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M «7 Weißerih-Zeitung Berantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 11. December 1857. H»ss«ate weide» Mit 8M. für dte Zeile berechnet O und iq allen Expedittsney angenomMe». Freitag. SrschMt Di«ßagl und, yecktag«. Zn beziehen durch alle Pasianstal» ten. Preis pr» Quart. k»Ngr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger «n- Landmann Z«m Geburtstage unseres Königs, am 12. Deeember I8S7. Was giebt dem Volke Kraft und festen Muth? Was fühlet Gottes Allmacht selbst im Staube? Was opfert heil'gen Zwecken Gut und Blut? ES ist der Geist der Gottheit: Unser Glaube! Was hält Jahrtausend' schon das Erdenrund? Was läßt nnS sorglos, db die Welt zerstiebe? Was eint das Vaterland, im schönsten Bund? Es ist der Geist deö Friedens, ist die Liebe! Was knüpft das Volk an feines Fürsten Thron? Was ist der Prüfstein für das Alt' und Nene? Was zierte Sachsen seit Jahrhundert schon? Es ist der kräft'ge Volksgcist: Unstre Treue! Und Glaube, Liebe, Treu', den LugenVkranz, Wand seinem Volke: Johann, unser König. Er strahlt als Ideal im schönsten Glanz; Drum jauchzt Sein Volk: Hoch lebe unser König! Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 9. Dec. Gestern Abend sand das bereits in d. Bl. «»gekündigte und besprochene Concert des Liederkranzes statt. Obschon sich Mehreres vereinigte, was dem Gelingen desselben Eintrag zu thun drohte — wir rechnen dahin außer den in den gegenwärtigen Zeitumständen, KrankheitS- und atmo sphärischen Verhältnissen liegenden Hindernissen, welche manchen Gesangfreund vom Erscheinen abgehalten haben mochten, vor Allem das hauptsächlich durch Krankheit herbeigeführte Außenbleiben bereits versproche ner auswärtiger Gesangs- und Jnstrumentalkräfte — so hat doch das zum Vortrag gebrachte Werk, „die Nacht," Gedicht von Herrmann Wakdow, componirt von Julius Otto, bei Allen, die wir darum befragt, einen sehr befriedigenden Eindruck hervorgebracht, ja mehr als Einem find durch einzelne besonders ergreifende Stellen Thränen in die Augen gelockt worden. Der beste Beweis für die poetische Schönheit der Waldow'- schen Dichtung ist der Umstand, daß nach dem Concert noch viel Nachfrage nach Textbüchern mit Deklamation entstand, und die Hälfte mehr noch hätte verkauft werden können, als der angeschaffte Vorrath betrug. Der beste Beweis für die Schönheit der Composition ferner ist der Umstand, daß die versammelten Zuhörer mit sichtbarer Theilnahme und angespannter Aufmerk samkeit den Tönen lauschten, sowie denn auch die Sänger schon bei dem Einüben die meisten Nummern immer lieber gewannen, je tiefer sie in das Verständniß der Musik eindrangen. Mag dieselbe auch nicht durch- gängig frei von Anklängen an andere bekannte Meister werke sein, so sind diese doch bei vielem Originellen so geschickt in bas Ganze verwebt, daß das Ohr dadurch nicht , im Entferntesten unangenehm berührt wird. Was die Ausführung der Composition anbetrifft, so kann man sie, wenn mau die obengenannten Hinder nisse mit in Betracht zieht, gewißrine gelungene nennen. Die Chöre waren vollstimmig und kräftig, und ihre Ausführung zeugte von dem anerkennenswerthen Streben der Sänger und Sängerinnen, den Gehalt der Musik zu möglichst vollständiger Geltung zu bringen. Wir heben von den besonders gelungenen Nummern zunächst das Wiegenlied hervor, welche- lvk seiner Einfachheit und Nettigkeit wegen allen singenden Müttern empfehlen. Vortrefflich ist ferner der Gesang deö Engels mit seiner das Geisterhafte der Erscheinung wohl ausdrückenden Begleitung und mit dem darauf folgenden ausgezeichneten Quartett „Dein Auge schloß sich in Angst und Pein." Dann das herrliche, aber sür die Ausführung sehr schwierige Quartett „die Blumen heben im Kreise," wozu daö, durch kräftige, oft grelle Begleitung hervorstechende Räuberchor einen eigenthümlichen Kontrast bot. Endlich das ergreifende Schlußchor, dem diö hineingewcbte, von einer Sopran stimme vorgetragene Melodie „Wie schön leuchtet der Morgenstern" einen besvndern Reiz verleiht. Auch können wir nicht unterlassen, die Pcäciston und Energie zu rühmen, mit welcher das Zecherlieb, sowie das ebenerwähnte Räuberchor, beides sehr ansprechende, durch die dazu erforderlichen Tonmassen mächtig wir kende Stücke, von den männlichen Mitgliedern des Liederkranzes, wie hauptsächlich vom Männergesang verein, vorgetragen wurden. Mögen die beiden Vereine bei diesem ersten Zeichen ihres gemeinschaftlichen Wir kens nicht stehen bleiben, sondern recht bald ein zweites folgen lassen. Wie wir hören, dürfte die für die kommende Osterzell wiederum beabsichtigte Aufführung einer größeren geistlichen Musik willkommene Gelegen heit dazu bieten. — Wir können diese Zeilen nicht beendigen, ohne noch rühmend und dankend der freundlichen Theilnahme derjenigen lieben Gäste zu gedenken, welche von auswärts, sogar von Schönfeld herab gekommen waren, um dem Concerte beizuwohnen. War auch ihre Anzahl nicht zu groß, so wirkte ihr Erscheinen doch sehr wohlthuend auf die Sänger, da sie sahen, daß auch unsere Nachbarn und, was we nigstens die Kirchemoncerte betrifft, noch mehr als