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M Feierabend MM WW Anterhaltungs - Beilage -er Sächsischen Volkszeitung Nr. 29 Sonntag den 19- Juli WH Ssnrinevabend Ich bin so glücklich, bin so frei In -ommerabendstunden. Ins Herze ziehet Friede nen Und stillt des Tages Wunden. Vas Trübe deckt Vergessenheit Mit seidenweichen Schwingen. Ls schwinden Not und Haß und keid Im trauten Abendklingen. Die Welt ist mir so groß und weit. Sie strahlt in lautrer Güte, Als gösse sie nur Seligkeit So tief in mein Gcmüte. woher es kommt, ich weiß es nicht. Daß ich nur mag gesunden. Daß nur des Tages Stachel bricht In Sommerabendstunden. V.8. 7. Sonntag nach Pfingsten Evangelium: Vom falschen Propheten. Matthäus 7. 15-2l. Nicht ohne Ursache warnt der Heiland: »Hütet euch vor den falschen Propheten." Falsche Propheten find die Ungläubigen, welche sich ihre Religion nach den Be dürfnissen ihres verderbten Herzens zurecht machen, welche über unsere heilige Kirche, ihre Lehren, Satzungen, Ge bräuche und Uebungen spotten und darauf ausgehen, andere in ihren Glauben wankend zu machen und sie zu verführen, ihnen beizustimmen. Dieser falschen Propheten gibt es jetzt allenthalben, in Städten und Dörfern, auf Eisenbahnen und in Wirtshäusern, und mancher unreife Jüngling, der die Fragen seines Katechismus nicht einmal kennt, hält sich für gebildet und aufgeklärt, wenn er über die heiligen Lehren und Uebungen des Glauben spottet und das für Aberglauben erklärt, was die gelehrtesten und besten Menschen aller christlichen Jahrhunderte geglaubt und geübt haben. Solche falsche Propheten reden auch in allerlei schlechten Zeitungen, Blättem und Büchern und suchen aus alle Weise das Gift deS Unglaubens und der Gottlosigkeit auszustreuen. ES find, wie der Apostel sagt, Menschen, die euch verwirren und das Evangelium Christi zu verkehren suchen. Es gibt aber kein anderes Evangelium, und wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evan gelium verkündigte, als wir euch verkündigt haben, der sei verflucht. (Gal. 1.) Falsche Propheten find auch die Der- führer der Unschuld. Auch sie kleiden sich in einen Schafs pelz, d. h. sie geben sich den Anschein, als wenn sie gute Freunde wären und es wohl meinten; aber sie haben eS darauf abgesehen, der unerfahrenen Jugend ihre Unschuld und HerzenSreinigkeit zu rauben. Falsche Propheten sind überhaupt alle, welche etwas, was gegen das Glaubens- und Sittengesetz verstößt, als wahr oder recht hinstellen. Alsdann lehrt uns Christus, daß es. um selig zu werden, nicht genug sei, alles zu glauben, was unS Gott geoffenbaret hat und durch seine Kirche zu glauben vorstellt sondern daß dazu auch gute Werke erforderlich seien., Wie man einen guten Baum an seinen guten Früchten er kennt, so erkennt man einen guten Christen an seinen guten Werken, welche gleickisam die Früchte seines guten Glaubens find. Der Christ also, welcher keine guten Werke übt. sondern schlechte, ist kein wahrer Christ und kann durch seinen Glauben nicht selig werden. Denn ein jeder Baum, der nicht gute Früchte dringt, wird auSgehauen und ins Feuer geworfen werden." Gott verlangt nicht allein, daß wir glauben, sondern auch, daß wir einen hefligen Wandel führen, d. h.. daß wir seine Gebote hatten. „Das ist der Wille Gottes," sagt der Apostel, .eure Heiligung." (1. Thefsal. 4. 8.) Wa» nützte er uns also, daß wir in dem Schoße der wahren Kirche Christi geboren und erzogen worden find, was nützte es uns, daß wir unseres Glaubens uns rühmen, was nützte e-, daß wir unfern Glauben mtt dem Munde bekennen, wenn wir nicht auch bestrebt find, die Werke zu üben, welche der Glaube vorschreibt? wenn wir nicht demütig, nicht barmherzig, nicht keusch und eingezogen, nicht mäßig und nüchtern, nicht wahrhaft und treu, nicht ehrlich und recht schaffen find, mtt einem Worte, wenn wir nicht Gott lieben über Alles und unfern Nächsten wie uns selbst? Kann wohl unser Glaube uns selig machen, wenn unser Sinnen und Trachten, Tun und Lasten dem Glauben widerspricht? wenn wir, während wir den Glauben mtt dem Munde bekennen, ihn durch unsere Sünden und Laster verleugnen? Nein, es versichert der Helland ausdrücklich: .Nicht jeder, der zu mir spricht: Herr, Herr! wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im HimmÄ ist. der wird in das Himmelreich eingehen. Ein jeder Baum aber, der nicht gute Früchte bringt, wird auSgehauen und ins Feuer geworfen werden." .Der trägt vergeben» den Namen Christi," sagt der hl. Augustinus, .welcher Christus nicht nachahmt. Denn, was nützt es dir. genannt zu werden, was du nicht bist und einen fremden Namen dir anzumaßen? Wenn du ein Christ fein willst, so tue, was einem Christen geziemt; dann erst darfst du mtt Recht den Namen Christ führen." Wenn im Korn die Sichel rauscht Von Han» Mittl-Augsburg. Nachdruck verboten Nun reift im Feld des Kornes goldne FruchtZ Die milde Sonne brütet lauter Segen; Die Aehre beugt sich vor der eigenen Wucht Und harrt der Sichel sommermüd entgegen. (Karl Gerok.) Mit Gold bestreut ist nun die braune Erde, mit köst lichem. unbezahlbarem Saatengold. Der Herr hatte Erbar men mit den Lausenden, die da unermüdlich flehten: „Unser täglich Brot gib uns heute". In mancher Mondnacht ist er durch die junge Saat geschritten, Segen und Wachstum spendend der wogenden Brotfrucht. Wo heißer Sonnen brand schälte, dorthin sandte er ein Wölkchen, auf daß eL Labung bringe den dürstenden Halmen, und wenn Blitze zuckten und Windstöße des Donners Grollen weithin trugen, dann hielt er seine Hand schützend über die Fluren, damit der Hagel nicht zu Boden stampfe, was Menschenfleiß ge baut. Des Herrn Güte hat uns dieses Jahr reich mit Frucht und Kern gesegnet.