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Sächsische Uolkszeitlmg B ez» » »>>ret», ! L mU 2 Letlazen vtertelji-rllch »,1V In I Dresden durch Boten »,4V In ftlMj Deutschland I frei Hau» »,S» : ln Oestcrretch ch4» I" «uSaabe » nur mtt Feierabend viertelja »aabe » nur mtt Feierabend vierteljährlich I.8V 2». In I Dresden durch Loten »,1« In-ans Deutschland frei I Hau» ».»« in Oesterreich 4.V» E - kinzel^kr. 10 4. Ledalttoech-S-rechltunde: IS bt» 11 Uhr vormittag« ' Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Unt«»haltrri»A»-«rl<rSe Vi« ttluftrieVte Jett und SsnntagsIxiluKe Frieradrnd Na,eigen, I Nnnahm« von v«Ichäst»anzclg«n bl» 1v Uhr, vo« AOmUten« ^ anjeigen di» I» Uhr. > Pret» für die Petil-Td-Itzetlc 20 4. im Reklame,eil »0 1 Für undeutlich geschrittene, sowie durch Ferniheecher aus-1 I gegebene ilnzelgen lbnnen wir die Lerantworiltchkett sür die I «tchUgkctt de» LekteS nicht übernehmen, »eschäfchstelle und «edoNIon Dre»d,n. Holb-tnlbrnhe »« Nr. 57 Fernsprecher 1366 Diensmg, den 11. März 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg. ... Ultinsi-K» 8 «nick prägen Slrvve 22 WMOM W MW«M für diechristl. Misfionrn in unseren Kolonien and Schutzgebieten (Unter dem Protektorate Seiner Hoheit des Herzog» Johann Albrecht zu Mecklenburg, Regenten des Herzogtums Braunschweig, Präsidenten der Deutschen Kolontal-Hesellschaft) Das Regierungsjubiläum unseres Kaisers steht bevor. Auf ihn blickt in Verehrung und Dankbarkeit das Deutsche Volk, und es sucht einen Weg, diese Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Die 25 Jahre seiner Negierung sind eine Zeit großen nationalen Aufschwunges auf wirtschaftlichem und geistigem Gebiete gewesen. Das Deutsche Reich hat nicht nur unter den Völkern Europas seine Grobmachtstellung behauptet, es hat sich eine Meltmachtstellung und entscheidenden Anteil an den Aufgaben der Weltpolitik errungen, es hat seine Kolonien ausgebaut und in Blüte gebracht. Deutsches Wesen und Deutsche Kultur sind die star'steu Träger von Deutschlands Macht in fernen Weltteilen, sind ihre Grundfesten in den eigenen Schutzgebieten. Die wirksamsten Pioniere Deutscher Gesittung in den Schutzgebieten sind die christlichen Missionen. Das ganze Deutsche Volk hat die Pflicht, das nationale und menschenfreundliche Kulturwerk der christlichen Mis sionen in den Schutzgebieten anzuerkennen und zu fördern. Andere Kolonialstaaten haben das für sich längst erkannt und bringen unabhängig von politischer Ueberzeugung und vom Glaubens- und Bekenntnisstand des Einzelnen aus nationalen Gründen für ihre Missionen reiche Opfer. Daran fehlt es noch bei uns. Das Regierungsjubiläum des Kaisers fordert dazu auf, diese Lücke in der Erfüllung unserer nationalen Pflicht zu schließen und den unter Geldmangel leidenden Missionen in unseren Kolonien wirksam zu helfen. So haben sich Vertreter beider Konfessionen in dem Gedanken gefunden, den Ehrentag des Kaisers durch eine, wie wir wissen, ihm willkommene Spende für ihre Missionen in den Deutschen Schutzgebieten zu feiern. Der Herr Reichskanzler und die Herren Staatssekretäre des Reichsmarineamtes und des Reichskolonialamtes haben die Förderung unseres Unternehniens zugesagt. Das Wirken unserer katholischen Missionen zur Ver breitung des heiligen Glaubens ist bisher von der nachhal- Ligen und tiefgehenden Begeisterung der deutschen Katholiken getragen worden. Diese Begeisterung hat durch Spenden des katholischen Volkes unseren Missionen die Mittel ge boten zu erfreulichem Aufschwung. Große Aufgaben aber mußten noch ungelöst bleiben. Das Regierungsjubiläum des Kaisers bietet uns Ge- legenheit, durch eins Spende unseren Missionen zu halfen und damit zugleich ein nationales Interesse zu fördern. Möge auch jetzt die Opferwilligkeit sich bewähren und der Größe des Bedürfnisses wie dem hohen Zwecke entsprechen. Alle Gaben, große wie kleine, sind willkommen. Bei Uebergabe der Spende wird Seine Majestät gebeten Verden, die von den Gebern etwa ausgesprochenen Wünsche Wegen der Verwendung ihrer Gaben zu berücksichtigen. Zur Einsammlung der Gaben werden in den einzelnen Bundesstaaten und Provinzen besondere Ausschüsse gebildet werden. Hauptsammelstelle ist das Bankhaus P. P. Cahensly in Limburg a. d. Lahn. Bischof Dr. Scharfer, Apostolischer Vikar, Dresden NechtSanw. Dr. Eides, Dresden LandtagSabg. Kockel, Crostwltz Dr. Frhr. o. Seckendorfs, Präsident des Reichsgerichts, Leipzig Frhr. v. Schönberg, Köntgl. Kammerherr, Thammenhain Graf zu Schönburg-Glauchau, Wechselburg Diesem Aufrufe sei des Weiteren hinzugefllgt: Die Sammlungen für die katholischen Missionen und in diesem Falle besonders für jene, die in deutschen Schutz gebieten wirken, wird dem Klerus wie den Laien wärinstens empfohlen. Am Dceifaltigkeitssonntage, an welchem als Evangelium der Auftrag Jesu an die Apostel, alle Völker zu lehren und zu taufen (Mt. 28, 18—20), verlesen Wird, soll in allen Kirchen eine Sammlung für die ge nannten Missionen stattfinden. Am zweiten Pfingstfest- tage, an welchem das Evangelium die unendliche Liebe Gottes zu der der Erlösung bedürftigen Menschheit zeigt (Jo. 3, 16—21), werde in der Predigt diese Sammlung den Gläubigen empfohlen. Im klebrigen werden die Seelsorgspriester gebeten, die Erträgnisse dieser Sammlungen und andere Gaben, die ihnen übergeben werden, bis zum 24. Mai an das Apostolische Vikariat in Dresden oder an das Domstistliche Konsistorium in Bautzen einzusenden. Wenn Katholiken an anderen autorisierten Sammel stellen ihre Gaben etwa überreichen wollen, mögen sie den Wunsch wegen der Verwendung für die katholischen Missionen nicht unerwähnt lassen. Dresden, Bautzen, den 4. März 1913. ^ Aloys Schaefer, Bischof. Die Redaktion der „Sächsischen Volkszeitung" ist er mächtigt und bereit, Gaben entgegenzunehmen. Der Reichstag ist am Sonnabend in die Osterferien gegangen. Seit dem 26. November v. I., an dem er nach langer Sommerpause seine Arbeiten wieder ausgenommen hat, sind bis zum 8. März im ganzen 60 Sitzungen abgehalten worden. Unter Abrechnung der Weihnachtsferien und der Sonn- und Feier tage hat der Reichstag in dieser Zeit dauernd getagt, aller dings sind verschiedentlich auch Sonnabende und Montage sitzungsfrei geblieben. Als der Reichstag im November vorigen Jahres sein umfangreiches Arbeitspensum in Angrisf nahm, durste man hoffen, daß er seine Arbeiten erfreulicherweise prompt er ledigen und nach bestem Können beschleunigen werde: je weiter aber die Session voranrückte, um so mehr schwand diese Hoffnung, denn die Geschäfte zogen sich immer mehr in die Länge und das Ncdebedürfnis der Abgeordneten steigerte sich immer bedenklicher. Vor allem waren es die Redner der äußersten Linken, die sich nicht genug tun konnten, stundenlang Volksversammlungsreden zu halten und cs schließlich so weit brachten, daß ihre eigenen Fraktionskollegen gegen den Nedeunfug Stellung zu nehmen sich veranlaßt sahen. Ein gcnössischer Neichstagsabgeord- neter war es, der einem Kollegen die Preisfrage stellte, ob er ihm einen langweiligeren Ort als den Reichstag nennen könne. Wohl noch nie haben die Geschäfte des Reichstages eine solche Verzögerung erfahren, wie in diesein Jahre und die deutschen Wähler, denen reder Sitzungstag des Reichs- tages eine Menge Geld kostet, mögen sich vor allem bei den roten 110 für die glücklich ausgeführten Verschleppungs manöver bedanken. Den Kommissionen darf man aller dings nicht den Vorwurf der Lässigkeit machen, sie haben fleißig gearbeitet und ihren Arbeitsplan eingehalten. Aber das Plenum hat das nicht getan; es hat vielmehr fast immer den vom Seniorenkonvent ausgestellten Geschäftsplan um ein Beträchtliches überschritten. Erfreulicherweise sind uns jedoch in dieser Tagung des Reichstages Skandalszenen erspart geblieben, wie sie noch die vorletzte Tagung so unrühmlich auszeichneten. Aller dings hat sich auch in dieser Session die merkwürdige Schwerhörigkeit des Präsidenten Dr. Kämpf, der zu Be ginn dieser Tagung erneut zum ersten Präsidenten erwählt wurde, für rednerische Entgleisungen der Linken bemerkbar gemacht, während ihm eine gewisse Empfindlichkeit für Aeußerungen der Rechten mcht abgesprochen werden ^ann. Große Tage hat es auch diesmal des öfteren im Reichstage gegeben. So ganz im Anfang der Tagung bei der Generaldebatte über den Etat. Stand dieselbe doch ganz im Zeichen des kurz vorher ergangenen Bundesrats- beschlusses zum Jestiitengesctz. Am 4. Dezember gab der Fraktionsvorsitzende des Zentrums Dr. Spahn die be kannte Erklärung ab, auf die der Reichskanzler jene mit Recht so beanstandete Entgegnung gab. daß der Bestand des Jesuitengesetzes durch das evangelische Volksempsinden gerechtfertigt werde. Am 19. Februar gelangte dann auch noch der Initiativantrag des Zentrums um völlige Auf- Hebung des Jesuitengesetzes mit großer Mehrheit zur Annahme. Während der Etatsgeneraldebatte beantwortete der Reichskanzler und der inzwischen verstorbene Staatssekretär v. Kiderlen-Wachter auch die Interpellation über die auswärtige Lage, wobei mit großer Entschiedenheit der Entschlossenheit Deutschlands, im Notfall an Oesterreichs Seite zu fechten, Ausdruck gegeben wurde. Bei der Durch dringung des Gesetzes betr. die vorübergehende Erleichte rung der Fleischeinfuhr — des einzigen Gesetzes, das in dieser Tagung bisher verabschiedet worden ist — kam der Reichs- kanzler noch einmal um ein Mißtrauensvotum herum; daS aber traf ihn doch im Anschluß an die polnische Ent eignungsinterpellation, als der ReickMag mit 213 gegen 97 Stimmen bei 43 Stimmenthaltungen den polnischen Antrag annahm, daß die Zulassung der Enteignung pol nischer Gutsbesitzer für die Zwecke der preußischen An- stedlungskommission durch den Reichskanzler der Auffassung des Reichstages nicht entspreche. Bei der Interpellation über die Koalitionsfreiheit der in staatlichen Betrieben be schäftigten Arbeiter gab der Staatssekretär des Innern Dr. Delbrück die vielbeachtete und besonders von der Linken sehr unangenehm empfundene Erklärung ab, daß die päpst liche Gewerkschafts-Enzyklika keineswegs in die Rechte des Staates und die Koalitionsfreiheit der Arbeiter eingreife. Staatssekretär Dr. Delbrück machte sich aber auch bei den Konservativen mißliebig, als er gegen den konservativen An trag eines verstärkten Arbeitswilligenschutzes ganz in Uebereinstimmung mit der Mehrheit des Hauses Stellung nahm. Die dadurch zwischen dem Staatssekretär und den Konservativen entstandene Entfremdung kam recht deutlich zum Ausdruck bei den sozialdemokratischen Debatten in der Beratung des Etats des Innern. Außer diesem letzteren wurden bisher von den Etats in zweiter Lesung noch durchberaten die Etats des Neichs- jiistizamtes, der Post, der Reichseisenbahn, der Marine und der Kolonialverwaltnng. In erster Lesung beraten sind ferner noch die Gesetzentwürfe über das Petroleiimmonopol, das Verfahren gegen Jugendliche und die Konkurrenzklausel. Das System der kleinen Anfragen hat sich bewährt, wenn manchmal des Guten auch etwas zu viel geschehen ist. Deutscher Reichstag Berlin, den 8. März 1913. Schlußsitzung vor den Ferien — Ter „Notetat" — Fort setzung des Kolvnialctats — Die Baumwollknltur Der Reichstag bewilligt in dritter Lesung das Not gesetz und erteilt damit der Regierung die Vollmacht, bis zur endgültigen Erledigung des Etats auf Grund des früheren Etats weiter zu wirtschaften. Eigentlich sollte der Etat zum 1. April' fertiggestellt sein, da dies aber vielfach nichc möglich ist. so hilft man sich eben mit dem sogenannten Not- gesetz. Herr Haase, der sozialdemokratische Rechtsanwalt, meint, es wäre gut, zur rechtzeitigen Fertigstellung des Etats den Reichstag früher einznbernfen. Er ist also de-: Ansicht, daß die spate Einberufung schuld sei an dem zu späten Zustandekommen des Etats. Wir sind der Ansicht, daß der Reichstag in seinen Verhandlungen zweifellos einen bedeutenden Schritt weiter vorwärts wäre, wenn nickt die Sozialdemokraten in einer geradezu unerhörten Weise die Tribüne alltäglich zu stundenlangen Agitationsreden be nützten. Als nian das Notgesetz verabschiedet hatte, wandte sich der Reichstag wieder dem Kolonialetat zu und der Plenar saal ward zuin Tribunal. Auf der Anklagebank saß der nationalstlerale Abg. Seniler, von der Sozialdemo kratie des Verbrechens beschuldigt, seine Eigenschaft als Referent über den Kolonialetat zur Empfehlung für den Posten eines Aufsichtsratsmitgliedes in einer Konzessions gesellschaft benutzt zu haben. Vertreter der Anklage ist der kleine Dr. Weil!, der unbedingt aus dem Verhalten des Dr. Semler ein strafwürdiges Verbrechen konstruiereil will. Im Hause sowohl, wie auch auf der Negierungsbank kann nian aber an dem Verhalten Dr. Scmlers nichts Ehren rühriges finden, im Gegenteil, man ist der Meinung, daß Herr Semler durch seine Tätigkeit wesentlich zur Förderung des deutschen Handels und Wandels in unseren Kolonien beigetragen habe. Auch Herr Ledebour meldet sich als Ankläger zum Wort und belegt einen Teil unserer Kolonien unter allgemeiner Heiterkeit des Hauses mit der Bezeich nung Bethmann-Hollwegzipfel. Einen recht breiten Raum in den Verhandlungen nahm die Frage der Baumwollknltur in unseren Kolo nien in Anspruch. Die Sozialdemokraten sind Pessimisten und versprechen sich in dieser Beziehung so gut wie nichts, während die bürgerlichen Parteien mit Recht darauf Hin weisen, daß nach der Saat nicht sofort geerntet werden kann, sondern daß auch wir, ebenso wie die andere» Kolo- nialmächte, Jahrzehnte warten müssen, bis die Saat anf- geht. Im Hanse wird es mittlerweile immer ruhiger n»d, da man sich beständig in Nenkameriin aufhält, werden ver einzelte der Herren Abgeordneten vo» der Schlafkrankheit befallen. Es war schon recht spät geworden, als man zun: zum letzten Kolonialetat, demjenigen von Kiantschon, kam. Uebcr dessen erfreuliche Entwicklung sprachen der Zcntrums- abgeordnete Nacken, der Abgeordnete Heckeschcr (Vp.) und der Marinestaatssekretär. In einem Schlußwort gedachte der Präsident der bevor stehenden nationalen Feiertage. Das Haus erhob sich von den Sitzen mit Ausnahme der wenigen Sozialdeino-. traten. Mit dem Wunsche auf ein frohes Osterfest trennte man sich bis zum 2. April. Eine Minute später war der Saal leer. *