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UN- Umgegend Amtsblatt No. 17. ««. Jahrg Donnerstag. Sen 7 Februar 1907 2038 11. Wahlkreis Oschatzr Kiese gewählt . . 8 514 Apinski 14. Wahlkreis Borna . 10812 v. Liekerl gewählt . . 21. Wahlkreis Annaberg Dr. Stresemann gew. 397 km Vre5üner Aabltagntimmungibiia Neichstagsstichwahl-Grgebnisse aus Sachsen. Hauptwahl: Stichwahl: 1. Wahlkreis Zittau Dr. Gradnauer. . 7. zeigte folgende hübsche Episode: Kinder hatten an einer Inschrift gebildet: „Wählt Heinze. Everling gewählt . . 14 396 . 2 735 ! Pinkau 16 > 12 7SS 24 636 20607 6944 12 760 4 476 21000 14 000 14 320 10465 17 231 14 921 14194 10 843 14 500 12 000 13 801 11206 5 «66 589 «äbel (R-sP.) . . Nitzschke (Soz.) . . Dr. Dinger (Kons.) Lißke (Freis. Vgg.) Erzberger (Z.) . . stark, flaute dann aber ab. Nach 2 Uhr machten sich über all die Schlepper auf den Weg, um die Säumigen herbei zuholen. In aller Frühe bereits hatte wie bei der Haupt wahl derselbe ältere Herr sich eine Hofchaise bestellt, um in nachahmenswerter Pflichttreue, seinem Rheumatismus zum Trotz, sich in sein Wahllokal tragen zu lassen. Pünkt lich erschienen die Träger im gelben Frack mit blauen Kragenaufschlägen und brachten den wackeren Patrioten in sein Wahllokal, den Strehlener Hof an der Straße Sieg auf Ser ganM Linie! Das war die Signatur der gestrigen Stichwahlen in Sachsen. Sieg der Ordnungsparteien in allen acht Wahlkreisen! Ein so glänzendes, wahrhaft Herz, erhebendes Ergebnis hätte niemand erwartet, am aller- wenigsten die Sozialdemokraten, deren Presse noch bis zur letzten Stunde ihren Getreuen zu erzählen wußte, daß die weltbefreiende Sozialdemokratie drauf und dran war, der Kanaille GesellschaftSstaat das Lebenslicht auszublasen. Das Maulheldentum, da? den roten Fretheitsaposteln längst zur zweiten Natur geworden ist, will auch in Sachsen nicht mehr verfangen. Von 21 Verfechtern der Ver brüderung auf dem Wege der Revolution, die bisher das sächsische Volk im Volksrate .vertraten", sind 15 auf der Wahlstatt geblieben. Nur acht ihrer Getreuen konnten sie retten in einem Kampf, der an sich schon durch die skrupellose Wahl der Mittel seitens der Sozialdemokratie alles Ehrenhafte abgestreift hatte. Nach Erprobung der Kräfte im Kampfe der einzelnen Parteien gegeneinander haben sich alle Patrioten im Endringen unter dem Banner der echten Vaterlandsliebe gegen den An türm der vater landslosen Sozialdemokratie zusammmgefunden. MU dem Gesamtergebnis der diesmaligen Reichstagswahlen, so schreiben die „Dr. N " sehr zutreffend, ist durch Tatsachen eine Wandlung bekräftigt worden, die von größer Bedeutung für unsers ganzes nationalleS Leden und unser Ansehen in der Welt ist. Und diese Beoeutung liegt in einer zwie- fachen Richtung. Einmal hat die jetzt wahrgenommeue, bisher noch nie gekannte Bewegung bewiesen, wie groß die Zahl derer gewesen ist, die in früheren Zeiten nur aus augenblicklicher Verdroffruhett und aus Mißmut den sozialdemokratischen Abgeordneten ihre Stimme gegeben haben, während sie im Grunde ihres Herzens mit der Sozialdemokratir nicht- gemein hatten, vielmehr von den Idealen echten Deutschtums erfüllt waren, — und zum anderen muß es mit Stolz erfüllen, mit welchem Opier- mut und welcher Ausdauer in allen Teilen unteres engeren Vaterlandes Hunderte von edler Vaterlandsliebe getriebene Männer mit Begeisterung ihre ganze Kraft eingesetzt haben, die große Menge der Schwerbeweglichen in ihrem Gewiffen aufzurütteln und ihr Interesse an den weltbewegenden Fragen Deutschlands zu einer hell- lodernden Flamme anzufachen. Diese beiden unanfecht- baren Tatsachen erfüllen mit stolzen Hoffnungen für die Zukunft Deutschlands! Everling (Nat.-L.) . . Pinkau (Soz.) . Räder (Kons., . Beck (Freis. Vp.) Erzberger (Z.) . v. Liebert (Kons.) . Schöpilin (Soz.) . Fritzsch- (Refp.) . zelne eine Lüge, Verleumdung oder Geschichtssälschung war. Als Beifpiel genüge: „Wir gestatten uns die Frage an den nationalliberalen Ausschuß: Wer hat 1866 Sachsen verratend Ließen die Arbeiter preußisches Militär in Sachsen einrücken, um das sächsische Bürgertum nieder zuhalten, oder waren es die Kapitalisten?" Das saubere Schriftstück schloß mit der bewußten Lüge: „Befolgt die Parole, die in der gestrigen Carolagarten-Versammlung ein Konservativer ausgab: Keine Stimme für Heinze, wählt usw.!" Ueberall wurde dieser Wisch verteilt, u. a. am Eingang der großen Brüdergasse und an der Scheffel straße, aber die Verteiler blieben, wohl aus Angst, nicht läge stehen, sondern eilten rasch weiter, um ihren Trick an anderen Stellen fortzusetzen. In den Mittagsstunden war, wie üblich, der Andrang an den Wahlplätzen sehr Günther (Freis. Vp.) Gerisch (Soz.i l . . Schanz (Kons.) Korengcl (Nat.-L.). Erzberger (Z.) . . Gies- (Kons.) . . . . Lipinski lsoz ) - - . . Langhammer (Nat.-L.) . Zusammen 397 * * Wahlkreis M-ttze«: . 6976 ' ^6 599 gewählt . . . . 3427 ! Nitzschke . . 10. Wahlkreis Döbel« 9 698 9 537 für die Kgl. Amtshauptmannschaft Weihen- für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff sowie für das Kgl. Forffrentamt zu Tharandt. , Lokalblatt für Wilsdruff, „ Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Gruno bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen. Mohorn, M-ttis-Roltzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Peme, Sachsvorf, Schmtedewalve, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wilvberq Druck uns Verlag von Zschunke 8- Friedrich, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen Jniertionspreis 15 Pia pro viergeivalteve Korpuszeile. Ausserhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 "/» Aufschlag. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar DteustagS, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis« vierteljährlich 1 Mk. 30 Pfg., durch die Post be zogen 1 Mk. 54 Psg. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. * Der Reichstag vor und nach den Wahlen. Nach eiuer Z isammmstelluag, oie uns Hicsch's Tele- grafenbuceau qtvi, ergaben die Wahlen folgendes Resultat, vem wir die Zusammensetzung des Reichstages bei seiner Auflösung gegenüberstellen: - Donnerstag, den 7. Februar d. I., nachmittags 6 Uhr, Öffentliche Sta-tgemeindevatssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Wilsdruff, am 6. Februar 1907. Der Bürgermeister. Kahlenberger. . „ , „ ... , Lvon ungewöhnlicher patriotischer Begeisterung getragen Mauer in der Mathildenstraße mittels Schneeballen die waren. . Nach dem Schluß der Versammlung des Wahl- Ein vorbeigehender ausschusses für Dr. Heinze begaben sich zahlreiche Teil- Herr kam gerade zur Vollendung dieser kindlichen nehmer an der Versammlung im Zuge nach dem Alt nationalen Demonstration und spendete den Kindern außer markt und von dort nach der Schloßstraße. Vor dem mündlicher auch klingende Anerkennung. Wahlflugblätter, Schlosse angelangt, stimmten die Massen nationale Lieder auch in Zettelform, wurden so massenhaft verteilt, daß s an. Von dort bewegte sich der Zug wieder zurück. Am am Montag abend einzelne Plätze und Straßenecken von Viktoriahaus traf kurz nach 1 Uhr, begleitet von be» Obwohl die Stichwahl bei uns nur auf die Altstadt beschränkt war, gab sie doch dem Straßenbild an den beiden letzten Tagen fast noch stärkeren Charakter als die Hauptwahl. Sah man schon seit Tagen auf Straßen und Plätzen Ansammlungen von Menschen vor den Plakat säulen und bei den Flugblatt- und Zettelverteilern, so ward diese Erscheinung am Vorabend und gestern geradezu typisch. An manchen Litfaßsäulen wurden förmliche Volksversammlungen abgehalten, und auf dem Postplatz zum Beifpiel fanden wirkliche Debatten zwischen nationalen und sozialdemokratischen Arbeitern statt. Leider fand die Polizei oft genug Gelegenheit zum Einschreiten, sei es auch nur, um die jugendlichen Flugblattverteiler vor ..... , .... .... pöbelhaften Reden zu schützen. Ruse wie „Hängt Euch gleichen Namens. Welch ein Gegensatz zu den gehässigen auf, Ihr Faulenzer, arbeitet lieber", konnte man öfters Schiinpsworten, denen überall die nationalen Flugblatt hören. Demgegenüber rief dann wohl ein Mann in der Verteiler ausgesetzt waren! In der ganzen Stadt herrschte Bluse: „Ich bin auch Arbeiter, aber für Eure Freiheit! ein Treiben, als wäre es ein „zweiter Feiertag". danke ich!" Wie alles unter dem Zeichen der Wahl stand,! Abends sanden patriotische Veranstaltungen statt, die Dr. Stres-mann (Nat.-L.) 8 612 Grenz «Soz.) .... 11830 . Roch (Freis. Vp.) ... 6 578 j Menz . . 9811 4 756 Schöpslin 23. Wahikreis Plaue«: > . . 13 042 j . . 15197 Hünther gewählt . . . . 7 712 . . 3806 ! Gerisch . . 95 > . 11136 . 10725 Wuddekerg gewählt . ' 2 262 Fi^r AAb-m (Freis. Vp.) Fächer (Sor.) . . . Frohberg (Dd. d. Ldw.) Erzberger (Z.) . . . dem weggeworfenen Papiere einen an die Vogelwiese er innernden Eindruck machte. Am Stichwahltage selbst wurden wieder alle modernen Agitationsmittet ins Treffen geführt, Droschken, Autors und Plakatmänner. Obwohl die sozialdemokratische Partei die nationale Agitation als „wüst" bezeichnet hatte, tat sie jetzt doch selbst kräftig mit. Ihrer Flugblätter Zahl war endlos und Plakatmänner für Dr. Gradnauer durchradelten die ganze Altstadt. Gestern morgen war der Andrang an die Wahllokale ebenfalls schon frühzeitig stark. Schon bei der Eröffnung der Wahlhandlung waren in den meisten Lokalen zahö reiche Wähler anwesend. Wiederum, wie am Haupt wahltag, konnte man vor den Wahllokalen die Beobachtung machen, daß nur die allerwenigsten von den Zettelver-: teilern, die dort postiert waren, einen Wahlzettel ent gegennahmen. Die Beförderung zum Wahllokal durch Automobile war nicht so lebhaft wie am 25. Januar, weil sie von hier aus in den Meißner Kreis und selbst nach Döbeln zur Wahlhilfe entsandt worden waren. Die Flugblattverteiler der Nationalen zogen gewöhnlich zu zweien durch die Stadt, um gegen böswillige Anrempel- ungen besser geschützt zu sein. Die Parteigänger Dr. Gradnauers hatten sogar den weiblichen Heerbann zu diesem Zwecke herangezogen. So lebhaft war das Auf gebot, daß Passanten die Flugschriften von beiden Seiten zugleich in die Hände gedrückt, auf dem Bocke thronende Rosselenker sie von rechts und links auf ihren Sitz hinaufgereicht erhielten. Ja, auf der Zwickauer Straße passierte es, daß ein sozialdemokratischer Zettelverteiler sogar Kindern, die aus dem Schulhause kamen, Flug blätter in die Hand drückte. Lebhafte Entrüstung unter den Anhängern der nationalen Parteien erregte die Ver teilung eines blaßgrünen Wisches, an dessen Kopf in großen Lettern zu lesen war: Dr. Heinze lehnt ab! (wohl gemerkt Ausrufungszeichen). An diese Aufschriftschlossen sich die Worte an: „auf die von der Sozialdemotratie an ihn gestellten Fragen Rede und Antwort zu stehen." Daran schlossen sich lauter Phrasen, von denen jede ein- 5, Wahlkreis Dresden-Altstadt: Dr. Heinze (Nat^L.). . 18 603 Dr. Gradnauer (Soz.) . 19388 Dr. Ksinze gewählt Unraich (Koni.) . Erzberger (Z.) . . Bisher Nunmehr Konservative 51 6l Rnchspartei 19 23 Zentrum 100 105 Wirtsch. Verein., Reformer 11 23 Band der Landwirte 3 4 Bauernbund 3 1 Naiionalliberale 49 54 Freis. Volkspartei 21 28 Freis. Vereinigung 10 14 Südd. Volkspartei 6 7 Elsaß-Lothriuger 10 7 Polen 16 20 Welfen 7 1 Dänen 1 1 Sozialvemokraten 81 43 Wilde 9 5