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Anzeiger. Amtsblatt drs Kömgt. BczirlsgmW md dis Raths der Stadt Lechzt-. M 79. Mittwoch den 20. März. MI. Bekanntmachung. Der Bericht dcr hiesigen Armenanstalt für das Verwaltungsjahr 1859/60 ist jetzt in Druck erschienen und wird den sämmtlichen Herren Hausbesitzern zur gefälligen Mittheilung an die Hausbewohner zugestellt werden. Auf Verlangen sind auch Exemplare auf unser« Bureau im Gewandhause zu haben. Leipzig, am 18. März 1861. Das Armendirectorium. Oeffrntltche Sitzung -er Leipziger polytechnischen Gesellschaft am 8. Februar 1861. (Genehmigtes Protokoll.) (Fortsetzung.) Hinsichtlich der in einer früheren Sitzung gestellten Frage über die passendste Tiefe für Kelleranlagen in Leipzig bemerkt Herr Architekt Mothes Folgendes: Der Hauptvorzug eines Kellers sei der, daß er eine möglichst gleichmäßige Temperatur zeige; die äußere Luft sei demnach möglichst abzuschließen, die Eingangs öffnung nicht zu groß zu machen. Es sei daher ein Fehler, wenn die Kellertreppe nicht überwölbt und durch eine Fallthüre geschloffen sei. — Die Sohle des Kellers dürfe nicht zu tief liegen, weil Ventilation nothwendig sei, jedoch auch nicht zu hoch. — Bei Anlegung eines Kellers frag: es sich zuerst, wozu er gebraucht werden soll; hiernach richten sich die Eigenschaften und die Ein richtung desselben. Soll der Keller zur Aufbewahrung von Spei sen, Kartoffeln, Gemüse u. s. w. dienen, so muß er trocken, gut ventilirt sein und nie eine Temperatur unter 0" haben, wohl aber kann diese bis 10" R. steigen. Bei Milchkellern darf die Tem peratur nicht unter 15« und nicht über 18 o sein; man macht sie ä —5 Fuß in die Erde und sucht den Sonnenschein abzuhalten. — Keller für Brennmaterial müssen feuerfest sein. — Weinkeller können ganz finster sein und bedürfen nur einer zeitweisen Ven tilation; man kann sie daher ganz unter die Erde legen, so daß der Schlußstein des Gewölbes mit dem Straßenniveau in einer Höhe liegt. Die Temperatur muß ?i/, bis 8i/,o sein. — Bier keller dagegen sind schon schwieriger anzulegen.'da die Temperatur nicht über 5« steigen darf; sie sollen höher als Weinkeller liegen, liegen sie tief, so muß man sich durch Eisdehälter und kleine Canäle zu helfen suchen. Wegen der verschiedenen Beschaffenheit des Terrains der Stadt Leipzig sind gute Keller mit den ver langten Eigenschaften nicht überall ohne Weiteres ausführbar. Sprecher legt seine Ansichten über die geognostische Beschaffenheit und die Entstehung des Leipziger Flußgebietes dar und verbreitet sich dann speciell über die einzelnen Theile der Stadt. Der gün stigste Punct sei in der Zeitzer Vorstadt, weil da das Terrain am höchsten ist und Gefälle nach der Stadt zu hat; man könne dort die Keller beliebig tief legen. — In der Marienvorstadt bestehe der Boden aus V/rFuß Dawmerde, darunter etwa i Fuß lehmiger Sand, dann reiner Sand mit Kieslagen durchsetzt 9 bis 11 Fuß, endlich Thon, der ziemlich eisenfrei ist. Soll nun in dieser Gegend ein Keller angelegt werden und geht man bis ziemlich zu der Lehmschicht hinein, so hat man das Eintreten von Wasser zu befürchten; man solle daher die Lehmschicht außerhalb des Hauses oder unter der Mauer durchstechen, so daß das Wasser Abfluß hat. Bei frischer Pflasterung der Keller solle man in der Mitte ein Loch lassen und nach diesem hin Gefälle geben. — In der Jo hannisvorstadt und inneren Stadt sei sehr viel sumpfiges Terrain. Der sogenannte Strohsack (Ecke der Grimma'schen und Universitäts- Straße) habe 17 Ellen Grund, nicht weit davon habe man bis 10 Ellen Sumpf gefunden und man habe da Rost anlegen und Mauern und Fußboden mit Tbonschlag umgeben müssen. — In der Gerbervorftadt und in der Nähe der alten Burg tritt, wenn man tief geht, leicht das äußere Wasser ein. Nicht so schlimm sei es in der Rosenthalgasse, im Naundörfchen und in der Frank futter Straße, weil da die Flüsse schneller laufen und da- Terrain höher liegt. Am schlimmsten sei das Terrain in Reichels Garten, wo früher lauter Sumpf gewesen sei. Man lege da am besten den Keller nich« tief, die Sohle desselben einige Zoll über den höchsten Wasserstand, mache hohle Mauern und Doppelfenster oder besser noch um das Haus herum eine etwa« hohe Erdterrasse (1*/r bis 2 Ellen) und benutze dieselbe als Blumenbeet. Will man aber tiefer gehen, so könne man sogenannte holländische, schwimmende Kellerfußböden bauen. Herr Stadtbezirksarzt Professor vr. Sonnenkalb bemerkt rm Anschluß an diese Mittheilungen, daß es hier schwierig und nicht gut möglich sei, für einzelne ganze Stadttheile besondere Regeln wegen der Kellertiefe anzugeben, da man oft in der einen Straße in den Kellern Wasser finde und in einer unmittelbar daneben gelegenen nicht. So finde sich z. B. in der Marienftraße in den meisten Häusern Wasser, welches wahrscheinlich Oberwasser von der Tauchaer Straße, die höher liege und trockene Keller habe, sei. Man solle daher bei Anlage neuer Stadttheike darauf sehen, daß ein genaues Nivellement gemacht werde, was wahr scheinlich bei Anlage der Marienvorstadt nicht geschehen sei. Aehn- liche durch Oberwasser bedingte Schwierigkeiten finde man auch anderwärts, z. B. am bayerischen Bahnhof und in der hohen Straße, wo die Leute bei starkem Regen viel mit dem Wasser zu kämpfen hätten. Noch -igenthümlichrr seien die Verhältnisse in Reichels Garten, wo keineswegs, wie sehr häufig geglaubt werde, überall Wasser in den Kellern sei; so sei in der Wiesenstraße in keinem Keller Wasser. In der Dorotheenstraße sei ein Haus, in welchem das Wasser im Keller jetzt sehr hoch gestanden, während ein in nächster Nähe stehendes Haus frei davon war. Professor Sonnenkalb glaubt, daß dies wohl seinen Grund darin habe, daß sich hier und da zwischen den Thon- und Lettenschichten ein zelne Kiesadern oder Lager finden. Der Direktor dankt Herrn Mothes und Herrn Professor Sonnenkalb für die gegebenen Mittheilungen und Ausschlüsse, und zeigt dann eine zwar nicht nach einem neuen Prinzip con- struirte, jedoch aber sehr praktisch eingerichtete und elegant ge arbeitete Kaffeemaschine vor. Dieselbe besteht aus schönem massivem Glase, in Messing oder Neusilber gefaßt, und wird durch eine Spiritusflamme geheizt. In den unteren Raum bringt man das Wasser, in den oberen den gemahlenen Kaffee; beide Räume sind durch ein sehr feines Metallsieb getrennt, communi- ciren aber mit einander mittelst einer Blechröhre, welche in der Mitte der Maschine aus dem unteren Raume in den oberen emporsteigt und oben in einen Pilzhut endigt, wodurch das heiße Wasser, welches mit Gewalt von dem sich bildenden Dampf in die Höhe getrieben wird, gezwungen wird, sich schirmförmig (wie bei der Fontäne im Leipziger Schützenhause) oder in fe ncn Strah len über das Kaffeepulver zu ergießen und indem es durch dasselbe hindurchsickert, sammelt sich allmählig in dem unteren Theile de- Apparates der fertige Kaffeeaufguß an. Das Kaffeepulver wird hierbei vollständig ausgezogen. Solche Maschinen sind bei Herrn A. Bredow im Mauricianum zu haben, vr. Hirzel setzte die Kaffeemaschine in Thätigkeit und viele der Anwesenden konnten sich durch den Geschmack von dem Wohlgeschmack und Aroma be kannt hergestellten Kaffees überzeugen. Herr Maurermeister Bauer beantwortet hierauf die in einer früheren Sitzung gestellte Frage: »Auf welche Art ist eS am besten, den Rauch aus Zimmern zu entfernen, da Abzüge am Fenster nicht genügen, weil die kältere Luft dm Rauch zurückdrängt; würde eS nicht besser sein, einen Abzug nach einer russischen Esse zu machen?" folgendermaßen: Wenn es sich hier um gewöhnliche Privatzimmer und nicht um Restau«