Volltext Seite (XML)
Uzped. ». RrdaM« Lr«s»ea-Xk»ss«d< tl Methner Laste 4. Die Zeitung rrschtinl Dienstag, Douuerftag und Lonnabeud früh. v»»u»e«r«1»' Preis: »)«rt«Vhrl.Mk.1M Zu daziehen durch »ie iaijarlich«« Post- n»staltm und durch unser« Boten. vei freier Lieferung tnS HauS erhcbi die hob noch «mr Le buhr von LS Pfg Sächsische Vochkilmg. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die lgl. Amtöhauptmannschaften DreSdex-Altstadt und DreSden-Nexstadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. ForstrentLmter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrman» Müller in Dresden. Inserate wenden biS Montag, Mliunvch u. Freitag Mittag angenommen und losten: diclspalt Zeile t-Pfg. Unter Eingesandt: ' SVPlg Juseraten- Annahmeftrtle«: Bi« Arnoldtsche Buchhandluna, Jnvalidcndant, Haajcnsteüi LVoaler. Indols Moste, « L. Daub« » Co. ü, DrrSden, Leipzig. Hamburg, Bertins Frankfurt a/M. u. s. w. Ar. 6. Donnerstag, den 13. Januar 1887. 49. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Bei übnfüllten Tribünen — in der Fürsten-Loge erblickte man den Prinzen Wilhelm von Preußen — trat der Reichstag am Dienstag ,n die zweite Lesung der Militärvorlage ein. Der Abg. Buhl theilte zunächst alS Referent der Kom mission mit, daß bislang 798 Petitionen mit 119,574 Unterschriften emgegangen seien, welche sich für An nahme des Gesetzentwurfes auSsprechen, während nur sieben Petitionen in entgegengesetztem Sinne lauten. Hierauf ergriff der Feldmarschall Graf Moltke das Wort, um Folgendes auSzuführen: „Meine Herren! Niemand von unS täuscht sich wohl über den Ernst der Zeit, in welcher wir unS befinden. Alle größeren euro päischen Regierungen treffen eifrigst Vorkehrungen, um einer uugewlffen Zukunft gewappnet «ntgegengehen zu können. Alle Welt fragt sich: werden w»r Krieg be kommen? Nuu, meine Herren, ich glaube, daß kein StaatSlenker freiwillig die ungeheuere Verantwortung auf sich nehmen wird, die Brandfackel in den Zündstoff zu werfen, welcher mehr oder weniger in allen Ländern angehäuft ist. Starke Regierungen sind eine Bürgschaft für die Erhaltung deS Friedens. Aber die VolkSleiden- schaften, der Ehrgeiz der Parteiführer, die durch Schrift und Wort mißgeleitete öffentliche Meinung — das Alles, meine Herren, sind Elemente, welche stärker werden können alS der Wille der Regierenden; haben wir doch erlebt, daß selbst Börsenintrreffen den Krieg entzündeten. Wenn nun in dieser politischen Spannung irgend ein Staat sich in der Lage befindet, für die Fortdauer deS Frieden- zu wirken, so ist «S Deutschland, daS nicht direkt an den Fragen betheiligt ist, welche die übrigen Mächte aufregen; so ist «S Deutschland, welches seit dem Bestehen deS Reiche- gezeigt hat, daß eS keinen seiner Nachbarn an greifen will, wenn eS nicht von ihm selbst dazu ge zwungen wird. Aber, meine Herren, um diese schwie rige, vielleicht undankbare Vermittlerrolle durchzuführen, muß Deutschland stark und kriegSgerüfiet sein. (Bravo! rechts.) Werden wir dann gegen unseren Willen in den Krieg verwickelt, so haben wir auch die Mittel, ihn zu führen. Würde dre Forderung der Regierung ab gelehnt, meine Herren, dann glaube ich, haben wir den Krieg ganz sicher. (Hört! hört! rechtS.) ES ist ja hoch erfreulich, daß unter den großen Par teien dieses HauseS keine ist, welche trotz mancker ver> schi,denen Ansichten bezüglich der inneren Angelegen- heiteu der Regierung die Mittel verweigern will, welche sie nach gewissenhafter Erwägung für die Vertheidigung nach außen hin fordert: nur über die Zeitdauer der Bewilligung sind die Ansichten sehr abweichend von einander. Da möchte ich nun nochmal- daran erinnern, !— Feuilleton. Geliebt xud verloren. Roma« aut der Gegenwart von Eußm» Bisset. (10. Fortsetzung.) „Da- allerdings ändert die Sache", bemerkte die Baronin. „Aber der Fall giebt doch uoch zu denken. Otto kann durch diese Liebe sehr unglücklich werden und, wenn er zur Erkenntuiß seine- IrrthumS kommt in seine alte Schwermulh zurückversinken." „Er wnd schon an und für sich zu vernünftig sein, um die Sache ernst zu nehmen und dann ist doch Feldern da", entgegnete der Baron. „Man sollte Herrn von Feldern eine Mittheilung machen." „Unmöglich! Unser Sohn placirt sein Vertrauen wie und wo er will »nd da er eS in solchen delikaten Angelegenheiten unS nicht schenken kann, wird er ohne Zweifel Feldern zu seinem Vertrauten gemacht haben. Hat er daS nicht, dann haben wir auch nicht da- Recht, ihn an Feldern zu verrathen. Die Entnüchterung wird früher oder später eintreteu und kann ihm die Entdeckung der geübten Täuschung nur heilsam sein. Da- »ermahnt zur Vorsicht für die Zukunft." Ott» wankte hinweg. Er hatte genug gehört. Wie eia Gespenst glitt er durch d«S sich vertiefende abeudliche Dunkel nach seinen Zimmern. Die hohen Prachträume mit ihrer reichen Goldverzieruug waren ihm nie so öde und verlassen vvrgekommen, wie eben daß die Armee niemals ein Provisorium sein darf. (Sehr richtig! rechts.) Die Armee ist die vornehmste aller Institutionen in jedem Lande; denn sie allein er möglicht da- Bestehen aller übrigen Einrichtungen (sehr richtig! rechtS), aller politischen und bürgerlichen Freiheit, aller Schöpfungen der Kultur; mit einem Worte: der Staat steht und fällt mit dem Heere (Sehr richtig! rechts.) Meine Herren, Bewilligungen auf kurze Frist, sei e- auf ein, sei es auf drei Jahre, helfen unS nicht. Die Grundlage jeder tüchtigen militärischen Organisation beruht auf der Dauer und Stabilität; neue KadreS werden erst wirksam im Verlaufe einer Reihe von Jahren. Ich glaube, meine Herren, ich darf sagen, daß heut, die Augen ganz Europa- auf diese Versammlung ge richtet sind (sehr richtig! recht-), auf die Beschlüsse, welche Sie in einer so hochwichtigen Angelegenheit fassen werden. Ich wende mich an Ihren patriotische» Sinn, wenn ich Sie bitte, die Regierungsvorlage un verkürzt und unverändert anzunehmen. Zeigen Sie der Welt, daß da- Volk und die Regierung einig sind, jede- Opfer, auch da- Opfer einer abweichenden Ansicht, zu bringen, wenn eS sich um die Sicherheit deS Vaterlandes handelt." (Lebhafte- Bravo rechts.) Nachdem sodann der Abg. Freiherr v. Etauffenberg über daS zur Genüge bekannte Resultat der Kom- missionöberathungen Bericht erstattet hatte, ergriff der Reichskanzler Fürst Bismarck zu einer längeren Rede daS Wort, der wir Nachstehende- entnehmen: Nach Been digung deS Krieges 1870/71 war eS unsere erste Sorge, den Frieden möglichst lange zu erhalten und denselben dazu zu benutzen, um daS deutsche Reich zu konsolidiren und unS mit den Staaten, gegen die wir Krieg geführt hatten, wieder zu versöhnen. VS ist uuS die- voll ständig gelungen Oesterreich gegenüber. Wir stehen zu diesem Staate heute in einem so sickeren und vertrauens vollen Verhältnisse, wie eS weder zur Zeil deS deutschen Bundes trotz aller Verträge, noch zur Zeit deS römischen Reiches der Fall gewesen ist -Bravo recht-). Auch unsere Freundschaft mit Rußland hat iu letzter Zeit keine Unterbrechung erlitten und erscheint auch heute über jede» Zweifel erhaben. (Hört, Hörl!) Wir erwarten von Rußland keine feindselige Politik und ich versichere, daß wir keinen deutsch-russischen Krieg zu erwarten haben. Kaiser Alerander 111. von Rußland hat jederzeit den Muth einer selbstständigen Meinung gehabt und wenn Jemand die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland zu stören versuchen sollte, dann dürfte der Czar der Erste sein, der da- verhindern wird. Wir werden Händel mit Rußland nicht bekommen, wenn wir nicht nach Bulgarien gehen, um sie dort aufzusuchen (Heiterkeit). ES ist merkwürdig, daß ein gewisser Theil der Press« vor wenige« Monaten alle- jetzt. Er durchschritt sie wie ein Träumender, wie Je mand. der darin kein Heim und keine Berechtigung hat. In seinen Zimmern angekommen, warf er sich mit dumpfem Stöhnen auf eia Sopha nieder. Ja dieser Stellung verharrte er eine ganze Zeit. WaS sollte er thun? Unmöglich konnte er jetzt schon zu ValeSka gehen; er war zu erregt, er hätte sie vernichtet. „Unverschämte!" murmelte er. „Mir daS! Mich dazu auSzuersehen!" Er ließ sich eine Lampe bringen und setzte sich zum Schreiben nieder. Vergebens. Seine Hand zitterte zu heftig, seine Gedanken ver wirrten sich; die Buchstaben verschwommen vor seinen Augen. Er zerriß mehrer« Blätter. „Nein", sagte er dann, „ich will ihr noch nicht schreiben. Sie würde eben nur den Brief zu den übrigen werfen und mit lächelnder Miene da- Spiel alS ein verlorene- au- der Hand legen. Sie soll nicht Zeuge meine- Schmerze- sein, nicht wissen, daß ich sie ausrichtig und wahr geliebt. ES würde nur ihren Spott reizen und die Lachlust ihrer sonstige, Gesellschafter. Ich will im Gegentheile »hr« Hoffnungen noch höher spannen, um sie dann um so tiefer zu stürzen. Sie soll glauben, daß sie mit mir schon gelungene- Spiel habe, daß meine Aeltern in die Fall, gegangen. Aber nein. Eia kleine» Hinderniß muß ich doch noch dazwischen werfen, welche» die Verzögerung erklärlich macht und mein, zritweilige Abwesenheit entschuldigt Laß sie Mögliche aufbot, um uns in einen Krieg mit Rußland zu verwickeln. (Sehr richtig, rechtS!) Ich hätte gerade zu verdient, wegen LanbeSverratheö vor Gericht gestellt zu werden, wenn ich auch nur einen Augenblick auf den Gedanken gekommen wäre, mich auf die Dummheit einzulaffen und auf der Balkanhalbinsel den Streit zu suchen, den ich in Europa nicht zu finden vermochte. (Heiterkeit. Bravo rechtS!) Aufrichtig war auch unser Bestreben, mit Frankreich eine Versöhnung herbei- zuführen, jedoch ist unS dieS leider nicht in der ge wünschten Weise gelungen. Wir unsererseits werden Frankreich nicht angreifen; aber ich fürchte, daS Um gekehrte wird der Fall sein — ob in 10 Tagen oder 10 Jahren, kann ich freilich nicht sagen. Sobald die Franzosen sich stark genug fühlen, «erben sie den Krieg beginnen. (Hört, hört!) Daß wir unterliegen werden, glaubt ich nicht; die Möglichkeit, daß eS trotzdem aber geschehen kann, wird wohl Niemand be streiten. Würden wir aber geschlagen, dann dürften die Folgen so traurige sein, baß Niemand die Verant wortung dafür wird tragen wollen. Ich glaube, es wird in der Zukunft em Gesetz einzuführen sein, dem zufolge auch Abgeordnete, die an solchen Beschlüsse theilnehmen, welche dem Lande zum Unglücke gereichen, zur Verantwortung gezogen werden können. ^Hört, hört!) Ob die Franzosen so glimpflich mit unS verfahren werden, wie wir mit ihnen im Jahre 1871, ist fraglich; andererseits werben auch wir freilich, sollten wir aber mals in Pari- als Sieger einrücken, Maaßregeln er greifen müssen, welche eS den Franzosen für längere Zeit unmöglich machen, «inen neuen Krieg zu beginnen. AogtfichtS der heutigen politischen Lage können wir u»S nicht darauf einlaffra, daß die Stärke unsere- Heere» von der Stimmung deS Reichstage- abhängig wird. DaS ist unmöglich. Streben sie doch nicht nach solchen Phantafiegebilden. Beifall.) DaS deutsche Heer bildet die Grundlage deS deutschen Reiches; wir würben dieses gefährden, wollten wir auf Ihre Vorschläge ein gehen. Beifall ) Der Versuch, auS dem kaiserlichen Heere, da» wir bisher iu Deutschland haben, eine ParlamentS-Armee zu machen, welche nicht auf Se. Majestät den Kaiser und die verbündeten Regie rungen, sondern auf die Herren Windthorst und Richter zu blicken hat, kann und darf nickt gebilligt werden und schon die Thatsache, daß hier Leute so etwa- für möglich halten, verpflichtet uns, wegen dieser Frage a« das Golk und die Wähler zu appelliren. Wenn Sie daher nicht durch eine baldige und vollständige Annahme unserer Vorlage die Forderung der verbündeten Regierungen behufs Stärkung der Wehrfestigkeit Deutsch land- befriedigen, dann ziehen wir eS vor, hierüber mit einem anderen Reichstage zu verbandel«, alS den ich hoffen und harren, bi- ich Zeit und Laune finde, um ihr persönlich zu sagen, daß nicht ich, sonder« sie der Narr ihrer Einbildungen gewesen. Haha! Wer zuletzt lacht, lacht am Besten, schön« Abenteurerin." Nach «intm hastigen Gauge durch'» Zimmer setzte sich Ott» noch einmal zum Schreibtisch. Er schrieb ihr mit flüchtigen Worte« de« glücklichen Erfolg bei seinen Aeltern und daß e» da nur nock ein kleine- mehr erwähnte- Hinderniß gäbe, sie wisse schon waS. Einstweilen könne er ihr noch nicht- weiter mit- thrilen. Er sei zu einer kurzen Abwesenheit vom Hause gezwungen, doch möge sie sich nicht beunruhigen, sondern der besten Hoffnung sein. Er habe dis jetzt von dem gefürchteten HinderniA bei den Aeltern nicht» erwähnt; nachdem «erde er aber auch da- zur Sprache bringen. Mit einer Empfehlung an ihre Mutter beschloß er sehr bezeichnend diesen Brief, der Valeska in einen falschen GlückStraum zu wiegen bestimmt «ar, a»S dem er sie dann mit rauher Hand zu erwecken gedachte. Sobald er die- gethan, begab er sich z« seinen Aeltern. Diesen erzählte er mit erzwungener heiterer Miene, daß er dem Drängen seines Freundes Felder« za einem mehrtägigen Besuche in seiner Stadtwohnuug aachgeben und sich noch heute Abend zu ihm begeben «erde. Di« Baronin fühlt« ihr H«rz durch di«se Mittheilung sehr erleichtert und auch der Baron lächelte stillvergnügt vor sich hin. Sein vernichtende» Urtheil über di« Liebelei mit d«r Materna hatte sich al- zutreffend erwiese». Otto «ar ihrer überdrüssig geworden, er suchte in der Stabt andere Vergnügungen. Und daß er diese find,« und vergessen