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Auslage: »,««« «Srcinplarc. Anseratenpreise: Für den Ra»m eimr gcspalttiikn Zeile: 1 Rgr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Sigenlhum der Hciausgeder: L'ikpsch llt'ichnrdt. - L'craiilwcrilicher Redacteur: Julius Ueichüldt. Dre-dn», den 9. November. — Ja der Zweiten Kammer erklärte vorgestern der Herr Minister des Innern, von Nostih-Wallwitz, in Beantwortung der Interpellation des Abg. Schreck, daß die Wahlgesetzoor- schläge ausgearbeitet seien und nächstens an die Kammern ge langen werden. Der Herr Minimer bemerkce hierbei, die Ne gierung theile nicht die Ansichten, welche in einem in der Er sten Kammer eingebrachten Anträge (Bürgermeisters Koch) ausgedrückt seien. Der Abg. Schreck behielt sich weitere An träge vor. — Die Armee des Norddeutschen Bundes hat durch die am I. d. vorgenommene Einziehung der diesjährigen Neccuten eine Vermehrung des MannschastsstandeS um ungefähr 100,000 Mann erhalten. Beurlaubungen ältercr Leute statt dieser Neulinge können augenblicklich aus dienstlichen Rücksichten nicht stattfinden, und deren spätere Verfügung wird durch die Form der politischen Lage bevingt sein. — Der zweite Vortragsabend des Vereins fürs Leben bot den Versammelten einen hohen Genuß, indem einer der vor züglichsten Redner des Vereins, Herr Oberlehrer Ile. Hohlfels, über Sittlichkeit und zwar rom rein philosophischen Stand punkte aus sprach. Hierauf folgte eine Betrachtung des Un sittlichen und Bösen, worauf der Vortragende zu den Mitteln überging, welche geeignet sind, die Sittlichkeit zu wecken und zu fördern, wobei er gleichzeitig auf den Unterschied und die Untrennbarkeit von Sittlichkeit und Religion hinwies. Als ein Hauptmittel zur Förderung der Sittlichkeit wurde auch das Zusammenleben der Menschen, der Einfluß der Gesellschaft be tont und dargethan, baß bei dcn recn humanistischen Zielen deS Vereins fürs Leben auch er eine Pflanzstätte und Förderer wahrer Sittlichkeit sei. Diesem Vortrage, welcher durch klare und geordnete Darstellung, wie durch rhetorische Schönheit mächtig anspcach, fügte Herr Or Hohlfeld als würdigen Schluß noch einige Worte des verewigten Philosophen Krause an, welche mit der zündenden Kraft der Wahrheit und ergreifender Wäime die Kernlehrcn christlicher Sittlichkeit aufstellten. Der dritte Versammlungsabend diente einer gemeinschaftlichen Be sprechung dieses Vortrages und seines Gegenstandes, welche sehr belebt zu nennen war und noch manches Gute und Schöne zu Tage förderte. Alle Freunde eines wahrhaft geistigen Ge nusses seien auf diese Vorträge des Vereins fürs Leben ^Sonn abends 8 Uhr, Zahnsgasse, Horel Mietzsch hingewiescn, und ur deren Interesse erwähnen wir, daß am 10 November ein Vortrags über Luxus von Herrn l»i Vater folgen wird. — Es ist an der Zeit, einmal ein ernstes Wort gegen das Treiben gewisser hiesiger Dienstmänncr zu reden, indem solche mit dem Verkauf von Hostheater-BilletS einen durchaus nicht zu billigenden Schacher treiben. Sie holen sich nämlich sehr oft für ehr Gels des Vormittags einige Billets und lauern des Abends am Eingänge, wo sie vorzüglich Fremden mit der Rede entgegen treten: daß bereits an der Kasse alle Billets vergriffe»» wären, sie aber solche besäßen. Der Frenue glaubt wohl ih en Worten und zahlt, um die Vorstellung nicht zu entbehren, einen nnit höheren Preis, deni, Prosit ist ja d»e Absicht und um solchen zu erreichen, wird aller Schwindel an- gewend't. Am gröbtichsten wurde dieser vorgestern Abend an, Eingang des Hoftheaters ausgeübt. Es erscheinen zivei Mad' chen, die sich auf d.e vierte Galerie begeben wollen und jeden falls sich das Geld abgedarbt hatten, um einmal in die Komödie zu gehen. Mit den angegebenen Worten tritt ihnen ein Dienst mann entgegen und bietet ihnen zwei Billets zu 15 Ngr. an. Die Mädchen zögern anfänglich und zahlen endlich, weil der Dienstmann ihnen beide Billets für 13 Ngr. abläßt. Freudig steigen die Mädchen empor und — werden vom Billeteur zu rückgewiesen, indem die B.llets vom vorherigen Tag waren und sich für heute als ungiltig erwiesen. Betrübt, um Gelo und Vorstellung geprellt, gehen sie herab, der Dienst,nann aber, der Schwindelfritz, hatte sich längst aus dem Staube gemachc. — Also strengere Vigilanz auf diese Leute, damit solchem Unwesen gesteuert wird. — In den letzten Tagen hat sich eine junge Frauens person wiederholt in Gasthäusern und PrivailogrS emgemiethct, sich aber allemal des andern Tages, nachdem sie in der Regel von der LogiSwirthin diverse Kleidungsstücke geliehen hatte, heimlich, und natürlich unter Mitnahme der gettehenen Effec ten, entfernt. Hoffentlich wird es gelingen, diese Schwindlerin zu ermitteln und dürfte derselben dann wohl ein Logis, wel ches sie nicht so schnell verlassen kann, angewiesen werden. — Anstatt wie in andern Jahren am 6. November, als dem Todestage d>S Königs Gustav Atolph, hielt diesmal der hiesige Lccalverein der evangtlischen Gustav-Adolphstiftung, um den an bezeichnetem Tage besetzten Stadtoerordnetensaal benu tzen zu können, erst am gestrigen Abende seine zweite diesjäh rige Hauptversammlung. Dieselbe begann mit dem Gesänge der beiden ersten Verse des Liedes: „Ein' feste Burg ist un ser Gott", worauf der Herr Vorsitzende, Consistorialrath und Superintendent vr Kohlschütter, die zahlreich Versammelten durch Gebet und Ansprache in kräftigster Weise süc die hohen und segensreichen Zwecke des Vereins erwärmte. In erheben der Weise schloß sich daran der Gesang der Hauptmann'schen Motette: „Ehre sei Gott in der Höhe", ausgesührt von der hiepzeir „Liedertafel". Die nunmehr statutengemäß vorgenom menen Wahlen hatten das Ergebniß, daß die auszuscheiden habenden hiesigen Mitglieder des Vorstandes, die Herren I)r. Kohlschutter, Itt. Thenius, Schuldircctor Zehrfeld und Apothe ker Vogel, wie die auswärtigen, Herr ?. Wahl zu Kötzschen- bi oda und Herr l'. Hepdenreich zu Leubnitz, aufs Neue gc wählt wurden, und da Herr Ärchidiakonus omor. Böttger wegen an dauernder Krankheit seinen Austritt erklärt hatte, Herr Eonsi- storialrath Dr. Rüling in die erledigte Stelle eintrat. Die Herren Apotheker Grüner, Schuldircctor Schulze und Nein- hold Seidel wurden durch Acclamation ersucht, in ihrcr Func tion als Mitglieder des Rcchnunzsausschuffes zu verbleiben. Inzwischen machte der Herr Vorsitzerde lebhafte Theilnahme erregende Mittheilungen über die diesjährige Hauptversammlung des Gesammtmreins zu Worms, gedachte dabei mehrer hoch verdienten, durch dei» Tod abgerusener Förderer der Vereins sache, insbesondere des KirchenrathZ I)r. Rothe zu HAoelberg, und knüpfte an den der Versammlui.g vorliegenden und hier mit für weitere Kreise zur Beachtung angelegentlichst empfoh lenen Jahresbericht des hiesigen Hauptvereins mehrfache Er läuterungen und Bemerkungen, durch welche auch einige Vor- standsmitgl'.edcr zu Mittheilungen über die evangelischen Ge meinden zu Teplitz und Nizza veranlaßt wurden. Die Ver sammlung wurde mit Gebet und dem Gesänge der beiden letzten Verse des obenbczeichneten Liedes beschlossen. Dc. I.) — Aus dem weit und breit berühmten Backofen des Herrn Hofmundbäcker Braune wandern heute abermals ein halbes Tausend Pfannkuchen nach Oschatz, um durch Herrn Aurel Richter daselbst der dortigen Bürgerschaft zur Labung gereicht zu werden. — Der Mörder der Schettler'schen Eheleute in Wolken burg ist in der Person des Handarbeiters Zeißler aus Wolken stein entdeckt und zur Haft gebracht worden, auch hat er keine schreckliche That bereits zugestanden. — Am Abend des 30. Oct. brach in dem Hause des Tuchscheerers Richter in Glauchau Feuer aus, wodurch der Dachstuhl und die oberen Räume da selbst zerstört wurden. Fast zu derselben Zeit ging in dem benachbarten Gesau die Scheune deS Gutsbesitzers Bauch in Flammen aus. — Am 2. Nov. brannte die der Wilhelinine Meier in Aue bei Schneeberg gehörige alte Scheune nieder. Man vermuthet Brandstiftung. — Tags daraus ist das dein Bergzimmerling Julius Zabel in Obergrumbach gehörige Haus, dem Vermulhen nach in Folge einer schadhaften Esse, niederge brannt. — An demselben Tage wurde das Wirthschastszcbäude des Gutsbesitzers Pfütze in Grottewitz bei Wermsvork durch ein auf bis jetzt unermitteltc Weise entstandenes Feuer in Asche gelegt. — Im trunkenen Zustande zündete der Gutsbesitzer G. in dem benachbarten Dorfe Radebeul am 4. Nov. sein Gut an, suchte das Feuer jedoch sofort wieder zu löschen, was ihm auch mit Hilse einiger dazugekommener Nachbarn gelang. G., welcher gleich daraus an das königliche Bezirksgericht cmgelicfcrt worden ist, hat sich aber dabei nicht unerhebliche Brandwunden zugezogen — In Freitelsdorf bei Nadeburg ist an» 0. d. in dem Mißbach schm Mühlengcundstücke Feuer angelegt worden, welches eine Scheune, sowie ein Seiten- und Schuppengebäude verzehrt hat. Der Brandstifter ist noch nicht ermittelt — Löbau, 2. Nov. Der in der herrschaftlichen Ziegelei in Klein- schweivnitz beschäftigt gewesene Arbeiter Lukas aus Großschweid- nitz ist beiin Lehmgrabei» von einer hcrabstürzenden Lehmwand verschüttet und hierbei bergest lt verletzt worden, daß er bald darauf verstarb. Er war 30 Jahre alt und hinterläß» eine Frau und Kinder in» Alter von 2 bis 12 Jahren. — Plauen. Am Abend des 2. Nov. hat der Häusler und Maurergeselle Richter aus Oberneundors aus den zwischen dcn Orten Straßbcrg und Kürbitz in der Elster gelegenen Wasser lachen seines Bruders Karpfen entwenden wollen und ist des halb ganz entkleidet in s Wasser gegangen. Nachdem er einige dieser Fische an s Land gebracht hat und das Wasser ihm zu kalt geworden, ist er herausgestiegen Hierbei hat ihn aber ein Schlaganfall getroffen, so daß man ihn am andern Tage, noch ganz entkleidet, todt neben den gedachten Wasserlachen auffand. Der Unglückliche war erst 36 Jahre alt, verheirathet und Vater von 4 Kindern. — Am 3. Nov. Nachts wurde der Soldat der 3. Comp, des hier garnisonirenden 1. Bataillons, Ernst Eduard Goldhan aus Marienthal bei Zwickau, in der Nähe des Dorfes Obernaundorf in einem 6 — 7 Ellen tiefen Hohl weg todt aufgefunden. Die angestcllten Erörterungen haben ergeben, daß der Genannte an dem fraglichen Abend, und zwar in etwas angetrunkenem Zustande, von der Tanzmusik im Ober- naundorfer Gasthofe weggegangen, jedenfalls in Folge der herr schenden Dunkelheit vom richtigen Wege abgekoinmen und in den Hohlweg hinabgestürzt »st, was keinen sofortigen Tod zur Folge gehabt hat. — Wüstenbrand. sAm hiesigen Orte hat m voriger Woche ein der Tollwuth dringend verdächtiger Hund leider auch zwei Dicnstmägde gebissen, die sofort in ärztliche Behandlung genommen worden sind: die von ihm gleichfalls gebissenen Hunde und Katzen hat man schleunigst getödtet. — Zwickau. Am 5. Nov. ist der 60 Jahre alte Gutsauszügler Karl Christian Frustel aus Wendisch-NotlmannSdorf, wahrschein lich in etwas angetrunkenem Zustande, in ein Wasserloch ge fallen und darin ertrunken. .Sächs. Dfz., — In den Kirchennachrichten der Sächs. Dorfz. ist unter den Getrauten ein „Junggeselle Moritz, Bürgermeister, Lackirer und Schriftmaler in Dresden" aufgeführt. Daß dieß ein Druckfehler ist, dürfte leicht einzusehen sein, nur möchte man gern wissen, ob und wo dieser Herr eigentlich Bürger meister ist, da in Dresden unseres Wissens kein Bürgermeister enstirt, welcher zugleich Lackirer ist. — Vor »venigen Tagen wurde auf dem Leipzig-Dresdner Bahnhose, kurz nach Ankunft eines Zuges, in einem Coupe; desselben, eine größere Summe Geldes gesunden, deren Eigen- thümer, wie wir hören, sich bis jetzt noch nicht gemeldet haben soll. — Der böse Wind entführte gestern Nachmittag einem Wäschmädchen aus der Brücke die an einer Stange getragenen schneeweißen Unterröcke, wobei mehrere in den Koth sielen und einen schlimmen Schmutzüberzug erhielten. Nur mit großer Mühe konnte man die Flüchtigen vor den» Sturze in's Waffer retten. — Dem Vernehmen nach hat sich der Frevel, daß einer Dame auf einer Straße hiesiger Stadt das Kleid mit Tinte begossen worden ist, neuerdings wiederholt, ohne daß die Dame im Stande wäre, irgend Jemand der Thäterschaft arizu- schulvigen. — — An der Leipziger Straße, unweit deS PalaiSplatzeS, wurde in der vorvergangenen Ol acht ein Mann angetrsffen, der dort an einem Hause anlag, von einem Geschirr überfcchren sein wollte und da er wirklich an den Händen blutete, vor läufig in das Krankenhaus gebracht wurde. — — Unterhalb Kötzschenbroda ist am 6. d. M. der Leich nam eines seit ungefähr I t Tagen vermißten hiesigen Dienst manns aus der Elbe gezogen worden. — Ebensowohl für Ellern, als auch für Lehrer, nament lich für Fachlehrer, die an verschiedenen Schulen arbeiten, ist der Uebelstand immer fühlbarer geworden, welcher in der Ver schiedenheit der Hauptserien der hiesigen Schulen besteht. Eine Petition, die in Bezug auf Herstellung eines gleichzeitigen An fanges oder Ausganges de»selben an das !. Cultusministerium gerichtet »verden soll, liegt in der Buchhandlung des Herrn Earl Adler, Antonsplatz, an der polytechnischen Schule, aus. Za geneigter Einsicht, resp. Unterzeichnung derselben werden alle Diejenigen eingeladen, welche sich für den Gegenstand intercssir-n. — Ein königliches Decket an den Landtag giebt nicht uninteressante Ausschlüsse über den bisher in der sächsischen Armee bestandenen Einstehersond. Derselbe ist, nachdem durch Einführung der allgemeinen Wehrpflicht das Einstehersysiem beseitigt worden, gegenstandslos geworden. Das königliche Dccrcr eniw ckelt nun die Absichten, welche das Kriegsministe- riuin mit dem Emsteherfoi») vorhat. Es besteht nämlich zu nächst in unserem Heere die gute Einrichtung einer Kasse, auS welcher ältere Unterofsiciere Löhnungszulagen unter dem Na men „Dienstalte»szulagea" erhalten haben. Dieser Fond be trägt 208 -159 Thaler. Er soll nun mit dein Einstehersond, welcher 278,800 Thaler beträgt, und den Beständen des Re servefonds verschmolzen werden, so daß ein Capital von 550,000 Thalern sich ergeben dürste. Aus diesem Capital beantragt das Kricgsmmisterium, daß Unterofsiciere, die sich nach Voll endung ihrer gesetzlichen, beziehendlich vertragsmäßig verlänger ten activen Dienstzeit zum Aortdienen in der aclisen Armee aus einen Zeitraum von drei Jahren verpflichten, für diesen Zeitraum nach Beendigung desselben Zulagen von je 100 Thlr. gewährt erhallen. Zu t Pcocent gerechnet, würde dics.S Ca pital einen Zinscnbotrag ron 22,000 Thlr. ergeben, so daß also jährlich 220 Urtei officierc mit Diensla'terszulagen von je 100 Thlr. auf je drei Jahre versehen werden können. Die völlige Auslösung des Emsteherfonds kann erst nach Ablauf mehrerer Jahre erfolgen, wenn kein Einstcher mehr existtrt. Ein wie wichtiger, auch ins Geld laufender Factor dieses Em- stehersystem war, erhellt aus einer Tabelle, die dem betreffen den königlichen Decrcte beigefügt ist. Darnach hatte ultimo December 1866 der Stellvertretungsfond der Armee einen Bestand von nicht weniger als 1,190,225 Thlr. In diesem Jahre machten noch von der ihnen durch das Gesetz gewährten Möglichkeit, sich loszukaufen, 333 Mann Gebrauch. Daß die allgemeine Wehrpflicht eingefühlt ist, ist eine von den wenigen Cr.ungenschasten, über deren Vorzüge im ganzen Lande nur Eine Stimme herrscht; durch das königliche Decret wird aber auch die Besorgniß befestigt, daß es unserer Armee an einem Stamme tüchtiger Unterosficiere fehlen werde, da auf der ge-