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Ur 23 Dienstag. IS. März 185«. DI.s.s Blolt erscheint . Inserate aNerNrt WZWelHcrt--Zeit«ug.PM gen zu beziehen lst. Zeitung angenommen» Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verleger: Carl Jeh'.'.e in Dippoldiswalde. Redakteur: In Commission: vr. I. Schladebach in Dresden. H. H. Grimm L Comp. in Dresden Aus dem Vaterlands. Dresden. Am 14. d. hat wieder ein Con slict mit dem Militär stallgefunden; einige wahrscheinlick betrunkene SchiffSknechle insultirten nach II Ubr mit Sleinwürfen die an dem neuen Stallgebäude befindliche Schildwache, ergriffen aber beim Herrannahen einer Patroulle die Flucht. Durch zwei von derselben nachgesendeie Schüsse wurde der Schiffer Sickert aus Torgau verwundet; auch soll eS ge lungen sein, die übrigen zu verhaften. Je mehr durch der artige Vorfälle die Dauer deS BelagezungSzustandcs ver längert werden muß, um so größer und gerechter ist der allgemeine Unwille, der über solche Streiche laut wird. — Zum Commandanten der hiesigen reorganisirten Commu- nalgarde ist der Obrist a. D. v. Buchner gewählt worden. — In Folge mehrerer Denunciationen über anti, christliche Aeußerungcn, die angeblich in der am 4. März behufs der Gründung einer freien Gemeinde staltgehablen Versammlung gcthan worden sein sollen, sind bereits hei der Polizeibehörde einige Zeugenvernehmungen vorgcnommcn worden. — Das EuliuS-Ministerium Hai in Betreff der s. g. freien Gemeinden an die protestantische Geistlich keit deS Landes ein Circnlarschreiben erlassen, dessen wesent licher Inhalt darauf hinauSgeht, daß dieselben für Reli gionsgesellschaften im Sinne der Grundrechte des deutschen Volkes nicht zu betrachten seien, weil die Einen erklären, sie wollten sich von der christlichen Kircke nicht absonbern, und die Andern die Wahrheit zu suchen erst im Begriff ständen, mithin ihre Satzungen alles positiven CharacterS entbehrten. Dresden, 9. März. Unter dem heutigen Tage ist eine Verordnung aus dem KricgSministerium an das Oberkriegs gericht gelangt, mittels welcher sämmtliche aciive Mili- lairS und-Kriegsreservisten, die in Folge ihrer Betheiligung am Maiaufruhrc zum Tode verurtheilt waren, zu 20jährigem Zuchihause und darunter begnadigt worden. Es sind deren neun, und kann bis jetzt nur von denen die Rede sein, rück- sichilich welcher die BegnadigungSvvrträge dem Mftusterium bereits vorliegen, doch hat man nach diesem Vorgänge volle Berechtigung, eine gleiche Milde für alle übrigen, gleichem Uriel Unterlegenen zu hoffen. Die bei dem erwähnten Auf stande lebhaft betheiligt gewesene Turnerin Pauline Wun derlich ist durch das heule eingegangene Erkenntniß zu lebenslänglicher Zuchlhausstrase verurtheilt. Tharand, 12. März. Ter Professor RoßINäßlkr, welcher seiner geistigen und körperlichen Thätigkeft unerachtei durch ministerielle Anordnung zu unthätiger Ruhe verwiesen worden ist, wird u»S in den nächsten Wochen verlassen, und nach Leipzig übersiedeln. Sein Weggang konnte und durfte an dem selbstständigen und dankbaren Theile der Bewohner TharandS nicht spurlos vorübergehen. Daß er wahre Verdienste Hal, sowohl besondere um unsere Bürger, «iS auch allgemeine um Wissenschaft und Vaterland, das werden uns selbst die Gegner zngestehen. Zwanzig Aahtt hindurch war er Lehrer der hiesigen Akademie. An dei zweiten Hälfte dieses Zeitraumes wirkte er überdies mit unermüdlichem Eifer, wo eS sich um Vie Beförderung deS geistigen Fortschritts unserer Bürger und um gemeinnützig« Einrichtungen handelte. Sem schöpferischer Geist, so oft man ihn annef, war um Ideen nie verlegen, sein Wille allezeit bereit zu helfen. Die Beharrlichkeit aber, mit welcher ec als treuer Käntpe für Deutschlands Ekrettung aushielt bis auf den" letzten Mann, wem wäre sie unbekannt! Von der gegen ihn dafür eingeleiteten Criminaluntersuckung sprach ihn daS Oberappellationsgericht frei. DaS Volk chrr seine Standhaftigkeit; die Zukunft Deutschlands wird ihn rechtfertigen. Seine zahlreichen Freunde auS der Bürgerschaft und Akademie überreichten ihm am 10. d. M- Morgens durch eine Deputation einen silbernen Eichen kranz. Wirb die Zeil den Parteihaß abgestumpft und aus der anderen Seile den Mukh wieder gehoben haben, dann werden beide, die Gegner wie die verzagten Genossen, begreifen lernen und bekennen, was die Akademie und die Bürgerschaft TharandS an Roßmäßlern verloren haben. Mögen, so wünschen wir in seinem und unserem Interesse, mögen die freundlichen Erinnerungen mit ihrer lindernden Kraft schnell und vollständig verwischen, waS er Bitteres erfahren mußte, auf daß er auch in der Ferne der Unsere und '.ms nahe bleibe! (D. Z.) Wsltschau Berlin. Alle Zweifel über die Eröffnung des Erfurter Parlaments zum bestimmten Tage werden durch folgende Bekanntmachung des preußischen Ministeriums des Innern beseitigt: Die preußischen Herren Abgeordneten zu dem in Gemäßheit des Beschlusses des VerwaltungSratheS vom 13. Fcbr. zu Erfurt am -V. d. M. zu eröffnenden deutschen Parlamente werden ergebenst benach richtigt, daß der Vorsteher deS Bureau des Parlament«, Kanzleirath Bleich, gegen Vorzeigung der zur vorläufigen Legitimation dienend»» Schreiben der Wahlcommissare, durch welche fie von der auf fie gefallenen Wahl benachrichtigt worden sind, am 18. und 19. d. M. von 8 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends und In den Morgenstunden deS 20. bereit sein wird, ihnen die Eintrittskarte auSzuhäudige«. In derselben wird zugleich das Local, in welchem die Eröffnung stattfindet, benannt sein. München. Unser MiuislerpräsidkNt verlangt von der Kammer erneu Kredit von nicht weniger alö 22,000,000 Guldcn, eine hübsche Summe für Baiern, das bereits an 36,000,000 fl. Schulden ha«. Zwölf Millionen sollen für den Bau der Eisenbahn von Bamberg über Würzburg nach Frankfurt verwendet werden; die übrigen 40 Mitt, find zur Deckung deS MiliiäretatS bestimmt, und zwar 2,800,000 fl. für alle Fälle, und 7,000,000 fl. — im Fall deö Ausbruchs eines Krieges — für Mobilmachung der Armee. Wie da- Geld ausgenommen werden soll, zu welchem Preis, zu welchen