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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumerattonS- PreiS 22^ Sgr. Thlr.) vien-Ijöhrlich, 3 Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man oränumerirt ans diese« Literatur-Blatt in Berlin in der Exredilion der Allg. Pr. StaatS-Zeitung (FriedrichSstr. Nr. 72); in der Prorinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 47. Berlin, Montag den 19. April 1841 Frankreich. Die Genealogie der Buonaparte's. Die Abstammung, der Adel und die Geburt Napoleon's sind Gegenstand der verschiedensten und der widersprechendsten Untersu chungen gewesen. Wenn einige Schriftsteller seine Abstammung in ein romanhaftes Gewand gehüllt und ihm sogar den Mann mit der eisernen Maske zum Ahnherrn gegeben haben, so haben ihn andere aus der untersten Klaffe der Gesellschaft hervorgehen lassen. Einige Geschichtsschreiber haben ihm wiederum eine Genealogie zusammen geschmiedet, welche bis ins höchste Mittelalter zurückgeht, und die Herzogin von Abrantes hat sogar die Behauptung aufgestellt, der Name Buonaparte sep die wörtliche Uebcrsetzung des Wortes Kalo- meros, eines Beinamens der Komncnen, mit denen der Kaiser durch gemeinsame Abstammung verbunden sepn sollte. Dennoch war es ganz leicht, nach unzweifelhaften Dokumenten eine authentische Genealogie des Hauses Buonaparte zu entwerfen. Im Jahre l77l produzirte Karl Buonaparte, um die Anerkennung seines Adels beim oberen Rathe von Korsika zu erwirken, ein Cer- tistkat der Notabeln von Ajaccio, in welchem ihm diese bezeugten, daß seine Vorfahren seit zwei Jahrhunderten Mitglieder des Korsi kanischen Adels sepen, so wie ferner eine Beglaubigung der Buona- parte's von Florenz, einer der ältesten Familien Toskana's, welche darin die Gemeinsamkeit ihrer Abstammung mit den Korsikanischen Buonaparte's zugestanden. Wenn sich gegen diese Zeugnisse vielleicht noch Zweifel erheben sollten, so müssen sie doch vor einer Bestäti gung derselben verstummen, die in jeder Beziehung unverwerflich erscheint. Im Jahre 1779 sah sich Karl Buonaparte genöthigt, um seinem Sohne Napoleon die Aufnahme in die Militair-Schule zu Brienne zu verschaffen, dem Wappenrichter d'Hozier de Serigny die Papiere einzuschickcn, auf welche sich seine Adels-Ansprüche gründeten. Die selben wurden einer strengen Prüfung unterworfen und als gültig anerkannt. Die Aktenstücke wurden nach einigen Monaten zurück geschickt, aber ein Verzeichnis derselben wurde zurückbchalten. Dieses, welches von Karl Buonaparte's eigener Hand geschrieben ist, befindet sich jetzt in den Reichs-Archiven. Hier folgt eine wörtliche Ueber- setzung desselben: Verzeichniß der Aktenstücke, welche Napoleone von Buonaparte aus Ajaccio in Korsika, dem von Sr. Majestät dem Könige die Aufnahme in den Königlichen Militair-Schulen bewilligt ist, die Ehre hat, Herrn von Sörigny, Wappenrichter des Adels von Frankreich, vorzulegcn. Es sind zehn Hefte. DaS erste enthält den Taufschein des genannten Napoleone, vom 18. August 1769. DaS zweite enthält den Taufschein Karl's, Vaters des Napo leone und Sohns des Joseph, vom 29. März 1746; ein Certistkat der vornehmsten Adeligen der Stadt Ajaccio, vom 19. August >771, welches bezeugt, daß die Familie Buonaparte immer zu den ältesten und adeligsten Familien gezählt worden ist, sowohl in Betreff ihrer eigenen Abstammung, als der Verbindungen, die sie eingegangen ist; ein Hciraths-Permiß, vom 2. ^uni 1764; einen Beglaubigungsschein der Toskanischen Buonaparte's, vom 28. Juni 1789, die im Besitze des Patriziats sind und also zum vornehmsten Adel gehören, wie sich dies aus einem vom Groß herzog von ToSkana unter dem 28. Mai ausgestellten Zeugnisse ergicbt; ferner eine Urkunde des Erzbischofs von Pisa, die dem gedach ten Karl Buonaparte die Adels- und PatrizierS-Titcl zu führen ge stattet, vom 30- November 1769; so wie ein Zeugniß des oberen Rathes von Korsika, vom 13. September 1771, welches die Familie Buonaparte für adelig und den Adel derselben für älter als zweihundert Jahre erklärt. Das dritte enthält den Taufschein Joseph's, Vaters des Karl und Sohnes des Sebastian, so wie den Beweis, daß er >760 zum Stadtältesten mit dem Titel »mgniticu.-, erwählt worden ist. „ Das vierte enthält den Taufschein Sebastian'-, Vaters des ^meph und Sohnes des Joseph, so wie den Beweis, daß er 1720 »um Stadtältesten erwählt worden ist. fünfte bezeugt, daß Joseph Buonaparte, Vater des Sohn Karl's ist; er ist >702 zum Stadtältcsten er- wuytt worden. Das sechste enthält einen Beschluß des KommissariuS der Re publik Genua, welches dem Karl den Adclstitel beilegt, und welches beweist, daß er der Sohn Scbastian's ist, vom I. September 1661; ein anderes Beweisstück von 1672, welches bezeugt, daß der ge nannte Karl adelig und der Sohn Sebastian's war, so wie auch, daß er 1681 zum Stadtältesten erwählt worden ist. Das siebente enthält den Taufschein Sebastian's, Vaters des Karl und Sohnes des Franz. DaS achte enthält den Beweis, daß Franz, Vater des Sebastian, Capitain und Sohn des Hieronymus war, und daß der genannte Franz 1896 zum Stadtältesten erwählt worden ist. Das ne gute enthält ein Aktenstück vom Jahre 1Z62, in welchem der Senat von Genua den Hieronymus „Lgregimu llisrunxinuui äe öuonaparre, Urocurarorem nobllium" nennt; ein anderes Aktenstück, welches bezeugt, daß die Familie Buona parte zur Zeit der Gründung der Stadt Genua cristirte, da ihr ein Theil des Gebietes gehörte, auf welchem die Stadt erbaut wurden ein anderes Aktenstück vom Jahre 1372, welches bezeugt, daß der gedachte Hieronymus, Vater des Franz, Sohn des Gabriel war, und daß er 1394 zum Stadtältesten gewählt wurde. Das zehnte und letzte Heft enthält ein Aktenstück vom Jahre 1567, welches beweist, daß Gabriel, Vater des Hieronymus, Sohn des Franz war; und andere Aktenstücke von 1367 und 1568, welche benM.se», daß der genannte Gabriel den Titel illessire führte, der nuv^ön vornehmsten Adeligen zukam. Schließlich das Wappen der Familie, das "sich-Mt undeM lichcn Zeiten über der Thür des Hauses der Familie mw im Gravi gewölbe derselben in der Gemeinde und im Palaste der alten Po- desta's von Florenz befindet. Das genannte Wappen trägt die Grafenkrone und besteht aus einem Wappenschildc mit zwei Quer balken und zwei Sternen nebst den Buchstaben B. P., welche Buona parte bedeuten. Der Grund ist roth, die Querbalken und die Sterne blau. Dies Verzeichniß der Adels-Ansprüche der Buonaparte's enthielt einige Unrichtigkeiten. Der Wappen-Richter, auf den hier kein per sönlicher Einfluß einwirkte, da der Einsender für ihn ein unbedeuten der Edelmann war, zeigte sich streng, und um weitere Auskunft zu erhalten, richtete er an Karl Buonaparte einen Brief, der hier folgt, wie er im Originale vorliegt: Brief' des Herrn von Hozier. „Parts, 8. März 1779. „Ich bitte Sie, mir den Fami liennamen Ihrer Frau Gemahlin anzugcben; in dem HeirathS-Per- miß des Bischofs von Ajaccio vom 2. Juni 1764 wird sie Maria Lätitia Zemolina genannt. Ist der dritte Name Familienname oder Taufname? Welches ist der erste Buchstab dieses Namens? Welches würde dieFranzösischeUebersetzung desselben seyn? Ihr Taufschein nennt Sic Karl Mra. Der letzte Name ist wohl eine Abkürzung für Maria. Sie heißen also Karl Maria, obgleich Ihnen nur der Name Karl, so wohl in der vorerwähnten Ur kunde, so wie in dem Taufscheine Ihres Sohnes und in dem Adels- Zeugnisse von 1771, bcigelegt wird. In allen Urkunden, sogar in dem Adels-Zeugnisse, erscheint Ihr Name ohne von; dennoch un terzeichnen Sie sich von Buona parte. Das Adels-Zeugniß von 1771 gicbt Ihrer Familie den Namen Bonaparte, nichtBuonaparte; muß ich mich nicht hinsichtlich der Ortho graphie dieses Namens nach dem Ädcls-Zeugnisse richten? Antwort Karl's von Buonaparte. „Versailles, 8. Marz 1779- „Der Familien-Name meiner Frau ist Ramolini; ins Franzö sische läßt er sich nicht übersetzen. Mein Name ist allerdings Karl Maria, aber ich habe mich immer nur Karl genannt. Die Republik Genua hat meinen Ahnherrn Hieronymus schon vor zweihundert Jahren egrvgwm H ie- xnnvmmu ilvUnunspsne genannt; ich habe dieses Wörtchen weggc- laffen, weil man sich desselben in Italien fast-gar nicht bedient. Mein Familienname wird Buo naparte geschrieben.