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Dresdner Journal : 05.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187908059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790805
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-08
- Tag 1879-08-05
-
Monat
1879-08
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 05.08.1879
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^178 Dtenitaq, de« 5. Auqust. I87S. f 6«.äeut»cke° ^Skrliek: . IS l keick«, tritt ?o»t- aoä jt ^riiek: « öturk KO ? . g^oa^lrusckl^g Kiuru. Liuruto«Uuiow«ru: lü?k. 1 lururuteoprelrer k^lr äeu Kuiu» «iu«r ^»puitvi.t-u ketitrsitv 20 ?s. vu«r „Lius«»»u6t" äi« Letts KO kk. Lr,ek«lu«ar Utgliok mit ituroukms 6«r 8ouu- uu<i keierU^e Xkso<1» kilr <l«u solgeorisu Hz. ArrMn Äumal. Verantwortlicher Redacteur: Hoftath I. G. Hartmann in Dresden. Io«er»tko»»»»k»« »aiM««», l^ipttg: H Lra»xt«tettrr, LomwirniouLr 6s» Orvrcluer ^ourusl»; SEdur» - >«rUu Vl«u Lstprt^ - >»»«! - »rrukturt M.; Aaa,en»tein L ^o-ter, L«rlio V>,».S»md»r^ ?r»^-L«tp»i^ krrukturr ». H. Nüved«»: /tuei A/o«e, SsrUu:§.^vrniet, /nra/!ei?«icia»X, »r,w,u: F Lckivtte, Sr»,I»o: L ÄauAen'« Lürvuu; vdrmoil,: Fr ^o> At , ^rrukturt ». H.: L ^««Ar^seke u. t). //«rrmaun »oke Vuokk«o61uo^; ÜörUtr: «/. ^/ü//er, Sruusrrrr 6. §ckü«K/rr,' k»rt» IirUu-Lrruktorl ». N-Stottmert: Da«te L t/'o.,' Lrwdurx: F LieuciA«», <8t«u«r. Hersusxederr 8SuieI. Lrpeäitiou äe, vresäoer ^ouruul», Drexleo, Lviuger»trse»e Ho. »0. Amtlicher Theil. Dretde«, 30. Juli. Se. Majestät der König hat dem Lehrer und Organisten Johann Gottfried Rö diger in Pul-nitz da» AlbrechtSkeuz allergnädigst zu verleihen geruht. Dretde«, 1. August. Se. Königliche Majestät hat dem Borslande de» GerichtSamtS Stolpen, Amts richter August Gottlob Dreßler, das Ritterkreuz I.Clafse vom AlbrechtSorden zu verleihen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. U e b i r I i ch«. Lelegraphisch« Nachrichten. raaetgeschichte. (Dresden. Berlin. Bonn. München. Schwerin. Tepl'tz. Buda-Pest. Versailles. Genua. London. Siew. New-Uork.) Zur Orientsrage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinrialaachrichtev. (Leipzig. Chemnitz. Roßwein. Naundorf. Zittau.) Gerichtsverhandlungen. (Borna.) Statistik und volkSwirthschast. Keuilleton. Lagetkaleuder. Börsevvachrichtev. Lelegraphtsche Witterungsberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Raney, Sonntag, 3. August, AbendS. (W. T. B.) Die feierliche Enthüllung deS Standbildes Thiers' hat heute unter sehr großer Theilnahme der Bevölkerung stattgefunden. 5 Mitglieder deS Ministeriums und viele parlamentarische Notabili- täten »ohnte» der Feierlichkeit bei. JuleS Timon kennzeichnete in seiner Gedenkrede den Ruhm ThierS' alS Geschichtsschreiber und Staatsmann. Der Festredner sagte: ThierS fei stets ein unwandelbarer Verthcidiger der Freiheit gewesen. Wenn eS sich um feine Ueberzeu- aung handelte, so habe er eS verstanden, auf feine Popularität zu verzichten und feiner eigenen Partei die Spitze zu bieten. Diefe edle und kluge Festigkeit feiner Ueberzeugung habe ihn zu einem großen Manne gemacht. Er habe den Krieg zu verhindern gefucht; während de- Krieges habe er sich bei Europa für Frankreich verwandt. Als er zur Macht gelangt fei, habe er drei große Kämpfe zu bestehen gehabt: gegen die Commune, gegen den Feind und gegen die Na- tionalverfammlung. ThierS habe Frankreich die größten Dienste geleistet; auch in feiner Zurückgezogen heit fei er Frankreichs Führer und Frankreichs Hoff nung gewefen. Er habe den Sieg der Republik vorausgesagt; er habe Recht behalten vermöge deS all gemeinen Stimmrechts und vermöge der Haltung deS Parlamentes. Frankreich fei gerettet; eS besitze für immer das allgemeine Stimmrecht, eine republikanifche Regierung und die Freiheit zu denken, zu lehren und zu schreiben. Die Republik habe den Kampf, in dem sie ihre Feinde besiegen mußte, hinter sich, um in eine Periode der Macht einzutreten, wo sie diese Feinde beruhigen und an sich ziehen müßte. Die Revolution deS Jahre- 1870 finde ihre definitive Form; diese sei die konservative und die liberale Republik, wie sie ThierS gewollt und geschaffen habe. Rach JuleS Simon hielt der Minister deS Innern, Lepdre, eine längere Rede. Der Minister erklärte, daß die Regierung anwesend sei, um eine glänzende Huldigung Demjenigen darzu bringen, welcher den ruhmreichen Titel eine- „Befreiers de» Lander" verdiene. In einem Rückblicke auf die Thätigkeit ThierS' wieS Lepere darauf hin, wie ThierS eS verstanden habe, das Land so rasch zu befreien, trotz der Schwierigkeiten, welche unübersteiglick erschienen. Das Land befand sich damals in einem Bürgerkriege, die StaatSfinanzen waren erschöpft, Requisitionen be lasteten die Bürger. Die Festungen waren entweder genommen, oder geschleift, die Armee gefangen und die Nationalversammlung gespalten. Thiers gab Allen den Muth wieder, er entdeckte Hilfsquellen und schuf schließlich eine Regierung des Landes durch das Land, die er in einer parlamentarisch-konstitutionellen Monarchie ge sunden zu haben glaubte, ähnlich der englischen, trotz der Verschiedenheit der politischen und der socialen Gebräuche beider Länder. ThierS hatte 8 Regierungen stürzen sehen; er kam dahin, die Republik anzuerkennen, welche die Revolution krönte und welche für Frankreich fortan die einzig mögliche Regierungsform war. Der Redner erinnert an DaS, was ThierS durch seinen Rath und seine Klugheit gethan habe, um die Republik zu be festigen. Die Regierung habe beschlossen, den hohen Ideen ThierS in der konservativen Republik treu zu bleiben, indem sie das Volk aufkläre, den Unterricht und die Arbeit in jeder Weise unterstütze und mit den chimärischen Utopien abbreche. Die Regierung wolle alle Freiheiten achten, alle legitimen Interessen be schützen, sie wolle eine Schützen» der Rechte des Staates und der socialen Errungenschaften der fran zösischen Revolution sein, sowie eine Schätzerin der nationalen Traditionen und der gerechten Einflusses, den Frankreich in Europa und in der Welt besitze. London, Sonntag, 3. August, Nachmittag». (Corr.-Bur.) Rach Berichten aus Tilistria ist die Räumung Bulgariens vollkommen bewerk stelligt. London, Sonntag, 3. August, Abends. (W. T. B.) Nach Meldungen auS dem Caplande vom 15. Juli verbrannte Generalmajor Crealock Undine und Magwere. Mehrere bedeutende Häupt linge haben sich ergeben. Die 1. Division deS Generals Newtegate kehrt nach Ufoko zurück. ES wird in dieser Jahreszeit kein Bormarsch mehr erwartet. Die TranSportschwierigkeiten nehmen zu. Ekowe soll wieder besetzt werden. Dir Frei willigen find beordert worden, den Rückzug deS König» Cetewayo abzuschneiden. New Aork, Sonntag, 3. August. (W. T B.) Nach Meldungen au» Memphis find alle Land- und Wafferverbivdungrn mit Memphis gesperrt. Die Zahl der in der letzten Woche am gelbe« Fieber Gestorbenen beträgt 26. Tagesgeschichte. Dresden, 4. August. Vom Reichs-Gesetzblatt sind heute das 30. und 31. Stück vom Jahre 1879 hier eingetroffen. Das 30. Stück enthält lediglich Nr. 1327) Gesetz vom 21. Juli d. I., die Anfechtung von Rechtshandlungen eine- Schuldners außerhalb des ConcurSverfahrenS betreffend. — Das 31. Stück ent hält: Nr. 1328) Verordnung vom 23. Juli d. I. über den Termin für Ausführung des Gesetzes vom 4. Juli d. I., die Verfassung und Verwaltung Elsaß-Loth ringens betreffend; Nr. 1329) Verordnung vom 23. Juli d. I., die Uebertragung landesherrlicher Befug nisse auf den Statthalter in Elsaß - Lothringen be treffend. * Berlin, 3. August. Se. Majestät der Kaiser wird, den getroffenen Bestimmungen zufolge, bis zum 12. d. M. einschließlich in Gastein bleiben und dann auf Schloß Babelsberg bis zur Reise zu den Kaiser- manövern in Preußen und Pommern residiren. Die Ankunft des Kaisers von Oesterreich in Gastein wird am 10. d. erwartet. Kaiser Wilhelm ist infolge der regelmäßigen Bäder sichtlich gekräftigt und bewegt sich täglich rüstiger. — Die Kaiserin besuchte am 31. vor. M. von Krauchenwies aus Ihre Majestäten den König und die Königin von Württemberg in Fried richshafen. In den nächsten Tagen beabsichtigt Ihre Majestät einen kurzen Ausflug in die Schweiz zu machen und Mitte d M. in Schloß Babelsberg ein zutreffen. — Die vom Telegraphen signalisirte Ver ordnung, betreffend die Uebertragung landesherr licher Befugnisse auf den Statthalter in Elsaß- Lothringen, ist aus Gastein vom 23. Juli datirt. Zu den Befugnissen deS Statthalter- Generalfeldmar schalls Frhrn. v. Manteuffel gehören u. A.: die An ordnung der Wahlen zu den Bezirks- und Kreistagen, sowie deren Eröffnung und Schließung, die Suspension und Vernichtung der Beschlüsse der Bezirks- und Kreis tage, die Feststellung der HauShaltsetatS der Bezirke, die Auflösung der Kreistage und der Gemeinderäthe, die Genehmigung zur Aufnahme von Anleihen feiten der Bezirke und Gemeinden, zur Errichtung gemein nütziger Anstalten und Gesellschaften, zur Abgrenzung der Kreis-, Gemeinde- und Pfarrbezirke, die Befugniß zum Erlaß von Geldstrafen, die auf richterlichem oder administrativem Wege verhängt wurden, da- Recht zur Ertheilung der Rehabilitationen, zum Erlaß von Steuern und Gefällen, die Ernennung und Abberufung der Bürgermeister und Beigeordneten, die Genehmigung der von den katholischen Bischöfen vorgenommenen Er nennungen zu geistlichen Aemtern, die Bestätigung der Ernennung und Abberufung der protestantischen Pfarrer, die Bestätigung der Wahlen zu anderen geistlichen Aemtern, auch zu denen des israelitischen CultuS. Alle diese Befugnisse, welche dem Statthalter unleugbar eine sehr bedeutsame Stellung schaffen, sind stricte an die Person deS Frhrn. v. Manteuffel geknüpft; ist derselbe an ihrer Ausübung behindert, so sind in den auf- gesührten Angelegenheiten die Entschließungen des Kaisers einzuholen. — Der neue UnterstaatSsecretär Starke im Ministerium deS Innern ist an Stelle des zum Finanzminister ernannten frühem Unter- staatssecretärS Bitter zum Vorsitzenden der ReichS- beschwerdecommission ernannt worden. — Das amt liche Erdebniß der am 30. v. M. im 4. Erfurter Wahlkreise stattgehabten ReichstagSwahl ist folgendes: Abgegeben wurden im Ganzen 9398 Stimmen; hier von erhielt Staatsminister vr. Lucius (freiconser- vativ) 5051, Rechtsanwalt Träger (Fortschritt) 2267, Kapell (Socialdemokrat) 1648 Stimmen. Der Erstere ist somit gewählt. Bet der Wahl im vorigen Jahre erhielt t)r. LuciuS 11219 Stimmen, Or. Älndthorst- Meppen 625, Rechtsanwalt Träger 267 und Kapell 1856. Der StaatSminister für Landwirthschaft, Do mänen und Forsten, I)r. LuciuS, hat soeben einen längeren Urlaub angetreten und ist nach England abgereist. * Bonn, 2. August. Nachdem die CorpS der hie sigen Studentenschaft vorgestern zu Ehren deS von hier scheidenden Prinzen Wilhelm von Preußen, des ältesten Sohnes deS Kronprinzen, einen festlichen Ab- schiedScommerS veranstaltet hatten, empfing Se. königl. Hoheit heute Nachmittag die Professoren der Universi tät, welche seine Lehrer gewesen waren, und richtete an dieselben eine Ansprache, in welcher er seinen Dank ausdrückte. Sodann vertheilte der Prinz an die Pro- sessorru die ihnen von Sr. Majestät dem Kaiser ver liehenen Dekorationen und Auszeichnungen. München, 2. August. (A. Z.) In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten referirte Abg. Stenglein über den Nachtrag zum AuSführungS- gesetz für die ReichSstrasprocebordnung, welche- DiS- ciplinarstrafbestimmungen enthält; derselbe wird ohne Debatte einstimmig angenommen, ebenso der Gesetz entwurf bezüglich der Erbschaftssteuer, über welchen Abg. Kopp referirt. Hierauf findet die Fortsetzung der Debatte über das Gesetz, betreffend den Bau neuer Eisenbabnen, Statt, und zwar zunächst über den An trag Fischer's zu Art. 1, betreffend eine Bahn von Kempten an die VilS, und den Antrag von Völk und Jörg, welcher Unterhandlungen mit Oesterreich über die Ausführung der Fernbahn anregt. Nachdem die Antragsteller gesprochen, äußerte StaatSminister v. Pfretzschner sich dahin, daß die bisherigen Unter handlungen ein negatives Resultat gehabt haben, und daß wohl auch zukünftig, da eine österreichisch« Arl- bahn in Aussicht stehe, keine Verständigung zu erzielen sein werde. Der Antrag Fischer's wird angenommen. Ueber den Antrag Völk'S erfolgt die Abstimmung erst am Schluffe der Debatte. In Art. 1 wird noch ein gestellt ein Anttag Hermann'» einer Bahnlinie Weiden- Vohenstrauß-WaidhauS nach Pilsen. Abgelehnt wird der Antrag Höfer's, betreffend eine Linie Bamberg durch den Steigerwald nach Kitzingen, ebenso ein An ttag Sencsttey'S bezüglich einer Bahn BerchteSgaden- Schellenberg-Salzburg. Bei der Abstimmung über den ganzen Art. 1 wird derselbe mit 80 gegen 45 Stim men angenommen. Die nächste Sitzuna findet am Montag Statt. Auf der Tagesordnung steht der Ge setzentwurf über das Gebührenwesen. — Die Abberufung des päpstlichen Nuntiu», Msgr. Masel la, ist, wie der „ Bayer. Cour." vernimmt, nun mehr officiell in München angemeldet. Derselbe wird in circa 14 Tagen München verlassen und sich zunächst nach Rom begeben. Msgr. Masella war im Juni 1877 zur Uebernahme der Nuntiatur in München ein getroffen. Schwerin, 2. August. Nachdem gestern früh die Leiche des in Heidelberg verstorbenen Herzogs Wil helm von Mecklenburg-Schwerin hier eingetroffen war, wurde dieselbe in der Schloßkirche ausgestellt, wo sie bis zur Beisetzung blieb. Gestern Abend um 7 Uhr begann in der Schloßkirche der TrauergotteSdienst. An demselben betheiligten sich der Großherzog, die Frau Großherzogin, die Großherzogin-Mutter, der Erbgroßherzog von Mecklenburg - Strelitz und die Herzöge Paul Friedrich und Johann Albrecht. An fürstlichen und anderen hohen Personen trafen, wie man der „Post" schreibt, zur Beisetzung hier ein: der Prinz Karl von Preußen, im Auftrage Sr. Ma jestät deS Kaisers, die Frau Herzogin Wilhelm, die Gemahlin de» Verstorbenen, mit Prinzessin - Tochter Charlotte, der Reisemarschall v Steuber, in Vertretung der Großherzogin-Mutter von Mecklenburg - Strelitz, Hauptmann v. Pfulstein, in Vertretung d«S deutschen Kronprinzen, Prinz Moritz von Sachsen-Altenburg, Prinz Günther von Schwarzburg rc. rc. Auch Deputationen deS 11. Ulanenregiments, sowie deS 6. Kürassierregl- mentS waren zur Theilnahme an den BeisetzungSfeier- lichkeiten hier angekommen. Die feierliche Beisetzung der Leiche deS Herzogs fand heute Nachmittag unter großer Theilnahme deS PublicumS Statt. Nach Be endigung deS Trauergottesdienstes hoben Offiziere den Sarg auf, trugen chn durch die Kirche und setzten ihn auf den berritstehenden Leichenwagen. Hierauf setzte sich der Zug in Bewegung. Auf dem Alten Garten hatte das gesammte Militär Aufstellung genommen mit seinen Fahnen und Standarten und den Regi- mentslapellen. Als der Zug auS dem Hauptportale deS Schlosses hervorkam und die Schloßbrücke passirt hatte, spielten die Militärkapellen den Choral „Jesu» Feuilleton. Siedigirt von Otto Banck. Karl V. Einzug in Antwerpen. (Ausgestellt im KunfwerrinSlocal.) Makart'» frühere Gemälde, die zum Theil hier in Dre»den ausgestellt waren und von denen ich andere in anderen Städten sah, waren alle dazu angethan, dem sensationellen Aufsehen, welche» sie al» ein krank- hafte» Zeitsymptom begleitete, eine entschiedene Polemik wachzurufen. Man hatte die Pflicht, sich mit Eifer im Namen de» guten Geschmackes gegen die üppigen, leichtfertigen Triumphe einer Richtung zu erklären, die gleich von Anfang an rückfichtSloS über dir urenngen Anforderungen und ästhetischen Gesetze der wahren Kunst hinweg und dem manierirtrn Virtuosenthum ent- gegensührte. E» ereignete sich diese Felonie eine» glänzend au»gestatteten Talente» gegen da» Ideal ae- rade in einer Zeit, wo sie doppelt schrecklich wirkte, denn man war gerade auf der Höhe jene» übermüthi- gen Luxu» und brutalen Materiali»mu» angelangt, welcker mit seinen rohen Sinnen stet» bereit ist, die Musen und Grazien und da» ewig Weibliche zum Bor- theil anderer sehr fragwürdiger Gestalten zu verhöhnen, den Stil mit pedantischer Willkür zu verwechseln und dem schönen Schein, der un» die Zügellosigkeit unter der Ma»te der Freiheit daherbringt, Thür und Thor zu öffnen. An dem herrschenden Geschmack der Geldaristokratie konnte Makart kaum noch etwa» verderben, ab« seine Wirkungen auf zahlreiche Kunstjünger waren geradezu furchtbar. Sie veranlaßten bei vielen Begabten ein Aufgeben aller gesunden, strengen Studien und ver längern das qualvolle Dahinsterben arroganter Halb talente, die dabei zur Pein ihrer Mitmenschen die mißverstandenen Forcen des fremden Meister- durch stupide Nachahmung m ihrem schädlichen Genre ver vielfältigen. Die- und noch viele- Hierhergehörige ist schmerz lich wahr und wird eS bleiben. Aber Makart selbst hat indessen trotz seiner Ver wöhnung von urtheil-losen Zeitgenoffen oder von entbusia-mu-betrunkenen Verehrern bewiesen, daß er persönlich durchaus so krank nicht ist, als seine frei willigen Jünger und die mit und ohne Schuld wahr- heitsälschenden Legionen der Presse, die vor seinem SlegeSwagen am Narrenseile daher tanzen. Der Einzug Karl'S in Antwerpen ist Makart - größte That und bekundet eine außerordentliche Ver tiefung, ein besonnenes Reiswerden seines eminenten, sich in der Technik deS Colorit» bi» zur Genialität erhebenden Talente». E» ändert an dieser Anerken nung nichts, daß jene- Colorit seinem Pinsel niemals entquellen könnte, hätten e» nicht bereit- lange, lange vor ihm die Benetianer und zwar specialisirend durch die Schule de» wunderbaren Veroneser» geschaffen, ja mit einer Pracht und sublimen Kraft de» FardenstilS ge schaffen, gegen deren Gediegenheit, technische Vollendung und sogar blühende Friscke die MakaN'fch« Repro duktion freilich noch hoffnunaslo» weit zurücksteht. Aber dennoch: E» hatten Viele schon diese Reproduktion versucht, und Keinem gelang e», war er auch inhaltlich strenger und geschmack-kundiger, so kühn und glücklich rn die Fülle der Erscheinungen zu greifen, inmitten aller Ungezogenheiten deS Eigenwillen-, der Unschön heit, ja der antirealistischen Lüge mit so souveräner Gewalt über die Mittel der Palette zu gebieten, als dies Makart gethan hat. Man muß so gerecht sein, den Meister mit sich selbst zu vergleichen und nicht mit der Norm, die er erfüllen sollte, die Andere vor ihm erfüllten und die er niemals erreichen kann. Bei solchem Vergleich zeigt sich, daß der Künstler hier zwar kein echtes, die Aufgabe und ihre locale Wesenheit erschüpsendes Historienbild, wohl aber ein Gemälde geschaffen hat, das, al- Bild überhaupt be trachtet, in seiner Art einzig und unvergleichlich mit den Erzeugnissen der Zeitgenossen ist. Denken wir un-, daß irgend ein anderer Meister dasselbe Thema gewählt hätte, so würde er eS viel leicht sachlich correcter behandelt haben; in Bezug auf sein voraussichtliches Bild aber steigt Makart - Resul tat so schwindelnd empor, daß diese- Factum selbst dem gewissenhaften Rigon-mu» den Blick für Reich thum und Mächtigkeit dieser Schöpfung schärfen muß. Selbst der im gerechten Unmuth gegen die früheren und nur zum Theil vermiedenen Verirrungen de» launenhaften Meister- Befangene wird leicht genug wahrnehmen, daß Makart hier zwar abermal- wesent- lich eine ergreifende Farbenfymphonie gab, daß dieselbe aber insofern glücklicher ist, al« ihr ein faßliche» Grundthema, rin gedanklicher Schmuck der Melodik keine-weg- fehlen, ;a daß e» sich hier um eine Dar stellung handelt, in welcher die Rechte der Zeichen kunst würdiger, die Gesetze der Mäßigung solider, die Reize der Sinnenwelt, mit welcher e- die Malerei in idealer Klärung zu thun haben darf und soll, gra ¬ ziöser vertreten sind, al» in all' seinen bisherigen Bildern. Wir kommen nun zur Frage der GeschichtSauf- sassung und zu dem sich gegen den Meister daran knüpfenden Vorwurf. Er wird ihn nicht hinwegspotten können, doch er siegte statt dessen auf anderem Wege. Otto Banck. (Schluß folgt.) * Die OlympiaauSstellung in Berlin ist ge schlossen worden. Man beginnt jetzt die vom Herbst 1878 bis Sommer 1879 gefundenen Sculpturen, deren Formen in der Gyp-formerei d«S königl. Museum» auSgegossen worden sind, auszustellen. Man darf hoffen, im September die Ausstellung wesentlich ver vollständigt und bereichert wieder eröffnen zu können. Der vierte Band der „Ausgrabungen von Olympia" erscheint jetzt in doppelter Ausgabe bei E. Wa-muth in Berlin. Der fünfte Band ist in Arbeit. Der Grund- riß de« ganzen Tempelraum« hat jetzt schon in an nähernder Vollständigkeit gezeichnet werden können * In der am 2. Juli stattgehabten Sitzung der naturwissenschaftlichen Sectio« der schlesischen Ge sellschaft für vaterländische Cultur berichtete Professor 1)r. O. E. Meyer über photometrisch« Be obachtungen , welch« er, veranlaßt durch Profrssor Herm. Cohn « Untersuchungen über die FarbkMtyichar'c bei verschiedener Beleuchtung, in der Absicht angestellt hatte, „die relative Helligkeit der Farben im Sonnen lichte, im Gaslichte und ,m elektrischen Lichte zu «essen." Diese Messungen sind mit einem Bierordt'fchea Spec- troskope mit Doppelspalt autgesührt worden; ei« solches
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