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Dresdner Nachrichten : 17.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187311177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731117
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731117
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-11
- Tag 1873-11-17
-
Monat
1873-11
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.11.1873
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.ii'WÄ prel, vlekteläits', . .« «,r.. dnrch die' oft >i pj,r. <Uni«l»r «»»imern l Ngr. «»>l-gk« 22300 «r»l. Aür die RU-igobe einge- saodier Manulcripte Ridchl sich Pie «edaalto» «ich» verbindlich. Inseraten «»nnbme aug- wiirtg: unck Va,i»r >„ Han,dura, ver- lin. «Aicu. Leipzig. Basel, Dreilau, NranNurt a. M. — Luck. Ra«»» in Berlin, Leipzig. Allen. Hamburg, yranksurt a. M.. Miin- chell. — Vaud» L öo. in »ronksurt ». M. — kr. aigt in ilhcninid. — »a- »o, Vaütt». NaUIar ib Nu, in Barl«. e»»l Tageblatt für Uiiterhaltmg md Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch öc Äekchardt in Dresden. Verantwort!. Nedacteur: Juttus Netchardt. SnserckRidgrd en ««««»< »rage l» augenail!»«» .»«-Ab.nUde. Sonnl-g». »lb Mittag» 12 Mr. I»' Neuiradl: grobe Sloiier- «asse » di« «bd. b Uhr. Der Raum einer cla- Ipaliiaen PelUzeile koliet lä Psa. iringesandt dt» ' geile L Sigr Eine Äarautic iilk dag nachsllaaiae Elsihei- Iltn der Inserate will! nicht gegeben. 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Die Gesammtzahl der Mitglieder des FolkethingS be trägt 102. Amerika. Neuere Handelsberichte aus Amerika melden eine Fortdauer der Massencntlassungen von Handwerkern. In Connec ticut allein wurden 1500—2000 Arbeiter entlassen. Gleichzeitig zehen die Fabrikherrcn und Meister mit dem Gedanken um, eine allgemeine Lohnherabsetzung von 50 pCt. eintreten zu lassen. Der Anfang damit soll im Newyorker Baugewerk gemacht werden. Nach in New-Iork cingctroffenen Meldungen sind am 10. No vember noch 57 andere Gefangene von dem Flibustier-Fahrzeug „Virginius" in Santiago erschossen worden, so das; nur noch achtzehn Mann von der Besatzung am Leben sind. Eine vier stündige Schlacht ist im Innern der Insel zwischen den Spaniern und den Aufständischen geliefert worden, in welcher letztere hundert Mann verloren haben und vollständig geschlagen wurdcn.^Der Verlust der Spanier in dieser Schlacht soll laufen. auf '54 Tod^be- Oesterreich. D i e W el t i n K i stc n. Nichts ist nndank- Larcr auf der Welt, alS die Stellung eines Fcjtgebcrö und »ichtö in seinen nächsten Cvnscguciizcn trauriger als ein Ball. Dtc Ker zen sind noch nicht big zum Grunde hcrabgeschmolzcn, kaö letzte Paar ist noch nicht zu seinem Wagen gekommen und ermattet sinkt die Frau des Hauses in den Fauteuil und übersieht die grauliche Verwüstung, die in ihrem so wohlgeordneten Hause eine Lust von sechs Stunden ungerichtet. Aus dem Buhet und in alten Ecken und Winkeln der Gemächer leere und Halbleere Tasse» und Gläser, hier ist die Spiegclthür eines Silberkastcnv zerbro chen, dort liegt eine kleine Meissner Gruppe zerschmettert aus dem Boden, das Pargnet des Tanzsalons ist mir ellenlangen Ljarege- stücke» übcrsäet, hier glitzert ei»» einsam« Perle, dort schmachtet eine verwelkte »kose, In» Rauchzimmer gähnest den neugierigen Dienern nur leere Cigarre»kistchcn entgegen. Das ist das matte Bild eines matten Balliitorgens. Wohl sagt sich die Dame des Haines, daß sich Altes göttlich amüstrte, wohl hat Me älteste Tochter an dem allgemeinen Amüsement den lebbastestt» Anthcil bekommen nnv ist von einem Arm in de» andern geflogen, wohl denkt und wünscht sich der Herr des Hauses, dah man von dem Mit viel und öffentlich spreche, denn es waren ja zwei Minister, vier Hosrathc, zwei Generale und unzählige Künstler da, - aber der Katzenjammer ist doch nicht wegzulcugnen. Die Herren sitzen bereits Im Casü und rühmen sich der Eroberungen, die Dame» sind schon zu Hause und raisonnircn über dies und das, »md die Fcstgcbcr können noch nicht schlafen gehen, denn aus lauter Opfer- Willigkeit ist ja sogar das Schlafzimmer auSgcräumt worden. DaS ist das Bild des grohen Festes, der grossen Lustbarkeit, wie es sich eben jetzt im Prater wicberspiegelt. Am Sonntag »och gewalti ges Drängen von tausenden und abertausende,» Neugieriger, aus ser Rotunde und de» Galerien strömen sic, daö Auge von den Wundern zweier Weiten gesättigt, cö ertönen die festlichen Klänge scr Bolköhymuc. cs ertöne» die feierlichen Accorde eines Mar- ,chcS, die Springbrunnen senden ihre Strahlen noch einmal so kräftig, noch einmal so hoch in die Lust — und am nächsten Morgen beginnt daö Werk der Verwüstung, die Arbeit der Zcr- itörling. — Schon der Weg dahin gebt an Leichen »nd Trüm mern vorüber. Ein Wagen nach dem andern, wie zur Jett der -öchsten Blüthc, aber auch ein Karre» »ach dem andern. Und ?vn diesen Wagen und Karre» stieren die mannichfachcn Gegen wände gar kahl und nüchtern herab, die früher, im gefälligen und geschmackvollen Arrangement, das gebildete Auge beschäftigten mid entzückten. Die russischen Glocken, ihrer Junge, deö Klöp- .-clö beraubt, boten mir den ersten stummen Schcidcgruh, daran schlossen sich ein Wagen mit kleine» Palmen und »Magnolien, ein dritter mit eine», herrlichen Ehebett, ans dem vierten lag der so» der ländlichen Bevölkerung vicibewiineertc Pottsisch und der ElSvär der Sidorofsschcw Polarabthcilung — diese beide» Unge heuer sind iür daö Museum an» Joseföplatz bestimmt — und aus sei» letzten Karren eine gewaltige Negerin auö gelber Bronce. Das Weib ist sorgiältig in Papier gehüllt und man sicht nichts, rio ihren Bogen und ihren Buse». Das waren auch die letzten Blüte vor de» Thoren der untelgchendcn Welt. - Drinnen war -m ein ruhiges und beschauliches Wandern nicht mehr zu denken. Amerika hat nichts mehr als seine Nähmaschinen übrig gelassen, mW England hat sich fabelhast beeilt, um fort zu kommen. Seine schweren und grohen Meisterstücke der Goldschinicdekunst, die prächtigen Erzengiitssc seiner Porzellan- und Glasfabriken, seine edlen Stahlwaaren von Sheffield — sic ruhen allcsammt schon in Kisten. Sie sind dein Auge für diesmal entzogen. I» Frank reich waren cs auch die Juweliere, die zuerst daö Weile suchte»; :n jenem so viel besprochene» Zuwclenhvke ist von Allem, was saö Arrge so sehr fesselte und Icdcö Frauenhcrz so sehr bestrickte, nichts mehr da, als der — Thetterschinuck. Ein ganz bescheide nes Bürgerinädchen würde jetzt nicht mehr daö simpelste Armband, '.ie Königin von Madagaskar aber, die Mcverbccrschc Afrikanern, könnte noch Steine für Hals, Arme und Ohre» zum Ucbcrflusse ockominen. Der gebietende Cäsar und die bewunderte Thürenach Benvenuto Eelliiii, die herrliche Ntobc. alte diese grossen Stücke Pariser Kunitgießerci. sic stehen noch Intmcr für das -Auge offen, sie ganze übrige französische Welt icdoch ruht schon in Kiste». Hier i» Frankreich übrigens trifft man die meisten Besucher, die sich noch zur zwölften Stunde für Geld und gute Worte ei» lheucreS Erinnerungszeichen erkaufen möchten. -Aber Frank reich ist spröde mit den Erzeugnissen seiner Knust und stolz auf leine ErpositioiiSerivlge. Man kan» noch heute in der französi schen Abtbetlung schone Stücke in Bronce und Email erwerben, wer sich aber clnbiltct, sic auch billig unter bc», höchsten Preise zu erwerben, der geht gewaltig fehl. Einem Pariser Kofferfabri- kantcn ivoilte eine Wiener Dame einen Rcisrkostcr abkaufcn. Sie fragte nach dem Preis. Dreihundert Francs, war die Antwort. Die Dame verlangte de» ermäsjlgtrn Preis. Der war 250. Die Dame bot 220. Der Franzose sagte erbost und den Deckel zu- schlagenb: So sind sie alle, die Deutschen, ie nachgiebiger man sich zeigt, desto begehrlicher werden sie. 1'vus «orutiw c:o viz. nmrelr. — In Italien ging man gerade daran, die italienischen Gcnrcscnlpturc» wegzuschaffen. Alle waren sie noch da, »ur der betende Knabe war verschwunden. Im Seitenhose, in einem Winkel, mit de». Gesichte zur Wand gekehrt, sitzt der Debardeur, dieser kleine Faschingokobold mit dem gestickten und durchbroche nen HöSchcn. — Recht traurig und bde sicht cö in der Rotunde, diesem Tummelplatz der AussteliungSgästc. aus. Die lärmende Fontaine ist verstummt, die Orgel» schweige», die Buffets sind menschenleer, nur die grosic Münchener Thur uiubr ist „och in Be wegung, In Thätigleit und zeigt noch imiiicr mit de», Hellen Klang ihrer Glocke die vorüberrauschcndcn Stunden a». Oesterreich ist schon grösjtcnthcilü in Kiste» verpackt, nur die Wiener Juwe liere habe» sich mit dem Wcgschaffen ihrer Kostbarkeiten nicht sehr beeilt. Rußland ist mit einem strenge» Grenzcordon abgc- schnittc», eine grüne Schnur und ein halbes Dutzend Wächter warne» vor de», Eintritt i»ö heilige Reich der Reußen. Die Chinesen sind noch ziemlich weit zurück und i», Orient sicht's aus, wie cö eben hinten i» der Türkei ausseben kann. In einem der gedeckten' Gänge, die von der Jndustrichalle zum Kunsthoi »ihre» und die die zwei „och blühend und überraschend schön er haltene» Parterres cliisasscn, steht eine endlose Reihe schmaler, aber mitunter riesig hoher Kisten. Sic sind alle leer und machen Oucue, um bincinzugelangen in die Bildcrsäle. Da ist'ö wieder England, daö sich sehr pressant gezeigt hat. Kein einziges der vielen Bilder ist mehr da. -Aber auch Frankreich hat sich sehr gesputet. Der große Pilot;,, die drei Matcjlo'V hänge» noch an ihren Plätze» und die scheußlichen Engelsiratzc,, stürze« im inter nationalen Saale noch immer in die gähnende Hölle. - „Der Rä cher seiner Eine" lehnt ermattet von seiner That a», Boden, „Rothkäppchen" aber ist noch immer mit dem gierigen Wolle im lcbhastestc» Diöcurö begriffe», und BauticrS „Sterbendes Weib" hastet noch immer aus toi unglücklichen Gatten den letzten Blick. Sonst fast überall graue Wände, trostlose Lcetc! Und wenn die iccrcn Kiste» von hüben zur ankern Leite werden hlnauSgewan- dcrt sein, dann ist o auch hier vorbei, dann ruht auch diese Welt, die A.zcttt der Ideale, ln hölzerne» Truhen. In der gedehnten Maschinenhalle Ist ü still, die Näder stehen und die mächtigen Werke, die Locomotive, die kolossalen Trcibrätcr, die Kessel und die Pumpen, Alles ist verdeckt und verhüllt und vergrabe». Und draußen erst! Da wo sonst an heiteren Nachmittagöstuiidcn bei den hellen Fanfare» der festlichen Musikchö'rc Gäste aller Zone» sich umhertummelteiü steh?« letzt unzählige Arbeiter und hantire» in allen Methoden uiid schreien in allen Zungen und Mund arten und arbeite» und schassen mit rastlosem Eifer. BeimLiotzk- gebäude sind dalmatinische Matrosen beschäftigt, ihre Kanonen iortzubringcn und nicht weit davon emvalliren französische Ouvrlcrö das Ameublement ihres Commissionshauseö. Da Russe», dor't Italiener, hier Schweizer, dort Griechen und Türke», hier unten im Prater ist jetzt ein Babel, wie eS verwirrender kaum gedacht ««den kqmn 3« ten sttesiammtisncn hat de« Lärm die Elsässer haben auSgdräuntt und bei de» t'röros krvvevtt-äux ist cö buchstäblich mäuschenstill. Nur bei den Pilsnern geht es »och hoch her, da wird noch wacker gezecht und da soll'« auch mit dem Zechen bis über den Winter hinaus währen. Für'S Weitere wird der böhmische- Gginbrinuo wohl sorgen. Vor dem russischen Bauernhaus stcist rer Vertreter des EigeuthümerS. Er verlangt für daö Haus von Lärchenholz die Bagatelle von zehntausend Gulden. -Sticht einen Kreuzer will der Russe Nachlasse», lieber läßt er eö wieder den Weg „ach Petersburg zurückmachen. Der Mau» kann'ö thu», er soll ein Vermögen von nahezu «ünk- zig Millionen Gulden besitzen. Da ist der Schwede schon etwas bescheidener. Der verlangt für seinen dicht beim Schulhauic ge legenen. übrigcys reizenden Pavillon nur sechstausend Gulden. Die Kosthaltc, jenes koöinopolstische BrettcrbauS, in welchem das mährische Bier neben dem böhmischen und steirischen srlcdlich ge trunken, in welchem vis-ä-vis de» „koschern", von jeder Schweinc- iaier scelen und dunkclrothcn Wursteln rosafarbene Schinken ver speist wurden, wo »eben dein Wein vom Rhein der rvthe Salt von Bordeaux t» Gläser» spielte, und gegenüber den hollcindi- scheu Ligueurcn der dalmatintsche Branntwein die Kehle auö- brautc, — ist verlassen unv verrammelt. -Aber eö muß noch et was darinnen sein. Denn an der Tbürc siche» zwei Männer der öffentlichen Ordnung und conbersire» über Faß und Flasche» im lebhaftesten Tone. „Du, waS wird kenn mit dem dalmatinische» Wein geschehe», der noch da ist?" fragte der eine i», Lauic deö Gespräches. „Was mit dem andern geschehen ist", antwortete der andere, „er wird auch getrunken werden." Die Sicherheitöinän- ner haben vielleicht hie und da eine gute Stunkc beim Kchcauv, sie haben aber auch harten Dienst und wad die Hauptsache ist, sic thnn ihren Dienst treu und verläßlich. Eö ist wahr, Herr Obcrcommissär c-teyökal hat alte Thorc, alle Thüre», auch die kleinsten und unscheinbarsten Eingänge und Durchlässe mit starken Posten besetzt, und bei einer Wanderung von einer Stunde kann man ein Dachend Mal seine Legitimation vorwciscn, dafür ist adcr auch die «Lichcrhcit eine musterhafte und erprobte. Stach Be endigung der -Ausstellung kam Haukoc z;i dem eben genannte cstepokal und sagte ihm unter Dankes, daß ihm während der ganze» Jett der Exposition auch nicht der kleinste Ring abhanden gekommen sei, während er den Schade», den er durch Untreue und Diebstahl, durch iiiangcihastc Uebcrwachung überhaupt bei den früheren Ausstellungen jedesmal erlitten, aut sechs- bis achthundert Pfund beziffern mußte. — Auch die Franzoicn und Deutschen wijscu nicht genug deö Lobcö über die Strammheit und Sicherheit deö PolizcidiensteS im Ge biete der Ausstellung zu sagen. Und so sei denn am diese ganze große Welt im Prater, die Europa seit Monaten in Bewegung gesetzt, die den Einen Glanz und Ehre, den Andcrcn Enttäuschung und Unglück gebracht, ein letzter Blick geworfen. Die Rotunde ragt kühn über die ganze Welt hinaus» die orientalischen Wohn häuser n»d Paläste mit ihrem bunten, fremdartigen Gepräge ver leihe» ihr einen fast »icirchenhaitc» Charakter. Der Himmel scheint für ewig blau zu sein, man glaubt nicht an die Möglich keit, von hier scheiden zu könne». Aber von den Bäumen fällt das gelbe Laub hernieder, die Wipicl werden kahl, es wird bald ganz einsam sein »nd öde, wo sonst frobco Lebe» herrschte, und von der Welt voll Glanz bleibt nichts aiö die Erinnerung an die Welt in Kisten. (St. W. Tgbl.) Locales und Sächsisches. '' — Nachdem die Besserung im Befinden Sr. Maj. des Kaisers Wilhelm in zwar langsamen, aber stetigem Forlschrciten begriffen ist, dürfte die Absenkung der in unserem gestrigen Blatte erwähnten außerordentlichen Gesandtschaften behufs offizieller Anzeige des Re gierungsantrittes des König« Albert in nächster Zeit vor sich gehen. Man hat hierorts bisher so lange gewartet, bis der Gesundheitszu stand des deutschen Kaisers die Entgegennahme einer derartigen Ge sandtschaft gestatte. Se. K. Hoh. der Groscherzog von Weimar ist vorgestern Abend 6 Uhr per Eisenbahn hier eingetroffen und im Hotel Bellevue abgestiegen. — Wir erfahren, daß von der Ernennung einer neuen Ober hofmeisterin abgesehen werden soll. Vielmehr würde die seitherige Oberhofmeisterin Frau v. Globig-Fraucnhagen, Gemahlin des Hof-- marschalls v. Globig, vom Hofstaate I. Maj. der Königin Mutter zu dem der regierenden Königin Carola übergehen. — Als Oberhofmeister bei I. 'Maj. der Königin Carola nennt man uns den Kammerherrn Carl v. Lüttichau auf Ulbersdorf, der sich unter den Augen der jetzigen Königin während der Feldzüge 1860 und 1870/71 ungemein große Verdienste um die freiwillige Krankenpflege erworben hat. — Wie es jetzt heißt, bekommt Generalleutnant Nerhoff von Holderbcrg die hiesige 1. und Generalmajor v. Montbr die 2. In fanteriedivision mit den; Hauptquartier in Leipzig, t««.' — Nach dem den Ständen zugcgangenen Entwürfe eines Ge setzes über die directenSteuern soll das Gesetz vom 9. Septbr. 1843, die Einführung eines neuen Grundstcuersristems betr., und das Ge werbe- und Pcrsonalsteuergesetz vom 24.December I845 sammt den dazu ergangenen ErläuterungS- und Ergänzungs-Gesetzen aufgeho ben werden. Der durch directe Steuern zu deckende Staatsbcdars wird darnach künftig durch l.die ErtragSsteucr, nämlich die Grund-, Gebäude-, Gewerbe- und Personalste»«»', sowie 2. die Einkommen steuer ^aufgebracht. Für jede Finanzpcriode wird bei Bcrathung de? Finanzgcsctzcs das Verhältnis, festgesetzt, nach welchem der durch directe Steuern zu deckende Staatsbcdars cincsthcils auf die Ertrags steuern» andcrntheils auf die Einkommensteuer zu vertheilen ist. Der durch' die Ertragssteucrn zu deckende Theil des StaatSbcdarfs wird auf die Gesammtzahl der bei der Einschätzung der grund-, gebäude- und gewerbe- und personalsteuerpflichtigen Einkünfte sich ergebenden Steuereinheiten umgelegt. Durch das Finanzgesetz wird die Anzahl der Pfennige bestimmt, welche gleichmäßig von jeder Steuereinheit in .jedem Jahre erhoben werden soll. Was dagegen den durch die Einkommensteuer zu deckenden Theil des Staatsbedarss anlangt, so werden' für jedes Jahr so viel Einkommensteuer-Termine ausgeschrie ben, als nach dem bei der Einschätzung des steuerpflichtigen Ein- konrmens ermittelten Steuerwerth eines Einkommensteuer Termins zu vollständiger Deckung des jährlich auszubringenden Sollbetrages Lrfordrrlich sind. - In de« Fimmzgesene wird die Anzahl der in jedem'Jahre zur Erhebung zu bringcndcn Termine festgesetzt. — Die 1. Deputation der 2. Kammer beantragt, mit Aus »ahme des Abg. Sachße, den Beitritt der 2. Kammer zu denr Be schlüsse der 1. Kammer: das Einverständniß damit zu erklären, daß die'k. Staatsregicrung der beantragten Erstreckung der Reichsgesetz- gebungsconipetenz auch auf die bisher von der letzteren ausgeschlos senen Theiie des bürgerlichen Rechts ihre Zustimmung ertheile. Die Regierung hat in der Deputation ertlärt, daß, sobald die Ncichs- competen; auf das bürgerliche Gesetz erstreckt sein werde, sofcrt eine Commission zur Ausarbeitung eines Entwurfs für ein bürgerliches Gesetzbuch für das gesammte deutsche Reich niedergesetzt werden soll. Der Abg. Sachße widerstrebt in consequcnter Beobachtung seiner Grundanschauungcn einer derartigen Ausdehnung der Reichscompe- Lenz. Der Bericht über diese Frage ist in llarcr Weise vom Abg. I)r. Pfeiffer erstattet worden. — Zu lebhaften Auseinandersetzungen in der 2. Kammer wird' nächste Woche der von Or. Biedermann erstattete Bericht über den Antrag Or. Minckwitz führen. Letzterer beabsichtigt bekanntlich ein festige Aufhebung der bekannten Art. 92 und 103 der sächsischen Vcrfassungsurkunde io, daß die Negierung ihn nur gegen die 1. Kammer anwendcn dürfe. Die Mehrheit der 3. Deputation lAbgg. Israel, Klopfer, Kretzschmar, Leuschner und vr. Biedermann) em pfehlen die Annahme dieses einseitigen Antrags, die Abgg. Gebert und v. Hausen beantragen dessenVermcrfuug, während Abg. Manns- fcld eine Vermittlung dahin sucht, das; die Regierung einen Gesetz entwurf cinbringen solle, wornach jene Artikel überhaupt aufgehoben werden, alsoSonne und Wind zwischen beiden Kammern unparteiisch verthcilt werden sollen. — Während bisher nur eine Siadtpostamts-Erpcdition, und zwar im Hauptpostamt in Altstadt eristirte, nach weicher auch die jenigen Briefe, die von außerhalb Dresden auf den Neustädtcr Bahnhofs-Expeditionen ankamcn und für Neustadt Dresden be stimmt waren, erst transportirt und dann wieder nach Neustadt hinüber befördert werden mußten, soll jetzt, nm Zeit und Arbeit zu ersparen, auch in Neustadt selbst eine Haupt-Stadtpost Expedition errichtet und nach derselbe« alle für Neustadt bestimmten Briefe direct, ohne Berührung dos Altstädter Hauptpostamtes, dirigirt werden. Dazu ist nöthig, daß auf jedem Brüse deutlich bemerkt wird „Neustadt" oder „Altstadt". Dies consequent zu thun, ist nur im Interesse des carrespondzrcndcn Publikums, denn die Briefe werden dann von der Post dem Adressaten weit schneller zuzustellcn sein. In Berlin hat sich die Einrichtung von Bezirkspostcn in ähn licher Weise sehr gut bewährt — Die neulich von uns ausgesprochene Veriiiuthung, man lasse das Wasser aus den Röhren der neuen Wasserleitung aus- strömcn, damit nicht dieselben' durch den allzustarkcn Druck zer sprengt würden, ist, wie Herr Stadtrath Stübcl mittheilt, nicht be gründet. Da der Rohrleitung das Wasser jetzt noch nicht aus den i m Bau begriffenen Hochreservoirs, sondern nur aus einem kleinem Reservoir im Park der Waldschläßchenbrauerci und durch ein Rohr von nur geringem Durchmesser zugcsührt wird, so ist der Druck, un ter welchem jetzt das Wasser in den Röhren steht, weit geringer, wie er künftig zur Versorgung aller Häuser der Stadt erforderlich ist. DaS Oeffncn der Röhren, jum das Wasser ausströmcn zu lassen, er folgt lediglich zum Zwecke der Reinigung und Spülung des Rohr netzes, aber auch ist Neu- und Untonstadt, wo dieser Zweck in der j Hauptsache bereits erreicht ist, steht der Erfüllung unseres Wunsches.
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