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Dresdner Journal : 14.01.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-01-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187501144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18750114
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18750114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-01
- Tag 1875-01-14
-
Monat
1875-01
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 14.01.1875
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MIO )»1»i-Uoi>> . . . u K»rk «tMK-tiok, 4 «vk 00 t^. >m»t»«tkiuow«»i 10 kt. L«i»«rk»ld ckS» LöUS^D» ttoieds» tritt kost- a«I 3tom^Ira«t>t»E Kia»«. I»»er»tropf"',er WO» La» Kaum «<asr 8^l>»iteasv?etit»ail«> LO kt. v»4»r „Liu^osiwät" «iia /«Uo- LS kL Lr»el»ala«ar INgUak mit Lanutkm« Lar 8000- aaL kalartaU^ ^davä» kür Laa kolsaaäov k»ts. 1875 Donnerstag, den 14. Januar DreMtrIourlmi. Verantwortlicher Redacteur: Commissionsrath I. G. Hartmann in Dresden. la,er»t«a»»a»U»» «MARN», LaipÄ,: k'r LranLat«tt«r, Oowmimioa»» L» , DrvaLosr ^oara»i»! «den<i« : L»A«nF»rt, La»dllra-»arU» Via»-La«,^g. »»»sI->r,il»a-rr»»Lklrt » N : F k»Aier/ L«rU» V>«a »awdarx-rr»^-l.«ii>»ts-kraLkkort LarU» § Lora«c< ,- /nvaiiti«»- Lant,// F/LrecXt, Sr«m«L: L äekiotte,' Sr««I»u: F » liürsLU; VL«m»iu: k>. ttoiat, krLLlisurr » n : L. ^arAer sokv u. F. 6 Werrmann «rk« Uuekk . /)a»«L«<st,'o., S»rUt,: /»v.-O., L»m»,r»r: t) kart,: I/ovas, /x«/itte,Lu/kicr <t 60 , »tatt^arr: /laut« <S Oo., Sswkars: k /tt«u/A«n, Via»; Ft. Opxet»t 8«r»u»xed«rr LSüisi. L»p«!tUtioo «io« Ore«ta« /oar»»Ia, ÜraaLvu, Ll^r^Lrotkaasu»»»» K». t. Amtlicher Theil. Dresden, 13. Januar. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin von Schleswig Holstein sind gestern Nachmittag 6 Uhr nach Gotha abgereist. Bekanntmachung, die Ausgabe verzinslicher Schatzanweisungen im Betrage von >5 Millionen Mark betreffend. Das unterzeichnete Finanzministerium hat, auf Grund der ihm von der Ständrversammlung mittels Ständischer Schriften vom 5. April 1872 und 30. Januar 1873 dazu ertheilten Ermächtigung, beschlossen, an Stelle der laut Bekanntmachung vom 17. August 1874 (Gesetz- und Verordnungsblatt vöm Jahre 1874 Seite lO8) ausge gebenen, am 15. Februar und bez. 1. März d. I. fällig werdenden Ser. HI und IV der Königlich Säch sischen Schatzanweisungen vom Jahre 1874 im Be trage von je Zwei Millionen Fünfhundert Tausend Thaler wiederum zwei Serien (Serien I und II der Königlich Sächsischen Schatzanweisungen vom Jahre 1875) im Betrage von je Sieben Millionen Fünfhundert Tausend Mark und zwar jede derselben mit: 1,500,(XX) M. in Abschnitten zu 300,000 M. I^t. 2,250,000 - - - - 150,000 - - U, 3,600,000 - - - - 30,000 - - 0, 150,000 - - - - 3000 - - v auszugeben. Der Zinsfuß dieser Schatzanweisungen ist auf drei und ein halbes Procent für das Jahr, die Dauer ihrer Umlaufszeit aber auf fünf und ein kalb Monate — und zwar für die erstere Serie (Ser. I) vom 1. Februar bis 15. Juli 1875 und für die letztere Serie (Ser. II) vom 15. Februar bis 1. August 1875 — festgesetzt. Die Schatzanweisungen werden von dem unterzeich neten Finanzministerium ausgefertigt. Die Begebung der Schatzanweisungen wird die König lich Preußische Gcncraldirection der Seehandlungs-Sö- cietät in Berlin bewirken, welcher auch die Mittel zur Einlösung der Schatzanweisungen überwiesen werden sollen, soweit nicht die Besitzer derselben acht Tage vor eingrtretener Fälligkeit erklären, daß sie die Zahlung unmittelbar bei der Königlichen Finanzhanptkasse zu Dresden zu'erheben wünschen. Die Bedingungen, Unter welchen die Ueberlassung erfolgt, sind bei der Königlich Preußischen General- direction der Seehandlungs-Societät zu erfahren. Dresden, den 5. Januar 1875. Finanzministerium. v. Friesen. v. Brück. —»> - , » ,, -- MMmMlliei- Wei!. Nebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tage-geschichte. (Berlin. Hirschberg. Kassel. Stutt gart. Paris. San Remo. Valencia. London. St. Pe tersburg. Philadelphia.) Der Proceß Ofenheim in Wien. Dretdner Nachrichten. Provinzial-Nachrichten. (Zwickau. Frankenberg.) Börsennachrichten. Telegraphische Witterung-berichte. Feuilleton. Tageskalender. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 12. Januar.) Provmzial-Rachrichten. (Chemnitz. Aus dem Vogt lande. Bautzen.) Telegraphische Nachrichten. Frankfurt a. M., Mittwoch, 13. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Heute Morgen wurden hirrselbst sämmtliche socialdemokratische Arbeiter- vereme und Gewerkschaften polizeilich aufgelöst. Bersailles, Dienstag, 12. Januar, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Nationalversammlung beendigte in ihrer heutigen Sitzung die General- diScusfion deS Gesetzes über die CadreS der Ar mee, nahm in der Specialbrrathuna den ersten Ar- tikel der Borlage an und begann hierauf die Diü- cusfion des »wetten Artikel-, an welcher sich Gam betta betheiligte. Morgen findet die Fortsetzung der Berathung statt. Die Meldung einiger Blätter, wonach der Her zog v. Broglie bereits mit der Formation deS neuen CabinetS beschäftigt wäre, wird von der „Agence HavaS" formell dementirt. (Val. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschichte"J Paris, Mittwoch, 13. Januar, Morgens. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Ersatzwahlen zur Na tionalversammlung in den Departement- CoteS- du-Nord und Seine et-Oise find auf den 7. Fe bruar anberaumt. Der König Alfonso wird morgen seinen Ein zug in Madrid halten. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Valencias London, Dienstag, 12. Januar, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Eisenhüttenbesitzcr in Nordeng land haben eine nochmalige Herabsetzung der Löhne der Hochöfenarbeiter um 10 Procent beschlossen. Ein Kriegsschiff der westindischen Marine station ist nach Santiago de Cuba beordert wor den behufs Feststellung der Veranlassung der Be- schlagnahmc der unter englischer Flagge segelnden und vor einiger Leit in den cubamschen Gewässern aufgebrachten englischen GoGette „Eclipse". New-Nork, Dienstag, 12. Januar, Morgens. (W. T. B.) Gestern hat hier unter dem Vorsitze deS Mayors EwartS aus Veranlassung der letzten Er eignisse in Louisiana ein außerordentlich zahlreich besuchtes Meeting stattgefunden. Die Versammlung erklärte, daß die militärische Inter vention in die Verhandlungen der gesetzgebenden Ver sammlung von Louisiana gegen die Verfassung verstoße, sprach die Erwartung aus, daß die Bundesregierung das Verfahren der dortigen republikanischen Partei miß billigen werde, und nahm schließlich eine Resolution an, in welcher der Beschluß eines vor Kurzem aus der glei chen Veranlassung abgehaltenen Meetings in St. Louis, dem Verhalten der Bundesregierung zuzustimmen, als tadelnswerth bezeichnet wird. Die Vertreter deS StaateS Pennsylvanien ha ben geaen daS Verfahren in Louisiana einen energischen Protest erlassen. New-Nork, Dienstag, 12. Januar, Abends. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dem Vernehmen nach hat sich das Cabinet über den Inhalt der Bot- schäft deS Präsidenten Grant bezüglich Loufianaö, welchen auch mehrere hervorragende Mitglieder deS Senats billigten, geeinigt. Der Gouverneur von New-Nork erklärt die Intervention deS Generals Sheridan in New- Orleans für eine Verletzung der Verfassung; New- Aork habe die heilige Pflicht, zur Wiederherstellung der Freiheit und Autorität der Civilbehörden ge genüber der Militärgewalt beizutragrn. Tagesgeschichtc. I-. Berlin, 12. Januar. Im Reichstage fand heute die erste Berathung des Gesetzes über Beurkun dung des Personenstandes und Eheschließung statt. Die bayerschcn Abgg. Dr. Jörg, Hauck und Frhr. v. Franken stein, Mitglieder der Centrumsfraction, bekämpften den Entwurf, den sie als einen Eingriff in die bayerschcn Rcservatrechte, die bayersche Verfassung und das Con- cordat bezeichneten, bestritten überdies das Bedürfniß eines solchen Gesetzes für Bayern. Ihnen gegenüber verthcidigten Abg. Di-, Völk und der bayersche Justiz minister Or. v. Fäustle die Vorlage. Mehrere Redner beschäftigten sich außerdem mit Einzelheiten des Ent wurfs. Die Verweisung des Entwurfs an eine Com mission wurde gegen die Stimmen des Centrums ab- gelchnt; die zweite Lesung wird daher im Plenum statt - findcn, und zwar soll schon in der nächsten Sitzung, Donnerstag, damit begonnen werden. (Vgl. den Sitzungs bericht in der Beilage.) — Ueber den von dem Abg. Dr. Stenglein vorgclegten Gesetzentwurf, betreffend die Umänderung von Actien in Neichswährung, hat die zu dessen Vorberathung niedergesetzte Commission Be richt erstattet. Dieselbe beantragt mit 4 gegen 3 Stim men Annahme des Entwurfs in einer etwas geänderten Fassung, mit der Beschränkung, daß die Umwandlung nur statthaft ist, wenn sie vor dem 1. Januar 187« beschlossen und zum Handelsregister angemeldet worden ist, empfiehlt jedoch Ablehnung des tz 2, nach welchem die infolge dieses Gesetzes vorgenommenen Verhandlungen und Beurkundungen frei von Staatsabgaben sein sollen. — Die Commission zur Vorberathung des Bankgesetzes setzte gestern Abend die Berathungen der Vorlage fort und zwar zunächst über den § 44, betreffend die Privat- notenbanken. Die am Abend vorher unterbrochene Dis- cussion wurde wieder ausgenommen und lebhaft fortge setzt. Es handelte sich nach der „D. R.-C." namentlich um die Anträge der sog. Bamberger'schen Coalition, die namentlich vom Präsidenten Delbrück sehr scharf be kämpft wurden. Das Resultat der längeren Debatte war die Ablehnung der Anträge Bamberger's mit 14 gegen 7 Stimmen. Dagegen wurden die Sätze 1 und 2 der Beschlüsse des Bundesraths, welche in Form eines Antrags des vr. Harnier der Commission unterbreitet worden, unverändert angenommen und dann um N Uhr die Debatte auf heute Abend vertagt. * Berlin, 12. Januar. Der Reichskanzler Fürst Bismarck hatte heute Nachmittag Vortrag bei Sr. Majestät dem Kaiser; im Reichstage ist derselbe seit seinem jüngsten Unwohlsein noch nicht wieder erschienen. — Der Bundesrath hielt heute Nachmittag 1 Uhr eine Sitzung ab , in welcher der Staatsminister Delbrück den Vorsitz führte. In derselben kamen, wie die „D., R.-C." berichtet, zunächst mehrere Schreiben des Prä sidenten des Reichstags zur Verlesung, iu denen die Beschlüsse dieser Körperschaft bezüglich mehrerer Peti tionen mitgetheilt wurden. Die Beschlüsse wurden den betreffenden Ausschüssen überwiesen. Demnächst trat der Bundesrath in die Berathung der Beschlüsse des Reichs tags bezüglich des Gesetzes, betreffend die Natural leistungen für die bewaffnete Macht im Frieden. Dem Vernehmen nach hat der Bundesrath im Großen und Ganzen den Beschlüssen des Reichstags zugestimmt und nur einige Abänderungen sollen nicht die Zustimmung des Bundesraths gefunden haben, jedoch glaubt man, daß die darüber bestehenden Differenzen sich vollständig ausgleichen werden. — Die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Eisenbahn-, Post- und Telegraphenwesen traten heute Vormittag 11 Uhr im Reichstagsgcbäude zu einer Berathung zusammen, in der die Vorlage des Bundesraths wegen der Resorm der Eisenbahnfrachttarife discutirt wurde. — In meh reren Blättern finden sich Berechnungen über den muth- maßlichcn Zeitpunkt der Verhandlung des Arnim- processes in zweiter Instanz, wonach dieselbe gegen Ende Februar oder spätestens anfangs März erfolgen sollte. Diese Combinationen dürften aber nach der heu tigen „N. A. Z." kaum das Richtige treffen. Nächst der vierwöchigen Frist zur Begründung der Appel lationen ist in Berechnung zu ziehen, daß nachher jede Partei wiederum einige Wochen zur schriftlichen Beant wortung der Appellationsschrift der anderen Partei er hält und dann erst der Referent an die Sache näher herantreten kann, von wo bis zur öffentlichen Verhand lung immer noch einige Wochen vergehen. Hirschberg (i. Schles.), 12. Januar. (Tel.) Der frühere Camcraldircctor des Grafen Schasfgotsch, v. Ber ger, in Warmbrunn, ist wegen wiederholter Unterschla gung ihm amtlich anvertrauter Gelder zu 2 Jahren Gefängniß und Verlust der bürgerliche« Ehrenrechte verurtheilt worden. Kassel, 12. Januar. (Tel.) Die hier eingetroffene Leiche des Kurfürsten wurde heute Nachmittag 4 Uhr vom Bahnhofe aus durch die Bahnhofsstraße nach dem Friedhöfe geleitet. Dem von 8 Isabellen ge zogenen Trauerwagen vorauf schritt die Hofdicnerschaft, die Kammerherren und der Hofmarschall des Verstor benen, sowie die Geistlichkeit. Unter den dem Leichen- conducte folgenden Leidtragenden befanden sich die Söhne des Kurfürsten nnd viele Beamte und Bürger. Stuttgart, 11. Januar. ('N. C.) Aus die heute Vormittag durch die «och verhafteten Directoren Graf und Kühne abgegebene Ueberschuldungserklärung wurde die Commissionsbank heute Mittag notariell ge- schlosse n. Paris, 11. Januar. Für einige Tage wird die Ministerkrisis in latentem Zustande fortdauern. Wie zu erwarten stand, hat Mac Mahon, nachdem seine Unterredungen mit de Larcy, Dufaure und d'Audisfret- Pasquier erfolglos geblieben waren, sich abermals an den Herzog v. Broglie gewandt. Sei es nun, daß dieser selber den Augenblick noch nicht gekommen glaubte, um als der unvermeidliche Retter aus der Coulisse her vorzutreten, sei es, daß er keine Collegen finden konnte, die unter den jetzigen Verhältnissen mit der Kammer anbinden wollen; genug, de Broglie erklärte dem Prä sidenten der Republik, daß er nicht wohl vor dem Vo tum über das constitutionelle Projcct, welches noch auf der Tagesordnung steht, die Bildung eines Cadincts übernehmen könne. Er, de Broglie selber, habe zu der Vorlegung der constitutioncllcn Gesetze seinerzeit den Anstoß gegeben und könne also als Minister nicht ruhig zusehen, wenn diese Projecte, wie nicht anders zu vcr- muthen, von der Versammlung verworfen werden. Da raufhin hat Mac Mahon die bisherigen Minister gestern um sich versammelt und sie gebeten, ihre Portefeuilles zu behalten, bis das Terrain von jenen fatalen Gesetzen vollständig gesäubert sein wird. Als vpfermüthige Männer haben die Minister cingewilligt. Allem An schein nach ist der Plan de Broglic's also einfach der, durch die Versammlung selber constatiren zu lassen, daß sie unfähig ist, irgend eine Verfassung zu machen, und sodann ein Ministerium aus der alten Mehrheit vom 24. Mai zu bilden, als dessen hervorragende Mitglieder man jetzt schon allgemein den Herzog Decazes, d'Audiss- ret-Pasguier, den Legitimisten Depeyre und den Halb- Jmverialisten de Foürtou nennt. Nachdem dies gc- schcyen, hat man zwischen zwei Auswegen zu wählen: entweder kann man versuchen, mit gänzlichen! Verzicht auf die Organisation des Septennats den «tukus «j-io zu erhalten, die Kammer mit dem Budget und anderen nichtconstitutioneUen Vorlagen zu beschäftigen, und in Gottes Namen geduldig eine Katastrophe oder ein Wunder zu erwarten; oder man kann die Auslösung der Landes vertretung durch ein Wahlgesetz vorbereiten, sodann die Versammlung nach Hause schicken und durch weise Be handlung der Presse, durch officielle Cand.daturcn lind ähnliche bekannte Mittel das allgemeine Stimmrecht für die Wahl einer neuen Versammlung bearbeiten. Außer dem bleibt freilich noch die Möglichkeit, daß mau den alten Vorschlag einer thcilweisen Erneuerung der Na tionalversammlung wieder aufs Tapet brächte. Von dieser theilweisen Erneuerung ist seit zwei Tagen viel die Rede; man hat sogar an der Börse eine kleine Hausse veraulaßt durch das Gerücht, de Broglie werde sich mit dem linken Centrum verständigen und allen Candidaten desselben bei den partiellen Neuwahlen die Un terstützung der Regierung versprechen. Es geht hieraus indeß nichts Anderes hervor, als daß die Börse in sehr optimistischer Laune ist. Es wäre höchst wunderlich, wenn nach den Ereignissen der letzten Woche de Broglie, der die Verbindung der Centren vollends unmöglich ge macht hat, jetzt auf ein Bündniß mit dem 'linke» Cen trum hinarbeitete, und wunderlicher noch, wenn das linke Centrum ihni Gehör schenkte. Im Gegentheil können durch die Aussicht auf ein Ministerium de Broglie die gemäßigten Republikaner nur dahin gebracht werden, Feuilleton. Redigirt von Otto Bau«». Die projectirte dritte deutsche Nordpolarfahrt. (Schluß auS Nr. 8.) In Hinsicht auf das Werk: „Die zweite deutsche Nordpolfahrt in den Jahren 1869/70" dürfen als die hauptsächlichsten wissenschaftlichen Resultate die folgen den bezeichnet werden: 1) in geographischer Beziehung die Exploration der Küste Ostgrönlands vom 73 ° bis über^ den 77 ° n. Br. hinaus; die topographische Aufnahme einzelner Theile derselben, die Erschließung großer tirseinschneiden- der Fjorde und die Entdeckung bedeutender Grbirgsstöcke von einer bisher in den arktischen Regionen unerwar teten Erhebung; 2) in hydrographischer Beziehung: der Nachweis des Vorhandenseins und der Stärke einer polaren Süd strömung längs der Küste Ostgrönlands bis über Cap Farrwell hinaus, die genauen Beobachtungen über Ebbe und Fluth, Temperaturen des Meerwassers und Eis- verhältnisse, sowie eine Reihe Tiefsrrlothungen, die zu gleich Material zur Kunde des Meerbodens lieferten; 3) in meteorologischer Hinsicht: die Ermittelung der Jahreswitterung, Untersuchungen der Winde und des Luftdrucks; 4) in astronomischer Beziehung: zahlreiche Orts bestimmungen und die für die Geodäsie mit vielem Glück versuchten Gradmessungen die Ostküste Grönlands entlang: * 5) in Bezug auf Erdmagnetismus: Ermittlung der magnetischen Constanten; 6) in Bezug auf Zoologie und Botanik, in welchen Zweigen in Ostgrknland werthvolle Sammlungen zusammengebracht wurden, deren Bearbeitung eine wesent liche Bereicherung der Kenntniß arktischer Fauna und Mora bildet (Auffindung des Moschusochsen); 7) in geologischer Beziehung haben die gemachten Sammlungen das Material zu der ersten geologischen Karte geliefert, die u. A. das Vorhandensein von Koh len- und Fossilienlagern nachweist. Was endlich die Lösung der eigentlichen Polar- frage, nämlich die Erreichung des Nordpols, betrifft, so waren einmal die Eisvcrhältnisse an der Küste in beiden Sommern nicht günstig, andererseits konnte, da der Plan nur auf eine Ucberwintcrung berechnet war, nur ein energischer Versuch, mittelst Schlitten nach Norden vorzudringen, gemacht werden. Hierbei hak sich herausgestcllt, daß auf Grund bisheriger Erfahrungen wohlvorbereitete und mit nöthigem Zugmaterial (Renn- thieren und Hunden) ausgerüstete Schlittrnexpeditionen günstige Chancen haben, um hohe Breiten zu erreichen. Ebenso ist, nach der Beschaffenheit des Landeiscs, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, selbst zu Schisse erheblich weiter vvrzudringen. Die hervorragendsten Fachmänner, u. A. die Mit glieder der letzten Expeditionen sind darüber nun einig, daß das nächste Ziel einer neuen deutschen Polar- erpedition wiederum die Ostküste Grönlands sein muß, welche von unseren Nordfahrenr zuerst wissenschaftlich erschlossen wurde und wo ein unter Mühen und An strengungen bereits gewonnenes Terrain als Basis für weitere Forschungen sich bietet, welche Deutschlands Srearltung und Wissenschaft neue Ehre erringen dürften. Nachdem der Verein für die deutsche Nordpolarfahrt zu Bremen dir Herausgabe des osficiellen Hauptwerkes über die zweite Expedition vollendet hatte, trat die Frage an ihn heran, ob, wann und in welcher Weise die in seinen Statuten vorgesehene Fortsetzung der deutschen Nordpolarforschung zu verwirklichen sei. Die vorstehend entwickelten Motive haben nun nach reiflicher und ge wissenhafter Ucberlegung und nach Rücksprache mit deut schen Fachautoritäten zur Aufstellung des folgenden Planes für eine neue, thunlichst schon im Sommer 1875, spätestens aber im Juni 1876 auszusendendc Nord fahrt geführt. Während die für 1875/78 projectirte englische Ex pedition ihre Stützpunkte an den Küsten des arktischen Archipels Nordamerikas einerseits und in Westgrönland andererseits finden und durch den Smithsund nach Norden Vordringen wird, kann die Basis der neuen deutschen Expedition nur das zuerst von uns wissen schaftlich erschlossene Ostgrönland sein. Die zu lösende Aufgabe ist eine doppelte: einmal gilt es, auf dem durch unsere letzte Expedition entdeckten König-Wilhrlms- Land nach Norden hin, in der Richtung nach der ge muthmaßten grönländischen Polaxküste, also polwärts, voxzudringcn, und sodann das Innere Grönlands, seine wunderbare Bergwelt, wir seine Wasservrrbindungen möglicherweise bis zur Westküste oder nach Norden hin weiter zu erschließen als es die letzte Erpeditivn ver mochte. Hierzu sind unbedingt zwei Fahrzeuge erforderlich und zwar Schraubendampfer mäßiger Schnelligkeit von 3(0—400 Tonnen Tragfähigkeit, bemannt mit je 25 bis 30 tüchtigen Seeleuten und einer Anzahl von Ver tretern der Wissenschaft, geführt von Eapitänen, deren einen! das Obercommando über die ganze Expedition zu übertragen wäre. Bis — ungefähr unterm 74. Grade — dir ostgrönländische Küste erreicht ist, müßten die beiden Schiffe thunlichst bei einander bleiben, dann aber hätte das eine seine Aufgabe im Vorgehen nach Norden zu suchen, das andere müßte trachten, durch die Fjorde ins Innere, bez. nach Westen und Norden, vorzu dringen. Was den Zeitpunkt der Expedition anbelangt, so wäre es im höchsten Grade wünschenswert!), wenn die selbe gleichzeitig mit der projcctirtcn englischen schon im Sommer 1875 in See stechen könnte, damit die beiden Erpeoitionen sich gleichsam die Hand reichen und nament lich gleichzeitige Temperaturbeobachtungen an der West- und Ostküste Grönlands slattfinden könnten. Die Dauer der Fahrt wäre auf mindestens zwei Jahre zu bestimmen und demgemäß die Verprovianti- rung auf reichlich 3 Jabre einzurichtcn, ohne Rücksicht auf den Wildrcichthum Ostgrönlands. Als wissenschaftliche Begleiter erscheinen erforderlich: je ein Arzt, der zugleich Botaniker sein sollte, wenigstens je ein Astronom und Physiker, rin Geologe, ein Zeich ner und Photograph und ein praktischer erfahrener geo logischer Sammler. Tie Offiziere der Expeditionsschiffe würden die hydrographischen, meteorologischen und die sen verwandte Arbeiten zu übernehmen haben. Bei der Auswahl der Gelehrten, wie bei der Feststellung der Specialinstructioneu für die Arbeiten in den einzel nen Wissenschaften soll der Rath hervorragender wissen schaftlicher Körperschaften eingeholt werden. Da das Vordringen nach Norden den Erfahrungen der letzten Expedition zufolge vielleicht nur mittelst Schlitten möglich ist, so wäre durch Mitnahme von Zugthicrrn (Ncnnthiercn und Hunden) Vorsorge zu treffen. Die Gesammtkostcu einer nack diesen Grundzügen angelegten Expedition würde sich im Maximum wie folgt stellen : 2 Dampfer incl. Maschinen 15< >,000 Thlr., Proviant für 3 Jahre und M Mann G >,000 Thlr., Heuer der Schiffsmannschaft 40,000 Thlr., Wissenschaft-
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