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WchwKUMTMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich KkMs-ÜWM für Loijüdorf Mdkitz. Zemdors, Warf, §t Lgidim, Keimißsofl, Nlirikmi! und Mksm. Aintsblertt Mr den Stadtrat zu Lichtenstein. —— — 45. Jahrgang. -——— —— — Nr. S72. Sonnabend, den 23. November 1895. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag.' Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark 25 Pfennig«. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergefpaltene Korpuszeik oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. -- Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. BetürmtmachMH. Diejenigen Gemeindeangehörigen von Bernsdorf, welche bei der am 2. Dezember 1895 vorzunehmenden Volkszählung gesonnen find, einen Zahlbezirk als Ehrenamt zu übernehmen, haben sich bis zum 25. November bei dem unter zeichneten Gemciudevorsiand anzumelden. Bernsdorf, am 22. November 1895. List, G.-V. LsSssg-fchßchLe. *— Lichtenstein. Um den bei der demnächst be vorstehenden Volkszählung als Zähler Auftretenden einen Anhalt zur Beurteilung der Landsturmpflicht zu geben, bemerken wir, daß nach Z 20 der deutschen Wehr ordnung zum Landstürme alle wehrpflichtigen Deutschen gehören, welche das 17 Lebensjahr überschritten, das 45. aber noch nicht vollendet haben (ausgenommen die nicht w°hrpflichtjgen Mitglieder reichsunmittel- barer oder mediatisierter Geschlechter), so lange sie nicht bei den Fahnen dienen oder der Reserve, Land oder Seewehr beziehentlich der Ecsatzrese-Ve ange hören. Der Landsturm wird in zwei Aufgebote sin- geteilt, zum ersten sind alle diejenigen bis zu ihrem vollendeten 39. Lebensjahre zu zählen, welche nicht militärisch ausgebildet sind, demnach auch die Ersatz reservisten, die nicht geübt haben. Diese Mannschaf ten treten erst mit Ablauf ihres 39. Lebensjahres in den Landsturm zweiten Aufgebotes über. Weiter gehören alle diejenigen, welche vor ihrem vollendeten 20. Lebensjahre in den aktiven Dienst eingetreten sind, mit Ablauf ihrer gesamten Landwehrpflicht, also vom 31. März des Jahres an, wo sie 19 Jahre im Heere einschließlich Reserve und Landwehr gedient haben, von allem Anfänge an dem Landstürme zweiten Aufgebotes an. Die während ihres Ecsatzreserve- verhältnisses zu Uebungen eingezogenen Mannschaf ten, die nach Ablauf ihrer Ersatzreservepflicht zur Landwehr übergstreten sind, werden gleichfalls, so bald sie der Landwehrpflicht genügt haben, dem Land stürme zweiten Aufgebotes zugezählt. Endlich treten alle Mannschaften, die aktiv gedient haben, sobald sie ihrer Dienstpflicht bei der Fahne, der Reserve und der Landwehr genügt haben, sofort zum Land stürme zweiten Aufgebotes über. Im allgemeinen kann man sagen, daß alle militärisch ausgebildeten Leute zum Landstürme zweiten Aufgebotes zu zählen sind, während die militärisch nicht Ausgebildeten vom 17. bis 39. Lebensjahre zum Landstürme ersten, von da ab bis zum vollendeten 45. Lebensjahre aber zum Landstürme zweiten Aufgebotes zu rechnen sind. Wenn nun auch alle Deutschen wehrpflichtig und mithin auch landsturmpflichtig für eins gewisse Zeit dauer sind, so find doch gewisse Klassen dieser Land sturmpflichtigen von der Gestellungspflicht nach er folgtem Aufrufe ausgenommen beziehentlich ausge schloffen. Ausgenommen sind die wegen geistiger oder körperlicher Gebrechen zum Dienste im Heere oder der Marine untauglich befundenen und des halb ausgemustertev Mannschaften, ausgeschlossen von der Gestellung beim Aufrufe dagegen sind zu Zucht hausstrafe Verurteilte für immer, ebenso Personen, die durch Straferkenntnis aus dem Heere ausgestoßen sind, endlich diejenigen, welche mit Verlust der bür gerlichen Ehrenrechte bestraft sind, diese aber nur für die Zeit, während welcher sie unter der Wirkung dieser Ehrenstrafe stehen. *— Wie wir nicht unterlassen wollen, in Erin nerung zu bringen, findet Dienstag, den 26. Novbr. dieses Jahres, nachmittags von 4 bis 5 Uhr im Gasthofe zur Stadt Hamburg in Glauchau die Wahl von 11 Abgeordneten zur Bezirksversammlung aus der Klasse der Hiichstbesteuerten statt. Stimm berechtigt sind selbständige Personen Sächsischer Staatsangehörigkeit, welche im Bezirke an direkten Staatssteuern insgesamt mindestens 300 Mark ent richten. Für juristische Personen haben deren Ver treter das Stimmrecht auszuüben. *— Zur Warnung wird dem Chem.Tgbl. von befreundeter Seite nachstehendes mitgeteilt: „In i diesen Tagen hatte ich Gelegenheit, im Eisenbahn- ! coupse eine in englischer Sprache geführte Unter- j Haltung zwei ausländischer Herren zu nehmen. Die selben sprachen über das Bleichen der Copse; aus dem Gespräch ging hervor, daß der eine Herr eine derartige Fabrik angelegt hatte, deren Erzeugnisse aber nicht zufriedenstellend waren. Der andere Herr machte seinen Reisegefährten darauf aufmerksam, daß bei Chemnitz derartige Fabriken seien, welche die Cops tadellos lieferten. Er solle nur einmal dahin reisen und sich die Sache ausehen. Die Leute seien sehr gefällig und würden ihm den Eintritt in dis Fabrikräume rc. gern gestatten. Es würde mich sehr freuen, wenn ich durch diese Mitteilung ver hindern könnte, daß ein Fabrikgeheimnis abgesehen und ins Ausland verschleppt würde". — Aus einem Bortrag des Vorsitzenden des Landesaueschusses sächsischer Feuerwehren wird be kannt, daß im Königreich Sachsen die Feuerwehr leute, denen bei einem Brande irgend ein Unglück zustößt, von der Landesbrandvsrsicherung kräftig un terstützt werden: Unterstützung bis 12 Mk. wöchent lich, Kurkosten bis 12 Mk. wöchentlich. Begräbnis kosten nach Bedarf und entsprechenden Verhältnissen des Verstorbenen. Jnoalibitätsrente, bis 300 Mk. schon bewilligt. Rente für eine Witwe, bis 216 Mk. jährlich, Rente für ein Kind 216 Mk. jährlich bis 10 Jahre, Rente für ein Kind bis 144 Mk. jährlich von 10—15 Jahren. — Wie es in der Welt steht. Ueber allgemeine Erörterungen für die im Dezemberanfang begin nende Neichstagssession kommen wir bei uns noch nicht heraus, die Menschheit hat sich im deutschen Vaterland bisher mehr an dem so milden Herbst wetter und an den billigen Martinsgänsen, wie an der Politik erfreut. Nun, Arbeit wird es im deut schen Reiche genug geben, und hoffentlich wird es tüchtige, brauchbare Ware werden, was unsere Volks vertretung auf dem Gebiete der Gesetzgebung für das Reich zu Stande bringt. Im Auslande ist's ungleich lebhafter, manchmal sogar zu lebhaft, im Orient sogar gräßlich lebhaft. Die hohen euro päischen Großmächte reden mit einer entsetzlich weisen Miene von einer möglichen Aktion, vielleicht so Ostern über zehn Jahre, der Sultan spricht von einer schleu nigen Dämpfung der Unruhen in Kleinasien — viel leicht so Weihnachten über zwanzig Jahre, aber von den hohen Herrschaften ist einer des anderen würdig. Sage, was Du thun willst, aber um des Himmels willen führe es nicht aus, so heißt es da? Und in zwischen geht's in Kleinasien zu, wie bei einem Riesenschlachten, blos, daß Menschenblut fließt! Immer Hundertweise werden die Menschen nieder gestochen, und die Köpfe abgeschnitten, bei den Ar meniern bricht nun auch die orientalische Bestialität durch. Die Türkei macht sogar, um mit großen Truppenmassen die Bewegung dämpfen zu können, mobil, aber das Geld langt nicht, und mit Aus rüstung und Soldzahlung der Truppen steht's jam mervoll. Das Osmanenreich scheint in Wahrheit abgewirtschaftet zu haben, die schwächliche europäische Großmachtspolitik allerdings nicht minder. England steht vor einem neuen Kolonialkriege, diesmal gilt es den Aschantis, den Nachbarn des deutschen Togo gebiets in Westafrika. Die französische Regierung hat einen genialen Streich gegen ihre politischen Gegner geführt. Auf ihre Reklamation ist der aus dem Panamaskandal berüchtigte Alton, der noch eine ganze Reihe von politischen Größen, die sich haben bestechen lassen, kennt, in England verhaftet, um in Frankreich vor Gericht gestellt zu werden. Plaudert Arton, und das wird er thun, um sich möglichst weiß zu brennen, dann Gnade Gott den republikanischen Größen, die unter den Gegnern des heutigen radi kalen Ministeriums sich befinden. In Wien gab eS wegen der Nichtbestätigung des Dr. Lueger zum Bür germeister neue Lärmszenen; die Kaiserstadt an der i Donau bekommt einen vorzeitigen Fasching. In Ost europa, wo er um diese Jahreszeit eigentlich nichts mehr zu suchen hat, ist der Klapperstorch eingekehrt: Dem jungen russischen Kaiserpaar ist als erstes Kind eine Tochter beschert. Dem stolzen Bulgarenfürsten aber — Herz jauchze auf — der zweite Junge. Wenn sich nun Bulgarien nicht als gerettet bekennt, verdient es Prügel. *— Callnberg, 21. Nov. Für das am 1. Dezember nachm. ffs5 Uhr hier stattfindende Kir - chenconcert, gegeben vom Kirchenchor, unter Lei tung des Herrn Kantor Noatzsch, liegt uns heute das Programm vor. Daraus ist zu ersehen, daß die Aufführung die Stimmung, in die uns jetzt das Kirchenjahr versetzt, zum Ausdrucke bringen will: Bußtag — Totenfest — Advent — Weihnacht. Diese Absicht ist zu ei kennen sowohl aus den 3 Orgel sätzen: A - moll - Fuge mit Präludium v. Bach, Wethnachtspastorale v. Merkel, Pastoralsonate jv. Rheinberger („Pastorale" bedeutet „Hirtenlied"), als ! auch aus den 3 Chornummern: 2 Chorlieder v. i Bortnianski, „Wie lieblich sind die Boten" aus „Paulus" v. Mendelssohn, und 3 altböhmische Weih- nachtslieder, bearbeitet von Karl Riedel. Dazu komme» 2 Solonummern: für Violine, von Herrn Musikdirektor Schnelle freundlichst übernommen: Ari oso v. Rossi, Adagio v. O. Wermann — für Sopran, von Fran Kantor Noatzsch gesungen: 2 Weihnachts- lieder v. Peter Cornelius. — Das Ganze erhält den Charakter eines Gottesdienstes dadurch, daß zu An fang, als auch zu Ende von allen Anwesenden ei» Gesangbuchvers gesungen werden soll. — Der Rein ertrag des Concertes ist unserer Lutherstiftung, welche Krankenpflege der Armen bezweckt, zugedacht. — Preisausschreiben. Unsern geschätz ten Lesern aus den Kreisen der Landwirtschaft wird es von Interesse sein, zu erfahren, daß die Redak tion der „Dresdner Landwirtschaft!. Presse" soeben ein Preisausschreiben veröffentlicht und alle Land wirte zur Mitbewerbung auffordert. Die Preisauf gaben lauten: 1. Ueber Erfolge bei der Behand lung des Stalldüngers mit verschiedenen Einstreu mitteln (Gips, Superphosphatgips rc.), mit Angabe der Art der Düngerbehandlung. 2. Zweckmäßige Anlage einer Dungstätte für mittelgroße Wirtschaften (Beschreibung und Kostenanschlag). 3. Erfahrungen bei der Düngung mit Knochenmehl) Angabe der Sorte, der Bezugsquelle, Menge des Düngers, Ge halt an und Ls 0s). 4. Mittel zur Bekämpfung des Ruß- und Steinbrandes bei Weizen und des Rußbrandes bei Sommergetreide (genaue Angabe der Behandlung und zahlenmäßige Mitteilung des Er folges). 5. Wie ist der Uebergang von teilweiser Grünfütterung (im Sommer) zu reiner Trockenfütte-- rung (für das ganze Jahr) am besten zu bewirken? Die Preise betragen für jede beste Lösung jeder ein zelnen der fünf Aufgaben je 50 Mark. Als Preis richter füngieren die Herren Professor vr. Kirchner- Leipzig, Oekonomierat Käferstein - Niedersedlitz und vr. Platzmann-Saida. Interessenten erfahren Nähe res durch die Redaktion der „Dresdner Landwirt- schaftichen Presse" in Tresden-Blasewitz. — Leipzig, 19. Novbr. Ein Fabrikbesitzer aus Leipzig-Gohlis hatte einen Eilbrief an einen Unteroffizier in Borna gesandt. Auf der Adresse war nun das r etwas dicht an das n herangeschrie ben worden, und der Brief ging, statt nach dem nahen Lorna, nach dem fernen — Loma. Hier blieb er drei Monate ruhig liegen. Dann schickte man den Bries nach „Long," in Algier und von hier ging er nach zweiwöchiger Ruhe nach Lorna, im Kongostaate. Dort aber nahm die Sache eine noch interessantere Wendung dadurch, daß sich durch selt samen Zufall in der Nähe vonLoma ein Angehöri-