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ZllMlniM TagMlltt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tags nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. «nd Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Sonntag, de» 24. September ^223. 18»2. Feldverpachtung. Künftigen Mittwoch, den 27. dieses Monats,. Nachmittags 4 Uhr sollen fünf, der Stadtaemeinde Waldenburg zugehörige, auf dem Scheunenplatz allhier gelegene Feldparzellen — Theile der Flurbuchsparzellen Nr. 322 und 334 — anderweit auf 6 Jahre von Michaelis dieses Jahres ab an den Meist bietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, an Ort und Stelle verpachtet werden. Die sonstigen Pachtbedingungen werden im Termine bekannt gemacht. Pachtliebhaber wollen sich zur obbemerkten Zeit am Scheunenberge einfinden. Waldenburg, am 22. September 1882. Der städtische Forst- und Wirthschasts Ausschuß. Limmer, Stadtrath. -Waldenburg, 23. September 1882. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Kaiserin reist am 25. d. nach Baden-Baden ab. Der Kaiser begiebt sich drei Tage später ebenfalls dorthin. Der hohe Herr hat bei seiner Ankunft in Babelsberg geäußert, daß er sich von den Manöver« in Schlesien und Sachsen etwas er müdet fühle. Die Kaiserin konnte in den letzten Lägen regelmäßig auf dem Krankenstuhl ins Freie gerollt werden. Wie der „Schief. Zeitung" nachträglich „von vertrauenswerlher Seite" gemeldet wird, hat der Kaiser, als er am 5. d. M. bei seinem Eintreffen in Breslau auf dem Bahnhofe empfangen wurde, an den dort gleichfalls erschienenen Fürstbischof I)v. Herzog freundliche Worte gerichtet und namentlich seine Befriedigung über den Erlaß ausgesprochen, mittels dessen der genannte Kirchenfürst den Inhalt bezüglich der gemischten Ehen auf den Delegatur bezirk ausgedehnt hat. Dieser Erlaß war erst kurz zuvor zur Allerhöchsten Kenntniß gelangt. Indem der Kaiser erklärte, daß derselbe seinem Herzen wohlgelhan, gab er dem Wunsche und der Hoffnung Ausdruck, daß sich nrüi auch der weitere Ausgleich in nicht ferner Zeit vollziehen werde. r. Das „Berliner Tagebl." schreibt: Der Empfang des Kaisers im Königreich Sachsen hat weit über die Grenzen des Reiches hinaus einen tiefen Ein druck gemacht. In der hiesigen Diplomatie, welche durch ihre militärischen Vertreter von den Einzel heiten genau unterrichtet ist, bespricht man die auf sächsischem Boden erlebten Vorgänge mit sichtbarer Lebhaftigkeit. Die Ansicht halte sich zu einer Tra dition ausgebildet, daß in den Mitlelstaaten sich ein gewisser Antagonismus gegen das Reich und insbeson dere Preußen nicht nur erhalten, sondern in den letzten Jahren noch an Umfang zugenommen habe, die Ereignisse der letzten Tage haben aber dargethan, daß solche Annahmen keinen Halt haben und daß das Reich bei den Fürsten und der Bevölkerung einen tieferen Grund hat, als bis jetzt geglaubt wurde. Der Kampf in der Parteiprefse hat die fremden Diplomaten zu der Ansicht verleitet, daß das neue politische Gebilde des Reiches möglicher Weise in Gefahr schwebe, jetzt ist man davon gründ lich zurückgekommen. Die Fortschrittler scheinen bei den bevorstehen den preußischen Landtagswahlen hauptsächlich die Nationalliberalen aus ihrem Wahlkreisen ver drängen zu wollen. Die „Nationalliberale Corre- jpondenz schreibt: Die Correspondenz der Fort schrittspartei veröffentlicht eine zweite Liste der fortschrittlichen Candidaturen. Die erste zählte deren 18, die zweite 53. Von diesen 53 Candidaturen bezwecken 25 die Wiederwahl des bisherigen fort schrittlichen Vertreters, nicht weniger als 17 er streben die Verdrängung der bisherigen liberalen, natürlich fast ausnahmslos nalionalliberalen, Ver treter aus ihren alten Wahlkreisen, nur 10 sind gegen bisherige conservative und gar nur eine gegen einen bisherigen ultramontanen Vertreter gerichtet." Oesterreich. In den Festesjubel der Kaisertage in Triest brachte außer der neuen Attentatsaffaire noch ein weiterer, kaum weniger peinlicher Zwischenfall einen grellen Mißklang. Am vergangenen Montag nämlich sollte an Bord des Lloyd-Schiffes „Bere nice" zu Ehren des Kaisers ein Ball stattfinden. Der Ball unterblieb, angeblich wegen schlechten Welters. Der wahre Grund war ein anderer. Einen Tag vor dem Ball, am Sonntag, nahm man ein rapides Sinken des Schiffes wahr. Die technische Untersuchung ergab ein Leck, durch welches Wasser eindrang. Das Schiff wurde reparirt und am Dienstag fand der Ball statt. Es ist natürlich, daß die officiellen Kreise der Lloyd-Gesellschaft über den Vorfall schweigen, der ihrer Wirksamkeit und Sorgfalt noch weniger zur Ehre gereicht, wenn das Schiff von selbst leck wurde, als wenn es von niederträchtiger Attentäters-Hand angebohrt worden wäre. Man versichert aus bester Quelle, daß das Leck in der „Berenice" nicht „zufällig" entstanden sein soll, wie die Lloyd-Directoren behaupten, sondern daß ein ziemlich großes Loch in den Körper des Schiffes gebrochen wurde. Die „Berenice" ist übrigens ein ganz neues Sch'ff, sie machte ihre erste Probefahrt am 31. Juli d. I. und zählte zu den größten Fahrzeugen der Lloyd-Flotte. Aus Triest wird, gemeldet, daß Oberdank einen Selbstmordversuch machte, weshalb er seitdem überwacht wird. Rußland. In Rußland hält man die Lösung der orien talischen Frage für nahe bevorstehend. Wie man sich das denkt, geht aus einer Mittheilung des Kon stantinopler Correspondenten der „Nowoje Wremja" hervor. Dieser sitzt angeblich in der russischen Botschaft am goloenen Horn. Seiner Meinung nach würde die Lösung so zu Ende gehen: Oester reich-Ungarn erhält Bosnien, die Herzegowina, Mace- donien und Thracien mit Constanlinopel; Albanien wird ein unabhängiges Fürstenlhum mit einem italienischen Prinzen an der Spitze. Bulgarien, Ostrumelien, Serbien, Montenegro bilden einen besonderen Staat unter der Herrschaft desjenigen slawischen Balkanfürsten, welcher dieser Ehre am würdigsten erscheint; eventuell wird die Krone dieses südslawischen Staates einem österreichischen Erz herzog angeboten. Dafür tritt Oesterreich-Ungarn seine Provinzen Siebenbürgen und Bukowina an Rumänien ab. So werde sich unter der jüngeren Linie der Hohmzollern ein umfangreiches rumäni sches Königreich bilden, welches sich in der deutschen Einflußsphäre befinde. England bekomme Egypten und Frankreich Syrien. Tunis und Tripolis wür den Provinzen Frankreichs und Italiens werden. Für Rußland bleibe Armenien, während der Archi- pelagus Griechenland zufällt. Die Türken behalten Anatolien und dem Sultan wird anheimgestellt, Koma, Brussa oder Smyrna zu seiner Residenz zu wählen. — Wenn, wie vermuthet wird, der Corre- spondent der „Nowoje Wremja" diesen Plan von Herrn v. Nelidowo erfahren hat, so wird es wohl ein pikanter Scherz gewesen sein, den sich der Ge sandte mit ihm gemacht hat. Doch in jedem Schmerz liegt bekannlich ein Körnchen Ernst. Egypten. Das arabische Journal „El Jawaib" bringt einen Artikel über die Zustände in Egypten, worin dem Khedive empfohlen wird, das Vermögen der Häup ter der Nationalpartei zu confisciren und dasselbe zur Entschädigung Solcher, welche durch Plünderung und Brandstiftungen Verluste erlitten, zu verwenden. Das Blatt hebt hervor, daß die Führer der Erhe bung ungeheuer reich seien und daß ihr Eigenthum zur Deckung aller Schadloshaltungsforderungen hin- reichen würde. Drei englische Regimenter sind am 22. d. früh unter Oberbefehl des Generals Wood nach Da- miette abgegangen, um die Uebergabe des Platzes zu verlangen. Aus dem Muldenthale. -Waldenburg, 23. September. Bei der in dieser Woche seitens des hiesigen Stadtraths vorgenomme nen Wahl eines neuen Rathswachtmeisters soll Herr Wachtmeister Seidel in Lößnitz gewählt wor den sein. *— Infolge des anhaltenden Regenwetters gestern : und heute ist die Mulde wieder dermaßen ange schwollen, daß sie bereits gestern aus ihren Ufern getreten ist; heute Vormittag stand sogar der Schieß anger vollständig unter Wasser. Mit dem heute früh 5 Uhr erfolgten Eintritte der Sonne in das Zeichen der Waage nimmt der Herbst seinen Anfang, der sich allerdings von einer wenig freundlichen Seite zeigt. *— Soeben ist im Verlage von Edm. Stoll in Leipzig erschienen „Weihnachts-Kinderfest," rc. von Friedr. Gündel, Organist und Lehrer in Walden burg, hier bei Hrn. Ed. Hobusch zu haben für 30 Pf. L Heft, im Ganzen billiger. Dieses Büchlein 'enthält Text nnd Noten zur Aufführung eines leicht ausführbaren Kinderconcertes für Stadt- und Land schulen zur Weihnachlszeit und empfiehlt sich beson ders dadurch, daß die Melodien und Bibelstellen meist den Kindern schon bekannt, die Gedichte leicht zu lernen sind. Die Geburtsgeschichle des Herrn Jesu geht in Gedichtsform durch das Ganze hindurch. Das Kinderfest besteht aus 2 Theilen und dauert etwa 1'/- Stunde. — Am 20. und 21. d. fand vor der König!. Prüfungscommission zu Zwickau für einjährig Frei willige die Prüfung der bei derselben angemeldeten 10 Aspiranten statt, deren Resultat jedoch ein sehr ungünstiges war. Drei der Geprüften sind schon wegen der großen Ungenügendheit der gelieferten schriftlichen (insbesondere deutschen) Arbeiten, zwei nach der Hälfte und weitere drei nach dem Schluffe des mündlichen Examens abgewiesen worden, so daß also nur 2 die Prüfung bestanden haben. Außer dem ist jedoch 50 jungen Leuten, welche Befähigungs- zeugniffe höherer Schulen vorgelegt hatten, der Be- rechtigungsschein zum einjährigen Dienst ausgestellt worden. Aus dem SachserrUmve. — In dem von dem Könige Albert- nach dem Schluffe der Manöver an das 12. Armeecorps er lassenen Tagesbefehle wird außer des Königs Zu friedenheit und Anerkennung der Leistungen, welche