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Dresdner Journal : 05.09.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188309057
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18830905
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18830905
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-09
- Tag 1883-09-05
-
Monat
1883-09
-
Jahr
1883
- Titel
- Dresdner Journal : 05.09.1883
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LküLer; L»>m»r«r: <7. §cbü«>ker, ?»r1i >»rU» Lr»»kkurr ». N.- Daut« F Oo.,- FU. Lte»n<r. Verantwortliche Redaction: Oberredaeteur Rudolf Günther in Dresden. Ler»u»Uvdvrr Lvniuk. Lrpeäition Uv« vr««<toer 6ouru»I», Dreien, ^vingeritr»»»« Lo. SV. Äintlicher Lhcil. Se Majestät der König haben Allergnädiqst zu genehmiqen geruht, daß der Aichitrct Wilhelm Barth zu Dresden die ihm von Sr. Majestät dem Könige von Rumänien verliehene Medaille „llvov dloreucki" II. Llasse annehme und trage. -MlllmtUchtr Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 4. September, Nachmit tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Se. königl. Hoheit der Prinz Georg von Sachsen begab Sich heute früh wieder zu den Manövero nach Birsenthal, kehrte gegen 2 Uhr zurück, besichtigte daS neue Panorama der Schlacht von Sedan und besuchte bau» dir HygieueauSstellung, wo Sr. königl. Hoheit auch daS Diurr riunahm. Die Rückkehr nach Dresden findet heute Abend um 8 Uhr Statt. Wien, Montag, 3. September, AbendS. (W. T B.) Der Braud der HolzdepotS in der Rossauer Lände kann erst seit heute Nachmittag alS voll ständig unterdrückt angesehen werden. Sämmtliche in den Depots aufgrspeichrrt gewesenen Holzvor- räthe find vernichtet. In der Seegaffe wurden 2, in der Rossauer Lände 7 Gebäude mehr oder min der hart mitgenommen. DaS Feuer soll durch die Unachtsamkeit eines auf dem Depot beschäftigt ge wesenen Tagelöhners entstanden sein. (Vgl. die Rubrik „Vermischte-".) Wien, Montag, 3. September, AbendS. (Tel. d. Boh.) Heute fand unter Borfitz deS Kaisers eine gemeinsame Ministerconferenz im Beisein der gemeinsamen und der ungarischen Minister Statt, worüber officiöS gemeldet wird: Der Ministerrath stellte die Modalitäten zur Durchführung der Vor schläge der ungarischen Regierung fest. Am Don nerstag publieirt daS ungarische Amtsblatt daS allerhöchste Handschreiben, wodurch Graf Pe- jacsevicS definitiv von der BauuSwürde enthoben und der General der Cavallrrie Baron Rambrrg »um königl. Commiffar in Kroatien mit «eit- gehenden Machtbefugnissen ernannt wird. General v. Ramberg wurde gestern und heute vom Kaiser impfangen, reist Mittwoch AbendS nach Agram r nd übernimmt sofort die Leitung der gesammteu Verwaltung. So lange der königl. Commiffar sungirt, wird die Einberufung deS kroatischen Landtags nicht erfolgen. Der königl. Commiffar übt die DiScipiinargewalt über alle ihm unter- geordneten Organe auS. Die Prinzen v. Orleans haben sich heute nach Gmunden begeben. Die Ursache, warum sie an der heutigen Leichenfeier deS Grafen v. Cham bord in Görz nicht theilgenommen haben, besteht darin, daß sie dem Jnfanten Don CarloS nicht las Recht zugestehrn wollten, alS Chef deS HauseS Bourbon aufzutreten, während die Gräfin v. Chambord in diesem Punkte sich unbeugsam zeigte. Görz, Montag, 3. September, AbendS. (W. T. B) Der Sarg mit der Leiche deS Grafen v. Chambord wurde Nachmittags 5 Uhr vom Kata falk in der Domkirche gehoben und auf den Lei chenwagen gebracht. Der Zug setzte sich daun iu derselben Ordnung wie Vormittags durch die von ter Bevölkerung dicht besetzten Straßen, in denen * Nachdruck verboten. D. Red. Militär und Veteranen Spalier bildeten, in Be wegung vad traf um 6 Uhr bei der Klosterkirche zu Castaguavizza ein. Dort wurde der Sarg zu- nächst auf daS Platran gestellt und daun, nach dem der Kürsterzbisckof vnter Assistenz zahlreicher Geistlicher die Absolution ertheilt hatte, zur Gruft gebracht. Die Kirchrufürsteu, der Vertre ter deS Kaisers von Oesterreich, Oberststallmeister Prinz Emerich zu Thurn nnd Taxis und die übrigen hohen Herrschaften folgten dem Sarge. Görz, DienStag, 4. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Die Royalisten hielten mehrere Lersammlnngen ab und sandten eine Depesche an die royalistischen Pariser Blätter, sowie eine Adresse an den Grafen v. Paris, in welchen beiden Schriftstücken sie den Grafen alS daS Haupt deS Hause» Frankreich anerkennen und ihre An- hänglichkeit an die Monarchie anSdrückeu. An die Gräfin v. Chawbord haben sie dagegen keine Adresse gerichtet. Buda-Pest, DienStag, 4. September. (Tel. d DreSdn. Journ.*) In der vorgestrigen Nacht brachen in Szigetvar antisemitische Unruhen auS, Läden wurden erbrochen und verwüstet Die Ruhestörer find zumeist Handwerksgesellen. Einer derselben wurde vou einem Polizeisoldaten er schossen, 2 andere schwer verwundet, von denen 1 noch gestorben ist. Nachmittags traf eine Schwadron Husaren dort eia, daher weitere Un ruhen nicht stattgefundea haben. Paris, Montag, 3. September, AbendS. (W. T. B.) In der Kirche Saint Germain l'Nuxer- roiS fand heute eine Leichenfeier für den Grafen v. Chawbord Statt, welcher eine große Men schenmenge beiwohnte. Die Feier verlief ohne jeden Zwischenfall. Rach einem Telegramm anS Saigon vom 1. d. M. ist der CapitLv de Champeaur abgereist, um die Gesandtschaft in Hu6 zu installire«, uud wird dort voraussichtlich am S. d. M. eiutreffeu. London, Montag, 3. September, AbendS. (W. T. B.) 3 englische Kriegsschiffe haben Befehl er halten, sofort nach der Sunda-Meereuge abzngrhrn, um die Lage zu prüfen nnd über die durch da» Erdbeben verursachten Veränderungen, soweit die selben die Schifffahrt berühren, Bericht zn er statten. London, DienStag, 4. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Die „TimeS" beschwören Krank- reich, einen Krieg mit China zu vermeiden, da eiw solcher überall die europäischen Interessen berühre» und sehr delikate Kragen aaregev würde, bei deren Lösung England zu Rathe gezogen «erden müßte. Die „TimeS" glauben, China werde sich zufrieden geben, wenn Frankreich weitere Schritte iu Tonkin eiostelle. Einer Meldung von „Revtrr'S Office" auS Hongkong zufolge überschritten 15000 Mann chinesischer Truppen bei Mong Kai die Grenze TovkinS und «arschireu in der Richtung gegen Haidzong, dessen französische Besatzung verstärkt wnrde. Die längs der chinesischen Marschroute wirkende» Missionäre flüchten. Die Chinesen wollen sich bei Whampoa concentrtren und dort KortS errichten. Dublin, DienStag, 4. September. (Tel d. DreSdn. Journ.*) Auf einem Gute unweit New- Roß wurde der Versuch gemacht, 4V Erntearbeiter zn vergiften, weil sie sich geweigert hatten, den Arbeitgeber bei den Ervtearbeiten im Stiche zn * Nachdruck verboten. D. Red. lasse». 2 vou ihnen find gestorben und 36 schwer krank. Alexandrien, Montag, 3. September, Nach- mittags. (W.T.B.) Wie dir „Aegyptische Zeitung" meldet, wird die englische Okkupationsarmee im Laufe d«S Oktober uud November »ahrscheiulich biS auf 3000 Mann vermindert werden. 1 Ba- tailloa soll in Kairo, die übrigen in Alexandrien bleiben. ES werden Vorbereitungen getroffen, um uöchigeufallS 2000 Manu nach dem Sudau zu senden. Dir eaglischra Trupprv «rrdev ihre frührrra Quartiere iu Kairo im Laufe der Woche wieder beziehen. In den letzten 24 Standen biS heute früh 8 Uhr starben in Oberägypten 150 Personen an der Cholera. Dresden, 4. September. Der Rangstreit, welcher an der offenen Gruft de» Grafen v. Lhambord au-gebrochen ist, indem die Gräfin v. Ehambord dem Grafen v. Paris den beim Leichenbegängnisse in Görz verlangten Ehrenplatz verweigerte, hat zur Folge gehabt, daß die Prinzen de» Hause» Orleans der gestrigen Beisetzung-feierlich- keü, an welcher etwa 1200 Franzosen Theil nahmen, nicht beiwohnten. In FrohSdorf rief die Nachricht, daß die Prinzen v. Orleans nicht an der Begräbnis feier Theil nehmen wollten, unter einem Theile der Legitimisten lebhafte Bewegung hervor und verursachte nach Beendigung deS in der Schlohkapelle abgehaltenen TrauergotteSdiensteS eine Kundgebung. Der Graf v. Paris wurde beim Verlassen der Kapelle von einer Gruppe von etwa 150 Legitimisten erwartet, unter denen sich de Mun, de Larocheiacquelin, Larayon- Latour, de la Rochefoucauld - Bisaccia und der Ge neral de Lharette befanden. Es hatte sich daS Ge rücht verbreitet, die Prinzen wollten auf der Stelle nach Paris zurückkehren. Der Herzog de la Roche foucauld uud General Eharelte traten vor und baten den Grafen v. Pari-, nicht abzureisen. Sie erklärten ihm, ihr Wunsch sei e», daß die französischen Prinzen bet der Leichenfeier den ersten Rang einnähmen, und sie versprachen dem Grasen v. Pari-, ihm unter allen Umständen in Görz den Borrang zu geben. Der Graf » Pari» antwortete, er sei durch diese Erklärung tief gerührt, uud dankte für dieselbe, reiste aber trotzdem sofort nach Wien zurück und ließ von dort telegraphisch in Görz die belegten Zimmer und das bestellte Diner aöbrstrllen. Zahlreiche Royalisten wollten sich, wenn der Graf v. Pari» nicht an der Eeremonie Theil nimmt, gleichfalls von derselben sernhalten. Wenn die Pariser republikanischen Journale sich beeilten, in diesem Eonflict den Beweis zu erblicken, daß eS mit der angekündigten Einigkeit der monarchischen Partei be reit» wieder vorbei sei, haben sie sich geirrt; denn die französischen Royalisten aller Schattirungen bil ligen da» Benehmen de» Grafen v. Pari». Sie haben, wie heute der Telegraph au» Görz berichtet, daselbst mehrere Versammlungen abgehalten und schließlich eine Depesche an die royalistischen Pariser Blätter, sowie eine Adresse an den Grafen v. Pari» gesendet, in welchen beiden Schriftstücken sie den Grafen v. Pari» al» da» Haupt de» Hause» Frankreich anerkennen und ihre Anhänglichkeit an die Monarchie au»drücken. Die royalistischen Blätter heben mit großer Genugthuung Lie Thatsache hervor, daß der Kaiser von Oesterreich Lem Grafen v. Pari» nicht nur zuerst einen Besuch im Hotel abgestatlet, sondern denselben bei dem nach folgenden Gegenbesuche auch mit allen nur einem Souverän zukommenden Ehren empsangen habe. Diese Zuvorkommenheit gilt den bezeichneten Organen als ein Act von großer politischer Bedeutung. Der, So le il* ist darüber so hoch erfreut, daß er in seinem neuesten Artikel mit vielem Behagen den Ge danken ausführt, Oesterreich werde mit Freuden ein Bündniß mit Frankeich schließen, wenn diese» nur unter da» Scepter de- Grafen v. Pari- sich begeben wolle. Der Chefredakteur de- genannten Blatter, Herv«, entwickelt übrigen» bereit» den orleanistische Feldzug-plan gegen die Republik behuf» einer Wiederherstellung der Monarchie in Frankeich deutlich genug. Er erklärt rund heraut die VolkS- berufung als Geburtshelferin der herzustellenden Monar chie, und zwar erblickt er zunächst in einer Revision der Eonstitution daS zuverlässigste Mittel, die Republik zum Lande hinaus und die Monarchie an deren Stelle wieder herein zu schaffen. Zur Bewerkstelligung eine» solchen Wechsels hält Hervä daS Vorhandensein einer orleanistischen bezw. monarchischen Sammermehrheit, als Ausfluß künftiger Wahlen, für vollständig aus reichend, um in einem »ä Lao dann einzuberufrnden Eongreß die Monarchie auSzurufen. Für Hervä macht eS nicht den geringsten Zweifel auS, daß, wenn da» Land eine monarchische Mehrheit in die Kammer schicke, der Senat dann von selbst von links- nach recht« ab schwenke, da« heißt, sich für die Monarchie erkläre. Eine solche Berechnung mag wohl ganz richtm fein; nur besteht die große Schwierigkeit ohne Zweifel darin, eine monarchische Kammermehrheit erst zu finden. Doch auch hierin erweist sich Hrrvä voller Zuversicht, indem derselbe meint, e» bedürfe gelegentlich nur eine- günstigen Anstöße-, um bei kommenden Way- len im ganzen Lande eine monarchische Bewegung hervorzurufen. Hervö hält die Sache für entschieden, sobald da- Land durch einige besonder- bedeutsame Einzel wahlen, wie solche im Jahre 1848 zu Gunsten de» Prinzen Loui» Napoleon, de» nachmaligen Kaiser», stattgefunden hätten, feine Absicht, zur Monarchie zurückzukehren, zu erkennen gegeben haben würde; denn an dem Tage, wo eine solche Bewegung, da» Land mit sich fort reißend, einmal in Gang gerathe, könne man getrost sagen: „Die Monarchie ist fertig!" — DaS Journal „FrauyaiS" meint, der Graf v. Pari- habe gegen wärtig nicht nöthig, zu Frankeich zu sprechen. Seine Grundsätze seien bekannt; er erkenne an, daß die Mit wirkung de- Landes zur Wiederherstellung der Mo narchie nothweodig sei. ES fei Sache der Senatoren, Deputirten und der Presse, da- Land über seine Inter essen aufzuklären. Die Verfassung könne einer Re vision unterzogen werden. Wenn der Augenblick ge kommen, werde der Graf v. Pari» bereit sein, den Wünschen de« Lande» ohne Zögern und ohne Schwäche nachzukommen. — Dagegen erfahren die Ausführungen deS „Soleil", in denen der „Volkswille" eine so un verhofft große Rolle spielt, im„Llairon" unverhohlenen Tadel. DaS zuletzt genannte Blatt bestreitet die Richtigkeit der Angabe, daß die Monarchie in Frank reich durch den Volkswillen gestürzt worden sei, und verficht den Satz: sie habe niemals rechtskräftig fort zubestehen aufgehöit, könne daher ohne eine besondere Kundgebung deS VolkSwillenS wieder hergestellt wer- den. Die Rechte deS Hause- der Eapetinger, meint der „Llairon", haben eine ganz andere Grundlage, als daS Votum einer zufälligen Volksmehrheit, und Herv« betrete gefährliche Bahnen, indem er dies zu verkennen scheine. Lagesgeschichtr. Dresden, 4. September. Se. königl. Hoheit der Kronprinz von Portugal hat gestern an einer, im Schandauer Forstbezirk stattgefundenen Hofjagd Theil genommen und Sich heute Vormittag 9 Uhr von hier nach Lhemnitz begeben, um dortige industrielle EtablissemiNtS zu besichtigen. Dresden, 3. September. Der königl. preußische Gesandte Graf v. Dönhoff und der kaiserl. königl. Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. Auf dem Meere. Seenovrlle von Adolf Nork. (Fortsetzung.) Und so verliefen die anfangs endlos scheinenden Tage endlich doch, den 17. April ging'» zurück nach Hongkong, und den 18. stach die „Maury" in See. In der Zeit ihre» Aufenthalt» in Whampoa war auch die „Aldebaran", an deren Bord Otto Buder war, in Hongkong eingelaufen. Während de» kurzen Aufenthalt» aber hatten die beiden Freunde die» Mal noch keine Gelegenheit, sich zu sehen, und nur da» gegenseitige Erkennen ihrer Schiffe gab ihnen ein Zeichen ihre» Vorhandensein». Die Reise begann unter recht ungünstigen Auspicien. Gleich in den ersten Tagen hatten sie einen Taifun, den verheerenden Wirbelwind jener Gegenden, durch zukämpfen, der sie weit von ihrem Tourse abtrieb, und nur der Tüchtigkeit der Mannschaft gelang e», da» Schiff überhaupt zu retten. Erst in der Dämmerung de» 28. April bekam man die Südspitzr Formosa» in Sicht und zualrich, obwohl ziemlich entfernt, eine Bark. Um zu erfahren, ob e» ern Schiff sei, mit dem man zusammen Hongkong ver- lassen, beschloß man zu fignalifiren. Jan wurde zum Flaggenhissen commandirt. Pe tersen, mit dem schärfsten Glase bewaffnet, lugte nach dem weißen Mitsegler au», und schon geraume Zeit war die Nationalflagge aufgehißt, aber noch erfolgte keine Antwort. Indessen näherten sich die Barken mehr und mehr, aber die Dämmerung nahm in eben dem Maße zu und da» Unbestimmte der Form blieb daSfelbe. Schon glaubte Petersen kein bekannte» Schiff zu erkennen, da» sich ja auch feinerseit» für sie interessirt haben würde, und wollte daher da» Signalisiren auf geben. Jetzt aber gewahrte er die Nationalflagge au der Gaffel derselben, und seine Bermuthung bestä tigte sich. Der M.tsegler war ein Siamese. Eine weiße, siamesische Bark! Hätten die Signalflaggen nicht bereit gelegen, wäre e» wohl kaum zu einer weitern Verständigung gekommen, so aber war die Neugierde angeregt und auch wohl Jan zu Liebe, dessen fieberhafte Aufregung nur zu deutlich zu erkennen war, gab Petersen weitere Befehle dazu. Der Name „Maurh" wurde aufgezogen. Er mußte umständlich drüben zu lesen sein, denn e» währte lange, ehe man Antwort erhielt. Endlich kam eine Flagge zum Vorschein. „Sieben!" rief Eapitän Petersen. „Sieben", antwortete der Steuermann und schlug die betreffende Tausend in dem Signalbuch auf. „Neun", ertönte es wieder. „Neun, drei, ein»." — „Siebentausend neunhundert einunddreißig" Jan folgte dem Finger de» Steuermaune«, der die Ziffer suchte, mit Folterqualen. „Die Foo-chaw ow!" meldete der Steuermann. Die Foo-chaw-ow! Jan'« Augen schienen die vorgeschrittene Dunkel- heit durchbohren zu wollen. — Da« war also die H'ißersehnte! Allein schon war e« dem bewaffneten Auge de» Eapitän» unmöglich, irgend welche Detail- zu er kennen. Da- Signalisiren mußte aufgegeben werden. Jan konnte nicht mehr sehen, als eben die Umrisse eines Schiffes. Irgendwelche Gewißheü sich jetzt zu verschaffen, lag im Bereiche der Unmöglichkeit. Doch genug, eS war Li« Foo-chaw-ow. Mit ihnen auf gleicher Höhe, ver- muthlich durch den heftigen Orcan ihres Vorsprung- beraubt, war die sichere Hoffnung vorhanden, daß man in ziemlich gleicher Zelt New-Schwang erreichen mußte. Dort also sollten alle Zweifel schwinden! Während deS Signalisiren- aber war e- unbemerkt geblieben, daß der Wind gänzlich tingeschlafen und jetzt leichte Stöße au- der entgegengesetzten Richtung ein- setzten. Der Nordost-Monsun stritt noch einmal um die Herrschaft, und die „Maury" mußte laviren. Schon kurze Zeit nach dem ersten Wenden zeigte sich eine Bark in nächster Nähe, allem Anscheine nach Lie Abends gesehene „Foo-chaw-ow". Bi- Morgen» vier Uhr hatte man fünf Mal ge wendet und jede» Mal eine halbe Stunde später war die Bark erschienen. Um fünf Uhr brach der Tag an. Zn eb«. derselben Stunde sollte man wieder wenden. Jan hcue zwar von 4 br» 7 Uhr Freiwache, na türlich aber hielt ihu die Aufregung wach, und wirk- lich 20 Minuten nach 5 Uhr zeigte sich die Bark am Horizonte, jedoch in genauer Linie mit der ausgehen den Sonne, die dergestalt blendete, daß ein Erkennen der beiden gegeneinander segelnden Schiffe erst nach geraumer Zeit möglich war. Jan'S Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Allein getheilter Schmerz »st halber Schmerz, und diesen nur konnte Jan fühlen, indem er sah, daß Juli an seiner Seite gleiche Theilnahme sür die kommenden Ereignisse zeigte. Jetzt traten d»e Schiffe au» der Blendung und befanden sich gerade gegenüber. Aber der Gegensegler war schwarz und — die „Aldebaran"! Die „Foo-chaw-ow" hatte während der Nacht an- dern Tour» genommen. Die Enttäuschung war überwältigend, so daß die „Aldebaran" längst vorüber war, ehe Jan auf den Gedanken kam, daß auch sein Freund O'to Buder an ihm vorübergesegelt sei, und em mündlicher Gruß nicht unmöglich gewesen wäre. Aber in dem Maße, wie da» Mißgeschick Jan'» stieg, schien sich da- der „Maury" zu vermindern, in dem der Wind mehr und mehr luvte und endlich ge stattete, Tour- zu halten. Aber noch vor der Mündung de- Lian-Ho, an welchem Flusse New-Schwang liegt, setzte ei» wüthender Nordsturm «in, begleitet von einem un durchdringlichen Nebel. Elf Tage mußte die „Maury" vor beiden Ankern liegend hier geduldig au-harren, und erst nach dieser Zeit wagte ein Lootsenboot sich ihnen zu nahen und seine Insassen dem Dienst de» Schiffl- zu überlassen.
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