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Frankenberger Tageblatt Anzeiger Vezirks- . 77. Jahrgang Dienstag, »e« 9. Juli 1818 1S7 Ruchloses Verbrechen zweier Entente-Agenten !v Berlin, 6. 7. (Amtlich.) Heute vormittag ersuchten zwei Herren den kaiserlichen Gesandten in Moskau um eine Unterredung, die ihnen vom Grafen Mirbach im "Beisein von Legationsrat Riezler und einem im Zimmer anwesenden deutschrn Offizier bewilligt wurde. Die beiden Unbekannten zogen Revolver und schossen auf den kaiserlichen Gesandten, wobei sie ihn leicht am Kopfe verletzten. Ehe sie daran ge hindert werdrn konnten, warfen sie hierauf ein paar Hand- .granaten und retteten sich durch einen Sprung aus dem Fenster auf die' Straß«. Graf Mirbach, der schwer verletzt wurde, ist, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, kurz darauf verschieden. Die beiden anderen Herren blieben unverletzt. Sofort nach Bekanntwerden dieser Untat trafen die Kom missare für die auswärtigen Angelegenheiten, Tschitscherin und Karrachan, in der Gesandtschaft ein und sprachen dem Legationsrat Riezler die Empörung und das Bedauern der Sowjetregierung über den erschütternden Vorfall aus. Leider ist es bis jetzt nicht gelungen, die Verbrecher za entdecken und festzunehmen. Das bisherige. Ergebnis der so fort angestellten Untersuchung lässt die Vermutung zu, -das; es sich um im Dienste der Entente stehende Agenten handelt. Magermilch darf von heute ab bi» auf weiteres nur gegen 1. Abschnitt für Lull der Landessperrkarte ab gegeben werden. Stadtrat Frankenberg, den 8. Juli 1S18. — Verkauf von Salzheringe« in der städtische« Niederlage, Baderderg Nr. S, Dienstag, den 9. L. M.: Vormittag V-S bl» 12 Ahr an die Bewohner des 1. Brotkartenbrzirke«, Nachmittag V,3 bis V»6 Ahr an die Bewohner des 4. Brotkartenbezirke». Die Auswekskarte ist vorzulegen. Stadtrat Frankenberg, den 8. Juli 1918. Verkauf vou Suppe und Grietz bei sämtlichen Händlern: Mittwoch, den 10. d. M.. auf Feld Nr. 40 der Nährmkttelkarte je 1V0 Gramm Suppe zum Preise von 80 Pfg. da» Pfund; Donnerstag. den 11. d. M.. auf Feld Nr. 41 der Nährmittelkarte je 150 Gramm Grieb zum Preise von 32 Pfg. das Pfund. Stadtrat Frankenberg, den 8. Juli 1918. 1914 als Gesandter nach Stuttgart und im folgenden Jahre nach Athen, wo er bis zur Vertreibung der Gesandtschaften der Verbündeten durch den Verband die deutschen Interessen er folgreich und nachdrücklich vertrat. Sodann leitete er die poli tische Abteilung bet der Militärverwaltung in Rumänien, bis er im Dezember 1917 mit der Mission nach Petersburg betraut wurde. Von dort kehrte er im Februar 1918 zurück. Ende April begab er sich dann als vorläufiger Vertreter der Reichd- leitung bei der Sowjetrepublik nach Moskau. Weitere Einzelheiten über den Mord or Moskau, 7. 7. lieber die Ermordung de« Grafe» Mirbach erfahren wir noch folgendes Nähere: Um sicher in die Gesandtschaft und zum Grafen Mirbach selbst zu gelangen, liehen sich die beiden Mörder auf Grund eines Ausweises, den sie sich zu verschaffen gewusst hatten, als Beauftragte der Kommission zum Kampf gegen die Gegen revolution melden und brachten den Prozeß eines ungarischen Offiziers, Grafen Robert Mirbach, zur Sprache. Es ist dies ein dem ermordeten Gesandten persönlich unbekanntes Mit glied eines entfernten ungarischen Zweiges der Familie. Sie hatten sogar die Akten des Prozesses bei sich. Erst nach einiger Zeit zogen beide die Revolver und schossen auf den Grafen wie auf den Legationsrat Riezler und den Leutnanl W. Der deutsche Gesandte Graf Mirbach ist zweifellos das Opfer der die Stellung des Verbandes bedrohenden Annähe rung zwischen Deutschland und Nusstand, das nach den Irr wege» über die verrottete Zarenregierung der letzten Zeit jetzt drauf "ünd dran war, den Weg zu einem freundschaftlichen Einvernehmen mit Deutschland wieder zurückzufinden. Hin dern wird diese barbarische Tat die im Gange befindliche Annäherung nicht, sondern sie höchstens beschleunigen, als «ine. Tat derjenigen Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Graf Mirbach ist gefallen als der Märtyrer einer neuen Aera dar Völkervcrsöhnung und der Völkerbefrci- Berkays von Kirschen bei «erber an die Bewohner des 2. Brotkartenbezirke» Nr. 601 bi» Schink gegen Lebensmittelmarke Nr. 133 je V? Pfund. Stadtrat SrW-ksnders. den L Juli 1918. Amtsblatt für die Kömak AmMMtmamlschast Mha, das Königs. Amtsgericht und den Stadttat zn Frankenberg Ung, aber einer anderen, als sie unsere Feinde planen und durch diese barbarische Tat zu erreichen hoffen. Graf Mirbach war bei all der äußeren Zurückhalitmiq, zu der ihn sein Beruf erzogen hatte, von außerordentlich ge- Winnenden Umgangsformen und einer Lauterkeit der Gesin nung, die ihm überall Freunde erwarb. Die Sorgfalt, dic er seiner äußeren Erscheinung zuwcndete, entsprang der Rein heit seines inneren Westens. Er war der Mann der weiße» Weste nicht nur äußerlich, sondern in noch viel höheren, Maße innerlich, ein Maim, der wohl keinen persönlichen Feind hin terlassen hat. Graf Mirbach-Harff ist am 2. Julr 1871 geboren und trat 1896 als Attache« in den diplomatische» Dienst. 1899 wurde er zum Legationssckretär ernannt, war zunächst als dritter Sekretär in London, dann als zweiter Sekretär im Haag, weiter in Budapest und erneut in Lon don tätig. Von 1906 bis 1908 bekleidete er den Posten eines zweiten Sekretärs in Paris. Die folgenden Jahre bis 1911- stand er dem Botschafter, in Petersburg als erster Sekretär zur Seit«. Bon da än war er bis kurz vor Kriegsausbruch als Vortragender Rat im Auswärtigen Amte beschäftigt, ging Müller. .Sofort nach Abgabe sprangen sie aus den Fenster» ! des zu ebenes Erde liegenden Zimmers und warfen mi Sprunge noch Handgranaten "Nach dem bereits verwundeten ' Gesandten. Andere Mitglieder der Gesandtschaft wurden nicht verletzt. Die Verbrecher entkamen in einem bereitstehcndc» , Automobil, auf welches die überraschte Wache vergeblich feuerte. Nachdem Tschitscherin und Karrachan gleich auf die ! Nachricht von dem Morde auf der Gesandtschaft ihr tiefstes Bedauern über das Verbrechen, das sich nicht so sehr gegen ? Deutschland als gegen die Bolschewik! richte, ausgesprochen hatten, sprachen zwei Stunden. später Lenin und Swerdlow, der Präsident des zentralen Exekutivkomitees, vor. Sie gaben die gleiche Erklärung ab und versicherten, daß für dir Bestra- fuiig der Verbrecher alles nur Menschenmögliche getan wer den würde. Es ist seither festgcstellt worden, daß die Mör der sich in das Quartier einer Gruppe der linken Sozial revolutionäre geflüchtet haben. Das Haus, ist von Truppen umstellt worden. Die Führer der linken Sozialrevolutionäre, Kamkow, Karlin und Spiridonowa, habe» sich bisher im Großen Theater, wo alle Mitglieder des Sowjetkongrcsses versammelt sind, nicht eingefunden. Es ist so gut wie sicher, daß der Mord das Signal zu einem Putsch gegen die Herr schaft der Bolschewiki sein sollte. An dieser gegenrevolmtio- naren Bewegung, scheint ein Teil der linke» Sozialrevolutio när« zusammen mit dem rechten Sozialrevolutionär Savinkom und seinen Entcnteagenten beteilrgi z» sein. Savinkom selbst ist Leiter der Ententebestrcbungen in Moskau Und hat Verbin dungen mit den Tschecho-Slowaken und de» Menschewiki. Er war früher Kriegsminister unter Kerenski und die vor ungefähr vier Wochen in Moskau erfolgte Verhaftung einer erhebliche» Anzahl seiner Agenten und Anhänger hat offenbar sein- Or- aanlsatwn noch nicht genügend geschwächt. Da Mitglieder der Partei der linken Revolutionäre auch der Kommission zur Be- kampfimg der Ecgenrevolution angehören, dürften zwei von ihnen als die Mörder in Frage kommen. Die hauptsächliche Verantwortung für die schändliche Tat tragen aber Savinkom, der sich zur Zeit versteckt hält, und seine Geldgeber. Di- kaiserliche Regierung hat ihrs Erwartung einer nachdrück- lichim Verfolgung und Bestrafung der Verbrecher und ihrer Brotkarten-Ausgabe. Die vom 13. Juli bis 16. August 1918 geltenden Brotkarte« gelangen in unserer 14 — zur Ausgabe, und zwar: Dienstag, den 9. Juli 1918, von vorm. 8 bis 12 und nachm. 3 bis S Uhr sür den 1. Bezirk; Mittwoch, , 10. » » ,, ,, 8 „ 12 ,, ,, 3 „ 5 » , „ 2. Donnerstag. „ 11. „ „ „ 8 ,, 12 „ „ 3 „ ö „ „ „ 3 Freitag, ,, 12. „ „ „8 „ 12 „ „ 3 « ö „ „ „ 4. Die Brotkarten werden nur gegen Vorlegung der Aurweiskarte verabfolgt. , Stadtrat Frankenberg, den 6. Juli 1918. l Hintermänner der Sowjetregierung auf das bestimmteste zum , Ausdruck gebracht. Dir Kämpfe in Moskau or Moskau, 7. 7. nachmittags. Die linken Sozialrevo lutionäre haben sich zum Mord des kaiserlichen Gesandten bekannt. Ihre im Theater eingcschlossenen Vertreter sind verhaftet. In der Stadt sind Kämpfe der Eegenrevolutio- . näre gegen die Bolschewist an verschiedenen Stellen entbrannt, j die bisher zugunsten der Bolschewiki zu verlaufen scheinen. Alle Mitglieder der Gesandtschaft und sonstige'Vertreter deut- , scher Behörden sind unversehrt. Ein Bolschewistenredner erschossen or Moskau, 7. 7. Der Presfekommissar von Petersburg, ! Kammerrat Wolodarsky, einer der Führer und besten Redner ! der Bolschewisten, 'wurde durch mehrere Revolverschüsse ge- j tötete als er von einer Versammlung kam. Kerenski über Mirbachs erfolgreiche Tätigkeit or Guns, 8. 7. Noch bevor die Ermordung des Grafen : Mirbach bakaimt wurde, teilte Kerenski dein Petit Parsten i mit, was er über Mirbachs umfassende Tätigkeit in Rußland s erfahren habe. Der persönliche Einfluß des deutschen Bot- < schasters sei .in jüngster Zeit schrankenlos geworden. Er plane durchgreifende Reformen auf allen Gebieten. Die Entente Hache das grüßte Interesse daran, ihm rasch cntgegenzutreten. or Berlin, 8.-7. Es wird ka,um noch in Zweifel gezogen, sägt der Lokalanzeiger, daß Engländer und Franzosen der russischen Sozialrevolutionäre sich bedienen wollten, um durch die Ermordung des Gesandten einen Bruch zwischen der Som- jetregicrung und Deutschland herbeizuführcn und gleichzeitig einen ihren Interessen dienenden Umsturz in Rußland elnzu- keiten. or Berlin, 9. 7. Wie das Berl. Tagebl. erführt, hat ein Mitglied der bolschewistische» Negierung sich in das Haus der deutschen Gesandtschaft in Moskau einquartiert zum Be weis, daß die Regierung die Bürgschaft iür die Sicherheit des deutschen Gcsandschaftspcrsonals übernimmt. Die gegen wärtige russische Negierung scheint auch zu beabsichtigen, aus Anlaß des traurigen Ereignisses eine Sondergesandtschaft nach Berlin zu senden, doch steht darüber Bestimmtes noch nicht fest. Di: französisch: Presse über de» Mord or Paris, 7, 7. (Agence Havas.) Alle Blätter be sprechen die Ermordung des Grafen Mirbach und sind ein- stimmig der Meinung, daß das Ereignis Verwickelungen 'her beizuführen geeignet ist, deren Bedeutung nicmaild voraus sehen kann. Journal sagt: Es ist der erste Ausbruch der rus sischen Rache gegen deutsche Tyrannei. Petit Journal fragt sich, ob dies eine neue Phase in den Schwierigkeiten Deutsch lands im Osten ist. In dem Spannungszustand, welcher zwischen Rußland und Deutschland besteht, sagt Figaro, kann dieser Mord die interessantesten Verwickelungen herbciführeii. Humaniiee meint, es handle sich nicht um einen gewöhnlichen Mord, sondern um einen Akt der Empörung des zur Vcr- zwciflung getriebenen russischen Patriotismus. Mati» führt aus, der Mord zeige, daß es in Rußland »och Männer gebe, welche nm die Würde ihres Landes besorgt und von Vater landsliebe erfüllt seien. Echo de Paris glaubt, daß das Verschwinden des Grafen Mirbach einen schweren Schlag sür die deutschen Pläne bedeute. Sieg der Sowjettruppen über Tschecho-Slowaken ork MoskM, 7. 7. Die Tschecho-Slowaken haben die Stadt Sysran besetzt und gehen rn großer Anzahl zusammen Stadtkrankeuhaus. Die gewaltigen Preissteigerungen für alle Nahrung»- und Genußmfttel, sowie für sämtliche GeLraucksgegenstände nötigen uns, eine weitere Erhöhung der Kur- und Berpflegkosten für das städtische Krankenhaus eintreten zu lassen. . An Kur- und Verpflegkosten sind vom 1. Juli d. I. ab für den Tag und Kopf zu zahlen: ») 8 MI. — Pfg. von einem auswärts wohnhaften Kranken, welcher ein Sonderzimmer be ansprucht; b) 7 Mk. — Pfg. von einem hier wohnhaften Kranken, welcher ein Sonderzimmer beansprucht; o) 4 Ml. — Pfg. von einem hier wohnhaften Kranken, welcher einer auswärtigen Krankenkasse, sowie von einem auswärt» wohnhaften Kranken, welcher keiner oder einer — ' auswärtigen Krankenkasse angehört; ,, . , - ck) 3 Mk. 50 Pfg. von einem hier wohnhaften Kranken, welcher keiner oder ein« hiesigen Krankenkaffe, sowie von einem auswärts wohnhaften Kranken, welcher einer hiesigen Krankenkasse angehört; „ «) 3 Mk. — Pfg. für einen Kranken, welcher auf Kosten der hiesigen Armenkasse oder für Rechnung des Freistellenftocks unteraebracht ist. . . Für diese Satze werden volle Beköstigung, ärztliche Behandlung, Abwartung, Pflege und Medikamente gewährt. Sonduaufmand infolge Tag- und Nachtwachen, besonders Kostzulage, Zuziehung von Spezialärzten, Beschaffung von Bandagen und dergleichen, werden besonders berechnet. Der Aufnahme, und Abgangstag werden al» Verpflegstage in Rechnung gestellt. < ' Frankenberg, am 4. Juli 1918. Der Stadtrat. BeAeÜungen das Tageblatt (für das Merteljahr 2 M. 70 Pf., für dm Monat 90 Pf.,) nehmen alle Ausgabestellen und Austräger in Stadt und Land, ebenso alle Postanstalten des Deutschen Reiches jederzeit entgegen. _ — Höchstpreise für Marmelade-, Preß- ««d BremMrsche». Für Marmelade-, Preß- und Brennkirschen flöße und saure) werden folgende Höchstpreise K.MMb-A--'.: Diese Preise treten an Stelle der für Marmelade, Preß- und Brennkirschen mit duVer- ordnuna de» Ministeriums de» Innern vom 28. 6. 1918 — 1317 Vk 1 — festgesetzten Preise. Die Bestimmungen du genannten Verordnung finden jedoch Anwendung. Diese Verordnung tritt am 8. Juli 1918 in Kraft. , „ Dresden, am K. Juli 1918. Ministerium Le» Innern. knnoramg 4er äeuUcben Manchen in Morsta«!