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Voigtländischer Anzeiger. Sechs nnd fünfzigster Jahrgang. Redigirt von Advocat C. Wieprecht. Druck und Verlag von C. Wieprechts seel. Wittwe m Plauen. Jährlicher Abonnementspreis für dieses Blatt 25 Ncugroschen. — Oie Jnsertionsgebübren werden mit 1 Neugroschen für die gespaltene Corpus - Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhältniß des Raumes. — Mittwoch. Welthandel. Ein Schlossergeselle h'er, welcher einen Keller aufgeschlossen und daraus mehre Flaschen Wein entwendet hatte, hat am 13. d. M., als er vom Gerichte zu Arrest gebracht werden sollte, durch Genuß von Oleum seinem Leben ein Ende gemacht. Hine von Dr Flüring in Leipzig herausgegebene Schrift unter dem Titel „Bier ist Gift," sowie eine dadurch heroor- gerufene Gegenschrift unter dem Titel „Bier ist kein Gift," von denen die erstere zwei Todtenköpfe, die letztere zwei Bierkrüge in ihrem Wappen führt, ist den Anbetern des Bierkrugs nachträglich als angenehme Neujahrslectüre zu empfehlen. Eine Proklamation untersagt streng den Frauen, zum Schwatzen und Plaudern zusammen zu kommen, und macht eS den Mannern zur Pflicht, ihre Frauen zu Hause zu be halten. Die Leserinnen mögen hierüber nicht «schrecken; die Proklamation gilt blos für England und ist dort schon im Jahre 1517 erlassen worden. Heut zu Tag ist es anders! — Die Noth der schlesischen Weber nimmt nächst dem all gemeinen Mitleid auch die Bestrebung der preußischen Pro vinzialstände in Anspruch, zur Milderung derselben geeignete Mittel zu treffen. In der preußischen Stadt Mühlheim hat der Stadt- rath beschlossen, künftig alle seine Verhandlungen öffentlich auf dem Rathhause vorzunehmen, und diesen Beschluß trotz mehrfacher Schwierigkeiten, die von der Kreisbehörde entgegengestellt wurden, durchgesetzt. Die Nachahmung dieses Beispiels wäre für die Allgemeinheit um so dringender zu empfehlen, als gerade darin das sicherste und einzige Mit tel liegt, den durch die Misterien des jetzigen Verfahrens gebotenen Argwohn gegen die Behörden und ihre Verfügungen t» beseitigen. IS. Januar 184S Bei der altenburgschen Ständeversammlung ist das im fortwährenden Zunehmen begriffenen und immer drückender werdenden Militairetats Erwähnung gethan und auf Anre gung eines Abgeordneten beschlossen worden, bei der Bun desversammlung Schritte zu thun, um eine angemessene Minderung der Bundesgeseblichen Militairpflicht für die einzelnen Staaten zu bezwecken. (Wenn dies nämlich der erhabene Glanz der Kronen zugiebt.) Die kindliche Einfalt der Oesterreicher hält sich von aller Einmischung in die konfessionellen Fragen entfernt. Sie begreifen gar nicht, wie eS nur möglich sei, daß der artige Fragen entstehen können. Eine Anzahl Bürger in Leipzig ist durch daS Bedürf- niß der evangelisch-lutherischen Kirche, daß ihr überall eine Verfassung werden möge, bei welcher sie sich frei aus sich selbst entwickeln könne, und die Gemeinde mehr Antheil an der Lei tung der kirchlichen Angelegenheiten erhalte, veranlaßt wor den, eine Petition in dieser Beziehung der bevorstehenden Ständeversammlung vorzulegen. Nach einer Zusage der spanischen Regierung soll Lickt in die dortigen Finanzen kommen. Dieser besondern Zusage hat es wohl nickt erst bedurft; denn daß die spanischen Finanzen schon genugsam gelichtet worden sind und noch gelichtet werden, glauben wir ohne Weiteres. Der Winter scheint uns nach und nach ganz verlassen und sich in den südlichen Gegenden fesisetzen zu wollen. Denn während er in hiesigen Gegenden wider Erwarten gelind auftritt, haust er in Italien mit großer Kälte und Häuserhohem Schnee. Eine von Leue, Oberprocurator zu Koblenz und Chef der gerichtlichen Polizei im Regierungsbezirk Koblenz, her- « ausgegebene, 20 Bogen starke und daher ohne Censur ge druckte Schrift über Geschworengerichte ist in der Mayer-