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«ütwvch. s«. März ISZ« V4. fiahr-ano. Re i« reo-tenlchrlst: NaLNck>te« Lrelden gernIprechee-Lammelnummer es»41 Nur lür R<ut»,e«vrL»e: Nr. iWtl GchelMeNung u. HaupIftelckiLIIsi'telle: Dreeden - A. », Martenfteatze »8/42 »e»u«»ge»ühr vom I». »I« »l. vu>rz »9»o »«I »äslich »weimillger Zustellung srei Han» l.io MI. PostLe,u,tpreii> >ür Monat März ».40 MI. einIchU SS Big. Postgebühr whne Post»ust«Uung«gebühr>. Nnzelnummer lo Pig. AngeigenvreNe: Die Anzeigen werden nach Boldmarl berechnet: die eiu- Walltge S» mm breit« Zelle »» Big., sür antwLrt» 40 Pig. FamUienan,eigen und TieNengeiuche ohne Rabatt Id Psg.. außerhalb td Big., die SO mm breite Retlamezeiie »00 Big., aui,erhall, »do Big. Lllericngevühr »a Big. Suiwürtige Aultrüge gegen Borauibczahlun, Druck u. Verlag: Lievich ck Reichardt, Dresden. Posticheck-Klo. lass Dresden Nachdruck nur mit deull.Quellenangabe lDresün. Nachr., «ulchiig. Unverlangte Schriftstücke werden nicht auibewahrl Gesamtrülktritt -es Kabinetts erwartet Seute kultlbtideudtk MM»«» vr«ktio«lällog unsoror Sarllner Lvdrlltloltung Berlin, LS. Mär,. Die parlamentarische Lage hat sich im Laase des heutigen Bormittags weiter zugespitzt, so daß man im Reichstag ganz allgemein mit dem unmittelbar be vorstehenden Ausbruch einer Kabinettskrise rechnet. Wie wir hären, soll keine Zurückziehung der volkspartei lichen Minister in Frage kommen. Auch die Sozialdemo kratie scheint auf dem Standpunkt z« stehen, daß nur mit einem Gesamtrücktritt des Kabinetts gerechnet werden dürfe. Die Zuspitzung der Lage ist aus die Haltung der sozial demokratischen Reichstagssraktivn zurückzufnhren, die sich am Mittwoch mittag mit dem Ergebnis der Parteiführer- Verhandlungen, die die Nacht beim Reichskanzler stattgesunden hatten, beschästigte. Inzwischen hatte heute vormittag der Reichssinanzministcr den Parteien aus Grund dieser Be sprechungen eine» neuen Borschlag unterbreitet, in dem bezüglich der A r b e i t s l o s c n v e r s t ch c r u n g gesagt wird, daß eine allgemeine Aenderung der Leistungen nur durch Gesetz vorgeuommen werden könne. Auch diesen Vorschlag hielt die sozialdemokratische Fraktion, da er „einen Abbau der Leistungen nicht ganz ausschließe", sür n n a n n e h m b a r. Auch lehnte sic es ab, den Vorschlägen, die sür die Steue r- serrkung gemacht worden sind und die im ganzen auf eine Steuersenkung bis zu 800 Millionen htuauülaufen, zuzustimmen. Inzwischen ivar auch die Fraktion der Deutschen Volks partei zusammengetreten, um sich mit der Lage zu befassen. Das Ergebnis der Fraktivnobesprechung ist, daß die Deutsche Volkspartei ihren Verhaudlungsführern das volle Vertrauen aussprach. Daraus geht hervor, daß man in volkSpartctlichen Kreise» nicht »achzugeben gewillt ist. Tie Hoffnungen aus eine Verständigung waren am frühen Nachmittag also gleich Null geworden. Inzwischen traten die Sozialpolitiken der Regierungsparteien zu neuen Be sprechungen zusammen und, wie angekündigt, findet um 4 Uhr nachm, dann die Besprechung der Parteiführer beim Reichs kanzler statt, an die sich eine Kabiucttssitzung anschltcßen wird. An dieser Kabinettssitzung wird dann das Schicksal der jetzigen Regierung entschieden werden, da die Rcichö- regicrung «m die Frage, ob sie an ihren ursprünglichen Finanzvorlagen scsthalten will oder nicht, nicht mehr herumkommt. Inzwischen beschäftigt man sich in den Wandelhallen des Reichstags schon überall mit den Möglichkeiten einer neuen Regierungsbildung. Vor allem macht man in den Kreisen der Mitte Stimmung für ei« Kabinett Brüning, das auf die Autorität des Reichspräsidenten sich stützen soll. Daneben tauchen noch zahlreiche andere Kombinationen auf. Fest scheint nur so viel zu stehen, daß eine reinparkä me n t a r i s ch e Lösung ohne Zuhilfenahme der Machtposition des Reichspräsidenten, zur Stunde wenigstens, von niemand sür möglich gehalten wird. Mol-enhauers neue Vorschläge Berlin, 26. März. Nach dem „Vorwärts" enthielt der von den Sozialdemokraten abgclehnte BermittlungSvvrschlag über die Arbeitslosenversicherung folgende Richt linien: 1. Kann der Bedarf der Reichsanstalt auö den Beiträgen nicht völlig gedeckt werden, obwohl der Beitrag rechtzeitig ein heitlich sestgesetzt ist. so gewährt das Reich Zuschüsse, deren Höhe alljährlich im Reichshaushall sestgesetzt wird. 2. Der Rcichözuschuß für das Rechnungsjahr 1080 beträgt 150 Millionen Mark. 3. Um den Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben der Reichsanstalt herbeizusühren, hat der Vorstand der Rcichs- anstalt die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Er kann dabei auch von den Vorschriften des Gesetzes abweichen, darf jedoch keine allgemeine Herabsetzung oder Verkürzung der Leistungen vornehmen. Insoweit diese Maßnahmen nicht aus reichen, um den Ausgleich zwischen Einnahmen und Ausgaben herbeizusühren. kann der Vorstand di« Beiträge zur Ar» beltslosenvcrsichernng erhöhe»». 4. Zn einem solchen Beschluß des Vorstandes ist die Meh r- heit der Stimmen der Vertreter sowohl der Arbeitgeber als auch der Arbeitnehmer erforderlich, die dem Vorstand an- gehören. Die Vertreter der öffentlichen Körperschaften wirken bei der Beschlußfassung nicht mit. 6. Beschließt der Vorstand nicht innerhalb einer Frist, die die Neichsregiernng bestimmt, die notwendigen Maßnahmen oder Beitragserhöhungen, so hat die Neichsregiernng an Stelle des Vorstandes darüber Beschluß zu fassen. Wie die „DA Z." berichtet, hätte Finanzminister Dr. Moldenhauer weiter folgende Vorschläge gemacht-. 1. Die R e a l st e u e r s e n k n n g am 1. April 1031 wird gesetzlich sestgclcgt. Sie soll im ReichSdnrchschnitt 2>1 Prozent betragen. Der Effekt der Realstcucrsenknng ist aus MO Mil lionen berechnet. 2. Durch Reichstagsentschließung wird die Regierung verpflichtet, bis zum Oktober ein Gesetz über die Senkung der Einkommensteuer und über den variablen Faktor vorzulegen. Nach den Vorschläge» der Deutschen Volkspartei soll die Einkommensteuer um 410 Millionen gesenkt werden, wovon über 160 Millionen sür den variablen Faktor abgeben, so daß die effektive Senkung 250 Millionen betragen würde. 3. Der Rcichssinanzmintster wird gesetzlich ermächtigt, Kapitalertrags- und Kapttalverkehröstener zu senken, und zwar nach den volksparteilichen Vorschlägen um insgesamt 100 Millionen. AlMMlan Mehrheit ln Frankreich Aen-erurrsen -er Reoiemnssvorlave vradtborlohk unsora» karksor Korrovponckoalall Paris, 26. März. Die Auswärtige Kommission der Kammer, die ein Gutachten über den Uoungplan abzu- gebcn hat, hat gestern spät abends nach vierstündiger Sitzung den dem Plane zusttmmenden Bericht Sulliers an genommen. Ausdrücklich hat die Kommission aber be schlossen, in den Wortlaut des Berichtes für das Plenum die Bestimmung a u s z u n e h m c n, daß keine der in den Haager Verträgen getroffenen Ab machungen die Handlungsfreiheit beschränken könne, die Frankreich auf Grund des Völkerbundsstatuts und des Kclloggpaktes im Notfälle besitzt. Die Kommission will auch gewisse Aendernngcn in der Regierungsvorlage dahingehend beantragen, daß die Kon trollrechte Frankreichs und der anderen Gläubiger deut schen Verfehlungen gegenüber noch verstärkt werden. Ein Antrag des sozialistischen Abgeordneten Grnmbach, die Bestimmung in den Vertrag hinctnznschrclben, Frankreich verpflichte sich, für immer auf den Krieg zu verzichten, wurde abgclchnt. Dieser Antrag wurde dann in der farb losen Form angenommen. Frankreich werde seiner „FrtedenS- polttt?'. die es seit 1018 treibe, treu bleiben. Die Verhand lungen über den Uoungplan und die Haager Abkommen wer den also morgen ln der Kammer beginnen. A« der schließlichen Annahme ist nicht zu zweifeln. Sowohl die stärkste Linkspartei, die Radtkalsoztali- sten, wie die stärkste Rechtspartei, die Fraktion Marin, werden nach den Äcschlüsscn. die sie gestern faßten, ihren Mitgliedern Stimmfreihett lasten, ebenso die Mtttel- parteteu. Die LtnkSrepubltkaner und bte Fraktion Magtnot haben dagegen gestern beschlossen, einstimmig für die Rattft- zteriwg zu stimmen. Eingeschrieben find für die Debatte i« Plenum 18 Redner, dazu kommen die beiden Kommissionsbertchterstatter, die Reden des Ministerpräsidenten Dar dien und des Ftnanz- ministers Raynaud, dle die Vorlage im Aufträge der Regierung vertreten werben. Unter den eingeschriebenen Rednern sind Marin, Herriot, Franklin-Bouillvn, Vlum usw. hervorzuheben. Blum erklärt heute in seinem Partetblatt, daß die Sozialisten nicht aus Liebe zur Regierung für den Aoungplan stimmen werden, sondern, um ihr Partei programm und die internationale Solidarität mit der deutschen Sozialdemokratie dadurch ausrcchtzuerhaltcn. Aimrikx gegen jede militärische Saeanllr London» 26. März. Die amerikanische Abordnung apf der Londoner Flottcnkonserenz veröffentlicht eine Erklärung, in der den Gerüchten widersprochen wird, daß die amerika nische Abordnung bereit sei, zur Rettung der Flottenkonfe renz Garantieverträge zu unterzeichnen. Amerika lehne eS ab, einem Vertrag betzntrete«, der als ein Versprechen auf militärische Unterstützung ansgelegt werden könnte. Frank reich habe gegenseitige militärische Sicherung als eine Bor- anssetzung für die Herabsetzung der Flottcnrüstungen be zeichnet. Wenn diese SicherhettSforberung auf irgendeine andere Weise befriedigt werden könnte, dann würde die ganze Frage ein anderes Gesicht bekommen. Die amertka- nische Abordnung würbe in jedem Fall eine derartige Frage vorbehaltlos prüfen. In Uebereinstimmnng mit -tefer Erklärung der amertka- ntschcn Abordnung wirb von maßgebender Seite in Washington darauf hinaemiesen. daß die amerikanische Flotte unter keinen Umständen mit einer Hypothek für die militärische Garantie einer arrderen Macht belastet werde. Diese Erkläruna von amertkantscher RegterungSseite ist der erst« deutlich« Hinweis dafür» baß Frankreich in seinen Garantteforderungen nicht weutger anuehme» werde als «tue «llttärtsche «a^utie. . . .. .V7 , . .. ^.. .. Gerüchte über einen neuen Skandal -er Sta-t Berlin Der Magistrat dementiert Berlin, 26. März. Durch die Berliner Presse gehen Mit tetlungen über die Aufdeckung angeblicher neuer schwerer Un regelmäßigkeiten im Grundstücksdezernat der Stadt Berlin. Insbesondere wird behauptet, außer dem Stadtrat Busch, dem Leiter des Berliner GrundstücksdczernateS. habe der Direktor der Städtischen Gesellschaft „Berolina". Golde, die Stadt in schwerster Weise geschädigt. Von zuständiger Stelle wird dazu nittgetcilt: ES ist bekannt, daß bereits im Herbst des Jahres 1020 die Frage des städtischen Häuscr- erwcrbs am Alexanderplatz lebhaft erörtert wurde. Darauf hin wurde ein Ausschuß eingesetzt, der die erhobenen Vor würfe nachprüste. Als die Angelegenheit in der Stadtver ordnetenversammlung zur Erörterung kam, setzte der Magistrat einen Uiitcrsiichiiiigsauöschuß ei». Das bisherige Ergebnis der Vvruntersuchungen dieses Ausschusses sollte etwa Mitte April dieses Jahres veröffentlicht werden. Da jetzt aber die Presseverössentliclmngen erfolgt sind, sicht sich der Magistrat veranlaßt, heute mittag bereits einen Teil der Fest stellungen des UntersuchuiigSailSschusses bekannt',»gebe». Es steht nach den bisherigen Ermittelungen fest, daß Direktor Golde sich nicht hat bestechen lassen. Auch sonstige Unregel mäßigkeiten irgendwelcher Art sind bisher nicht ermittelt. Drei Landröll idreö Amtes entheben Berlin, 20. März. Das preußische Staatsministerimn beschloß gestern, wie der Sozialdemokratische Pressedienst er fährt, die rechtsstehenden Landräte Klein iLeers, Rotberg lFallingbostels und Frhr. v. Ha mm erstesn sLeeien), die zugleich Abgeordnete des Provinziallaudtageö der Provinz Hannover sind, ans politische» Gründen ihrer Aeintcr zu ent heben. Die Staatsregieruilg hat weiter beschlossen, den sozial demokratischen Abgeordneten des Preußischen Landtages Meyer (Svlingcni zum Ministerialdirektor im Wohlsahrts- ministcrium zu ernennen. Die Ernennung ist aus einen Vor schlag des Wohlsahrtsministers Hirtsicser zurückzusührcn. Was Thüringen antworten wir- Berlin, 26. März. Das thüringische Staatsministerium hält heute nachmittag eine .Kabinettssitzung ab, um sich über die Antwort ans das am letzten Sonnabend in Weimar ein- gegangcne Schreibe» des Reichsinnenministers Severing schlüssig zu werden. Die Antwort wird voraussichtlich dahin lauten, daß Thüringen sich mit der Entsendung eines Unter such u n g s k o in m i s s a r s seitens des Reiches einverstanden erklärt. Das Kabinett wird aber fragen, welche Vorgänge eine solche Untersuchung notwendig machen. Englisches Lob für -ie „Europa" London, 26. März. Die englische Presse erkennt die Leistungen der „Europa" unvoreingenommen an. Das zeit liche Zusammentressen mit dem Abschluß des Gemeinsam- kettsvertrages zwischen Hapag und Llond wird als ein wirtschaftliches Ereignis ersten Ranges hervorgehobcn. In einem Leitartikel stellt die „Limes" fest, daß daS deutsche Volk guten Grund habe, aus die Leistungen der „Bremen" und der „Europa" stolz zu sein. Der Norddeutsche Lloyd werde mit den Rekordleistungen der beiden Schisse nun den Platz ein- nehmeu, den die Cunard-Linie so lange eingenommen habe. Er werde auch geschäftlich die Früchte dafür ernten, daß er die schnellsten und modernsten Schisse im Atlantikdienst besitze. Die englische Linie werde eines Tages das Blaue Band des Atlantik zurückholen. Bis dahin werde sie die erste sein, die dem deutschen Geschäftsrivale», dem Kapitän, der Be satzung und allen, die an dem Bau der beiden Schisse irgend wie beteiligt waren, herzlich Glück wünsche. Hin-errburg an -en Nor--eutschen Llop- Bcrlin, 26. März. Der Reichspräsident hat an den Nord deutschen Lloyd folgendes Telegramm gerichtet: Herzlichen Glückwunsch zum Erfolge der „Europa". Die Erbauer des schönen Schisses wie Sie selbst könne» mit besonderer Be friedigung auf diese neue hervorragende Leistung deutscher Technik wie deutscher Seefahrt blicken. Fernzündung Genua-Sidney Marronts Experiment gelungen Sidney, 26. März. Das Experiment Marco nis, die Lampen der hiesigen elektrotechnischen Ansstellung von seiner vor Genua liegenden Jacht „Electra" aus anznzünden, ist vollkommen gelungen. Die von der „Electra" auSgesandteu Wellen wurden in Dorchester aufgesangen und von GrtmSby drahtlos nach Australien übertragen. Sie wurden in Victoria ausgenommen und nach dem Rathause von Sidney weiter geleitet, wo die 3000 elektrischen Lampen hell ausslammten. Mehrere Journalisten traten von MarconiS Jacht ans mit Kollegen in Sidney in Verbindung. Ende der Meuterei im Dle 88 aufständischen Soldaten, die sich tn der Kasematte der ttadelle von Ol er on noch verbarrikadiert hatten, hat der fofmrt ln wunge». sich zu ergeben. Sie wurde«