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Nummer 258—3K. Iahrg SüchMe Volkssettung Mittwoch, 3. November 1SZ7 schrlftUttuil»! Dre,d«n-»„ PoNeistr. II, gennut W711 ». Nvli S«Ichzlt»st«ll<, Druck mid v«,la-! G«c»«Ua «rüprruck<r«> «. Verla, LH. «. S. Winkel, Pollerstro^e »7. geimof »1011, voftlcheck! Nr. lora, Bank: Stad wank Dreien «717 Am S-ll« von tzührri ««walt, v«rb°t, <tntr«t«ia>»r v«ttled»» »öiung«n hat d«r v«zie»e, od« w»rbuiqtr«tb-^, kl« «nlprüch«, sall« dl« g«ltun, tn belchiSntttra «r- Ipütrt ad«« »lcht «glhelnt. «»san««,--,1 »H »-»»<» «rl-el« 1 «al «Ichenlllch. »knatllch« v«»ug»pr«I, durch lrügn «Inschl «0 Pf,. 1,». - «0 Psg. Tril^rlo-n 1.70; durch dl« Post 1.7V «tnschltrstllch Postllberrlx>Iung«g«bIIdr, »uzlgttch « Vs«. P»st.v«st«1lg«l». Lliq«l.R,. 1V Pf,., Sannabtnd. ». 8«st»a,-Nr. » Pf» «bbtfkllmr,«, mlllfe» faltest«»« «l« Woch« vor «»lauf d«r v«-«»H«lt fchrlftllch «du v«tta, «I»g«,«v i-i«. ll»k« lr»,«, dllrsM ktu« vd^stellun^« ««leerer»«-«Ni, Verla,«ort vr««tx». «ntelzenpKlf«: dl« lf»°M« »» m, dr«It« 8«»« » ViV-1 für gamNI«nan»el,rn » Pf» glr Platzwtlnfch« ttn«, »lr kl« ««wl-« Kiste«. Göring über die Md als KuwrWor Oie Internationale Iag-ausstellung eröffnet Berlin, 3. Nov. Bei der Eröffnung der „Internationalen I a g da us st e l l u n g" in Berlin sprach der Reichsjögermeister, Generaloberst Göring. Er sagte in seiner Rede u. a.: Das graste Interesse, das die „Internationale Iagdaus- stellung" In Berlin bei allen Freunden der Jagd, der Natur und ihrer Geschöpfe in der ganzen Welt findet und das seinen Niederschlag in der ansterordentlich starken Beteiligung aller jagdlich bedeutsamen Länder gefunden hat, beweist das Zeit» gemäße und die Notwendigkeit dieser grohartigen und einzig artigen Veranstaltung. 27 Jahre liegt die letzte Internationale Iagdausstellung in Wien zurück. Seitdem haben sich auf dem Gebiete der Jagd in allen Ländern, die sich von altersher einer hohen jagdlichen Kultur erfreuen, Veränderungen von einschneidender Bedeutung vollzogen. Der ständige Rückgang, ja das völlige Verschwinden gerade der schönsten und wertvoll sten Gattungen unserer freilebenden Tierwelt ist den Freunden der Natur, zu denen sich die Jäger aster Länder mit besonders grossem Recht zählen, eine ernste Mahnung zum Schutze dieser Tiere, der Verödung der Natur mit allen Mitteln, die menschenmöglich sind, Einhalt zu gebieten. Es ist gleichgültig, ob sie den Blick in die Kolonien fremder Erdteile richten oder ob sie die in der ganzen Welt von allen Tierfreunden mit so großer Begeisterung aufgenommenen Be stimmungen, des deutschen Reichsjagdgesetzes befrachten, überall werden sie Bestrebungen finden, die einerseits der Tierwelt einen vermehrten Schutz angedeihen lassen nnd an dererseits einer Veredelung und Vervollkommnung des Waid Werkes dienen. Der Gedanke, daft die Jagd auf die Entwicklung von Kul- tur und Kunst eines jeden Volkes entscheidenden Einfluß gehabt hat, war einer der Hauptgründe, die mich veranlastt haben, di« Anregung zu dieser gewaltigen Schau zu geben. Vor allem erschien es mir notwendig, die Bedeutung der Jagd gerade als wichtigen Kulturfaktor durch eine Ausstellung, wie sie die Welt bisher nicht gesehen hat und voraussichtlich auch in absehbarer Zeit nickt sehen wird, wirksam zu unterstreichen. Die Ausstellung will auch ast denen in der ganzen Welt, die in völliger Verkennung der Dinge in der Jagd ein überflüssiges Vergnügen angeblich begüterter Kreise sehen, die Augen darüber öffnen, dast gerade Jagd und Jäger in aller Welt immer die jenigen waren, sind und bleiben werden, die einem Volk di« schönste Zierde seiner Heimat, das Wild, erhalten haben. So wist die Ausstellung auch dem Ziele dienen, die Stellung de« Jägers In der ganzen Welt zu heben, sie sost ihm das Ansehen geben, das er verdient. Auf eines, auf das mir ganz besonders stolz sein können, mosten wir mit dieser Schau verweisen: auf die enge kame radschaftliche Verbundenheit, die seit jeher zwilchen den Jägern eine edle und hohe alte Sitte ist. Bei der Jagd im gesitteten Maidwerk haben Standesunterschiede niemals eine Roste gespielt. Wie im Kampfe gilt bei der Jagd nur der Mann selbst, nur seine männlichen Tugenden, seine Kamerad- sci-alt, sein Charakter, aber niemals sein Stand. Es ist ein« uralte Ueberlteserung. dast der Iagdgehilfe mit seinem Jagd herrn bei der Pirsche ebenso Not und Entbehrungen wie Freude und Erfolg teilt. Iagdsrenndsclmst und Iagdgemcinschaft bringt die Menschen in ein enges persönliches Verhältnis. Wenn ebenso die Jäger aster Welt über die Standesgren- zen hinweg gute Kameradschaft halten, so wird sicherlich auch damit dem Frieden der Welt gedient. Gerade weil sie Ihre Heimat Uber astes lieben, gerade weil sic stolz auf Ihre Nation sind, sind sie, lern jedem falschen Internationalismus, gute und zuverlässige Mittler unter den Völkern. Ein halber Gchntt der Londoner Regierung Konsularische Vertretung in Aatlonalspanien aeplant, aber keine Anerkennung Francos Wie der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele-, graph" meint, ist binnen Kürze eine Erklärung der eng-' lisch en Regierung bezüglich einer gegenseitigen konsula rischen Vertretung zwischen England und Nationalspanien zu erwarten. Es sei englischerseits beabsichtigt, einen Haupt- agcnten mit einem oder mehreren Assistenten zu ernennen mit dem Sitz in Burgos. Agenten mit Rechten und Pflichten ähnlich denen der Konsuln sollten dann in einer Reihe von Städten Nationalspaniens eingesetzt werden. Ebenso sollen ähnliche Vertreter Nationalspaniens als anerkannte Vertreter In England zugelassen werden. In der offiziellen Ankündigung werde Nachdruck darauf gelegt werden, dast dieser Schritt nicht eine de jure-Anerkennung der Regierung Francos bedeute. * Es wist scheinen, dast die Beziehungen einiger Staaten zueinander immer „diplomaiischer" werden. Bei dem Versuch, seine Immer unmöglicher gewordene Haltung gegenüber der na tionalen Regierung General Francos, die fast drei Fünftel Spa niens beherrscht, zu korrigieren, verfällt das Foreign Office auf Methoden, die wirklich nicht geeignet erscheinen, eine grössere Klarheit In das unnatürliche Verhältnis London— Salamanca zu bringen. In dem gleichen Atemzug, da man von einer gegenseitigen konsularischen Vertretung In National- Kriegszustand in der Saupifiadt Varaauays London, 3. Nov. Wie Reuter aus Asuncion melde«, ist dort der Kriegs» zustand infolge der Truppenmeuterel verhängt worden. Nationale- Aentralamt für Sicherheit und Ordnung Salamanca, 8. Nov. General Franco hat «in Dekret unterzeichn««, durch das ein nationales Zentralamt für Sicherheit, öffentliche Ordnung und Grenzschutz geschaffen wird. Zum Leiter diese« Amtes wurde Martinez Anido ernannt, der bereits während der Diktatur Innenminister war und al» Mikitärgouverneur von Katalonien sich durch einen rücksichtslosen Kampf gegen das Anarchisten unwesen einen Namen gemacht hat. Britische Kompagnie für Port of Spain London, 3. Nov. Die britische Regierung hat auf Ersuchen des Gouverneurs von Trinidad eine aktive Kompagnie für unbegrenzte Zeit nach Port of Spain gelegt. Diese Kommandierung steht im Zusam menhang mit den jüngsten Unruhen, die dort zu verzeichen waren. spanien und England spricht, fühlt man sich bemüstigt, zu be tonen, dast damit keinesfalls eine de jure-Anerkennung der nationalspanischen Regierung verbunden sei. Dieser Londoner diplomatische Winkelzug erinnert ganz an das Vorgehen der französischen Regierung in Rom vor einem Jahr. Damals hat der Quai d'Orsay den Grafen de Saint Quentin zum Botschaf ter in Rom ernannt, aber im Beglaubigungsschreiben peinlich die Anerkennung des italienischen Imperiums durch Frank reich vermieden. In diesen Tagen hat bekanntlich Mussolini dem Qual d'Orsay ebenfalls „diplomatisch" für diese verletzende französische Verkennung politisclicr Tatsachen die entsprechende Antwort gegeben. Man hat die Abberufung des italienischen Botschafters Cerrutti in Paris In die Diplomatcnsprache über setzt und der französischen Regierung ganz höflich, aber nicht nnmistverständlich mitgeteilt, „der Botschafter sei von seiner Regierung eingeladen worden, auf Urlaub zu gehen". Was die Diplomaten und Politiker beider Länder unterlassen, sich zu sagen, das sagt man sich ganz offen und ungeschminkt In den scharfen Presseauseinandersetznngcn. Schließlich: so merkwürdig diese diplomatischen Kuriosa auch anmuten, sie passen doch In eine Zelt, da selbst — wie jetzt im Fernen Osten und in Spanien — Kriege geführt werden, ohne dast man vorher den Krieg erklärt hätte. Antwortadreffe des Unterhauses ohne Abstimmung angenommen London, 3. Nov. Das Unterhaus hat gestern die Aussprache Uber die Ant wortadresse auf die Thronrede abgeschlossen. Der Zusatzantrag der liberalen Opposition wurde mit 363 gegen 146 Stimmen abgelehnt und darauf die Antwortadresse ohne Ab stimmung angenommen. tagiiardla wieder zmn Oberbürgermeister von New-ork aewM Bürgermeisterwahlen tn den vereinigten Staaten. Newyork, 8. Nov. In über 30 Städten Nordamerikas, darunter in Newyork und Detroit, fandan am Dienstag BUrgermeist«nvahl«n und in fünf Bundesstaaten Staatswahlen statt. Besonders tn New york wurde der Wahlkampf mit ungewöhnlicher Erbitterung geführt. Tausende von Polizeibeamten muhten eingesetzt wer- den. Soweit di« Wahlergebnisse aus Newyork vorliegen, steht fest, dast der übel-berüchtigte Deutschenhasser Laguardia wiedergewählt ist. Der Sonderstaatsanwalt Thoma» De- wey, der zahlreicl)« Gangsterbanden ausgeräucl)ert und sich da durch einen Namen gemach« hat, wurde als Oberstaatsanwalt im Bezirk Newyork ^viedergeivählt. Deutsche zu _ „ , rin-Werk in en, fand er starke Beachtung. Polt« Deutsche und Tschechen Wo zwei Nationen auf einem geographisch so engerl und abgeschlossenen Lebensraum zusammenwohnen, wie Deutsche und Tschechen in Böhmen, dort wird es immer gewisse Spannungen^eben, zumal wenn beide Nationen ei« start ausgeprägtes Nationalbewußtsein und den unerbitt- lichen Willen besitzen, ihre Individualität unter den Völ- kern und ihre im eigenen Volkstum ruhend« Kultur zu bo- wahren, zu stärken und zu veredeln. Was sich aber heut« aus der politischen Ebene des böhmischen Lebensraume» vollzieht, läßt sich aus dieser wohlverstandenen Treue zum Volkstum heraus nicht erklären. Denn Stolz auf di« eigen» Nationalität ist nicht gleichbedeutend mit Verachtung, Unterdrückung und Entrechtung der anderen Nation, zu allerletzt dann, wenn sich diese Entrechtung keineswegs nur auf die politische Sphäre beschränkt, sondern zugleich auch das Volkstum in seinen tiefsten Wurzeln zu treffen ver« lucht. Selbst wenn die Tschechen — was hier nicht zur Aussprache steht — Grund dazu haben sollten, mit ihrem Schicksal innerhalb der ehemaligen Donaumonarchie unzu frieden zu sein, und selbst wenn man daraus gewisse Re- aktionserscheinungen zu erklären versuchen würde, so gibt es doch andererseits im politischen Leven ein Gesetz der Klugheit, Fehler, die in der Vergangenheit gemacht worden sind, nicht mit umgekehrten Rollen zu wiederholen, ein Ge setz, das man übrigens nicht ungestrast mit Flitzen tritt. Ts wäre ein schlechtes Zeichen für das Tschechentum, wenn der politische Kurs, den man heute auf der Prager Burg für richtig und klug halt, auch der Einsicht der schärf, sten Geister des Landes entspräche, und wenn es im tfchechi- schen Volk nicht weitblickende Köpfe gäbe, die in der Lag« wären, den Lauf der Dinge an größeren Massstäben zu messen, als er in der gegenwärtigen politischen Leitung de» Landes zu erkennen ist. Es ist für die Beurteilung der Lage in der Tschechoslowakei wichtig, zu wissen, datz es dort im wissen schaftlichen Leben auch heute eine Richtung gibt, die von der Zweckmäßigkeit der Prager Politik keineswegs über zeugt ist, sondern deren großen Irrtum einsieht, durch den die nachbarlichen Beziehungen zu den Angehörigen der deutschen Nation mehr und mehr untergraben werden, während Prag in vermeintlicher Sorge um den Bestand des Staates unnatürliche Fernfreundschaften unterhält. Es ist insbesondere der in diesem Jahre verstorbene tschechisch« Historiker Josef Pekar gewesen, der in den Bahnen seines Lehrers Jaroslaus Goll wandelnd, immer ernsthaft bemüht blieb, di« tschechische Geschichtsauffassung aus einer gefährlichen Emanzipationsstimmung herauszuführen und auf wirklichkeitsnäheren Grundlagen auszubauen. Jen« tschechische Geschichtswissenschaft, die der tschechischen Ratio, nalidee dadurch freie Bahn schaffen zu könne» meinte, daß sie alle die Aohängigkeitsbande, durch die das tschechisch« Volk seit einem Jahrtausend zum deutschen Volke hinge, zogen wurde, in ihrem Werte tunlichst verkleinerte uich herabsetzte, hatte im vorigen Jahrhundert tn Franz Palacky ihren bedeutendsten Vertreter, mit dessen gewaltiger Le, bensarbeit sich auch Josef Pekar auseinandersetzen mußt« und auseinandergesetzt hat. Pekar ist unbeirrt seinen Weg gegangen, auch dann noch, als die Entwicklung zur tschechi, schen Autonomie, die er innerhalb des Rahmens der alten österreichisch-ungarischen Monarchie erhoffte, zugunsten der Ideenwelt Masaryrs entschieden rvar. Obwohl Pekar an seinem tschechischen Volkstum mit genau so heißem Herzen hing wie Masaryk, hat er doch auf Grund seiner Geschichte, schau den Weg des jungen Staates gegenüber dem Sudeten deutschtum von Anfang an für verfehlt gehalten und die einzig« Möglichkeit einer Lösung der tschechoslowakischen Staatskrtse in der Verwirklichung jener Autonomie der großen Nationalitäten erblickt, zu deren entschiedenstem Für sprecher neuerdings tn der politischen Ebene die Sudeten deutsche Partei geworden tst. Es ist ganz selbstverständlich, daß in dieser Zeit der Hochspannung tm deutsch-tschechischen Nachbarschaftsverhält» nis da» Lebenswerk Josef Pekars ganz neue Perspektiven und eine erhöhte Bedeutung erhält. Unter den Sudeten deutschen selbst beschäftigt man sich mit wachsender Auf merksamkeit mit der Geisteshaltung Josef Pekars und man beginnt, sein« wichtigsten Schriften auch ins Deutsche zu Überietzen. Als jüng t sein großes Wallenstein-Werk in deutscher Sprache erschien, fand «s starke Beachtung. Polt- tisch ist jedoch die kleine, 1S2S erschienen« Schrift Pekar» »8m>si üvvkxok ciöjta" bedeutend wichtiger, di« jetzt unter dem Titel „Der Sinn der tschechischen Ge schichte- in deutscher Uebersetzung vorliegt (Verlag Rudolf M. Rohrer, Brünn-Leipzig). Der Prager deutsch« Historiker Jos«f Pfitzner hat in einem Vorwort zu dieser Schrift die P«sonnchkeit und die wissenschaftliche Bo» deutmw Pekar» in kurzen Strichen umrissen. Wenn da», was Pekar in dieser kleinen Schrift mit wissenschaftlichem Ernst und ohne kein nationales Bekenntnis zum tschechischen Volkstum irgendwie zu verletwnen, niedergelegt hat, Ge meingut der verantwortlichen Politiker des jungen tschecho« Üowaki schen Staates wäre, dann sähe es vermutlich heute sm tschechoslowakischen Raume weniger beunruhigend aus.