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HihcusttiEnstthckr Anzeigtr Tageblatt für Kaßenflein-Krnch-ak, Gbcrlungwih, Hersdokf, Aermsdorf, Iernsdorf, Wüstenbrand, Urspmng, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche «n- Privat-Anzeigen. — Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Durch die Post bezogen Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. 25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertiousgebühren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 283. Wochenschau. Der Weihnachtsmann, der nun schon fleißig seine Runden macht, um zu sehen, wo die Artig keit und daS Gegenteil davon zuhause sind, hat auch dem deutschen Reichstag, der sich soeben wieder in seinem Heim am Königsplatze zu Berlin versammelt hat, ins Fenster geguckt und gleich einige Bescheerungsstücke dort gelassen. Darunter ist eins, das er besser behalten hätte, nämlich ein ReichS-Defizit von ziemlich 60 Millionen Mark und ein Anleihe-Vorschlag von über 200 Millionen. Dem deutschen Reiche geht es also, wie manchem Reichsbürger, das Kleingeld zum Ausgeben reicht nicht; blos daß das deutsche Reich sofort und so viel geliehen bekommt, wie es haben will, während der bescheidene Reichsbürger das wohl wünschen kann, aber abwarten muß, ob sich seine Hoffnung erfüllt. Meistenteils ist das nicht der Fall. Aber auch für das Reich ist diese Art von Finanzwirt schaft, bei welcher die jährliche Zinsenlast höher und immer höher anschwillt, keine Freude; Reichs regierung und Reichstag sind sich längst einig da rüber, daß es nicht so weiter gehen kann, und von den einzelnen deutschen Bundesstaaten ist sicher, daß sie nicht mehr, als jetzt der Fall, zur Reichs kaffe beisteuern können, ohne die Schraube für die direkten Steuern empfindlich anzuziehen. Und da von will wieder kein Mensch etwas wissen. Im Großherzogtum Baden ist bei der Eröffnung des neuen Landtages in Karlsruhe bereits angekündigt, daß eine Steuererhöhung Platz greisen muß, weil die laufenden Einnahmen nicht mehr zur Deckung des Staatsbedarfs genügen. Unmöglich darf diese Notwendigkeit für das ganze Reich Geltung ge- winnen, eine allgemeine Unzufriedenheit würde die natürliche Folge sein. So wird denn, nachdem die neuen Handelsverträge abgeschlossen sein werden, ernstlich zu prüfen sein, wie die Reichsfinanzlage und das finanzielle Verhältnis zu den Einzelstaaten in gesunder Weise zu ordnen ist. Am besten wäre es, die Zoll- und anderen Einnahmen des Reiches gestalteten sich wieder so, daß durch sie das gedeckt würde, was von reichswegen aus zu bezahlen ist; dann fiele aller Streit, was werden soll, von selbst fort. Sollte daraus nichts werden, nun, so werden sich Mittel und Wege, die ohne Scheu begangen werden können, finden lassen, um die Bedürfnisse des öffentlichen Wohles zu sichern. Wir sehen ja, wie im Auslande die Finanzminister mancher Staaten, die bei weitem nicht so sicher sind, wie daS deutsche Reich, flott drauflos borgen; aber was weniger soliden Regierungen eine behagliche Annehmlichkeit erscheint, ist für Deutschland keine Ehre. Niemals kann ein deutscher Reichskanzler sagen: Nach mir die Sintflut! Nur kurze Zeit können die Reichsboten vor den, Weihnachtsfest in Berlin versammelt sein, aber die Verlängerung des Handelsprovisoriums mit England und die erste Lesung des Reichshaus halts für 1904 bieten redeeifrigen Abgeordneten schon Gelegenheit, unsere ganze Wirtschafts-Politik, wie unser innecpolitisches Leben aufzurollen. An sehr lebhaften Auseinandersetzungen wird es nicht fehlen, denn, wie aus der letzte» Wahlzeit erinner lich sein wird, ist der neue Reichstag wirklich ein neuer, zahlreiche Abgeordnete sind zum ersten Male in die deutsche Volksvertretung gewählt worden und haben das Bedürfnis, zu zeigen, daß sie nicht bloS zum Stillsitzen gekommen sind. Die Streitereien, die sich zwischen der russischen und japanischen Diplomatie in Ostasien entspannen hatten, sind zu Ende. Die englischen Zeitungen haben so ziemlich den ganzen Sommer hindurch jede Woche mindestens einmal den bevorstehenden Ausbruch eines russisch-japanischen Krieges an- gekündigt, aber dabei ist es auch geblieben. Aus dem Kriege konnte ganz einfach schon um deswillen nichts werden, weil England keine Lust hatte, ihn mitzumachen. Und die Japaner allein konnten dies Wagstück doch nicht unternehmen, darüber ist ihre Regierung sich von vornherein klar gewesen. Ruß land war so stark, daß es auf keine wesentliche neu gewonnene Position zu verzichten brauchte, es wird wohl in einigen untergeordneten Fragen, um wieder seine bekannte „Friedensliebe" (lachen darf niemand!) zu beweisen, nachgeben, und dann Sonntag, den 6. Dezember 1903. wird im fernsten Osten völlige Stille sein, für die Entwicklung von Handel und Verkehr dort das Beste, was es geben kann. Die Wiederaufrollung der Dreyfus-Angelegen heit in Frankreich, d. h. die vom Kriegsminister Andrö beantragte abermalige Untersuchung des Falles durch den Pariser Kassationshof, wird noch vor Weihnachten zur Entscheidung kommen und wahrscheinlich in der einen oder in der anderen Form zur völligen Freisprechung des früheren Ar- tillerie-Kapitäns führen. Zur Zeit ist er nur von dem Antritt der in Rennes erkannten zehn Jahre Einschließung begnadigt, für unschuldig erklärt ist er nicht. Der Zank der französischen Parteien wegen dieser Sache schlägt hohe Wellen, aber da der Kriegsminister ausdrücklich anerkennt, daß ver schiedene Dokumente, die Dreyfus entlasteten, dem letzten Kriegsgericht vorenthalten sind, ein anderes Belastungs-Schriftstück aber nachweislich gefälscht ist, so lassen die Dinge sich kaum noch aufhalten, der Stein rollt mit vergrößerter Kraft. In den Volksvertretungen zu Wien und Buda- pest haben die Lärmszenen immer noch nicht ver stummen wollen, aber zwischen den beiderseitigen leitenden Staatsmännern ist nicht nur der äußere Friede wiederhergestellt, der einen Augenblick recht bedenklich gestört war, der ungarische Premier minister von Tisza hat auch alle Aussicht, die bis herige Reichstags-Obstruktion zu brechen. In ihm scheint der rücksichtslos energische Staatsmann ge sunden zu sein, den die Magyaren brauchten. Man muß das zugestehen, wenn auch Herr von Tisza auf die Deutsch-Oesterreicher nicht zum allerbesten zu sprechen ist. Nun müßte in Wien eine ähnliche Kraft erstehen, dann wäre doch Aussicht, daß die Parlaments-Mafchinen in Oesterreich-Ungarn wieder regelmäßig zu arbeiten begönnen. Aus dem Orient wird viel Klatsch berichtet, namentlich von Serbien heißt es immer wieder, der Thron des ersten Peter — der König hat sich übrigens, weil er wichtigeres nicht zu tun hatte, in Lebensgröße in Oel malen lassen — wackele. Nun, eine einjährige Regierung wird wohl heraus kommen ! Deutscher Reichstag. 2. Sitzung am 4. Dezember, nachmittag« 2 Uhr. Berlin, 4. Dez. Am Bunde«rat«tische, der zu Beginn unbesetzt war, erschienen während de« Wahl gange« mehrere Bevollmächtigte, darunter Graf Hohenthal und Dr. Fischer. Der Alter-Präsident v. Winterfeldt-Menkin er öffnet die Sitzung. Angegangen ist die Denkschrift betr. die deutschen Schutzgebiete, und der Slaalr- vertrag mit Schweden, betr. die Abtretung Wi«mar«. Auf derTage«orduuug steht die Wahl der Präsidenten und der Schriftführer. Die Wahl des ersten Präsidenten erfolgte durch Abgaben von Stimmzetteln. Die Wahl de« 1. Präsidenten hatte folgendes Ergebnis: Abgegeben wurden 353 Zettel, davon 100 weiß, also ungültig; 250 lauteten aus den Namen des Grasen Ballestrem, 2 auf den Grafen Stolberg, 1 auf Liebermann von Sonnenberg (Heiterkeit). Graf Ballestrem ist somit gewählt. Auf die Frage, ob er das Amt annehme, erklärte Graf Ballestrem: „Meine hochverehrten Herren Kollegen! Sie haben mich wieder zum Präsidium de« Reich«tages berufen, der höchsten Ehrenstelle, die da« deutsche Volk durch seine Vertreter zu ver geben hat. Jede hohe Ehre setzt aber auch eine hohe Pflicht und eine intensive Arbeit voraus. Wenn Ihr Präsident die hohe Ehre genießt, dann muß er auch den nicht ganz leichten Pflichten nach kommen, die mit diesem Amte verbunden sind. Seitdem Sie mich zum erstenmal zu diese»» Amte berufen haben, sind fünf Jahre vergangen, und fünf Jahre sind in meinem Lebensalter keine Kleinigkeit (Bewegung). Ich stehe im 70. Lebensjahr; ich weiß nicht, ob ich auf die Dauer die nötige geistige und körperliche Frische haben werde (Widerspruch), den Pflichten meine« Amte« hier nachzukommen, ich werde mich aber bemühen, e« zu tun; da« verspreche ich Ihnen (lebhafter Beifall). Ich kann nur wieder holen, wa« ich vor fünf Jahren in diesem Hause gesagt habe: Ich werde mich bemühen unter allen Umständen die Würde de« Reich«tage« nach außen und innen zu wahren (lebhafter, anhaltender Bei- fall), und mich bemühen, die Arbeiten de« Reichs tages zu fördern nach jeder Richtung hin, wie es die Pflicht de« Präsidenten ist (lebhafter Beifall). Ich werbe mich ferner bemühen, die Ordnung inner- unb außerhalb dieses Saale«, soweit meine Kompetenz reicht, aufrecht zu erhalten (lebhafter Beifall); aber, meine Herren, dck« alle« kann ich nur, wenn ich Ihre allseitige Unterstützung finde, und auf diese allseitige Unterstützung rechne ich, und um die bitte ich. Ich nehme da« Amt an, welche« Sie mir über tragen haben!" (Lebhafter Beifall.) Graf Ballestrem übernahm hierauf den Vorsitz, mit folgenden weiteren Worten: „Erlauben Sie, daß ich al« erste Betätigung meine- Amtes unsern herzlichsten Dank dem ehr würdigen Manne ausspreche, welcher bi« jetzt an dieser Stelle die Geschäfte de« Reich«tages al» Alterspräsident geleitet hat. (Beifall.) Im Namen de« Reichstage« spreche ich ihm unseren herzlichsten Dank aus. (Lebhafter, allseitiger Beifall.) Da« Hau« trat dann in den Wahlgang für den 1. Vizepräsidenten ein. Abgegeben wurden 336 Zettel, davon 25 weiß, 1 mit zwei Namen, also gleichfalls ungültig, 239 auf den Namen de« Grafen Udo von Stolberg, 68 für den Abgeordneten Singer, je 1 auf Liebermann von Sonnenberg (Heiterkeit), v. Vollmar und Bernstein. Graf Stolberg ist somit gewählt. Graf von Stolberg erklärte: „Meine Herren! Ich nehme die Wahl dankend an und werde, soweit es an mir liegt, bestrebt sein, das Vertrauen, welche« Sie mir durch die Wahl entgegenbringen, zu rechtfertigen". E« folgte die Wahl de« 2. Vizepräsidenten. Abgegeben wurden 344 Stimmzettel, davon 103 unbeschrieben, 7 auf mehrere Namen lautend. Gültig waren also 234. Davon erhielten Dr. Paasche (natl.) 230, Liebermann von Sonnenberg 2, Prinz Schönaich 1, Abg. Krolik (Ztr.) 1. Abg. Dr. Paasche ist somit gewählt. Er erklärte: „Ich nehme die Wahl mit Dank an!" Sodann folgten die Wahlen der Schriftführer. Aus Vorschlag de« Präsidenten soll die Ermitt lung de« Ergebnisses nach Schluß der Sitzung durch die provisorischen Schriftführer stattfinden. Der Präsident ernannte zu Quästoren die Abgeordneten Rintelen (Ztr), und Münch-Ferber (natl.). Der N-ich«lag ist damit konstituiert. Präsident Graf Ballestrem: „Ich werde nicht unterlaßen, Sr. Majestät dem Kaiser die vorge- schrtebene Anzeige von der Konstituierung zu erstatten. Meine Herren! Wir haben schmerzliche Verluste erlitten (die Abgeordneten erheben sich), und gedenken der Abgeordneten, dis zwischen ihrer Wahl und Berufung verstorben sind, dec Abgeordneten Richard Nösicke, v. Sperber, Hoffmann, v. Glembocki, Frei herr von Schele. Meine Herren! Wir haben weiter zu gedenken des Tode« unserer langjährigen, allseitig hochverehrten und hochverdienten früheren Präsidenten des Reichstage«, Wirklichen Geheimrats Dr. Albert von Levetzow, der am 12. August in seiner Heimat verschieden ist. Der Reichstag wird diesem lang jährigen, au-gezeichneten Präsidenten ein ehrenvoller Andenken immerdar bewahren. Wir haben noch zu gedenken de« früheren, verstorbenen Abgeordneten Grasen Preysing, der im Reichttag eine hervor ragende Rolle etnnahm. Die Herren Kollegen haben sich erhoben; ich konstatiere die«!" Da« Haus vertagte sich sodann auf Mittwoch, den 9. Dezember, nachmittag« 2 Uhr. Tagesordnung: Etat (1. Lesung). Schluß der Sitzung 5'/, Uhr. * * * Während soeben der Reichrtag seine Arena zu neuen Kämpfen eröffnet, Hal eines seiner Mitglieder den letzten Kampf gekämpft. Wie un» ein Tele gramm aus Osnabrück melde, ist der bekannte ivelsische Reichstagsabgeordnete Freiherr v. Schele plötzlich gestorben. Der Verstorbene hat ein Aller von 67 Jahren erreicht. Außer ihm hat der Reichstag durch den Tod verloren die Abgg. Noe- ficke (sr. Vrg.), Hoffmann (Soz.), v. Sperber (Kons.) und Glebocki (Pole). Der Pfarrer Goehre Hal fein Mandat niedergelegt, und infolge einer Doppel wahl wurde der Abg. Kulerrki neu gewählt. Von der sozialdemokratischen Fraktion de« Reichs tage« werden von jetzt ab drei statt der bi«herigen 30. Jahrgang. zwei Mitglieder in den Seniorenkonvent des Reichs tage« entsandt. E« wurden hierzu die Genoffen Bebel, Geyer und Singer gewählt. Dem Netch«tage ging ein Antrag Nißler zu auf Bereitstellung von Mittel zur sofortigen Gewährung von Beihilfen an die Soldaten und Unteroffiziere au« den Jahren 1870/71 oder au« den Kriegen deutscher Staaten vor 1870, deren E: werb»sähigkeit infolge von Alter, Krankheit und anderen Gebrechen dauernd auf weniger al« ein Drittel herabges«. ? ist. Die Rede unseres Land tagsabgeordneten Herrn Rittberger in der Donnerstag-Sitzung der zweiten Kammer des Sächsischen Landtages, die wir gestern kurz erwähnten, hatte folgenden Wortlaut: Meine sehr geehrten Herren! Der Herr Kollege Gräfe hat vorgestern in einer Weise Kritik an dem Vortrage vom 21. Januar d. I. zwischen unserer sächsischen Staatsregierung und dem Nach barstaale Oesterreich, betreffend die Besteuerung der beiderseitigen Staatsangehörigen, geübt, die im Lande draußen sehr leicht zu falschen Schluß folgerungen führen könnte. Der Herr Ministerial direktor Geh. Rat Dr. Schroeder hat ja sofort und in ausführlicher Weise die Sache auf das richtige Maß zurückgeführt. Jedoch der Umstand, daß ich vom Regierungstische aus gewissermaßen als Kronzeuge mit dieser Sache in Verbindung gebracht worden bin, veranlaßt mich, auch an dieser Stelle mich eines Auftrages aus meinem Wahlkreise zu entledigen, dem ich mit Vergnügen nachkomme. Der Auftrag geht dahin, der hohen Staatsregierung gerade für das Zustandekommen dieses Vertrages Dank zu sagen. Unsere sächsischen Industriellen, welche mit Betrieben in Oesterreich engagiert sind, sind bis Ende vorigen Jahres in Oesterreich nicht nur mit dem Einkommen, welches sie in Oesterreich hatten, sondern auch mit dem Ein kommen, das sie in Sachsen hatten, besteuert, also doppelt besteuert worden. Und das konnte ihnen wahrlich nicht gleichgültig sein, schon deshalb nicht, weil die preußischen Staatsangehörigen auch bloß einfach versteuert wurden, geschützt durch einen Vertrag, den die preußische Staatsregierung mit Oesterreich abgeschlossen hatte. Wenn nun unsere Staatsregierung im Interesse unserer sächsischen Staatsangehörigen und unserer Industrie zur Ab stellung dieses Zustandes ebenfalls auf einen solchen Vertrag zugekommen ist, so darf sie auch der dank baren Anerkennung der Industriellen versichert sein. Der Herr Kollege Schubart hat gestern die Frage der Besteuerung der Elbschiffahrt angeregt. Ich bin Herrn Kollegen Schubart sehr dankbar dafür, daß er die Frage angeschnitten hat, denn sie hat gewissermaßen ein öffentliches Interesse. Ich darf wohl den Herrn Präsidenten bitten, mir zu gestatten, die betreffende Notiz zu verlesen. (Präsident: Wird gestattet.) So läßt sich z. B. die „Königsberger Hartungsche Zeitung" aus Hamburg folgendes melden: „Der Hamburger Senat kann eine gründliche Kor rektur der Unterelbe kaum noch aufschieben. Eine solche Regulierung kostet viel Geld. Deshalb ist der Ham burger Senat auf den genialen Gedanken gekommen, diese Summen von den Schiffahrtsinteressenten wieder einzufordern in der ganz gewöhnlichen Form von Schiffahrtsabgaben, von Chauffeegeld gewissermaßen. Er hat auch bereits Fühler ausgestreckt, die maßgebenden Persönlichkeiten in Hainburg für den Plan zu gewinnen. Und selbstverständlich dürfte er nicht unterlassen, mit seinen: Nachbar Preußen und mit Sachsen (?) sich über diesen Plan ins Benehmen zu setzen. Wir glauben in der Annahme nicht fehl zu gehen, daß diese Abkehr der beiden hanseatischen Senate von der bisherigen Wasser verkehrspolitik aus Kosten der Kleinschiffahrt — die Großschisfahrt wiro ja die Abgaben schließlich leisten können — es gewesen ist, die die Segel der konservativen Kanalfronde in Preußen so mächtig geschwellt und die drei, vier Ministerien, die hauptsächlich die Verantwor tung zu tragen haben werden, ermutigt hat, daß man ernstlich folche Versuche zu unternehmen sich getraut, die deutschen Ströme durch geschickte Interpretation zu ab gabepflichtigen künstlichen Wasserstraßen zu machen, falls etwa beteiligte Staaten Einspruch gegen die Verände rung der alten Verträge erheben wollten."