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MWWkNolksreitlmg »,io v»»»«»pr«t», ! ««»««»« I «tt r «eUagea dterteyü Lre»dn> «ld ganz Dotfchlaad I« oefterreich L.4S L. ««»«ab« » nm mit Feierabend vierteljährlich 1.80 In I Dresden «od ganz Deutschland stet Hau» »,»!» In I O-sterrelch 4.Ü» L - «tnzel-Nummer 10 ^ I Ihochentag» erscheint die »eitun-, regelmätzl, in den ersten I I Nachmittagrstunden; dt« «onnadendmimm« «rsch«tat später. I Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit Airterhaltrrngs-eilase Die illuftVievte Jett «nö Sonntagsbeilage Leierabend > «wuchme »on Seschüft»<mj"?aen'dt» »0 Uhr, van FämUt«»> ", bi» -- anzetgeä bi» II llhr. «palizeUe!" ' ' ' »retl für dt« Pettd«paIi»«Ue »0 t« «ellametrU «0 . Zär «ndeMltch geschriebene, sowie dmch Ferniprecher an gegebene Anzeigen tonnen wir die verantwortlich teil siir d Rtchnaleit de» Lcpte» nicht übernehmen. vedaMont-eprechitunde: I« bi» II Uhr vormittag», tr Rückgabe etngeiandter Schrtstslücke macht fich die viedattio« I I nicht verbindlich: Rücksendung ersolgt, wenn Rückporto bet-I gefügt ist. Brieflichen Anfragen ist «ntwort»porto beizusügen-s Nr. 227 Geschäftsstelle und Redaktion Dresden»A. 16, Holbeinstrahe 46 Mittwoch den 1. Oktober 1913 Fernsprecher 1366 12. Jahrg Porzellan Stelnxut Köm^I. Hokliskoravt Olas « Kristall ^ntlÄUSSV Oebraucds- u. riei-xexenstänäo Lönix-^obnvll-Strnüs. Metz und GSrlih Seit den unseligen Glaubenskämpfcn der reformato- rischen Zeit ist unser deutsches Volk auf religiösem Gebiete nicht mehr zur Nuhc gekommen. Wohl sind allmählich die Wunden ansgcheilt, die der dreißigjährige Krieg unserem konfessionell zerrissenen Volke geschlagen hat, aber der reli giöse Frieden ist noch immer nicht wiedergekehrt. Fast 300 Aahre sind seit der Brandschatzung Deutschlands wegen seiner religiösen Zerrissenheit dahingegangen und neue Heerlager haben sich heute gebildet, die von keiner christlichen Kon fession wissen wollen, vielmehr erbittert gegen alle an- kämpfen. Darum ist der Nuf laut geworden in den christ- lichen Lagern, daß alle, die noch zu Christus sich bekennen, den Hader untereinander ruhen lassen sollen, nm eine ge meinsame Front gegen den Ansturm der gemeinsamen Feinde zu bilden. Auf katholischer Seite sowohl, wie auf evan gelischer hat dieser Nnf zur Sammlung ein freudiges Echo gefunden, und hüben wie drüben haben sich Männer ge- funden, die der schwersten Gefahr der Gegenwart, der Ver drängung des christlichen Geistes ans dem gesamten öffent lichen Leben, entschieden und mutig entgegentreten wollen. Nie ist der Ruf nach konfessionellem Frieden so oft und so dringend gehört worden, wie gerade heute, aber leider ist auch selten mit einem solch guten Wort so viel Falschmünzerei getrieben worden, wie cs jetzt geschieht. Niemand von uns verlangt die Anerkennung der Gleichwertigkeit und Gleich berechtigung der christlichen Bekenntnisse, das wäre ein Kirchhossfrieden, eine Bankerotterklärung jeder Kirche, die beansprucht, von Christus gegründet zu sein: ober wir wollen ein friedliches Nebeneinander der Konfessionen, Ach tung vor der religiösen Ueberzengung, staatliche Gleich berechtigung und paritätische Behandlung, damit Katholiken und Protestanten in wirklich gemeinsamer Front und ans gleichem Boden die allen Christen gemeinsamen Interessen vertreten können. Die machtvollen Kundgebungen der Ka tholiken Deutschlands bekunden alljährlich die freudige Be- reitschaft und Entschlossenheit der deutschen Katholiken, Hand in Hand mit den evangelischen Landsleuten die Sache des Christentums dnrchznhalten: geschweige, daß dort ein Wort fällt, das das evangelische Empfinden verletzen könnte, er folgt dort regelmäßig auch die Aufforderung an die anders gläubigen Christen zmn gemeinsamen Kamvf gegen den Unglauben. Jüngst ilxMetz hat noch der Dominikaner Pater Bonavcntnra in seiner begeisterten Rede über den Kampf gegen das Antichristentnin freudig all jene begrüßt, „die, wenn sie auch nicht in unseren Reihen stehen, doch an den Flanken den gemeinsamen Feind bekämpfen". Ein Gegen stück zu Metz hat in diesen Tagen Görlitz geboten, wo der Evangelische Bund seine 26. Generalversammlung abge halten hat. Wir sind gewiß weit davon entfernt, im Evan gelischen Bund den berufenen Vertreter des evangelischen deutschen Volkes zu sehen, aber er ist doch sein lautester Wortführer, und sein Einfluß dringt leider weiter, als der des andersgesinnten evangelischen Volksteils und erst recht der Katholiken. Wäre dies nicht der Fall, hätten wir wabr- lich keine Ursache, uns mit dem Wirken des Evangelischen Bundes zu befassen, denn eine Geistesmacht stellt er nicht dar. So aber müssen wir immer von neuem darauf hin- weisen, daß mit dem Wort und Wert des konfessionellen Friedens niemand schlimmere und gemeingefährlichere Falschmünzerei treibt, als eben dieser Evangelische Bund. Was ist in Görlitz über konfessionellen Frieden gesprochen worden! Da war kaum ein Vortragsthema, in dem nicht dev „konfessionelle Frieden" prangte. Vernahm man dann aber den Vortrag selbst, erhielt dieser „konfessionelle Frieden" erst seine Illustration. Da wimmelte es nur so von ultra- montanen Machtgelüsten, nltramontaner Geistesknechtung, nltramontan-jesilitischem Geist, klerikalen Machtansprüchen und was sonst noch viel Derberes und Gröberes der echt teutsche Manneszorn bervorsprudeln kann. Natürlich fehlte nicht die mannhafte Attacke auf den verbannten und den Herren vom Evangelischen Bund vogelfreien Jesuitenorden. In dem Verlangen des Metzer Katholikentages nach völliger Bewcgnngs- und Betätigungsfreiheit des Jesuitenordens im Deutschen Reiche erblickt der Evangelische Bund „eine er neute Ansage verschärften konfessionellen Kampfes" und er wartet darum vom Bnndesrate, daß er „im Interesse des konfessionellen und inneren Friedens weder einer Aufhebung noch einer Abbröckelung des Jcsnitcngesetzes zustimmt". Wir sind vom Evangelischen Bund viel gewöhnt, aber es gehört doch schon eine tüchtige Portion Unverfrorenheit dazu, in unserer Forderung des Rechts für unsere Jesuiten „eine er neute Ansage verschärften konfessionellen Kampfes" zu er blicken, oder vielmehr dieselbe als solche zu bezeichnen. Wir haben es wahrhaftig nicht nötig, vor dem Evangelischen Bunde die Forderungen unseres Rechts zu vertreten; wenn aber aus dem Deutschen Reiche „im Interesse des konfessio nellen und inneren Friedens" eine Vereinigung verbannt zu werden verdiente, dann wäre es der Evangelische Bund, dieser echt vaterländisch-deutsche Verein, von dessen Wirken gegen Umsturz und Anarchie man nie etwas vernimmt, Wohl aber zum Ueberdrnß von seinem Hetzen gegen alles, was katholisch heißt. Es ist ja dem Evangelischen Bunde schon oft genug von evangelischer Seite selbst attestiert wor den, wie wenig seine Tätigkeit ini Einklang steht mit evan gelischem Geist, und immer mehr haben sich die über- zeiigungstrenen Protestanten von dieser Vereinigungn abge wandt, die eine Sammelstätte der Liberalisierenden und mit der Landeskirche Verfallenen geworden ist. Uns täte der Bnndesrat leid, wenn er dem Imperativ des Evangelischen Bundes in Sachen des Jesuitengesetzcs wieder einmal klein mütig nachgeben würde; es wäre doch wirklich für uns Deutsche tief beschämend, wenn die Hetzer und Friedens störer des Evangelischen Bundes im Deutschen Reiche ton angebend wären. Die Herren im hohen Bnndesrate werden hoffentlich doch so viel Einsicht und Rechtssinn besitzen, nm herauszufühlen, ob in Metz oder in Görlitz die Stimme des Rechts gesprochen hat, und darauf kommt es doch eigentlich wohl an! 17.Verbandskag des katholischen Lehrer verbandes im Königreiche Sachsen Im .Gesellschaftshause Mctropol in Leipzig fand am 20. und 30. September die Versainmlung katholischer sächsi scher Lehrer unter zahlreicher Beteiligung statt. 103 Mit glieder und 16 Gäste trafen sich vormittags 10 llhr zu ge n-einsamer eifriger Arbeit. Se. Bischöfliche Gnaden Dr. Schaefer wohnte an beiden Tagen den Sitzungen bei und ergriff wiederholt das Wort zur Begrüßung und Aufforde rung zu treuer Tat im Religionsunterrichte. Ein gemein sames Ziel schwebt uns vor, die Mittel zu seiner Erreichung sind verschieden und brauchen auch durchaus nicht auf ein oder zwei Wege beschrankt zu sein. Das aber ist die Haupt sache, daß wir mit aller Deutlichkeit das übernatürliche mit dem natürlichen Ziele vereinigen. Nur so läßt sich die Aufrechterl,altung der Ordnung und Sittlichkeit in der Welt erhalten. Und lvabrhaft Glück und Zufriedenheit ist allein auf dieser Grundlage zu erhoffen und zu erreichen. Mit tiefer Dankbarkeit dankte die Lehrerschaft ihrem vaterlän dischen geistlichen Oberhaupts. Se. Exzellenz der Herr Kultusminister und der Geheime Rat im Ministerium Herr Dr. Kühn hatten sich entschuldigt, nicht am Verbandstage teilnehmen zu können. Der Rat der Stadt Leipzig und die Schulinspektion Leipzig I sind vertreten durch den Dezer nenten des städtischen Schulwesens Herrn Dr. Ackermann und den Oberschnlrat Herrn Professor Dr. Müller. Ebenso sind erschienen Mitglieder der katbolischen Konsistorien zu Dresden und Bautzen, des katholischen Schulvorstandes zu Leipzig, des Münchener Katechctenvercins, der pädagogi schen Zeitschrift „Varus". Begrüßnngstelegramme haben gesandt Kamp-Bochum vom allgemeinen deutschen katholi schen Lehrerverband und Ludwig Auer vom Cassianeum in Donanwörth. Der Verbandsvorsitzendo Herr Lehrer Scheder- Dresden begrüßt in warmen Worten znm weiteren Fort schritt ans pädagogischem Arbeitsfelde, zur Befestigung von Gottesfurcht und Vaterlandsliebe anffordcrnd, herzlich alle Erschienenen. Mit allseits begeistert anfgenommcnem Hoch ans Se. Majestät den König und das ganze Hans Wcttin tritt dis Versammlung in die Beratungen. Herr Universitätsprofessor Dr. theol. Zahn-Würzburg begründet in IMtündigem glänzenden Vorträge folgende Leitsätze: 1. Vortrag Dos kirchliche Dogma in seiner Bedeutung für die religiöse Erziehung -1. Grundlegende Bemerkungen über die Bedeutung des Dogmas für das religiöse Leben überhaupt. Wenn dieser Gegenstand, wie cs berechtigt und geboten erscheint, von Christus her und von den Evangelien ans bc- trachtet wird, ergibt sich, daß das Dogmatische nicht etwa bloß eine wünschenswerte Ergänzung, sondern geradezu die unermeßliche Grundlage des Ethischen ist,»und zwar für die Menschheit aller Zeiten und Stufen. U. Ausführung des Themas. Ans dem Gesagten ergibt sich mit unmittelbarer Folge richtigkeit die Bedeutung des Dogmas für dieErziehung zum rclig ösen Leben. ; Zur weiteren Erhärtung dient 1. Die Lösung der Bedenken, welche gegen dc^ dogmatischen Religionsunterricht erhoben Werdens diese erledigen sich, wenn die Begriffe „Dogma", dogmatischer Glaube", dogmatischer Unter- r i ch t" in ihrem reinen und reichen Sinne gefaßt wer den — gemäß der authentischen kirchlichen Anschauung. 2. Die positive Begründung der ethisch-reli giösen Fruchtbarkeit des Dogmas für die Jugend wird gewonnen durch eine prinzipielle Untersuchung und eine praktische Erprobung a) nach der Psychologisch - d i d a k t i s ch e n , b) nach der psychologisch-pädagogischen Seite hin. 2. Vortrag Tic psychologischen Anforderungen an die Behanoning ve>» Katechismus in der Volksschule Grundlegende Bemerkungen 1. Die Erwägung der methodisch-richtigen Behandlung des Katechismus geht ans von der grnndsätz^ lichen Würdigung dieses religiösen Elementar^, buches nach seiner inhaltlichen und formalen Seite. 2. Die psychologischen Anforderungen.^ welche für die Behandlung des Katechismus zur GeH t»ng kommen, werden wie von der psychologischen Wissenschaft, so von der praktischen psychologi schen Erfahrung dargeboten. U. Ausführung des Themas 1. Die psychologischen Gesetze für die intellektuelle Seite der Katechismnsarbeit werden an der Hand voiH Beispielen erörtert mit Rücksicht ans die einzelnen didaktischen Aufgaben: a) in Bezug ans die zentralen Funktionen d^ Begrifssvcrmittclimg, Beweisführung n. System- bildnng, 1>) in Bezug auf die einleitende Funktion deH Veranschaulichung und die abschließende der Einprägung. 2. Mit der intellektuellen Bildung hat der KatcchismnS; unterricht zugleich das religiöse Gemüt zu pflegen und den Willen zu schulen — gemäß den überhaupt für die pädagogische Gemüts- und Willenspflege geh ten Psychologischen Normen. Dabei ist indessen das ü b'e r n a t ü r l i ch c Moment der christlich-religiösen Unterweisung und Erziehung nicht z» übersehen. Der hl. Augustinus und der hl. Apostel Paulus können uns liier Berater sein. Aus dem tiefen, reichen Inhalte der Begründung mögen einige richtunggebende Gedanken angeführt werden: Di Unübertrefflichkeit des sittlichen Ideals in Christus wird vo den verschiedensten Denkern recht konträrer Weltanschauung anerkannt und darin der Grund der mächtig wirkendes Christustat gesehen. Auch in pädagogischen Kreisen gmiH verschiedener Richtungen herrscht Einstimmigkeit, daß das sittliche Vorbild Jesu für die ethische Bildung der Kinder, ja der Menschheit insgesamt von grundlegender Bedeutung ist. Doch können nie die sittlichen Ideale auf sich selbst ge stellt, aus sich selbst entstehend Dauer haben: nur mit dein christlichen Dogma verbunden kann sittliche Vollkommen-' beit des Einzelnen sowohl wie der Menschheit erstrebt, er langt werden. Tie Bergpredigt proklamiert diejenigen Dogmen, auf denen die christliche Etbik ruht. Olme Grund lage dieser Dogmen keine Ethik. — Die modernen Denker nehmen am meisten Anstoß an dem kirchlichen Dogma.' Wir aber nehmen die Hilfe der sicher führenden Hand, des untrüglich sprechenden Mundes der Kirche an. Die Offen barung ist zmn bleibenden unveränderten Be sitze der Menschheit vom Himmel gegeben worden. Sie ,st das feste Band zwischen Seele und Gott, zwischen dem Men-' schen und seinem Erlöser Christus. — Grundfalsch ist dep Einwand, die Religions-Wahrheiten beanspruchen nur ein seitig die menschlichen Kräfte. Der ganze Mensch, alle Kräfte der Seele werden von den Heilswahrheiten erfaßt.' Darum darf der Religionsunterricht nicht mechanisch lcvens- leeren Mcmorierstosf bieten, sondern alle Fähigkeiten des Schülers werden beansprucht, gebildet, gepflegt, veredelt? Wohl darf keine Ueberspannung der Forderungen, kein voi> zeitiges Heranbringen an die Kinder Vorkommen, aber kei neswegs ist das ganze Problem der christlichen Religion für das Kind unverständlich. Von Stufe zu Stufe soll die kind liche Einsicht, soll der wachsende Geist tiefer die erhabenen Lehren begreifen und unter dem göttlichen Beistände das persönliche Leben ihnen nachordnen. Es entsteht der Mensch zu einer charaktervollen Einheit mir ans dem Fundamente der christlichen Offenbarungsreligion. Da aber nicht jeder Einzelne ans eigener Kraft zur Reife der zur Entwickelung des ganzen Menschen nötigen religiösen Kenntnisse ge-