochaufgeschossener, ungeschickter Jüngling von Wenig einnehmende» Formen, der zuweilen selbst einen an's Komische grenzenden Eindruck machte, und wie die Welt überhaupt, so kannte er speziell die Frauen recht wenig. Erst die Liebe hat ihn erzogen, gesellschaftlich und menschlich. Sie hat seine Sitten ver edelt, hat sein Denken i»id Empfinden verfeinert, seine Ersahrung und Menschenkenntnis; bereichert und vertieft. Gerade dieser so ganz im Reiche des Idealen wohnende Genius brauchte vor Anderen die Fraucnlicbe, n»> ans der Erde heimisch zn bleiben und sich glücklich zu fühle», und cs hat etwas Rührendes, wenn Schiller im instink tiven Gefühle dieses Bedürfnisses schon 1784 »ur von einer Heirath sich glückliche Ruhe für sein Herz und für seinen Geist die nöthige Freiheit und Muße verspricht. Eine ähnliche Empfindung drückt er, nur noch entschiedener und klarer, vier Jahre später in einem Briese an Körner ans, in dem er nach einer »nttiilerbrvcheneii Reihe feiner, wohlthntiger, häuslicher Empfindung'n verlangt, die ihn für die Freude stimmen und sein erstarrtes Wesen wieder durchwärme» solle». Aber auch geläutert hat die Liebe diesen starken, brausenden, gahrciidc» Oec>t. Von allem weibliche» Umgänge lange fcrngehalieii, fühlte er in der Freiheit das mächtige, feurige Verlangen eines Temperaiiients. Und da sich dazu eine reizbare Phantasie gesellte, so war Schiller von den Frauen leicht zu erobern, wen» sie anstellten. Ja, „eine Kokette, jede Kokette kann mich seiieln , so klagt er; „entzünden (zn dauernder Liebe) kan» mich ke»ie, aber beunruhigen genug". Eindrucksfähig und liebesbedürftig, )a lietzeshuiigrig, wie der empfindsame und zärtliche junge Poet war, komile» ihm schwere Versuchungen nicht erspart bleiben, und die Libertiuage, die den Geist jener die Schranken der hergebrachten Moral, der Standes,„iterschiede, der gesellschaftlichen Konvcntivnen revolutionär zerbrechenden Zeit, und ganz besonders den der da malige» Künstler, und SchriststeUerkreise kennzeichnete, mußte diese Versuchungen besonders gefährlich machen. Nicht als milde Freundin kam die Liebe zu diesem Fcnergclste, sie kam über ihn, wie der wilde Frühling-sturm, sie zerbrach das Morsche, aber sie reinigte seine 'Seele auch, sie ebncle neuen Bildungen, neuer Schöpferkraft die Bahn, sie führte ihm tausendfachen fruchtbaren Same» zu. Wenn .etwas in, Stande ist, »ns die Gestalt dieser sittlichsten aller englischen AnSstreumigen, daß die Abkürzung der Reise in Syrien mit einer politischen Angelegenheit zu thun habe. Die lange See reise erfolge, um das Kaiserpaar für den Eintritt in den Winter körperlich zu stärken. Das Blatt bezeichnet ferner die englische Blättermeldung, Rußland wolle Frankreichs Schlitzherrschaft über die Römischen Katholiken im Osten nachdrücklichst unterstütze», als unwahr. Politische Rundschau. Chemnitz, 9. November 1699. Deutsches Reich. — Der Biindesrath hat einen Entwurf von Bestimmungen über die Einrichtung »nd die Führung des Vereins, registers und des G ü t e r r e ch t s r e g i st er s nach de» Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches angenommen. Darnach erfolgen die Eintragungen in die Register auf Grund einer Be» sügnng des Amtsgerichts. Werden die Geschäfte des Ncgisterführers nicht von einem Richter wahrgeuommen, so soll die Verfügung den Wortlaut der Eintragung scststellen. Für die Führung der Register hat der Bnndesr.th besondere Formulare vorgeschriebe» und deren Gebrauch durch beigegebeue Muster erläutert. Für jede» eingetragenen Verein werden besondere Akte» gehalten, in welche die zur Ein tragung bestimmten Anmeldungen nebst den ihnen bcigefügtei, Schrift stücke», die gerichtlichen Verfügungen» die Milth.ilungen anderer Behörde» »nd die Nachweise über die Bekanntmachungen aufziinchmen sind. Für die ein Ehepaar betreffenden Eintragungen in das Güter» rechtSregister kommen außer den Familiennamen und Vornamen der Ehegatten besonders in Betracht: die Beschränkung oder Aus schließung des der Frau »ach Z 1 13b? des Bürgerliche» Gesetz buches zustehende» Rechtes, sowie die Aushebung einer solche» Be schränkung oder Ausschließung (nämlich des Rechles der Frau» inner halb ihres häuslichen WirkuiigskreisenS des Mannes Geschäfte für ihn zu besorgen und ihn zu vertreten), semer die Ausschließung oder Acndernng der Verwaltung und Nutznießung des Mannes, sowie dcr etwaige Einspruch des Mannes gegen den selbstständigen Betrieb eines Erwcrbsgeschästes der Frau oder der Widerruf seiner Ein willigung, sowie die Zurücknahme des Einspruches oder Widerrufes. — Schon öfters mußte vvn Hetzereien des Klerus gegen das Deutsch chnm berichtet werde». Ein solcher Fall spielte sich dieser Tage vor der Metzer Strafkammer ab, welche den Pfarrer Lieber zu St. Jure zu 14 Tage» Gefänguiß verurlhellte, weil er vor den letzten Manöverii in der Kirche gepredigt hatte: „Wenn die Truppe» in dieser Woche einrücke» werde», möchte ich Sic bitten, auf Ihre Portemonnaies und Ihre Kinder Acht zu geben." Lieber ist ei» junger Mann vvn 31 Jahre», der also seine gesammle Ausbildung unter der deutschen Regierung erhalten hat und von dieser auch sein Gehalt bezieht. — Wie die „Germania" berichtet, hat die in Fulda tagende Bischofs-Konferenz beschlossen, wegen der Schenkung des Grundstücks „Dormitio» de la Saiutc-Bierge" in Jerusalem eine Dankadresse a» den Kaiser zu richten. — Wie die „Hamb. Nachr." mittheile», sind bis jetzt aus den Kreise» Hadersleben und Sonderburg im Ganzen 60 dänische Untcrt Hanen ausg «wiesen worden. Diese Ausweisungen er folgten, well die Anzahl der Dänen in diesen beiden Kreisen von Jahr zu Jahr größer geworden ist und die dänische Agitation so wohl an Umfang, wie a» Stärke neuerdings außerordentlich zuge- »ommen hatte. Wie die Kvpenhagener „Nationaltidende" jetzt meldet, sind wegen der nordschlcswigschen Ausweisungen von Dänemark diplomatische Vorstellungen in Berlin erhoben. Doch, fügt das Blatt Hinz», entweder seien diese Vorstellungen noch nicht an die rechte Instanz gelangt, oder die darüber geführte» Verhandlungen seien »och nicht abgeschlossen, oder endlich hätten sie sich als fruchtlos er wiese». Letzteres dürfte wohl der Fall sein. — Unsere Landsleute im Auslande. Aus der „New Orleans Deutschen Zeitung" vom 23. Oktober d. I. reproduzirt di« „Nvrdd. A. Z." eine Ansprache des Professors I. Hanno DeilerS, dcs Präsidenten der Bereinigte» Deutschen Sänger von New Orleans, a» die Offiziere des demschcn Kreuzers „Geier", welche die An hänglichkeit unserer Landsleute an ihr Mutterland in zu Herzen dringenden Worten zum Ausdruck bringt. Nachdem die Offiziere de- „Geier" an, 22. v. M. einer Einladung des Prcßklubs gefolgt waren, erschienen sie in Begleitung des Konsuls des deutsche» Reich- Herrn v. Meyscnbug, des StadtobcrhanpteS Mayor Flower, de- Hafenkollektvrs Wimberley ». A. in dem Saale der „Bereinigten Säuger", woselbst sie mit nachstehenden Worte» deS Professors DeilerS , begrüßt wurden: ^ „Seien Sie uns recht von Herzen willkommen, verehrte Herren! seien Sie uns begrüßt als die Träger und Hüter dcr stolzen Flagge Deutschlands, die heute, dank der endlichen Eintgimg der so lange ge trennten Vruderstciinme, dank der zielbewussten n»d thatkrästigen Politik der Negierung dcs Reiches und dank der Tüchtigkeit der deutschen Marine, selbst in den fernsten Zonen schützend über den Landes» kmder» weht. Wir grüßen Sie auch als unsere lieben Stanimesgenossen, als An gehörige desselben Volkes, dem auch wir unser Leben, unsere Erziehung, dir süßeste» Erinnerungen der Jugend und die schönsten Ideale unseres Lebens verdanken. Leider ist aber, wie wir höre», nachdem Sie kaum angekommen, auch schon wieder die Stunde Ihrer Abreise nach Südamerika festgesetzt, so daß die Freude der BewiRoninimmg durch den nahenden Abschied ge- tiübt wird. - Unsere herzinnigsten Wünsche folgen Ihnen auf Ihre» weite» und ge fahrvollen Reife». Mögen gütige Mächte Sie geleiten, und möge Ihne» Allen, nach ruhmreich vollbrachter Mifsivn, eine glückliche Heimkehr be> fchicden sein! Grüße» Sic uns nufere Stamttiesgenossen, wo immer Sie auch weilen, und wen» Sie den Bug zur Heimfahrt wenden, bitten wir Sie, nehmen Sie daun auch unsere Grüße an die liebe Heimath mit. Sagen Sie, daß die Deutschen Amerikas das Bild der Heimath, daß sie das Bewußtsein ihrer Diiiikesschlild an Deutschland tief im Herzen tragen; sagen Sic, daß wir auch -hier in New Orleans noch deutschen Geist, daß wir deutsche Sitte und deutsche Ideale Pflegen, »nd wenn auch Misere Kräfte schwach sind, so doch miscr guter Wille und nufere Treue niemals wanken werden." Ausland. Oesterreich Ungarn. Aus Wien wird milerm 8. November gemeldet: Das Abgeordnetenhaus setzte die Debatte über die Anklage- aiiträgc gegen das Ministerium Thun fort. Der Abgeordnete v. Jaworsli erhebt Namens dcr Pole» und der Mehrheit des Hauses gegen die Aeiißernnge» Schönercr's in der letzten Sitzung Wider- Pruch. Abgeordneter Freiherr v. Hackelbcrg (verfassungstreuer Groß grundbesitz) ruft: «Auch in unserem Namen." v. Jaworski erklärt Weiler, die Polen erblickten in Oesterreich den Hort für die Ent- PersönliclMen aus unserer Geschichte noch werther zu mache», als sie uuS schon von Kind auf ist, so ist es der Ernst, der Muth, die Männlichkeit, mit der er all' jene Versuchungen überwindet. Er ist rein geblieben, er hat überwunden, und hat dadurch sich seine volle sittliche Kraft, den Herzschlag seiner Dichtung, bewahrt und sich des LiebeSglnckes würdig gemacht, das ihm schließlich beschieden war. Die Amalia in den „Räubern" legt von Schiller's damaliger geringer Fraueukcuutniß deutliches Zeugnis; ab; sie ist nicht viel »uhr, als eine Art Mannweib, und vvn eigentlich weiblichen Züge» ist kaum der eine oder ande.e an ihr zu bemerken. Ganz anders steht es bereits nm Ficsko's Lconore, und um die Luise Millcrin, in denen zweifellos ein eigcuthnmliches und feines weibliches Empsindimgsleben anschaulich geschildert ist. Dazwischen liegen eben des Dichters erste Erfahrungen i» der Liebe, liegen auch jene leiden schaftlichen Liebescrgüsse, die unter der Bezeichnung „Gedichte an Laura" bekannt sind. Man hat als das Modell Laura's jeueHaupt- mannSwitlwe Lnise Dorothea Bischer erkennen wollen, bei der der Ncgimentsmedikus Schiller 1781 wohnte. Daß zwischen ihnen ein Verhältnis; bestanden hat, scheint außer Zweifel. Fragt man sich, was Schiller zn der bereits 30jahrigen, durch Reize wenig hervor ragenden Witwe hingezvgcii haben kann, so muß man eben in dem Bedürfnisse des Einsame» und in hartem Zwange Aufgezogene» nach Liebe und in seiner Phantasie die Ursachen suchen, — in seiner Phantasie, die leicht jedes Weib, das ihm freundlich entgegenkam, zu einem Jdcalgeschöpfe umbildcte. Und so hat Portig in.seinem Werke „Schiller in seinem Verhältuiß zur Freundschast und Liebe" sicher rech', wenn er die „Vischerin" als das zufällige Modell bezeichnet, daS ihm zn seinem in den Laura-Ode» zu Tage tretende» Phantasie- Ideale der Liebe gesessen habe. Später loste sich das Verhältuiß zu dcr Hanptmannswittwe in eine gute Freundschaft auf; »och 1783 sandte ihr Schiller ein „Markt-präsent nebst einer Silhouette." Zeigt die Beziehung zur Vischerin, wie mächtig den schwärmerische», jungen Poeten allein schon dcr Verkehr mit d.m anderen Geschlechte bewegte, so kann man sich leicht denken, daß sein Herz hinter de» Coulissen dcs Mannheimer Theaters nicht unverwundct blieb. Thcater- luft ist ja vv» jeher — und nicht blo- unerfahrene,, jungen Leuten — gefährlich gewesen, und die schöne junge Schauspielerin, welche die Luise in seinem Stücke so ergreifend gab, mußte ans Schiller, man möchte sagen: unvermeidlich Eindiuck machen. Katharina Bau mann hieß die Künstlerin, und sie war eine gefeierte Schönheit. Aus dein nachlässig gekleidete» Dichter machte sie sich ihrerseits recht wenig; er aber trat nach einer Vorstellung von „Kabale und Liebe", vvn ihrer Kunst und Schönheit zugleich begeistert, verlegen auf sie zu, und drückte ihr ein Packet in die Hand. Die Bauman» fragte, was sie damit solle, und der Dichter erwiderte schüchtern und er- rölhend (glaubt man doch den linkischen, svmmersprvsfigc» Schiller ii diesem Augenblicke leibhaftig vor sich zn sehen!): „Das weiß i selber int". Seine Silhouette war in dem Packet, das schöne Mädchen hat sich Wohl wenig ans dem Geschenke gemacht. Das war eine Ein tagsliebe; tiefer ging sein Gefühl für eine andere Schauspielerin, Sophie Albrccht, eine zarle, feine Gestalt, mit schwärmerischen Augen. Keine gewöhnliche Frau, voller Bildung und Lebhaftigkeit, aber auch voller Empfindelci und Schwärmerei, — Eigenschaften, die gerade für den damals so schwärmerisch angelegten Schiller nicht ungefährlich waren Jenes in den damaligen Zeiten so sehnlich gesuchte und so hoch geschätzte „Verständnis; der Seelen" verband die Beiden bald; daß auch die wenig ältere Fra» noch unruhig suchte und noch kein rechtes Ziel gefunden hatte, zog Schillern wohl besonders zn ihr. So entwickelte sich eine Art innigcr Seele,ifrenndschast zwischen Beiden» an welcher dcr Gatte der Künstlerin gleichfalls theilnahm, und seine Sympathie hat Schiller der Frau, die später eine gefeierte Bühnen künstlerin wurde, stets bewahrt. Inzwischen hatte er aber bereits seine erste wirkliche Liebe mit allen Süßigkeiten des Höffens und allen Schmerzen des Entsagens hinter sich. Jn Bauerbach hatte der „Dr. Ritter", wie Schiller sich dort nannte, die Tochter seiner Wohlthätcriii »nd Gastfreundin Henriette von Wvlzvgen kennen und lieben gelernt. Charlotte stand damals in ihrem 17. Lebensjahre, Körper und Geist hatten sich eben erst entfallet: ein zartes, aiimuthiges Mädchen ivar sie, deren Freundlichkeit durch eine gewisse Melancholie ci'ncu eigene» Charakter erhielt. Das U,«erschlossene, Halvkindliche. das Knospenhaste und Träumerische an ihr war cs, das auf Schiller einen großen Reiz ansübte; hier war Ruhe, Frieden, stille Aiimnth, hier versprach er sich ein friedvolles, häusliches Glück und Behage», und mehr als aller Dichtern,hm lockte den zerrissene» und gcqnälien jungni Mann damals diese Aussicht. „Wie klein ist doch die höchste Größe eines Dichters gegen den Gedanken, glücklich zn leben!" ries er in diesen Vanerbacher Läge» aus. Mit aller Leidenschaft gab er sich seinem Gefühle hin; waren die beiden Dame» fern, so schien ihm Alles öde und unerträglich, die Bücher, der angefangens „Don Carlos", blieben liege», in schwärmerische», erregten Briefen ergoß sich sein« Empfindung, lind das Mädchen? ES achtete den Dichter wohl und war ihm freundlich gesinnt, aber seine Liebe erwiderte eS nicht; es empfand damals überhaupt wohl die Leidenschaft wahrer Liebe nicht, ihre zärtlichsten Gefühle aber gehörten nicht Schiller», sondern einem Stuttgarter Herr», aus den die Mutter ihr Augen-
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