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Oe/' Os/e/r Einsatz -es ganzen deutschen Belkes Awinmus gegen die Grenzen »es Snn»ts Berlin. 10. Aug. Am Sonnlagvormlttag fand im Reich-lag eine Gedenkstunde zur Rheinlandräumung statt. diederWestausschutz für Rhein. Pfalz und Saar ver anstaltete. Im Anschluß daran fand dann vor dem Reichstag eine Kundgebung der Ost - verbände statt, die dem Gedenken an den Abstimmungstag in Ost- und Westpreuße« galt, der sich jetzt zum zehnten Male fährt. Auf dem Platz der Republik drängte sich eine dichte Menschenmenge. Bei dieser Gelegenheit hlett Reichsminister Trevlranu» eine Rede, die auf horchen läßt wie ein Janfarenstoß. Sie spricht eine so deutliche Sprache, daß sie unzweifelhaft einen lebhaften politischen Widerhall finden wird. L» wäre zu wünschen, daß sie der Auftakt wird zu einer aktiven, tatkräftigen Grenzlandpolitik. Minister Treviranus führte aus: Ist wirklich schon ein Jahrzent vergangen, seit die Signale bei sranzüsischen Alpenjäger, -er italienischen Bersagliert im Abslimmungskamps in der N o r d m a r k, in Oppeln, AN enstein und Marienwcrder erklangen? Unsere Mauken werden in dieser Stunde magnetisch zu den Tagen »uriickgezwungen, in denen der Machtdünkel von Versailles in du Ostmark in seine Schranken zurückgewtesen wurde, in denen trotz Verlockung fremden Geldes der Ruf: »Nie zu Polen" Uber die fremden Bajonette hinwegbrauste. Der Sieg des bodenständigen Deutschtums rettete di« Kartenbürg, wenn auch die Weichselgrenze Ostpreußens mid oberschlesisches Land fiel. »Hetmattreu" war daS Feld- geschret waffenloser bedrohter Volksgenossen, mit dem die Ver fälschung des Volksmillens bekämpft wurde. In den nächsten Jahren wandert« die bange Sorge der Nation zum Westen, wo die Entscheidung grausamer, länger in der Schwebe stand. Ausflammcnder Zorn zerbrach den Separatistenspuk, unbeugsamer Heimatsinu den Ruhretn» marsch und den Druck der Schmeichler wie der Erpresser, bis ein geeintes Volk die Besreiungsnacht erleben durfte. »Der Kamps um den Rhein wurde deutscher Sieg." In der Verteidigung des Reiches war der Rhein immer Sinnbild staatlicher Geltung. In Jahrtausenden umkämpft, war er Völkerbrücke, solange der Deutsche Herr seines Hauses. Volle 15,0 Jahre, vom Ausstieg der Karolinger bis zum Nieder- gang der Staufer, ruhten die Waffen am Rhein, weil die Nachbarn in natürlichen Grenzen Frieden hielten. Seit Mt beschattet der Verlust der Einheit und Unteilbarkeit des Stromgebietes die deutsche Entwicklung. Kriege wechselten mit Zetten dcö Waffenstillstandes »ins cito. So wälzte sich der Kamps um den Strom durch die Jahrtausende. Mit der Be freiung von fremder Besatzung soll eine neue Friedcnszeit kommen. Mir wollen die Rheinkande im Frieden halte«, wie eS z» alle» Zeiten deutsches Sehnen war. Aber wir müssen frei sein, wirklich frei, weil kein Gcmeingesühl unter den Völker» der Welt gedeihen kann, wenn das Recht ge beugt, wenn bas Gesetz des Raumes vergewaltigt, wenn »sittlich unbeherrschte Macht" ungleich verteilt ist. Drum grüben wir gerade in dieser Stunde des Dankes ln Nchmut, aber auch in unbeugsamer Hoffnung die Brüder «« der Saar, wie dieEiselwacht in Enpeu und Malurcdq. »Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gesahr" — so klang es aus tausend Kehlen zur Zeit des ungebeugten Widerstandes an der Ruhr, bet -er Ueberwindung der Sonderbündler bis in unsere Tage. Nie oft drohte der Herzschlag auszusetzen. Aber der Arbeiter lieh seinen heimatlichen Boden ebensowenig vergewaltigen wie der Bergherr und Beamte, der Bauer und der Bürger der Stadt. Dieser Bund unerschütterlicher Standhaftigkeit, diese Einheitsfront hat Ostpreußen gerettet wie die Lande am Rhein. Unser ganzes Volk atmet aus, auch wenn der Druck des grauen Tages lastet, daß die bittere Zeit des Zwanges, der Anblick fremder Uniformen vorbei ist. Jedes Dorf, jede Stadt feiert seine Freude. Die Fahrt des Reichspräsi denten, der Ostmark Sohn, des Rheines Betreuer, war ein Iubelzug bis zur Trauernacht von Koblenz, die zur neuen Besinnung mahnt. Nun fordert der Osten Einheit und Einsatz deS ganze« deutschen Volkes, Willen, Zuknnstshossnung. Wir gedenken in der Schwere und Tiefe unserer Seele tes zerschnittene« Weichsellandes, der ««geheilten Wnnde in der Ostslauke, diesem verkümmerte« Lungenflügel des Reiches. Wir denken daran, unter welch schnöde« Drnck Wilson zur »»natürlichen Abschnürung Ostpreußens gepreßt, zu welchem Zwittcrznstand daS deutsche Danzig »ernrteilt wurde. Die Zukunft des polnischen Nachbars» der sein« staat liche Macht nicht znm geringsten Teil dentschen Blat opfern verdankt» kann nur gesichert sein, wenn Deutsch land und Polen nicht durch ungerechte Grenzziehung in ewiger Unruhe gehalten «erden. Ostdeutschlands Blutstockung bleibt eine europäische Gorge und Gesahr. Heimattrcu! Gibt cS ein edleres, ruhmvolleres Kenn wort! Unsere inneren Augen schweifen über die deutschen Naue, in der Seligkeit wiedererworbenen Eigentums, aber »ach im Schmerz um di« heute noch verlorenen, einst wieder- tttgewiunende« dentschen Land«, di« eine Külschnng d«S Wil lens deutscher Volksgenossen «nd rechtswidrige Srenzziehnng unter fremde Staatshoheit stellte. Die Grenzen des Unrechts halten nicht stand gegen Volksrecht und nationalen Lebenswillen. Wir wissen mit Hermann Stegemann: „Genera tionen gehen durch Helle Tage, Generationen wandeln durch Dämmerung und Nacht." Aber keine Generation weiß, ob sie die letzte ihres Volkes ist. Schon im Glauben an die Be harrung, im Willen zur Tat liegt Zukunft beschlossen! Weg mit dem Gerede non der Katastrophe, her mit de« Mat, alle Nöte zu bannen! Wir spüren aus dem Zauber des Rheins, aus der Herb heit unseres Ostens gewachsen, Kräfte, die uns zu hoffen heißen: Der Tag wirb kommen, wo der Kampf für daS Recht Deutschland nnd Europa befreit hat. SeMlnsmm Wen von NMvarlei und Sllwlsoariet in Baden und Ulirllemdero Karlsruhe, 10. August. I« Anwesenheit des Reichs- anßenmiuifterS Dr. E » rti« s fand heute hier eine stark be suchte Bertreterversammlung des LaudesverbandeS Baden der Dentschen BolkSpartei statt. Einstimmig wnrde »nter lebhaftem Beifall der langjährige Spitzen kandidat ReichSanßenminifter Dr. Cnrtins wieder«« ans» gestellt. Die Dentsche BolkSpartei teilt parteiamtlich folgendes mit: Zwischen der Dentsche« StaätSvartei «nd der Dentschen BolkSpartei in Bade» »nd Württemberg werden aus sichtsreiche Verhandlungen über den Abschluß eines Wahlabkommens geführt. K- hantcKtlüch «« die Ausstellung gemeinsamer Listen. Reichsminister Dietrich hat Reichsminister Dr. CurtinS die Führung der Einheitsliste in Baden angetrageu, während die Lifte in Württemberg dnrch Dr. Henß geführt werde« soll. In Bade« ist an zweiter Stelle der Einheitsliste Reichsmiuister Dietrich fStaatsparteis «nd in Württem berg Rcichütagsabgeordncter Keinath (D. Vp.j vorgesehen. Die Selbständigkeit der beide» Parteien wird dnrch das Ab kommen nicht berührt. General von SeeSt - Spitzenkan-t-al -er DVD. Berlin, 1ü. August. Generaloberst a. D. von Geeckt wird als Spitzenkandidat der Dentsche» BolkSpartei im Wahl kreis 1» fMagdednrg-Anhalts kandidieren. Verstand- lnngen, die in der letzten Zeit zwischen der Parteileitung und dem Generalobersten geführt worben find, haben za einer völligen Uebereinstimmnng in allen politischen Fragen ge, führt. Die endgültige Nominierung Seeckts wird am 17. August ans der Parteivertretertagnng der Dentscheu Volkspartei in Magdeburg stattsindeu. Brüning für verantwortliche Demokratie Sine Kanzlerre-e in Hagen Hagen, 1». August. Reichskanzler Dr. Brüning hielt auf dem Provinztallandtag der westfälischen Zentrums- partet in Hagen eine Rede, in der er u. a. ausführte: Als das Kabinett Hermann Müller dimissionieren mußte und der Reichspräsident mich rief, habe ich mich mit denen zu sammengefunden, die entgeschlosscn waren, alles Notwendige zu tun, und die entschlossen waren, ihre ganze politische Existenz aufs Spiel zu setzeck. Wir waren entschlossen, ohne Rücksicht auf die anderen Parteien, allen Fehlern, die sich aus einer verblendeten Auffassung von der wahren Situation ergaben, fest ins Auge zu sehen und alle diese Kehler kühn und rück- sichtSloS dem dentschen Volke aufzuzetgen und an die Arbeit zu gehen. Nun frage ich Sie, können Sie selbst das Geschrei ernst nehmen, wenn man dieser Negierung einen Ver- fassungsbruch vorwtrft? Es ist doch merkwürdig, baß gerade von der sozialdemokratischen Seite diese Auf fassung in der Agitation vertreten wird. Man muß daran erinnern, daß etwa im Dezember ». I. von den Sozialdemokraten selbst von der Diktatur ge- sprachen wurde. Auch wir haben schon gesagt, baß es notwendig sei, zuzu- gretfen, mit allen verfassungsmäßigen Maßnahmen, die denkbar sind. Die Verfassung ist dazu da, wozu sie der erste Reichspräsident Ebert angewcndet wissen wollte, der ohne den Widerspruch seiner Partei den Artikel 48 in An wendung gebracht hat. ES geht nicht, daß man in solch ent scheidenden Fällen, von deren Erledigung das Schicksal des Volkes für seine Zukunft abhängt, aus dem Verhandeln nicht berauskommt. Wir sind gewappnet, wenn die Sozial demokratie uns angretft. Wir sind gewappnet auch gegen die übrigen Parteien. Ich brauche kein Wort zu sagen über die historische Verantwortung, die Hugenberg durch die Ab lehnung der Notverordnung auf seine Schultern genommen hat. Wir haben Opfer gebracht, aber wenn man an die Vor geschichte der Deutschnationalen Partet denkt, fragt man sich und weist nicht, was man sagen soll, daß gerade diese Partet aus parteiagitatorischen Gründen versagte, als die Ost- hilse durchgeführt werden soAte. Meine Aufgabe ist eS, daraus hinznweisen, daß eS Zeit ist, einmal z« einer wirklichen und verant wortliche« Demokratie zu kommen. denn eS geht darum, das deutsche Volk aus seinem schweren Krisenzustande wirtschaftlicher und sozialer Art zu retten, den es in der größten Schwere seit der Revolution durch- zumachcn hat. Bet der festen Währung, und das ist der Gegensatz gegenüber 1S23, sind wirtschaftliche und finanzielle Erschütte rungen unter Umständen viel schwerer zu ertragen als vor her. Wir erkennen es als ein großes Verdienst des Finanz. Ministers Dietrich an. daß er den Grundstein sür die Maß- nahmen der Agrarreform schon im vorigen Jahre gelegt hat. Wir sind diesen Weg schon weiter gegangen, aber eins arten. Worum eS geht, war zu verhindern, daß die deutsche Landwirtschaft für ihre Produkte Preis« erzielt, mit denen sie einfach in wenigen Wochen zum völligen Ruin gebracht wurde. ES ist gelungen, das Gefühl der Sicherheit in die deutsche Wirtschaft wieder hineinzubringen. Aber man muß sich darüber klar sein, baß ein gewaltsames Zerschlagen von Preisbildungen auf einmal nicht die Arbeitslosigkeit lindern, sondern sie noch weiter vermehren würde. Die Regierung ist jetzt dazu wcrgegangen. 135 Millionen zu sparen. Wir haben restlose Einigkeit erzielt und habe« die Ersparnisse ans alle Etats verteilt, aber noch nicht öffcnt» lich bekanutgegebe«. ES ist notwendig, baß sich Reich, Länder «nd Gemeinden darauf einstellen, daß man in den Ausgaben sich möglichst be scheiden einstellen muß, daß man die Ausgaben zusammen- streichen und alles tnn muß, um jetzt durch öffentliche Bauten, Veranstaltungen usw. im Auslände nicht den Eindruck zu er wecken, als ob es dem deutschen Volke sehr gut gehe. Die Situation, in der wir i« vorigen Frühjahr nach Paris zu Sachverständigcnverhandluuge« gefahren find» darf sich niemals wieder in der Geschichte Deutschlands wiederholen. Kassen Sie die Beschlüsse der Regierung nur als eine Vorbereitung auf zu dem Gesamtwerk der finanziellen Sanie rung von Reich, Ländern und Gemeinden. In dieses Werk muß ein Bauprogramm hincingestellt werden, da« bis zu einer bestimmten Frist die Wohnungsnot beseitigt und eine planmäßige Finanzierung herbetführt, sowie die Frage regelt, was aus der HauSzins st euer nach diesem Ter min wird, bzw. wozu sie verwendet werden soll. Hineingestellt werben muß die Lösung des FtnanzproblemS der Reichs bahn. Alle diese Dinge müssen zusammengehen mit einer BerwaltungSrcform und einer klaren Aufgabcntetlung zwi schen Reich, Ländern und Gemeinden. Jede der Instanzen soll möglichste Freiheit auch in ihrer Einnahmegcstaltung haben, damit eine klare Verantwortlichkeit für die Finanzpolitik bei den Wählern erzielt werden kann. Danifch norwevischer Konflikt Di« angebliche Besitzergreifung ostgrönlänbischer Inseln durch Norwegen Kopenhagen, Ist. August. Die angebliche Besitzergreifung ostgrönländischer Inseln durch eine norwegische Fangexpedt- tion ivirb in der dänischen und norwegischen Presse eingehend erörtert. DaS dänische Auswärtige Amt hat bisher noch keine Meldung über die angebliche Besitzergreifung erhalten und ivartet vorläufig den Bericht des dänischen Gesandten in Oslo ab. In Norwegen scheinen die Meinungen geteilt zu sein. Während ein angesehener norwegischer Staatsrechts lehrer auf dem Standpunkte steht, daß eine Annexion nach den bestehenden Verträgen an sich nicht rechtsgültig sei, äußert sich ein hoher Beamter des norwegischen Auswärtigen Amtes dahin, -aß es sich wahrscheinlich um Niemandsland haben wir vermieden, nämlich zu langes Verhandeln über! handle, von dem die Norweger Besitz ergreifen könnten, eine die Inkraftsetzung nnd über dt« Höhe der einzelnen Zoll-> Ansicht, die von dänischer Sette energisch bestritten wird.