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Vsigtländischtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. KechMnWtierlzWer Iohrqang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. .N IS Donnerstag 26. Januar 1863 Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnemeutspreis, welcher smÄnnmeoalläo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Nar. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein gehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gcrichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn C. A. Hüttel sen., in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Der Telegraph unteren Meere — um die ganze Erde. Unsere Leser werden sich erinnern, daß vor 5, 6 Jahren der Versuch, Europa mit Amerika unter'm Meere durch Telegraphen-Drähte zu verbinden, gelungen schien, indem wirklich einige Worte aus der alten in die neue Welt und umgekehrt telegraphirt wurden. Die wenigen Worte kosteten Len Unter nehmern Lie Kleinigkeit von 600,000 Pfund Sterling oder 4 Millionen Tha lern, dann riß das Kabel (Tau, Seil) und der Versuch wurke seitdem nicht erneuert. Allein nachdem es gelungen ist, Europa mit Algier, Aegypten und theilweise mit Ostindien unterseeisch zu verbinden, ist der alte, seit jener Zeit bei Seile gelegte Plan, dessen Größe und Kühnheit jede Einbildungskraft erregt, aufs Neue ausgenommen worden. Die Zeit ist seit jenem verunglückten Ver such vortrefflich benutzt worden. Man hat Versuche gemacht und durch diese und Lurch Nachdenken Len Mangel an Erfahrungen an langen Linien ersetzt; denn die unterseeischen Linien von Malta nach Alexandrien und Lie theilweisen ostindischen sind immerhin kurz. Man hat ferner die Hauptursachen des Miß lingens erkannt, Lie früheren Jrrthümer vermieden und so die Ausführbarkeit schwierigerer Linien fast ganz auf den Kostenpunkt zurückgeführt. Weil von fast hundert gelegten unterseeischen Kabeln kaum noch die Hälfte, und zwar nur die stärksten, schwersten und theuersten Drähte noch arbeitsfähig, die langen und tief versenkten in ihrer Mehrzahl aber zerrissen sind, so hofft man, einige der erkannten Ursachen Lieser Zerstörung künftig mit bedeutenden Kosten zu umgehen, andere durch sorgfältige Anfertigung und Benutzung der neuesten Fortschritte der Wissenschaft zu vermeiden. Die „Atlantic Company" hat einen zweiten Fonds aufgebracht und läßt ein Kabel anfertigen, das im heurigen Sommer durch das Niesenschisf „Great Eastern" versenkt werden soll. Man wird auf die Verfertigung und das Versenken des Kabels die größte Sorgfalt wenden, Las versenkte Kabel durch starke Umhüllung gegen äußere Beschädigung zu schützen suchen. Bei dem vorigen Kabel hatte man ausgedehnte Prüfungen bei Ler Anfertigung versäumt, jetzt ist dazu eine vollständige Maschinerie hergcstellt, und durch dieselbe erkennt man bei fortgesetztem Prüfen unter'm Wasser jede schwache und fehlerhafte Stelle und kann sie vor der Versenkung noch aus- bessern. Die Dicke des Taues ist nahezu verdoppelt, man darf ihm also mit Zuversicht eine größere Stärke zutrauen. Wie lange aber das Kabel dauern werde, darüber läßt sich nichts Be stimmtes sagen. Wenn es auch noch so glücklich versenkt und sorgfältig geschützt ist, werden doch die Drähte rosten, Seethiere in der Tiefe zur Zerstörung bei- tragen, scharfe Felskanten es zerschneiden. Wird die Dicke durch noch stärkere Umhüllung vermehrt, so steigen die Kosten, und die Schwierigkeit, das Kabel -an Bord Les Schiffes zu lagern und zu versenken. Der Kostenpunkt ist aber bei jedem Privatunternehmen eine Hauptsache, und so handelt es sich darum, den Draht so stark und dauerhaft zu machen, daß seine Einnahmen wenigstens die Anlagekosten decken. Ein guter Draht wirft erfahrungsmäßig sehr hohe Zinsen ab, und man rechnet, daß wenige Jahre des Betriebs genügen werden, der Gesellschaft ihre Unkosten zu ersetzen, bemüht sich daher auch, dem Drahte eine mehrjährige Dauerhaftigkeit zu sichern. Die Hauptschwierigkeit scheint in der großen Tiefe zu liegen, daher die Ingenieure der Ansicht sind, daß diese .bei unterseeischen Telegraphen vermieden werden muß. Auf der Linie Mälta- Alexandrien liegt der Draht nur auf wenigen Stellen tiefer als 100 Faden (300 Ellen) und das Kabel ist so stark gemacht, daß es fast an jeder Stelle, wie schon mehrfach geschehen, heraufgenommen und reparirt werden kann. Man meint nun, wenn man Liese Vorsichtsmaßregel beobachte, die ganze Erde mit einem Draytnetz umspannen zu können. Sind erst China und Austra lien verbunden, dann bleibt Ler atlantische Ocean als einziges Wasser von großer Tiefe übrig. Die Linie China-Australien soll in einer Tiefe von 50 Faden (150 Ellen) von Rangoon längs der Küste der Malacka-Halbinsel nach Singapore gehen, von hier sich eine Linie zur Linken bei der Küste von Cochin china und China nach Hongkong, eine andere zur Rechten über Java nach der Insel Timor und Lem Meerbusen von Carpentaria im Norden von Australien abzweigen. Auf dieser letzten Stelle ist eine 14 deutsche Meilen lange, große Wassertiefe nicht zu vermeiden. Ein Verlust von dieser Länge Draht wäre also Ler größtmöglichste Unfall, wenn auf der ganzen übrigen Strecke die Re paratur leicht vorzunehmen ist; denn gegen die Korallenbänke auf dieser Strecke läßt sich der Draht leicht schützen. Die indische Linie über Bagvad, namentlich über den Schatal-Arab-Fluß von Bagdad bis zum persischen Meerbusen, 30 deutsche Meilen lang, ist ungünstiger; bessere Aussichten aber bietet die ruffische Linie durch den Kaukasus und Persien nach dem persischen Meerbusen, und so ungern die Engländer diese Linie benutzen mögen, die größere Sicherheit und Schnelligkeit wird sie dazu treiben. Ist dann die volle Linie nach Ostindien fertig, so steht der Linie Ostindien-Australien kein wesentliches Hinderniß mehr entgegen, und gelingt das Legen des Kabels unter dem atlantischen Meere, so fehlt nur noch die Verbindung mit Neu-Seeland und dem Kap, und alle Erd theile sind durch Telegraphen-Drähte verbunden. Die Anfertigung des atlantischen Kabels haben Glaß, Elliot u. Comp. in London für 17^ Mill. Franks (5 Mill. Thlr.) übernommen. Das Drahtseil besteht aus 7 Kupferfäken. Die isolirende Hülle besteht aus 4 Gutta--Percha- Lagen, die durch 4 dünne Schichten von Chatterton-Composition (?) getrennt sind. Das Gewicht dieser Composition ist 4 Zollcentner für die Seemeile. Die Schutzhülle besteht aus einem weichen, mit einem Präservativ gesättigten Mantel und aus 10 Fäden von gutem Eisen, von denen jeder mit 5 Seilen von getränktem Manilahanf in Spiralform umwunden ist. Das Gewicht des Drahtes beträgt in der Luft 35 Centner für die Seemeile, im Wasser 14 Ctnr. Dieses Kabel kann erst unter dem Drucke einer Wassersäule von 60,000 Fuß Höhe reißen, da aber die größte Tiefe nur etwa 13,000 Fuß (eine starke Stunde oder kaum 2^ Seemeile) beträgt, so ist das Verhältniß der zerreißen den Wassersäule zu wirklich vorhandenen wie 4,64:1. Zeitungen. Sachsen. Im Kirchspiele Altensalz bei Plauen sind die Masern ausgebrochen und haben sich bereits weit verbreitet. Vorigen Freitag Abend hat sich in Oederan auf der sogenannten Berger- Wiese, auf welcher sich mehrere junge Leute durch Schlittenfahren belustigten, ein beklagenswerther Unfall ereignet, durch welchen ein Menschenleben verloren gegangen ist. Der 16jährige Sohn des Agenten R., welcher an jenem Abend an dem winterlichen Vergnügen theilgenommen hat, bleibt auf einer der dort befindlichen Bahnen mit mehreren seiner Bekannten im Gespräch stehen, alt