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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.07.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19060707021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1906070702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1906070702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-07
- Tag 1906-07-07
-
Monat
1906-07
-
Jahr
1906
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Qüste« - H «8t«o: klarst 4,50. Rr. 184. «Ml: Neueste Drahtbcrichte. Armeeveränder,ingen, Königl. Sachs. Mililärdercinsbund, Vctrngsassäre, Polizeibericht. Reiideiiztheater. Berliner Leben Sonuabenv, 7. Jnli Neueste Drahttttelduttacn vom 6. Jnli. Prcustischcr Landtaa. Berlin. fPriv.-Tel.j Im A b g e o r d n c t e n h a u s e teillc Präsident v. ist roch er das Danktelegraniin des Kaisers und des Kronprinzen aus die Glückwünsche des Hauses anläßlich der Geburt des Prinzen mit. Entgegen früherer Gepsloaenheit des Hauses wurde die Ermächtigung zur Strawersolgnng der Schristsicller Stange und Dornheim in Erfurt und Schotte in Düsseldorf wegen Bclcidiauua des Abgeordiiclnhanies durch einen Zeitungsartikel „Die Psaffeninsel" erteilt. Tie Frei sinnigen und Pvlcn stimmten dagegen. Dann wurde in die Be ratung des vmu Herrcwhanse abacänderten Volkssibuluntcr- haltungsgesetzes cinactreteii. Ein Antrag ocr Polen aus Znrück- »coweilung der Vorlage au eine Koimniffion zur Prüsnna der Frage, ob die ictzige Beratung vcrsassnnqsmäß'ig zulässig sei. da der Antrag Schisser noch nicht Gesetz sei, 'wurde gegen Frei sinnige und Polen abgclehiil. Kiel. Gegen lOffh Uhr vormittags verliest der König non Sachsen das Königliche Schlau und begab sich nnt seinem Gefolge an Bord deS Linienschisses „Wcttiu", dem er einen längeren Besuch abstaltetc. Berlin. lPrio.-Tcl.) DaS Befinden der Kro » vri n- z es ii n und des neugeborenen Prinzen war nach einer anl verbrachten Nacht heule vormittag sehr zufriedenstellend. Tic Kaiserin begab sich auch, heute in früher Morgenstunde ins Marmorpalais, um ihrer Schwiegertochter zur Seite zu stehen. Berli n. Ter Diener der F ü r st i n Wrede, Willy Glase, der der versuchten Erpressung gegen das Fürstenpaar Wrede beschulldigt war, wurde von der 1. Strafkammer des hie sigen Landgerichts zu !> Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt. Ter Staatsanwalt hatte 1 Jahr Ge fängnis und 2 Jahre Ehrverlust beantragt. Plauen i. P. Wie der „Bogst. Anz." meldet, hat sich heute früb gegen 3 Uhr von der 18 Meter hohen König Friedrich August-Brücke die 25jährige Tochter des Tischlers Ullrich hier in die T i es e gcst ü r z t und ist kurz darauf den erlittenen Verletzungen erlegen. Liebeskummer soll die Ursache des Selbstmordes fein. Das Mädchen war am Abend vorher noch Zum Konzert und Tanzvergnügen gewesen. Göttingen. lPriv.-Tel.I Ter Seismograph vcrzcich- nete letzte Nacht fünf starke wellensörmige Erd stöbe, die von Nordosten nach Südwestcn Verliese». Zeitz. Gestern sind sämtliche Z i m m c r a r b e i t c r der Stadt wegen Lohndifferenzen in den A usftand getreten. Forst. Ter Tertiiarveitcr-AuSstand fft beioelegt. Morgen wird die Arbeit allgemein wieder ausgenommen werden. Krefeld. Vormittags wurde der neue Krefelder Nh ein Hasen in Anwesenheit des Ministers Brcitenbach, der Spitzen der Behörden und zahlreichec Ehrengäste feierlich ein geweiht. Ter Eiiiweihnngscilt vollzog sich unter strö mendem Regen. Stadtbaurat Hcntrich hielt die Festrede. Altona. Ter A nar ch i ft Anglist Noscnbcrg , in dessen früherer Wobnung in Seattle im Staate Washinaton nach einer dort vorgcnonuncnen Haussuchung ciiw EinriclMna zur Herstellung von Höllenmaschinen entdeckt worden nnc> der am 1. Mai von Seattle nach Hamburg abgcreist war, ist heute hier verhaftet worden. München. In der vergangenen Nacht gingen über Mün chen und Umgegend s ch w e r c Gcwitt e r mit Wolken- h r u ch und Hagelsclstag nieder, die grössten Schaden anrichteten. Die Ernte ist zum Test vernichtet. Es sind Verkehrsstockungen heroorgeruscn worden. Stuttgart. Vci der heutigen Schl„stabsti»iinung der Abgeordnetenkammer wurde das 'Gesetz betr. die Ver fassungs-Revision mit 65 gegen 23 Stimmen, alio mit der nötigen Zweidrittel-Mchrhcit, angenommen. Damit gilt das Zustandekommen der Verfassungs-Rcvision als ge sichert. Paris. In vielen Gegenden Süd-Frankreichs herrschten gestern überaus heilige Gewitter, welche in de» 'Wäldern, den Sbst- und Weingärten grasten Schaden an richteten. In Toulon wurde ein Gemcuidcralsinitglied in seinem Weinkeller vom stBlitz getötet. Man bcsürchtet, datz das Unwetter auch aus der See Zahlreiche Unfälle hcrvorgerufen hat. London. lPriv.-Tests Nach Meldungen aus Tokio treffen zahlreiche Flüchtlinae aus Wladiwostok in Japan ein. Wladiwostok soll wieder unter der Schreckensherrschaft der Revolutionäre stehen. Ter Pöbel suchte das Gefängnis zu stürmen und die Geiaugenen zu befreie». Wiederholt kam cs z» b!»I:gc» »»d verlustreiche» Strasteiikämvse» zwüche» Kosaken »nd Revolutionäre». Tie Ausstündische» fanden wirksame Verstärkung dnrch u,enternde Truppe». Tie Meuterer und die Ansständffchen setzten sich in den Besitz «mehrerer Artillerie-Ge schütze und beschossen die Kosaken, die grobe Verluste erlitten. Tie Verluste an Menschenleben waren aus beiden Seiten be- deutend. Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Wladiwostok «über Tokio sind 6M Personen wegen Teilnahme an revolutionären Umtrieben in Charbin h ingerichtct wor den. — Ein russischer Tampser der Freiwilligen-Flotte sticst in der PossicI-.Buckt mit einer S t r e uni i n c zu'ammcn und ging unter. Tic Besatzung ertrank. Wertvolle militärische Vor räte gingen zu gründe. Petersburg. Tie Meldung über ein Attentat anfdcn 2 t a d th a u p t in an n von Moskau wird für unbegründet erklärt. K o n st a n 1 i n o p cl. Ter amerikanische Ge schäft s t r ä a c r hat der Pforte voraestern die Erhebung der Gesandtschaft in Konstantinopcl Zur Botschaft notisiziert. Washington. San SaIvador und Guatemala wünschen die vorliegenden Streitpunkte durch einen Schieds spruch der Vereinigten Staaten beigelcgt zu sehen. Beide Staaten senden Bevollmächtigte nach Washington. Oertliches und Sächsisches. Dresden, 6 Full —* Sc. Majestät der König hat anlässlich seines Besuches in Kiel den Prinzen Heinrich von Preußen znm General der Infanterie in der sächsischen Armee und zwar a In sinto des Grenadier-Regiments Sir. 101 ernannt. —* Dem Rittmeister Freiherr,, v. Fritsch im Karabinier- Regiment, koniincmdiert zu Sr. König!. Hoheit dem Grostherzog von Sachscn-Wcimar-Eiscnach ist das Ritterkreuz 1. Klasse des Albrechtsordens verliehen worden. —* Ter König hat den austcrostdentlichen Professor Tr. phil. Wils li zum ordentlichen Professor für Markschcidc- kundc und Geodäsie bei der Bergakademie zu F reib erg ernannt. —* Auf das von den 1866er Veteranen in Meisten an König Friedrich August gerichtete Telegramm ging »och am selben Nachmittag aus Hamburg folgende Antwort ein: „Seine Majestät der König lassen den versammelten Kricgs- vetcranen Allerhöchsiseincn herzlichsten Tank aussprechen. Major von der Decken, Flügeladiutant vom Dienst." Diese Antwort, de» Veteranen im ,-Ratskeller" milgeieilt, ries all gemeine Begeisterung hervor. — * Se. Majestät der Köntg hat den Nachgenanntcn die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen erteilt »nd zwar: des GwstkreuzeS des Grvsthcrzogl. Sachten- Weimarischcn Hausordens der Wachsamkeit oder vom Weistcn Falken: dem diensttuenden Generaladjntaiitcn, Generallentnant v. Altrock: des Kvmturkreuzes desselben Ordens: de» dienst- tuende» Flügeladjutaiite» Mnioren v. d Decken und Eulitz: des Großkreiizes des Herzoglich Sachsen-Eriieslinischen Haus- Ordens : dem diensttuenden Gencraladiutanteu. Generalleutnant v. Altrock: des Kmntnrkrenzcs 2. Klasse desselben Ordens : dem diensttuende» Flngeladnstanten Maior Eulitz; des GrostkreuzeS des Kasteist und König! Lestcneichischen Franz Joseph-Ordens: dem Major z. D. v. Minckwitz. —* Se. Majestät der König bat folgende Personal- Veränderungen inderArmec genehmigt: Die Majore: Frbr v. Seckcndorh-Gudeni, Bat.-Kommandeur im Leib-Gren.-Neg. Nr. 100, wurse vom 1. Juli ab zur Trenstleitlung in das Kriegsmiinsterium kommandiert, -ZI- Bucbcr, aggr. de», 134. Ins.-Reg, als aggr. in das Leib-Gren.-Neg. Nr. 100 versetzt, -H- Ltni. v. Loebe». mit dem Ausscheiden aus der bist,. Onaüat. BelabunaS-Brig. in der Armee und zwar unter Beförderung zmn Oberttnt mit einem Pot. im Lcib-Gren.-Reg. Nr. ioo miederangestellt. —Im Sanitütskorps: Dr. Gracfe, Lberstabsarzt und Garnisonarzt i» Dresden, unterni I. Juli zur Dienstleistung i» das Kriegs»,instterium kommandiert. — -H- Nieder, Militäcanwärler, Unlenahlmciltcr vom Leib-Grcn.-Neg. Nr. 109, „uterin t. Juli als Bürcnudiälar snr den Negistratnrdienst bei dcr Jntend. des 12. Armeekorps cmgrstelll. —' Ans dem Tolkewitzer Friedhöfe wurde vorgestern der in Lüderitz-Bncht verstorbene Leutnant der Schutztrupve Karl Georg stich seldt zur ewigen Ruhe bestattet. In Gegenwart zahlreicher Kameraden des Veistorbencii, unter denen sich Generalleutnant Stadtkommandant v. Schweinitz und Platzmcstor v. Tschirschnitz befanden, hielt die Einiegiiungsrede der Militär-Oberpsarrer Zlchuckc. Das Kadettenkorps war dnrch eine Deputation ver treten. die militärischen Ehre» erwies das 2. Jäger-Bataillon Nr. 13. —* Tie Handelsakademie zu Köwiggrätz in Böhmen traf Nestern unter Führung des Professors Simek zu mehrtägigem Aufenthalte in Dresden ein. In. der Hauptsache gilt der Besuch der Knnstaewerbcaussicllung, sowie auch den Museen und sonstige» Lehenswürdigkeiien. Quartier hat die Reisegesellschaft im Hotel Edelwcist, Wettinerstratze 2. bezogen. —* Ein durch leine Stellung ui weiteren Kreisen bekannter Beamter, der langjährige grjchäfüiche Leiter des Adreß- Eomptoirs und verantwortliche Redakteur für den Anzeigenteil des „Dresdner Anzeigers", Herr Inspektor Sonntag, ist, wie das Amtsblatt mittcilt, am 1. Juli d. I. in den wohl verdienten Ruhestand getreten. Seil 1. Februar 1863 hat er seine Tätigkeit uns Kräfte ausschließlich dem Adreß-Eomptoir gcwidmei und cs durch die mancherlei Stadien der Entwicklung, die die verflossenen vie^ Jahrzehnte für dos Blatt mit sich ge bracht habe», mit ungeteiltem Interesse und steter Sorgfalt- und Umsicht begleitet. Möge dem treuen Beamten ein recht langer und froher Lebensabend beschieocn sein. —* Der heutige kritischeTag, der nach den Prophe zeiungen Falbs des Jüngeren ein solcher mittlerer Stärke -sein toll, zeichnete sich durch reichliche Niederschläge aus. Gegen 8 Uhr vormittags letzte ein heiliger Platzregen ein, der längere Zeit in unverminderter Weise anhiclt und den Schleusen bedeutende Wassermeugcn znsührte. Dazu fegte ein starker Wind die Straßen entlang,' so daß sich :wohre Regenböen^ bildeten und den Verkehr nicht sehr angenehm gestalteten. Schließlich ging stundenlang ein sogen. „Bindsadenrcgen" nieder, der sanft, aber nachdrücklich die feuchten Himmelsaabcn wendete und die ersehnte A b k ü Q u n g in etwas bewirkte. —* Künigst Sächsischer Militärvcreiiisvuod. Das Präsidium des König!. Sächsischen Militärvcreinsbundes hat.zu der morgen, Sonnabend, beginnenden 33. Bundes-Gcneralvcrsammlung dnrch seinen ersten Schristfübrcr, Postsekrctär n. T. Blum, einen vor läufigen Beri ch t a u s d a s Ja b r 1905/06 erstatten lassen. Die Größe des Bundes, welcher die größte Korporation unseres SachscnlandcS ist, kommt in der Mitgliede'rstatistik zum Aus druck, die Ende 1905 1602 Vereine mit 5469 Ehrenmitgliedern und 187 611 außerordentlichen und ordentlichen Mitgliedern nachweist. unter denen sich 3128 Offiziere und im Offiziers range stehende Militärversoncn befinden. Gegenüber dem Vor- fahre ist eine Vermehrung um 11 Vereine mit 116 Ehren mitgliedern und 2637 Mitgliedern eingetrctcn. Von den in. Laust des Jahres ansgeicknedenen Mitgliedern sind 2944 ver storben. 1550 ausgetreten und 1385 ansgeschlossen worven. Unter den verstorbene» BiindeZ-Ebrcnmilglicdern befinden fich der Stagtsminister a. T. v. Rostitz-Wallwitz. Polizeipräsident a. T. - Kunst und Wissenschaft. ck* Rcsidciizthcatcr. Salome, die finster Phantastische, die erhaben Furchtbare, die den Tichtermhm chres Schöpfers an die bleichen Sterne des nachtdnnklen Aethers rühren läßt, ist wieder in die Stadt der göttlichen Sirtina elngezogcn': man sah Oskar Wildes erschütternde Tragödie von der Herodins sündig schöner Tochter gestern abend im Residenztheater. Die Oper von Richard Strauß, obwohl sie der Dichtung innersten Kern nicht trifft, hat dem Drama beste Pivnierdienste geleistet: das Haus war sebr gut besucht, folgte mit sichtlicher Anteilnahme den Vorgängen aus der Bühne und ließ sich sichtlich von dem Farbenrausch des Märchen- gefangen nehmen. Denn ein Märchen ist „Salome", für mich daS ergreifendste, das je ein Moderner für die wcilschichtigen Be dürfnisse des Theaters geschrieben. Es zn bewundern soll mau nicht müde werden. Vielleicht am erstaunlichste» bleibt immer an dem Werke die virtuose Treffsicherheit, mit der da§ Stück Historie in der er drückende» Fülle seiner kolossalen Ereignisse zu einer grandiosen Dich tung umgewertet ist. Kein Evaiigelist übcrtrifst dabei Wilde an ge schichtlicher Eindringlichkeit. Das Kultnrbild, das der Schöpfer des „Dorian Grah" »ach dem mehr nls flüchtigen biblischen Bericht in seiner „Salome" gibt, ist — dagegen vermag kein Bocaviilar veralteter Schnlcisthctik anzukommen — historisch korrekt bis ins kleinste Detail. Vornehmlich das, ivas man gemeiniglich Zeitlolorit nennt, ist dem Dichter durch die verblüffend feine Durchbildung des Episodenwcrkcs. a»S dem die Hauptpersonen der Tragödie in erstaunlicher Kraft der Anschauung herauswachseu. ganz wunderbar geglückt. Es liegt wie ein roter Glanz, wie ein gleißendes Schimmern uni all den Köpfen dieser Träger einer dekadenten Kultur, die aus dem Brachfeld einer sterbenden Welt, während schon die Morgenröte einer neue» Zeit aufdämmcrt, noch einmal aus Blut und Schönheit, Verderben und Süße Blüte» von berückender Pracht, totbringcndcin Duft anssprießen heißt. Tie Charaktere sind nicht minder „echt", außerdem von überraschender Plastik in Haltung »nd Bewegung: HerobeS, der blutschänderische Vierfürst, grausam und lüstern, Hcrodias, seine ränkesvinucnde Gemahlin, schlau und schlecht. Jochanaa», der zornige Provbet und verträumte Künder dcSHcn», umgedcu von dem bimten Ge misch der zänkischen Judcnschnst und der römischen Soldateska, überragt von der glitzernden Bestie, dem königlichen Mädchen. Die letzte Würze gibt der Dichtung aber erst ihre Sprache, in dem Wilde wie nirgends zuvor in seinen Büchern das Wunder des notwendigen Wortes offenbart. Sie erinnert mit ihren gehäuften Superlative» des Ausdrucks, dem ichwülcn Druck, der aus lange Strecken des Dialogs ruht, de» bald abgerissenen, vst nur gcstai» Hielte» und sich wiederholenden, bald prächtig cinherraiischenden Wortfolge» an die frühen Tchöpsnnge» Maeterlincks, nur ist die Diktion der „Salome" leuchtender, reifer, — gesprochener Makart, wenn man so will, aber in der theatralischen Wirkung von be strickendem Glanze. Und das Ganze umgibt, ersonnen von üppigster Phantasie, ein erdrückend blendender, prunkvoller szeinjcher Nabmen, der die historische Rückiviegelnng moderner Dekadenz wie i» bengalischem Lichte zeigt, wohl dazu ungetan, den raffinierten Nervenkitzel, den die dramatischen Vorgänge ans- lösen, noch um ein Beträchtliches zu erhöhen. Doch nicht von dem Werke, zu dessen Größe inan immer aufs neue Stellung zn nehmen verffchrt wird, sollte heule die Rede sei», nur von seiner Darstellung. Herr Direktor L i n se m a n » . der diesmal selbst Spielleiter war, hatte getan, was er konnte. Tie Auffüh rung war sichtlich mit Liebe und Sorgfalt vorbereitet: dafür ge bührt der fleißigen Regie ans alle Fälle Dank. Die dekorative und kostiimellr Ausstattung von gestern abend an der iinserer Hoioper zu »icsscn, die darstellerischen Eiiizellesstiliige» mit denen vergleichen zu wolle», die bei Reinhardt geboten werden, wäre im höchsten Grade unbillig. In ina^nidi et vaiuisso 8at ecu. Von de» Interpreten der Hauptrollen darf diesmal an eistcr Stelle Frl. Carlo genannt werde», die die so migeiiiein komplizierle Partie der Salome mit einem für ihre Jugend liiidAnfäiigerichafl überraschenden Glück und Geschick löste, auch äußerlich ein Rffel»- dcs Bild der verführerische» Prinzessin gab »no die Nolle, vis auf ein leichtes Nachlassen des Organs gegen Schluß hin bei kluger Steigerung durchaus im Sinne des Dichters durchsührte. Neve» dieser Künstlerin interessierten am stärksten Herr Bildt. der mit seinem eindrncksllcie» Jochanaa» ciueu neuen Beweis seiner darstellerischen Wandlungssähigkeit gab. »nd Herr Ebrlc. dessen junger Syrier schon durch den warmblüilge» Ton ^bestach, mit dem er sein wiederholtes „Wie schön ist die Prinzessin Salome heute abend" sprach. Nicht völlig „wilde - gerecht" wa>en der Hervdes des Herrn H ageu und die Herodias von Frl. Alscn. die vor allem ihre Rolle tei l sich nicht sicher beherrschte. I.» Dialog und Zusainmenjvicl gabs bisweilen leichte Stockungen, die hoffentlich bei den zu erwartenden Wiederholungen des Dramas rasch veischwinden werden. Die Ausnahme der Dichtung wie der Darstellung war höchst ehrenvoll: es war ^cui ans- gesprochencr, großer Erfolg. — Vor Wilde spielte man Schnitzler, einen seiner Auatvl Akte, um dessen Belebung („Die Frage an das Schicksal") sich vornehmlich Herr Stritt verdient machte, so daß cs auch dem Satyrspicl nach der Tragödie nicht an freund lichem Applaus fehlte. Vk. Berliner Leben. O. Berlin, 5. Jnii. - Wer sind wob! acacnwärlig die geplagtesten Menschen nt Berlin'? Unsne-na ine Beamten im offiziellen Rei'e- b n r c a n am Potsdamer Bahnhof. Alltäglich müssen sie von 8 bis l llbr ans die vertracktesten und uninöalichstcn Fragen, die ein mit Rciicpläne» beschäftigles Menschenhirn ausd'nken kann, in am,sich vorficschr'ci'ener Knislichkeit Rede und Antwort liehen. Wer darütwr nicht die Geduld verliert, hat keine zu verlieren. Namentlich die edlen Frauen leisten in — mit Verlaub gesagt! — verrückten Fragen daS Höchste, und «S ge hört die ganze Disziplin eines königlich preußischen Beamten vazn, um nicht aus dem Hänschen zu geraten und Eurovens üben.inchlc Höisichkeit mi« einem entschlossenen Ruck von sich zn werfen. De nabt der leider nur unvollkommen trcnncndcn Schranke, hin,er der die zur Auskunft' amtlich verpachteten E'.senbahiicr wie die Opferlämmer stehen, die man zur^chlcicht- bank gesühm bat. eine Jnngsran bedenklich höheren Semestern. Mit cineni kokette» Auaenanffchiag und einer süßen Stimme, gegen die Honig der reine Eisig ist, erzähl! sie zunächst, daß sie in diesem Sommer nach der Schweiz reiseN-wokle. Sie macht eine Knnslpanif. um die Wirkung dicker Eröffnung abzuwartcn. Es erfolgt iiainrlicv uicbts als rin stummes Kopfnicken. Aber nii» offnen sich alle Schiense» ibrcr Beredsamkeit und ein Wirbelwind zahlloser Fragen nmbraust den Kopf des Beamten. Ob inan mit einem Eruazuge wirklich so viel billiger fcchre als sonst, und um wicoicl? Ob er so viel länger »obre, und wieviel? Ob man Venn auch sicher noch Karten daiu bekomme? Wo man
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