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Montag» äen 14. Januar ISIS 13. Jahrgang Nr. 11 Wichtige Beratungen in Serlin der und § ß und nach von England 15 Fr. 89 25 Fr. 26 U MM Politische Uebersicht. kin neurr Nr-nm? Der Kronprinz beim Kaiser. Voi gestern vormittag sind Generalfeldmarschall Hindenburg und General Lndendorff in Berlin eingelassen. Eine amillche Meldung besagt ferner, daß auch der Kronprinz in Belin weilt und vom Kaiser empfangen wurde. Gestern Sonntag hörte der Kaiser den Vortrag deS Reichskanzlei und den deS Generalfeldmarschalls von Hindenbnrg Die bevorstehende Reichekanzlern Fr Nach der „Voss. Ztg." ist, da der HauptauSschuß am Dienstag sich noch mit den Figgen deS Gefangenenaus tausche» zu beschäftigen haben wird, aller Voraussicht nach die Rede de» Reichskanzler» über die politische Lage, in wenn nicht, schasst uns Frieden!" Falls die Franzosen auf Sembat gehört hätten, anstatt dem Brüllaffen (.gemeint ist Llohd George) zuzuhören, dann Härten sie sich nicht in den Krieg gestürzt, der, wie auch sein Ende werden möge, das traurige Resultat aufweist, daß, er das unglückliche Frankreich entkräftet und dem Kleinod der modernen Zivilisation seinen Glanz raubt." Georg Brandes schließt seinen Artikel: „In Deutsch- land hat die Monarchie so zialeRef armen ins Werk gesetzt, zu denen in Frankreich die Republik noch nicht gekommen ist . . . Aber daß ein Staat sich demokra tisch nennt, imponiert nur dem, für den das Wort Demokratie noch ein Zauberwort ist, und daß ein Staat sich Republik nennt, bedeutet ja vor der Hand nichts anderes, als daß eine nach Freiheit drängende Auf schrift auf ein Gebäude alter Mißbräuche und Vor rechte gesetzt wird. Der Name tut nicht mehr zur Sache, als das Etikett der Weinflasche Bedeutung für den Wert des Weines hat. Frankreich wollte ein« erobernde Re publik sein. Seitdem es Elsaß und ein Stück von Loth ringen verloren, deren Eroberung «S den Deutschen nicht verzeihen kann, hat es selbst volle fünf Frank reichs als Kolonien erobert und diese fünf Frankreichs kann es unmöglich mit seiner schwachen Be völkerung bevölkern . .. Soviel ist gewiß: wahrend England noch ein Interesse daran hat, daß der Krieg weiter dauert, weil er Deutschland stärker zermürbt als Großbritannien, hat Frankreich nicht das geringste Interesse an der Fortsetzung des Krieges. Es ivird nicht nur stärker mitgenommen als England, sondern auch stärker als Deutschland. Daß es den Krieg fort setzt trotz Rußlands Abfall und Italiens Niederlage, ist Wohl ein edelmütiger Zug, aber einer, dessen Edel mut dem entspricht, der Frankreich! veranlaßte, Ruß land Milliarden zu leihen." Tas sind Wahrheiten, deren Verschweigung die Ne- gierungen der Llohd George und Elemenceau sich besten Kräften angelegen sein lassen dürsten. Der heutige Mtiilhe Kriegsbericht. (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 14. Januar. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Die Feuertatigk.il blieb tagsüber meist auf Siörungs- feuer beschränkt. In einzelnen Abschnitten, besonders veider» seits von LenS, war sie am Abend gesteigert. Eigene Erkuiidungsabteilnngen drangen südöstlich von Armentüres und nördlich von La Vaquerie in die englische» Gräben und machten Gefaiiuene Heeresgruppen Deutscher Kronprinz u. Herzog Albrecht Abgeseh, n von erfolgieichen Eikiwdrniswgefechten in der Gegend von Jnmencourl und auf dem Wcstufer Maas verlief der Tag ohne besondere Ereignisse. Oestliche» Kriegsschauplatz NichlS Neues. Mazedonische Front Westlich vom Ochnda-See in der Diopopolje md südwestlich vom Doiran-See Artillerietätigkeit. Ftalteuische Front. Lage unverändert. Der Erste Generalquartiermriper 4ü. D. v.) Lndeuvorsf. Bittere Wahrheiten. Nachdem der bekannte dänische Schriftsteller G « o r g Brauoes in Auss'hen erregenden, auch in Deutsch land stark nachgedruckten Aufsätzen mit der völligen Unparteilichkeit der Wahrhaft Neutralen Len Nachweis erbracht hatte, daß die größere militärpolitische Vor bereitung auf den Krieg von der Entente oor- genommen war, hat er vor einiger Zett einen bemerkens» .verren Aufsatz über die durch den Kriegswahn im zivi lisierten Europa angerichteten Verheerungen erscheinen lassen. Darin heißt es u. a. r „Noch immer sprechen, die Minister der kämpfenden Mächte davon, bis zuml Endsieg auszuhalten. Es gibt nur einen Endsieg, das ist der Sieg der Vernunft über Die Dummheit,, und der scheint noch fern zu liegen. . . . Wenn es »och jemanden gibt, der jetzt poch nicht einsieht, daß die französisch-russische Allianz für Frank reich eine einzige ungeheure, Po litt sch e Torheit war, so ist der Betreffend- weder „hinterher klug" noch „vorher klug". Diese Allianz hat Frankreich 2 0 Mil liarden Franken gekostet, ferner ihm all den Scha den gebracht, den der Weltkrieg verursachte Sie hat ein Vierteljahrhundert lang die Franzosen in dec Illu sion erhalten, die sich am Prüfungstage als Lüge er wies. Sie hat die Franzosen daran verhindert, ihr ausgespartes Kapital zur Förderung von Handel, Land- wirtsthaft, Industrie, Kanalbau, Sprachunterricht, des eigenen Landes überhaupt, zur Förderung des Unter nehmungsgeistes anzuwenden, und hat an Stelle dessen: den Hang der Franzosen, vom 50. Jahre ab von den! Zinsen zu leben, entwickelt. Um einen großen Teil die ser Zinsen ist die Nation jetzt nach menschlichem Er-' messen betrogen." Ueber Frankreich, Deutschland und England" sagt Brandes: ^,,Man lese aufmerksam folgenden Zahlen: Vor dem Kriege bürdete Frankreich 85 v. H. seiner männlichen Bevölkerung die i allgemeine Wehr pflicht auf, die Kolonien nicht mitgerechnet. Deutsch land begnügte sich mit der Ausbildung von 55 v. H. Im Jahre 1913 betrugen die Auslagen für Heer Flotte in Franken Pro Einwohner: In Frankreich Deutschland Heer 23 Fr. 73 18 Fr. 38 Flotte 12 Fr. 77 8 Fr. 51 Die Tabelle zeigt, wie überanstrengt Frankreich war und wie viel mehr als Deutschland sowohl Frank reich als auch England, jeder für sich, geschweige denn zusammen, für Rüstungen ausgab ... Es war, wie man sieht, teurer in Frankreich als in Deutsch land zu leben. Tie Folge davon war, daß man in Frankreich sich überlegte, Kinder in die Welt zu setzen; nährend die Geburten in Frankreich abnahmen, nahmen sic - trotz des Geburtenrückganges in Berlin — Im Deutschen Reiche stark zu. Es lastet kein« so große Bürde auf den Deutschen wie auf den Franzosen. Zwar forderten in Frankreich dauernd Vaterlandsfreuude die Eheleute auf, Kinder in die Welt zu setzen, aber sie gaben — für die weniger Wohlhabenden — keine Winke, wie die Eltern diese ernähren sollten. Daran hatte man in Deutschland gedacht. Schon Bismarck fing an — trotz allen Widerstandes, den er von Seiten der von ihm. selbst mißhandelten und unterdrückten Sozialdemo kraten begegnete — den deutschen Arbeiter durch eine umfassende Organisation sicher zu stellen. Bis jetzt ist ein Drittel von Deutschlands ganzer Bevölkerung ver sichert gegen Krankheit. Unfall und Invalidität, Alters schwäche nicht mit etubegriffen. Di« Sicherheit, die der Arbeiter und der kleine Angestellte auf diese Art und Weise genießt, ist eine Aufmunterung dazu, eine Familie zu gründen und Kinder in die Welt zu setzen. Liefe Aufmunterung hat in Frankreich gefehlt. ES sMtcn daher Arbeitskräfte im großen Stil, und die Folge war, daß die Kapitalisten es nicht wagten, sich auf große Handelsunternehmungen oder industrielle Anlagen ein- zulassen. Diese wurden Fremden überlassen, besonders Tkurschen wie Thyssen und Baumann, während die stau- Mischen Kapitalisten, welche fühlten, daß kein Fort schritt, keine großzügige Unternehmungslust im Kauf mannsstand ihres eigenen Landes war, ihr Geld in aus- ländischen Papieren anlegten. Ti« großen Banken in Frankreich, die wirklichen Regenten des Landes, sahen darin ihren Vorteil ... Es gibt ei» Buch von Marcel Sembat, der bi» vor kürze« Mitglied de» stau- Mischen Ministerium- war; «s ist erst ISIS «schrieben. Tein Titel lautet» „Schüfst un» einen König, oder, der er auf die jüngsten Ausführungen Lloyd George» und die Botschaft des Präsidenten WUson zu antworten beabsichtigt, erst in der Mittwoch-Sitzung des Hauptau». schusses zu erwarten. Vie vkkdanaiungen in Vrett-Httsivrlr. Die Selbst»,nviskett der Ukrainer. Zu Beginn der vorgestrigen Plenarsitzung in Brest. Litowsk gab der Vorsitzende, Graf Czernin, fol gende Erklärung ab: In der Plenarsitzung vom 10. d. M. hat der Staatssekretär der ukrainischen Volks republik den Delegationen der vier Verbündeten Mächte l ie Not« des Generalsekretariates der ukrainischen Volks. Partei vom 24. Dezember übergeben. Diese Note ent hielt dis Erklärung, daß die durch das Generalsekreta- rtat vertretene ukrainische Volksrepublik in volksrecht- lichen Angelegenheiten selbständig auflritt, und daß sie gleich den übrigen Mächten an allen Friedens verhandlungen, Konferenzen und Kongressen teilzu- uehmen wünsche. In Erwiderung hieraus beehre ich mich im Namen der Delegationen der vier verbündeten Mächte nachstehendes zu erklären r Wir erkennen die ukrainische Delegation als selbständige Delegation und als bevollmächtigte Vertretung der selbständigen ukrai nischen Volksrepublik an. Die formelle Anerkennung! der ukrainischen Volksrepublik als selbständiger Staat durch die vier Verbündeten Mächte bleibt dem Friedens vertrage Vorbehalten. Erklärungen Trotzki«. Ter russische Minister des Aeußern Trotzki gab dar. auf Erklärungen ab, die das Verhältnis der russischen Volksrepublik zur Ukraine erläutern sollten. Er schloß, indem er sagte, die russische Delegation sehe keiner- lei Hindernisse für eine selbständige Teilnahme der Delegation Les Generalsekretariates an den Frie« vensverhandlungen. Ter ukrainische Staatssekre tär Holub whtsch erklärt« hierauf, die Deklaration der vier verbündeten Mächte zur Kenntnis zu nehmen. Aus Grund derselben werde sein« Delegation an den Friedensverhandlungen >teilnehmen. Ter preußische General Hoffmann, der dar auf Las Wort ergriff, bemerkte, .er hab« aus der Ant wort des Vorsitzenden der Petersburger Delegation auf seinen Protest ersehen, daß Herr Trotzki nicht ver« standen habe, j warum die von ihm beanstandete» Funksprüche und Veröffentlichungen gegen den Geist de» Waffenstillstandes verstoßen. Am Kopfe des WafsenstilL- standsvertrages ständen die Wort« .„zur HerbeiführunW eines dauerhaften Friedens". Tie russisch« Pro- paganda verstoße hiergegen, weil sie nicht «inen dauevhasten Frieden anstrebe, sondern Revolution und Bürgerkrieg in unsere Länder tragen möchte. In seiner Antwort verwies Trotzki darauf, daß di« gesamte deutsche Press« in Rußland zugelassen sei, und zwar auch jene, welch« Len Ansichten der russischen reaktionären Kreise Entsprech« und die dem Standpunkt der Regierung d er Volkskommissare zuwider laufe. ES herrsch« also vollkommene Parität in dieser Sach«, di« mit dem Waffenstillstandsvertrag nichts zu tun hüb«. General Hoffmann erwiderte hierauf, daß sein Protest sich nicht gegen die russisch« Press« gerichtet habe, sondern gegen offizielle Regierungskündge- bungen und offizielle Propagandatätigkeit, di« mit der Unterschrift des Oberkommandierenden Kry len ko versehen sei. Ter Oberbefehlshaber Ost und der Staat», sekretär des Aeußern betrieben keine analoge Propagan da. Trotzki erwiderte, daß die Bedingungen des Waffen stillstandsvertrages keine Beschränkung für di« Aeußerung der Meinung der Bürger d«r russischen Re publik oder ihrer Regierung oder leitenden Kreise ent hielten oder enthalten könnten. Staatssekretär von Kühlmann stellte zu den Bemerkungen Trotzki» süst, daß Nichteinmischung in ds« russischen Verhältnisse maßgebender Grundsatz der deutschen Regierung sei, der aber natürlich voll« Gegenseitigkeit erheisch«. Trotzki entgegnete, die Partei, welche der russi schen Regierung angehöre, würde er al» einen Schritt vorwärts anerkennen, wenn die deutsch« Regierung sich frei und offenherzig über ihre Ansicht be züglich der inneren Verhältnisse Rußland» aus spräche, insofern sie die» für notwendig eracht«» würde. Hierauf wurde die Sitzung geschlossen. Sstttu» VefüHhännOen. , Die Londoner ,',Mm«»* melden au» P«t«rIburg, daß in ein«r Geheimkonferenz über di« Demobilisierung, der Volkskommissare üiid militärische Vertreter betwohnttzn, /Wer Tageblatt WWWM mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. VW-E «-..«zgunSe Ser NeSaktion mit Musnahm» Ser Sonntag, nachmittag» 4—s Uhr. — Trlegramm.FSreff,, Tag,blatt stuerrzgeblrge. Zernsprecher SZ. WU «u°post°nn°li;n°un»ski'.'stKÄ, Zür uno,klangt «lngesanöt, Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet «erSen. ehm-n 0«1eUungen «ntgeg«n. . ...