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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumeratisnS- Preis 22^ Sgr. (; Thir.) vierteljährlich, 3 Thlr. sür das ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. für die Man pränumerirt ans dieses Literatur-Blatt in Berlin in der Expedition der AUg. Pr. StaatS-Zeitung (FriedrichSstr. Rr. 72); in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 4« Berlin, Freitag den 2. April 1841 dies sind Beweise genug, daß der Jütlänver noch der Alte ist, und hielt an einem Graben, über welchen sein Pferd nicht setzen konnte, weil rr zu schwer war; seine Leute wollten eben zurück, um ihm zu helfen, obgleich der Feind ihnen auf den Fersen war. „Ins Teufels Ramen, vorwärts, Kerls", rief er, „laßt mich hier bleiben!" wandte sein Pferd, während seine Leute, obgleich ungern, fortgalloppirten, hieb darauf in einen Haufen Kosaken ein und tummelte sich ganz allein mit diesen, bis er von ihren Lanzenstichen fiel. — Ich glaube, Das in jeder Beziehung mit den Deutschen am nächsten verwandte and Volk, und doch säst eine 1>r» io-»^olt». Aus keiner Gegend Europa a s„ selten Berichte in Deutschen Blattern. t Der Dänische Name sür Etv oder Bach- Iütland und die Jütländcr. °) (Nach Dänischer Darstellung.) ES ist wieder eine kleine Reise, aus der ich hier folgende Bruch stücke mittheile, welche, wie ich hoffe, die Natur und das Volk in Jütland in ein richtigeres Licht setzen werden, als das, worin man sie gewöhnlich aus jener Seite des B^tes betrachtet. Denn leider ist bis in die letzte Zelt die Lust, unsere nächsten Nachbarn lächerlich zu machen, so mächtig, daß Biele auf den Inseln nur mit Spott an Jütland und die Jüten denken. Wenn wir über uns selbst und die Unsrigcn lachen, von welchem Fremden können wir alsdann Achtung verlangen? In der That, kein Däne sollte vergessen, daß Jütland das Land ist, wo Hamlet und NielS Ebbesen geboren wurden, wo ein freier, niemals unter das Joch der Frohnde sich beugender Baucrnstamm aufwuchs, und wo ein Adelsgeschlccht und eine Bür gerschaft blühte, welche Dänemarks herrlichste Männer unter die Ihrigen zählte. Und die Kinder dieser Väter sind nicht aus der Art geschlagen; noch wohnt Kraft und Sinn für alles Eble, Gast freiheit und Ehrlichkeit in den Wäldern, auf der Heide und zwischen den Dünen. I. Veile, Dänemarks schönste Gegend. Auf unserer Wanderung durch das Land waren mein Bruder und ich am Ende des Sommers in Dänemarks reizendste Gegend gekommen, die um Veile. ES war an einem schönen Morgen in dem sonst so regenvollcn Jahr, wo wir das Veilethal hinaufschritten, das mit seiner nächsten Umgebung sowohl zu Gorm's und Haralv's Zeiten als später der Schauplatz für Dänemarks wichtigste Geschichte gewesen ist. Zu beiden Seiten des breiten Wiesenthals, welches die Aue durchströmt, erheben sich die Hügel bedeutender, als man sie gewöhnlich bei uns trifft, mit Heidekraut bedeckt, sonst aber bald kahl, bald mit Wäldern und zerstreuten Hütten, und alles dies durch unzählige munter fließende Bäche belebt, die wirklich eher einem Gebirgslandc, als unseren ebenen Flächen anzugchören scheinen. An einem von diesen setzten wir uns und ließen uns recht behaglich von der Sonne durchwärmen, während wir unsere trockenen Zwiebacke in den Bach eintauchten und seinem Rieseln, seinen Strudeln und gewesen, gegen die herumstreifcnden feindlichen Truppen zu den Waffen zu greifen; in Schleswig wurde das Verbot befolgt, aber das Dutzend Kosaken, die über die Königs-Aa kamen, wurden von den Bauern erschossen. — Ein Franzose hatte bei einem Schmied in Vonsild Nachtquartier erhalten, fand aber sein Zimmer so schlecht, daß er dem Schmied befahl, sein Pferd hineinzusühren. Der Schmied gehorchte, band dasselbe an die Stube und setzte ihm den Hafer vor. Am Abend verlangte der Franzose ordentliches Logis, wozu der Schmied „ja" antwortete, die Mütze abnahm und dem Herrn die alte Stelle wies. „Soll ein Französischer Soldat mit seinem Pferde zusammen wohnen, Du verdammter Schmied?" brüllte dieser ihn an, zog blank und ging auf den Ptann loS; aber ganz ruhig setzte Letz terer nun seine Mütze auf, faßte den Soldaten mit einem kräftigen Ruck am Kragen, warf ihn unter sich und sprach: „Ja, Herr Fran zos!" Der Kriegsmann schwieg wie die Wand, und von diesem Augenblick war er der höflichste Mensch. — Als Engclstcd mit seinen Jütländischen Dragonern, von der übrigen Dänischen Armee abge schnitten, vor die Thore von Hamburg kam, schickte ihm der Fürst von Eckmühl einen Boten entgegen unv warnte ihn, sich nicht nach Holstein hinein zu wagen, das schön von Feinden überschwemmt wäre; wolle er dagegen mit Quartier in Hamburg vorlieb nehmen, so solle er cs so gut als möglich bekommen. Engelsted hielt gerade an der Spitze seines Regiments; er wandte sich mit seinem Pferde um: „Ja, ich weiß nicht, was Ihr dazu sagt, KerlS; aber ich reite nach Hause!" Damit hieb er seinem Pferde die Sporen ein; das Re giment folgte und hieb sich durch Schaaren von Kosaken nach Rends burg durch, wo man eS schon verloren gegeben hatte. In diesen seinem sanften Murmeln lauschten. Gegen HaraldSkjär (HaralvSlieb) verengt sich die Wiese zu einem schmalen Uferstrcis. Hier blieben , wir auf der Brücke über die Aa °°) stehen und hatten eine hübsche Aussicht den eilig zwischen dem frischen Grün und einzelnen Baum gruppen dahinströmenden Wafferstreis entlang, nach den ferneren Waldungen, welche ein vorüberziehendcr Regenschauer mehr belebte als verbarg. Der Heimweg, den wir von hier wieder antratcn, zuerst über Felder, dann durch Thäler unv Wald, war wie der Hinweg und überhaupt die ganze Gegend sehr sandig und hügelig, aber nicht so schön, da die von den Wcststürmcn ihrer Zweige be raubten Baumstämme überall nackt cntgegengrinsten. An einer Stelle fanden wir an einem Abhange einen harten Sand, der sich der Erd art der bekannten Ahlhcide nähert. Als wir so ohne ein bestimmtes Ziel in den Waldungen umherstreiften, trafen wir glücklicherweise einen alten Bekannten von der Universität, der uns ausforderte, einen Ausflug nach der GreiS-Mühle nicht zu versäumen, und sich selbst als Wegweiser anbot. Dies ist das schönste Thal, welches ich in Dänemark gesehen habe, und cs könnte sich wohl mit vielen in den hochgerühmten Gegenden der Sächsischen Schweiz messen. Seine Seiten bilden wirkliche GebirgS-Partieen, die sich zu entzückenden Landschaftsbildern abschließen; tief in seinem Hintergründe, im Schat ten uralter Bäume, stürzt sich die Greis-Aa an lieblichen Blüthen- Jnscln in Miniatur mit Strudel auf Strudel vorüber, und mit vielen von den raschen Strömungen, die man in Norwegen Stryg nennt und die sonst nur den Gebirgsländern eigenthümlich find. Der Hintergrund ist, wie die steilen Seiten, mit dichtem Buchenwald be- .. . . , wachsen; bei dem Werk, einer Tuchmühle, erweitert sich das enge Gefechten war eS, so viel ich weiß, wo Major Bönninchsen fiel; cr Thal und bildet einen malerischen Kessel. Besonders ist der Her- ' " unterblick von einem der höchsten Hügel, dem Himmelpind, zwischen bissen niedrigstämmigen Eichenbüschen hindurch über steile Waldhügel uut rothcn Dächern und den klaren blauen Fluß, entzückend. 2. Angeborener Muth des Jütländers. Unser Freund, ein echter Jüte, unterhielt uns die ganze Zeit über das ursprünglich Tüchtige bei seinen Landsleuten, das sich noch jetzt zeigt, obgleich leider oft nicht unter den liebenswürdigsten For men. So erzählte er uns von dem Volk, welches an einem Ort lange die Gewohnheit gehabt hatte, sich sein Holz aus einem Walde zu holen. Als den Leuten dies auf einmal verboten ward, wurden sie sehr aufsessig, vorzüglich weil sie meinten, sie hätten, wenn kein ursprüngliches, doch ein Verjährungs-Recht dazu; sie bewaffneten sich deshalb, überfielen die Wache und fuhren im Triumph mit ihrer Beute davon. — Auf der Gränze, wo die Zollwache noch durch Ulanen unterstützt ist, wagen die Schmuggler nicht selten ordentliche Bataillen mit jenen, besiegen sie und führen die Waaren in ganzen Karawanen ein. Wird einer von ihnen gefangen, so ist es siir die Umwohner der Gegend eine Ehrensache, ihm „aus dieser kseinen Verlegenheit" zu helfen, und sie wagen oft das Leben, um dies aus zuführen. Da ich hier darauf komme, des Jütländers natürliche Unerschrockenheit zu erwähnen, selbst wo er eine schlechte Sache zu verthewigen hat, so muß ich doch auch ein ehrenvolles Zeugniß über dieselbe anführen, wenn es eine edle gilt. Ich traf in Koldtng einen Manen-Offizier, einen Kieler von Geburt unv also nichts weniger als parteiisch; cr hatte im letzten Kriege sowohl bei Holsteinischen als bei Jütländischen Regimentern gedient, zog aber die Jütländcr mit ihrem kräftigen Wuchs, ihrer genügsamen Lebensart, ihrem besonne nen, ausdauernden Muth und willigen Gehorsam seinen verwöhnten, hochmüthigen Landsleuten weit vor. Der Holsteiner, erklärte cr, kann nichts auShalten, wenn er nicht seinen Kaffee u. s. w. zu rechter Zeit erhält; der Jüte aber, besonders aus der Potte- und Aale-Ge- gend, scp au geringe Bedürfnisse gewöhnt unv nehme mit Allem vor lieb; des Jüten Verständigkeit mache, daß er seinen Fehler einsche, wenn cr etwas verschuldet habe, und daß er ruhig seine Strafe leide, wogegen der Holsteiner einen bitteren Groll gegen den Offizier fasse, der ihn strafen müßte. Der Jüte könne alle Strapazen ertragen, der Holsteiner aber würde bald müde; und was den Muth beträfe, so wäre der Jütlänver in keiner Beziehung der Schlechteste. Hier über hörte ich auch recht hübsche Beispiele aus der Kriegszeit, so wohl von ihm als von Anderen. So war es dem Landvolk verboten