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Sächsische LlbMmg. Amts- uns AnzeigeUatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. 57. Schandau, Sonnabend, den 17. Juli 1886. Wcgcn Ncinignng dcr ExpeditionSränmc werden bei dein unterzeichneten Amtsgerichte Freitag und Sonnabend, den 23. und 24. Juli 1886 Nttv dringliche Suchen erledigt werden. Sch and an, am 16. Juli 1886. Königliches Amtsgericht. I. V. Schütz, irivustnrx, «Ivi» 2V Iirli dss. I. Nachmittags 4 Uhr sotten im Gntc Nr. 59 in Schöna 1 Hccksclmaschine, l Getreidereinigungsmaschine, 1 Kalb, sowie iflüttAvvvI», «Ivi» 21. cknli dss. I. Nachmittags 3 Uhr im AnctionSlocnl Markt Nr. 21 Part, hier 1 Taschcnnhr mit Kelte (Anker) gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Schandau, den 16. Juli 1886. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts daselbst. C. Saupe. Das 22. und 23. Stück des Ncichö.GcsctzblattcS enthüll: Nr. 1675. FrenndschaflS- nnd Handelsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und dcr Süd afrikanischen Republik, vom 22. Januar 1885; — Nr. 1676. Bekanntmachung, betreffend die Ucbcrcinknnft mit Serbien wegen gegenseitigen Markenschutzes, vom 7. Juli ds. Js. und liegt zn Jedermanns Einsicht in hiesiger Natskanzlci ans. Sch and an, den 16. Jnli 1886. Der Stadtrat. Bürgermstr. Wieck. Ein neuer Schritt auf dem Wege der socialpolitischen Reformen. Am Montag hat das NcichövcrsichcrungSamt in Berlin seine erste öffentliche Sitzung abgehalten, nach dem cS vorher durch die Wahlen seiner nichtständigen Mitglieder, die in den letzten Wochen seitens dcr Vor stände der Bcrnfsgcuosscnschaftcn nnd dcr Vertreter der Versicherten vorgcuommcn worden waren, seine Vervollständigung erhallen Halle. Das Ncichövcr- sichcrungsamt bildet die schiedsrichterliche RccnrSinstanz über Entscheidungen dcr Acrnfögcnosscuschaftcn und deren Schiedsgerichte »nd hieraus erhellt die Bedeut ung, welche der genannten Justitnlion ans dem weiten nnd schwierigen Gebiete dcr Unfallversicherung dcr Arbeiter künftig zukommcn wird, znr Genüge. In seiner warme» Eröffnungsrede charaktcrisirtc der Prä sident des NeichövcrsichcrnngSamteö, Herr Boediker, dasselbe als den Schlußstein in dem Gebäude, daö auf den Grundlinie» dcr beiden Hanptgcsctzc über die Unfallversicherung aufgcführt worden sei, als einen obersten Gerichtshof im Lichte vollster Ocffcntlichkcit. Die Bcthciligtcii könnten, so führte Herr Boediker des Weiteren ans, ihre Wünsche und Beschwerden pcrsön lieh Vorbringen, dcr Gedanke dcö großen Friedrichs von einer von den Fesseln dcö Formalismus befreite» väterliche» Verwaltung des Rechts werde zur Geltung gelangen nnd die Bclheilignng von Mitgliedern des Bnlidcörathcs, des Berliner Kammcrgerichts, dcr Bc- rnfögcnosscnschaftSvorstände nnd von Arbcitcrvcrtretcrn an dieser Ncchtövcrwaltnng biete jede mögliche Gewähr dafür, daß daö Recht auch wirklich gefunden werde. Mit der Eröffnung der Thäligkcit des Ncichsvcr- sichernngöamtcS tritt in dcr That das Unfallvcrsichcr- ungSgcsctz in seinem ganze» Umfange in Kraft und welche Aufgabe jener erwächst, lehrt schon ein Blick ans die nun abgeschlossene Organisation dcr Bcrnfö- gcuosscnschaften. Es sind nicht wcuigcr als 62 Berufs- gcuosscuschaflcu mit 247,162 Betriebe» »»d 3,085,719 Arbeiter», 44 A»sführ»»gsbchördc» mit 231,782 Ar beiter», also zasammcm 3,317,501 Arbeiter», z» wel che» »och diejenige» Arbeiter kommen, für welche durch daö Gesetz, betreffend die Fürsorge für Beamte nnd Personen des Soldaleuslandeö vom 15. März 1886, gesorgt worden ist. An Schiedsgerichten bestehen für die Bcrnfögcnosscngcschaftcu nach dem Unfallversichcr- migsgcsetz 340, für die Bcrufsgcnossenschaftcn »ach dem AiiSdchmmgSgcsctz 64, endlich für Reichs- »nd Staats betriebe 44, daS crgiebt zusammen 448 Schiedsgerichte. Für diese ist nnn daö Ncichsvcrsichcrmigsamt die ent scheidende Instanz nnd man darf billig erwarten, daß »ach der treffliche» Erläuterung, welche Herr Boediker über Eharaktcr nnd Bedeutung dieser Institution ge geben hat, anch in den Kreisen dcr Arbeitnehmer letz terer das nöthigc Vertrauen cutgcgcngcbracht, zumal da gerade deu Arbeiter» i» erster Linie die Wohl- thatcn einer Ncichsinstitntion zu Gute kommen, die wesentlich dazu bestimmt ist, daö Einvernehmen zwi schen Arbeitgeber» »ud Arbcituehmcrn zu fördern. So hat denn mit der begonnenen Thätigkcit des Rcichövcrsichcrungsamlcs wieder eine dcr großen, tief eingreifenden Reformen, deren Inangriffnahme die kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 verkün dete, ihren practischcn Anödruck gefunden nnd dies kann nur die Zuversicht und das Vertrauen darauf, daß dem ersten Schritte ans dem Pfade dcr Social- rcform sicherlich noch weitere, großen Segen verheißende Schritte folgen werden, erhöhen. Wenn man an alle die Hindernisse znrückdcnkt, welche sich dcr Anöführnng der vom Kaiserlhron herab verkündeten Botschaft ent. gcgcnstcllcn und sich der Hartnäckigkeit erinnert, mit welcher die Gegner dcr angckündigtcn Reformen die selben bekämpften nnd sich daun vergegenwärtigt, mit welch' bcdcntcudcr Mehrheit, znm Theil wenigstens, in einem vorzugsweise auf Grundlage dcr Gegner schaft zur Socialpolitik gewählten Reichstage die bc- lrcffcudcu Ncformbcstrcbnngeu der Negierung gut- gchcißcu wurden, dann darf man getrost anch heute immer wieder neues Vertraue» zu dcr Kraft gewinne«, welche wahrhaft großen nnd idealen Ideen nnd einer richtige» politische» Initiative inncwohnt. Wenn sich trotz der bisher doch wahrlich nicht gesparten Oppo sition so große nnd tief einschneidende Reformen durch ihre eigene innewohnende Kraft in solcher Ruhe und Zuversicht im deutschen Volke nnd dcr überwiegenden Mehrheit seiner parlamentarischen Vertreter hierdurch arbeiten konnte») daun muß wahrlich im deutschen Volke noch ei» ganz ansehnliches Capital von Vertrauen zu seine» Staatsmänner» Vorhände» sei» und hieraus darf die beruhigende Ucberzcugnug geschöpft werden, daß die kaiserliche Negierung anch bei dcr Lösung dcr fcrucrcn socialpolitischcu nnd cultnrhistorischcu Auf- gabcn dic Mehrheit der Nation hinter sich haben wird. T a q e s,q e s ch i ch t e. Sachse». Schandau. Vergangene» Mittwoch jagte» Sc. Maj. dcr König in Gesellschaft Sr. Hoh. des Herzogs von Altenburg auf Nciuhardsdorfcr Revier auf Hochwild. Daö Wetter war sehr günstig, nicht minder dcr Erfolg dcr Jagd. Sc. Maj. schoß einen starke» Hirsch und Sc. Hoh. dcr Prinz von Altcnburg cincn starken Rehbock. Nach cingeuommc- ncm Diner im Jagdsalon von Qnisisana fnhr Sc. Majestät mit dem Zuge 9 Uhr nach Pillnitz zurück. — Vom 19. Februar bis mit 10. Juli d. I. ge laugten inögcsammt 3426 beladene Fahrzeuge beim hiesigen Hanpt-Zottamte znr Abfertigung. — Die am 15. d. M. erschienene 11. Nr. der Knrlistc weist 586 Parteien mit 1468 Personen nnd 7840 Passanten nach. — Auf dic Vorzeigung dcr Hanölistcn, den Uu- tcrstütznngöwohnsitz betreffend, in hiesiger Nalhökanzlci maclM wir nochmals aufmerksam. — Der von de» Gcwerbcvcrcincn zu Tclschen und Bodenbach veranstaltete Extrazug nach Prag geht nicht, wie vom Vorstände des Tetschner Gcwcrbcvcrcins hierher irrthümlich mitgcthcilt worden ist, den 26. d., sonder», wie anö der betreffende» Annonce dcr hcuti- gen Nnmmcr zu crschcu ist, schon nächste:, Donners tag, dcn 22. d. M., früh 6 Uhr von Telsche» ab. Anmelduuge» znr Thcilnnhmc au dcr Fahrt wcrdcu bis heute Souuabcud vom Vorstände des hiesigen Gcwcrbcvcrcins cntgcgcngenommen. — Eine interessante Bergbesteigung führten am vergangenen Sonntag zwei Mitglieder des Gebirgö- verein« für die sächsische Schweiz anö. Sie erklimm ten mittelst cingchancncr Stufen nnd cingcramnttcr Baumstämme, sowie unter Zuhilfenahme von starken Seilen nnd Steigeisen dcn »och nie betretenen ersten Felsen dcr kleinen Gans, gegenüber dcr Bastei. Znr Erriuncrnng daran stifteten zwei andere VcrciuSmit- glicdcr eine vergoldete Fahne, welche nach ihrer Fer tigstellung oben anfgcpflaiizt werden soll. Von dcr Bastei anö wurden die kühnen Kletterer durch ciucu kräftigen Tusch dcr Bnstcikapcllc und mit Hochrufc» von Scitcu dcö dortigen Publikums begrüßt. — Dcr Stand dcr Fcldfrüchtc in Sachsen ist im Allgemeinen ein sehr schöner nnd wird nur wenig über dünne» Stand oder schlechte» Körncrcmsatz geklagt, n»r dic begonncue Rapserute weist ci» schlechtes Re sultat auf, da nach dem Glanzkäfer noch stellenweise die Schotcnmadc sich ciustclltc. Frühe Flachssaat steht schöner als späte, anch macht sich dcr Anbau nach bcl- gischcr Methode dadurch günstig bemerkbar, daß dic Felder viel weniger Unkraut zeigen als früher. Die Kartoffelfelder zeige» mit sehr wenig Anönahme schönen Stand, doch ist in zwei Bezirken Kräuselkrankheit be merkt worden und sind in mehreren Bezirken dic Fel der durch starke Regengüsse verschlammt. Wenig Gnteö ist über dcn Klccstand zu berichten, dessen erster Schnitt bis auf einzelne Bezirke sehr spärlich anöficl, während dcr Nachwuchs infolge dcr kühlen Witterung nicht vom Flecke kommt. Ncichcr ist die Heuernte, doch hat die unbeständige nasse Witterung dieselbe sehr verzögert nnd die Qualität des FnttcrS beeinträchtigt. In ein zelnen Znckcrrübcnfcldcrn haben sich massenhaft Enger linge bemerkbar gemacht. Obstansatz nnd -Ernte ist ge ringer, als vorher angenommen. — Im Königreich Sachsen ereigneten sich im Monat Jnni dö. IS. an Gebändcn 268 Brandfättc, wovon 184 durch Blitzschlag (34 zündende nnd 150 kalte Schläge) und 84 durch andere Ursachen entstan den sind. Unter dcn von Blitzschläge» betroffene» Gebäude» wäre» 24 mit Blitzablcitungc» versehe». — In der Nacht znm 11. d. M. hat im obersten Erzgebirge strichweise Frost mit sehr starkem Reif stnttgcfnndcn nnd sind hierdurch die Kartoffelfelder leider mehrfach schwer betroffen worden. Wer Ge legenheit hat, von Hcrmsdorf-Nchefcld ab bis Moldau dic Bahn zn bcnntzcn, wird rcchts nnd links derselben mehrere Kartoffelfelder zn Gesicht bekommen, deren Krant ganz schwarz auösicht nnd abgestorben ist. Dic daselbst gelegenen Wiesen nnd sonstigen GraSslächcn waren am Morgen mit einer dichten Ncifschicht über, zogen. — Der „Vogtl. Anz." erzählt: Dem Dienstknecht eines vogtläudischcn Rittergutes war die Versorgung von zwei starke», schönen Ochsen zugcwiesen worden, nnd dcr Knecht hing mit rührender Liebe an seinem Vieh. Da kam dem Rittergutsbesitzer dcr Gedanke, dic Ochsen zn verkaufen. Der Knecht, welchem dies nicht verheimlicht werden konnte, wurde darüber zwar nicht tiefsinnig, versteckte sich aber in einer Schenne nnd blieb darin zwei Tage stecken, ohne jedwede Nahrung zu sich zn nehmen. Erst als er dnrch ein abgclausch. teö Gespräch erfahr, daß die beiden Ochsen noch nicht verkanft worden waren, kam er wieder znm Vorschein. — Am Freitag Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr