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Großenhainer Unterhaltungs- «nv Anreigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. .N 17 Mittwoch, dm 28. Februar 1849. Evklävung. Aus beinahe allen Theilen des Landes sind uns bisher Vertrauenszuschriften und Auffor derungen zugegangen, fernerhin in unsern Aemtern zu bleiben. So dankbar wir auch dafür allen den Mannern sind, die sich dabei betheiligt haben, so wenig konnten wir diesen Aufforderungen entsprechen. Die Gründe dafür sind folgende: Zu verschiedenen Malen haben wir uns öffentlich dahin ausgesprochen, daß wir ohne die Unterstützung der Mehrheit der Kammern die Verwaltung nicht forlführen würden. Die Unter stützung fehlte uns nach unserer Ansicht schon damals, als wir vor vier Wochen Sr. Majestät dem Könige den Wunsch, unserer Aemter enthoben zu werden, darlegten. Jeder noch mögliche Zweifel darüber ist seit dieser Zeit verschwunden. Fast in allen formellen und materiellen Fragen sowohl von geringerer, als von grundsätzlicher Bedeutung haben beide Kammern theils ein stimmig, theils gegen eine geringe Minderheit sich wider die Regierung entschieden. Unter diesen Umständen blieb uns, wenn wir nicht durch Auflösung der jetzigen Kammern Berufung an das Volk einlegen wollten, nichts übrig, als von unsern Aemtern zurückzutreten. Nach reiflicher Erwägung haben wir uns für das Letztere entschieden. Se. Majestät der König hat unsern Rücktritt genehmigt. Wir verlaffen daher unsern zeitherigen Wirkungskreis nach der Arbeit eines Jahres, das zu den inhaltschwcrsten in der Geschichte unsres Vaterlandes gerechnet werden wird. Die öffentliche Meinung wird über unser Thun und Lassen richten. Wie aber auch ihr Urtheil ausfallen möge, wir sind uns bewußt, die Zusagen treulich erfüllt zu haben, die in unserm, mit freudiger Zu stimmung vom Volke aufgenommenen Programme vom 16. März 1848 niedergelegt sind. Dresden, den 24. Februar 1849. Du. Braun, vr. v. d. Pfordten. Georgi. Oberländer, v. Buttlar. Tagesnachrichten. Sachsen. Aus der obigen Erklärung geht der wahre Grund des Rücktritts der Minister deutlich hervor für Alle, welche so viel Einsicht haben, um beurtheilen zu können, wer mehr Vertrauen ver dient, ob die um Sachsen so verdienten, durch die Kammern systematisch zum Rücktritt gezwungenen Minister, welche ihren Versprechungen stets treu und ehrlich nachgekommen sind, oder ein großer Theil der Abgeordneten, welche zwar mehr als zu viel vor und bei ihrer Wahl versprochen, aber dafür bis jetzt mehr als zu wenig gehalten haben. Daß eine Partei nun wie vor vier Wochen wieder alles Mögliche auf bietet, um dem Volke weiß zu machen, daß nicht sie an dem Rücktritt des Ministeriums Schuld sei, son dern ganz andere Dinge, und daß diese Unwahrheit und Verdächtigung gegen die Erklärung der Mi nister durch zu ihrem Anhang gehörende politische Vagabunden und andre Leute vorzüglich auf dem Lande wird ausgeschwatzt werden, ist sehr natürlich. Schon von Kindesgebeinen an strebt der Mensch danach, begangne Schuld von sich auf Andre ab zuwälzen und diese Anlage ist gewöhnlich der Grund zu den meisten Prügeln, welchen die Heranwachsende Jugend ausgesetzt ist; wie hartnäckig aber diese Erb sünde ist, das sehen wir so häufig, daß es uns jetzt an einem Theile unserer Führer der entschie den freisinnigen Partei gar nicht wundern kann. Wir hoffen und wünschen jedoch, daß Diejenigen, welche sich durch dergleichen schöne Worte haben bestechen und bethöwn lassen, immer Wenigere werden, und daß ein gesundes Urtheil endlich wie der die Oberherrschaft über Schwärmerei und po litische Seiltänzern erhalten werde. Das neue Ministerium besteht aus dem Ober- appellationsrath vr Held (Vorsitz im Gesammt- ministerium, Minister der Justiz und provisorisch des Cultus und öffentlichen Unterrichts), Freiherrn v. Beust, bisherigem Gesandten in Berlin (Minister des Auswärtigen), Geheimen Finanzrath v. Ehren stein (Finanzminister), Geheimen Regierungsrath Vv Weinlich (Minister des Innern). Das Kriegs ministerium ist noch unbesetzt. — Der Aerger und Unmuth über diesen Ausgang sprach sich in der Kammer am 24. Februar sehr deutlich aus. „Das