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Zweites Blatt. WchMÄ ßir WW Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis Viertels. ( Mk. 30 j)f., durch die j)ost bezogen s Mk. 55j)f. Einzelne Nummern (0 j)f. WarM Me», Mtnlths und die AmMildtk. Amtsblatt Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis (Opf. pro dreige- spaltene Lorpuszeile. für die Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma L> A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für Lie Redaktion H. A. Berger daiE. Sonnabend, dem 6. April No. 42 18VS. Gericht über den Gezirkstag der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen " am 30. März 1895. Zu dem obengenannten Bezirkstage, welchen auch Herr Kreishauptmann Schmiedel aus Dresden mit seiner Gegen wart beehrte, hatte sich unter dem Vorsitze des Herrn Amts- Hauptmanns von Schroeter 33 Mitglieder der Bezirksver sammlung eingefunden, während 3 entschuldigt waren. Nach Eröffnung des Bezirkstages und Begrüßung der Erschienenen gab der Herr Vorsitzende zunächst seiner Freude über das Erscheinen des Herrn Kreishauplmanns Ausdruck und seitens der Versammlung geschah dies durch Erheben von den Sitzen. Mit Eintritt in die Tagesordnung trug der Herr Vorsitzende zu Punkt 1 zunächst den Bezirkshaushaltplan auf das Jahr 1895 vor, indem er hierbei die nöthigen Erläuterungen zu den einzelnen Einnahme- und Ausgabeposten gab, woran sich zu Punkt 2 der Vortrag der B-zuksjahresrechnung auf 1894 schloß, die von den Herren Aussä ußmckgliedern Schröder und Blümich geprüft worden ist, ohne daß dieselben gegen die Rechnung etwas zu erinnern gefunden hätten. Die Versammlung genehmigte hierauf einstimmig den Haushaltplan und sprach ebenso die gedachte Jahresrechnung richtig. Zu Punkt 3 erklärte sich die Versammlung mit der von dem Herrn Vorsitzenden für die nächste am 1. Oktober d. I. beginnende 5jährige Wahlperiode vorgeschlagenen Wiederwahl des Herrn Rittergutsbesitzers Schröder auf Staucha als Wahl- mann der Arbeitgeber, und des Herrn Werkmeisters Hermann Michael in Cölln a. E. als Waelmann der Versicherten zur Wahl der Vertreter und deren Ersatzmänner in den Ausschuß der Versicherungsanstalt für das Königreich Sachsen einstimmig einverstanden. Zu Punkt 4, die Wahl der Vertrauensmänner zur Er wählung von Gerichtsschöffen bez. Geschworenen, und zu Punkt 6, die Ergänzungswahlen von Mitgliedern bez. Stellvertretern a) der Pferde-Vormusterungs-Commissionen, b) der Taxatoren für die Pferdeaushebung betreffend, brachte der Herr Vorsitzende nochmals die der Versammlung bereits gedruckt vorliegenden Vorschläge zur Kenntniß, worauf sich die Versammlung wiederum einhellig für Annahme dieser Vor schläge aussprach. Zu Punkt 5 schlug die Versammlung als zweiten Stell vertreter des CivilkommissarS zur Pferdeaushebung a) für den Abnahmeort Nossen: Herrn Rittergutsbesitzer Oehmichen auf Barnitz, und b) für den Abnahmeort Lommatzsch Herrn Guts besitzer Thomas in Lautzschen, einstimmig vor. Damit war die Tagesordnung erledigt. Der Herr Vorsitzende machte sodann der Versammlung noch über den dermaligen Stand des StraßenbauprojekteS Obermeisa-Niederjahna kurze Mitthcilung, indem er zugleich die demnächstige Besichtigung der Oertlichkeit unter Zuziehung eines Sachverständigen und bez. betheiligter Interessenten in Aussicht stellte, womit die Versammlung sich einverstanden er klärte. Hierauf wurde der Bezirkstag geschlossen. Mahnworte. 4. Wen» dir in -eines künftgen Lebens Tagen. Wenn dir in deines künftgen Lebens Tagen Dein Gott zu Zeiten Etwas giebt zu tragen, Wenn er mit Dornen dir das Haupt umflicht, Dann zage nicht! Wenn die Versuchung will dein Herz umstricken, Wenn sic der Sünde Reiz vor deinen Blick n Dir gaukelnd malt in noch so schönem Licht, Dann wanke nicht! Wenn irgendwo du kannst was Böses hindern, Was Gutes stiften, einen Kummer lindern, Wenn dich zum Handeln drängt Beruf und Pflicht, Dann säume nicht! Wenn dir ein Herz, das warm für dich geschlagen, Zur letzten Ruhe ward hinausgetragen, Laß ihm die Thräne rinnen fromm und schlicht, Doch murre nicht! Und gehts allhier einst mit dir selbst zu Ende, Gieb nur getrost den Geist in Jesu Hände. Ob nachtumfangen dann dein Auge bricht, Doch bebe nicht! wie eine Spinne ist, zu heirathen. Du Ha, ich weiß, man munkelt schon beim Krämer und Schlächter davon, und die Spatzen pfeifen es auf den Dächern. Dabei wissen die Eltern auch nicht das Allergeringste von ihm, als was er selber hier geprahlt hat, denn die Weinlich'S haben ihn selber noch nie gesehen. Wenn sein vieles Geld nun blauer Dunst ist, was dann? Ich will Dir was sagen, Jeanette, frage den Onkel von Deiner Freundin Toni darum, der hat Dich gern und wird's bald Herauskriegen." „Ich darf heute nicht mehr aus der Thür, weil der schreck liche Mensch erwartet wird und das Jawort holen will." „Nun, freut mich mein Leben," rief die alte Stine erbost, „sonst kümmert sich der Vater kein Spielchen darum, was seine Töchter anfangen und wohin sie gehen, könnten seinetwegen die ganze Nacht ausbleiben, und nun auf einmal die reine Tyrannei. ! Na, soviel sage ich, so arm und so alt ich bin, aber das Scheu- !sal sollte mir drei Schritte vom Leibe bleiben. Pflicht hin !und Pflicht her, ein solches Verkaufen ist Sünde, lasse Dich nicht in's Bockshorn jagen, liebe Seele, und thue, was ich Dir gerathen habe." Jeanette blickte starr vor sich hin und nickte dann ent schlossen. „So geh' doL noch einmal zu ihm, lieber Walter, Du hast ja Zeit genug, frage ihn selber." M„Jch muß hier bleiben, weil er möglicherweise selber noch herkommt, darf mit keinem Schritt das Haus verlaffen, mit Niemand darüber reden, so lautet meine Vorschrift. Es ist eine geheime Mission, eine Dertrauenssache, auf welche ich stolz sein kann, meine kleine Frau! Dürfte eigentlich nicht einmal mit Dir darüber reden, aber Mann und Frau sind ja eins." „Ich werde mich erst darüber beruhigen, wenn ich den Notar hier sehe, aus seinem Munde es höre, daß Du in seinem Auftrag reisen sollst." „Aber was sollte mir denn geschehen?" fragte der Lylo- graph etwas ungeduldig. „Hätte ich meinen Revolver noch, dann würde ich ihn mitnehmen. Bin ich denn nicht sogar aus dem Fuchsbau unangefochten wieder heimgekehrt?" „Da lag die Polizei im Hinterhalt," beharrte sie uner schütterlich. „Ich bitte Dich, lieber Mann, den Brief abzu schreiben und die Abschrift mir versiegelt hier zu lassen, auch das Kouvert. Es würde mir wenigstens die Beruhigung geben, wenn eine Falle Dir gelegt worden wäre, von Deinem Ver bleib zu wissen und Deine Spur aufzufinden." Lorenz lachte belustigt auf. Als er indeß die tödtliche Angst seiner Gattin sah, versprach er ihr die gewünschte Ab schrift und auch das Kouvert. Erst begab er sich jedoch zu Herrn Brinkmann, um ihm für die Belassung der Wohnung recht berzlich zu danken, da er, als entlassener Sträfling, den Werth derselben doppelt zu schätzen wußte. Die behäbigen Ehe leute, welche keine Kinder und auch keinen rechten Begriff von der allgemeinen Noth des Lebens hatten, empfingen ihn sehr freundlich und hielten ihn sogar fest, um das Loblied seiner Frau zu singen, die sich ganz musterhaft benommen und An spruch auf die höchste Achtung habe. Nach ihr kam Fräulein Jeanette Neuburg an die Reihe, und Lorenz erfuhr denn auch, daß seine Frau Recht gehabt und die Fürbitte dieser jungen Dame den Sieg über alle Widersacher im Hause errungen hatte. Mittlerweile hatte Jeanette, von Angst und Unruhe ge trieben, sich nach einer zu ihrer Wohnung gehörigen Boden kammer wo d^e alte Stine schlief, hinaufgeflüchtet, um mit ihr, die hier gerade herumhantirtr und die größte Vorliebe kür sie besaß, zu plaudern. ' ,Na, ist es wahr, daß sie Dich an das reiche Scheusal grollend" ^ute Verlobung ist?" fragte sie „Ha, ich weiß, armes Kind, und das macht es doppelt schändlich. Natürlich wollen die Gläubiger nicht länger warten, s, die beiden Töchter ihrer Herr ¬ schaft, welche sie als kleine Kinder auf dem Arm getragen, noch immer Du, und man ließ es ihr seltsamer Weise bei allem Hochmuth hingehcn. Stine, es ist so, wie Du sagst," seufzte das junge Mädchen, „der Vater macht es mir zur Pflicht, diesen Menschen, der mir widerwärtig > ' ' - ' -- - weißt wohl, warum." Wetten nnd Wagen. Original-Roman von E. von Linden. Uebersetzungsrecht Vorbehalten. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) „Die Ettern wollen sie zwingen, diesen unheimlichen Menschen aus Australien, der sehr reich sein soll, zu heirathen. Ich hörte, wie es beim Krämer erzählt wurde, der auch ganz ungenirt über die Schulden des Hof-Opernsängers räsonnirte und sich freute, nun endlich zu seinem Gelde zu kommen. Ich finde solche Klatschereien abscheulich und antworte nie darauf. Wenn doch Jeder nur vor seiner eigenen Thür fegen wollte." „Dann sähe es freilich besser in der Welt aus," erwiderte Lorem, sinnend und mit sichtlicher Freude den Fliederstrauß, der jetzt in einer Vase prangte, betrachtend. „Die Ueberraschung dieses plötzlichen Umschwunges hat mich so überwältigt, daß ich nicht recht auf Deine Worte achtete, liebe Auguste. Wen soll Fräulein Neuburg heirathen? Einen Australier?" „Du erinnerst Dich doch des Herrn mit der fürchterlichen Schmarre und der blauen Brille —" „Der ist aus Australien?" rief Lorenz überrascht, „ei, dann ist es kein Anderer als der saubere Freund meines einstigen Verderbers, der mich nach dem Fuchsbau bestellte, um mir eine Art Reugeld zu überliefern. Ich sah diesen Patron unten im Garten, er wandte mir etwas schnell den Rücken zu, so daß ich sein abstoßend häßliches Gesicht nicht recht in's Auge fassen konnte, doch kam mir die Gestalt, die ganze Hal tung des Menschen bekannt vor. Ich möchte ihn wohl mal in der Nähe betrachten, ihn sprechen hören, im Fuchsbau hatte er sich vermummt, feine Stimme klang dumpf und heiser. Hm, das wäre doch zu frech, ganz ungeheuerlich," setzte er wie für sich gedankenvoll hinzu. „Ja, und diesen unheimlichen Menschen soll die reizende Jeanette Neuburg heirathen, lieber Walter! O, sie sah so kummervoll aus, ich fürchte, daß Sie sich ein Leid antbut." „Das wäre ja geradezu ein Verbrechen von den Eltern," erwiderte Lorenz, „das arme Mädchen, Du glaubst wirklich, daß der Hauswirth ihr zu Gefallen uns wohnen läßt?" „Ja, so ist es, er sagt, st- wäre die beste von der ganzen Familie Neuburg. Aber, daß ich's nicht vergesse, Walter, hier ist ein Brief an Dich, ich glaube, vom Herrn Notar, durch dre Post gekommen." , Lorenz nahm den Brief, betrachtete die Aufschrift, das Siegel und sagte: „Ja, er ist von ihm, gieb mir die Scheere, ich möchte das Siegel nicht verletzen." In dem Schreiben, welches der Umschlag enthielt, lag eine Banknote über zwanzig Mark. Der Xylograph las lange an dem Brief, steckte ihn dann sorgfältig wieder in den Um schlag und barg ihn nachdenklich in der Brusttaschc. „Hast Du eine unangenehme Nachricht erhalten, Walter?" fragte seine Frau, als er noch schwieg. „Nein, gewiß nicht, im Gegentheil, ich habe nur eine kleine Reise zu machen, von welcher ich erst morgen zurückkehrcn werde. Vorbereitungen dazu bedarf es nicht, doch muß ich Dich bitten, dieselbe gegen Jedermann, wer immer es auch sein möge, zu verschweigen. Es ist dies dringend nothwendiq, Auguste!" „Bist Du auch ganz sicher, daß der Brief von dem Herrn Notar kommt, lieber Walter?" fragte die Frau ängstlich erregt „wann sollst Du denn abreisen?" „Heute Abend um neun Uyr geht ein Zug, den ich be nutzen soll." „Und wohin?" „Das darf ich nicht verrathen. Hab' keine Sorge, liebes Kind, der Brief ist ganz sicher von ihm, ich kenne seine Hand schrift und sein Siegel zu genau." „Dann siegele den Brief ein und laß' ihn mir hier," sprach Frau Lorenz in steigender Besorgniß, „ich kann die böse Ahnung nicht los werden, daß diese Reise Dir Unheil bringt. Lieber Himmel, mir soll ja jede Freude vergällt werden. Du schüttelst den Kopf und lächelst über meine Angst, Gott gebe, daß Du Recht behältst. Aber sonderbar mindestens kommt es mir vor, weil der Notar Dir eigens verboten hat, Abends auS- zugehen." „Du bist ein kleiner Angstpeter," scherzte Lorenz, den „Verloben ist noch lange nicht heirathen," fuhr Stine leise Brief noch einmal hervorziehend und Aufschrift wie Siegel fort, „mach' Dich krank, leg Dich in das Bett und sag memet- scharf prüfend, „es ist gar kein Zweifel möglich, doch kann ich wegen Ja dazu. Wenn Du mcht da bist, wird er bald wieder Dir den Brief nicht lassen, weil er zu meiner Legitimation abgehen. Ein bischen schauspielern wirst dienen muß." I „Nicht viel," seufzte Jeanette, trübe lächelnd, „ich will«