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Sonnabend, 2». Februar 1»2S Gegründet 18S8 vrabtantLrit«: St«chri»te» De»»»«« Ferntvrechrr-Sammelnummer: 2S SN1 Nur tür NaLloeivrüL«: 20 011 H-»,„«,L.ttzii»sl>ikr A>" d>« r». Februar l«r» de, >üa>. «weimaliaer Nustelluna tr„ Lau» i.tk> Mk. vEAllgS ^DcvUl)l Poftberuarvrets tür Mona> Februar » Mark obue Poft»ukelluna»-ebIU>r. - --«ve« ' St»»eln»«»«r lv «vkennt, Sie Änitzaen werben na» Goldmark berechne« Oie «inwaltia» «i nun breit» stln,oir»on»^siroist>- s^ik u> Pta., kür auswärts 40 Pta. Familienanreiaen und Siellenaeluche okne Rabatt «d Pta., aibkrrbalk >«> Pta-, die so mm breite Reklame-ell« «ni Pta., aukerbalb 250 Pia kttterienaeblidr wPta. A»»w. XuttrSae aeaen Borausberakla. SLrittleltuna und Lauvta«tLStt»I>eIle, Marienklraße SS »2 Dru» u. Derlaa von tttevts» » «etMardt in Dresden Postlcheck-Konto 1OSS Dresden Nachdruch nur m» beutlicher Ouellenanaade «.Dresdner Nachr.'« nilcillia. Unverlana«» Schrittstücke werden mch> auibewabrt. Rust Muffolini den Wiener Gesandten ab? Aman Nllah Lr.-Zng. h. c. - Abschluß der offiziellen Veranstaltungen durch eine Galaoper. Als Antwort aus die Tirol-Kundgebung. Rom. 24. Jebruar. (Agenzia Stefani.) Elie Sonderausgabe de» „Giornale d'Jtalia" meldet: Heule abend lief das Gerücht um. daß Premierminister Musso lini sich dahin entschlossen habe, den italienischen Ge sandten in Wien abzuberufen. Da» Blatt fügt hinzu: Wir glauben, daß das italienische Volk mil Genugtuung diese würdige Antwort auf eine Politik aufnehmen würde, die zeigt, daß sie auf die freundschaftliche Haltung keine Rücksicht nimmt, die Italien bisher gegenüber Oesterreich beobachtet hat. Sozialdemokratie, Weimarer und Grotze Koalition. Die aus der Grundlage der Weimarer Koalition voll zogene Neubildung der hessischen Regierung weist im Verlaufe der darüber geführten Verhandlungen mancherlei beachtliche und allgemein interessante Episoden anf, besonders nach der Richtung, wie sich die Sozialdemokratie zur Koalitionsfrage stellt. Hessen gehört zu den Ländern» deren Splitterparteien vor dem Leipziger Staatsgerichtshof Französische Ränke im Völkerbund. Erweiterung -er Macht -es Aatsprüsi-enten. i Ein Pariser Bersnchsballon? Gens, 2t. Febr. Die gestern vom Präsidenten des Bölkerbundsrates Tschengloh au die «ngirische Regierung gerichtete Empfehlung, den Verkauf der Maschinengewehre ln Tzent-Gotthard aufzuschiebcu. scheint gegenwärtig von ge» «tsser Seite zum Anlaß einer weit angelegten Ak tiv» genommen zu werden, um eine Erweitern n« «nd Stärkung der Machtbefugnisse des Präsi, deute« des BökktzrbnndSrntes in der Zeit zwischen Len Lagnnge« des Ratest hervesznsühreu. Hierbei scheint die «Lftcht ,u bestehe», die Anveftigationstbelngnisse. t« »ach de« F rieben svert rügen anSfchliesttich dem Völker, «ndstra t alst solchem znftehen, teilweise ans den Präsi, e »ten des Notes zu libertragen, um diese« im stalle einer Klage wegen Verletzung der Militärbcstimmnngen der strie» densoerträge ein sofortiges Einschreiten zu er» möglichen, ohne die nächste Tagung des Bölkerbundsrates ab« warten zu müssen Man dürfte in der Annahme nicht sehl gehe». dass dies» Tendenzcn von französischer Seite austgehen. da die meisten Mitglieder des RölkerbundSrates ihren danerudcn Sitz tn Paris haben und somit in der praktischen Auswirknng ein Ansban der Machtbefugnisse des Präsidenten des Vöilerbnndsretcs tatsächlich nur zu einer außerordentlichen Verstärkung des französischen Einflusses im Bölkerbnudsrat sühreu würde. Hierbei ist darauf hinzuwcisen. dast der jeweilig« Präsident des Völker» bundsratcs keine unabhängige neutrale Persöu» lichkeit darstcllt, sondern lediglich Vertreter einer Negierung ist. Der einzige bisherige Berliner Vertreter im Bölkerbundsrat. der kubanische Gesandte in Berlin, ist kürzlich durch den Pariser kubanischen Gesandten ersetzt worden, der nunmehr Kuba auf der bevorstehenden Tagung best Bölkerbundsrates vertreten wird. Die Aktion zur Erweiterung der Stellung des Bölker bundsrates würde jedenfalls zu einer grundsätzlichen Um- gestaltung des Völkerbundsrates führen und im Gegensatz zu dem leitenden Prinzip aller Nölkcrbundsarbett stehen, nach der grundsätzlich für alle Maßnahmen und Beschlüsse des Bölkerbundsrates eine Einstimmigkeit erforderlich ist. Die Satzungen des Bölkerbundsrates sehen tn keiner Weise eine Ausnahmestellung des Präsidenten des Bölkerbunds rates vor, sondern legen das Schwergewicht »nd die Auto rität für alle Entscheidungen in die Gesamtheit der Mit glieder. Wenn kür bas Jnvestigationsversahren des Rate- lediglich eine einfache Stimmenmehrheit erforderlich ist. so handelt eS sich hierbei nicht »m eine Bestimmung des Völker» bunbspakte«, sondern um eine Sonderregelung, die in den strtedcnSverträgen geschaffen morden ist mit der Ab. sicht, die Einleitung eines Jnvcstigationsverfahrens im Falle einer vermuteten Verletzung der Fricdensverträge Im Bolker- bundSrat zn sichern. Zweifellos werden diese Versuche' die den ungarischen Zwischenfall in Szent-Gotthard zum Anlaß einer Umgestaltung des Bölkerbundsrates nehmen, mit größtem Ernst und Sorgfalt verfolgt werden müssen. Versteigerung -es Kriegsmaterials erfolgt. Budapest. 21. Februar. Der „Pester Lloyd" ersährt vom Bahnhosskommandanten in Szent-Gotthard, dast heute vormittag dicöfsentlichcBcrsteigerungdcr seinerzeit beschlagnahmten und i« diesen Tagen kür Kriegszwecke un» brauchbar gemachten Maschincngcwehrbcstandteilc unter ge- richtsbchördlicher Aussicht erfolgt ist. Den ganzen Vorrat hat ein dort ansässiger Kaufmann für den Betrag von IE Pcngö --- 18KV Mark erstanden. Das ganze Material bleibt jedoch vorerst aus NegicrnngSverfügung unter behörd licher Anssicht an Ort und Stelle. Es hat sich keinerlei Zwischen fall ereignet. (W. T. B.j Das RedaMonskomitee wird beauftragt... Die Verhan-lungen im Sicherhellsausschutz. Genf, 21. Februar. Im Stchcrheitsausschuß wurden die Verhandlungen über die Schiedsgerichtsbarkeit fortgesetzt. Lord Lushcudun erklärte erneut, daß gegenwärtig ein all gemeiner obligatorischer Schicdsgerichtspakt nicht geschaffen werden könne. Die Delegierten von Italien und Japan schlossen sich der englische» Auffassung an. Ans Antrag des Präsidenten wurde sodann das RcdaktionSkomitcc beauftragt, ei« Modell für einen zweiseitigen «nd für einen kollektiven SchiedSgerichtSvertrag anSznarbciten. Der letztere Vcrtrags- typuS ist als Vertrag zwischen mehreren Staaten anznsehc», der jedoch für den Beitritt weiterer Staaten offen steht. Die Debatte wandte sich sodann dem Beitritt zu den obli gatorischen Schiedsgerichtsklausel« deS Haager internationalen SchirbSgertchtShoses zu. Hierbei schlug Polttis die Annahme einer Formel vor, nach der sich die Staaten zur Regelung juristischer Konflikte dem Haager Schiedsgerichts!,»? als oberster Instanz unterwerfen, jedoch soll in das Vertrags- modell eine Klausel ausgenommen werden, die die Vor behalte der einzelnen Staaten berücksichtigt. Eine solche Empfehlung wird das Redaktionskomitee ausarbeiten. Der deutsche Delegierte wies aus die bereits erfolgte Unterzeich nung durch Deutschland hin. Er gebe der Hoffnung Ansdruck, daß auch die übrigen Staaten ihren Beitritt dazu erklären würden. Sodann gab Paul Boncour den Stand- Punkt der französischen Negierung tn dieser Frage bekannt. Frankreich habe 1621 seine» Beitritt erklärt, jedoch unter dem Vorbehalt der Ratifizierung des Genfer Protokolls. Das gelte auch heute noch. Ferner wurde die Frage des Abschlusses von Schlichtungs- Verträge« behandelt. Auch hier wandte sich der englische Dele gierte gegen einen allgemeinen Schlichtungspakt. Der deutsche Delegierte wies daran? hin. daß die bei Verträgen oft ge machten Vorbehalte der nationalen Lebensinteressen, des territorialen Gebietes und der Ehre eines Landes nicht aus genommen werben brauchten, da sie nur die Wirksamkeit der Verträge minderten. Nach längerer Aussprache wurde das RedakttonSkomttee beauftragt, einen allgemeinen Schlichtung-pakt austzuarbetten. Völkerbun-sral un- AegionalverlrSge. Gens, 21. Februar. Das Rcdaktionskomitee des Sicher- hcitsansschnsscs hat sich in nichtöffentlicher Sitzung mit der Frage besaßt, welche Rolle der Bölkerbundsrat beim Abschluß von Rcgionalverträge» ausüben solle. Gegenüber der von Polen und Frankreich vertretenen Auffassung, daß der Rat aus Wunsch eines Staates, der mit seinen Nachbarländern einen Regionalpakt abschließen will, eine dahingehende Ini tiative zu ergreifen hat. vertrat der englische Delegierte die wesentlich engere Auffassung, daß eine Aktion des Bölker bundsrates ohne vorherige gemeinsame Verständigung aller für den Regionalpakt in Frage kommenden Parteien Uber eine gemeinsame Anrufung des Rates nicht möglich ist. Der deutsche Delegierte, der mehrmals in diese Debatte cingrifs, nahm Gelegenheit, dabei abermals die deutsche Auffassung zu bekräftigen, wonach Rcgionalpaktc nur unter voller Willens freiheit und ohne jede» Druck abgeschlossen werben können. Diese Aussprache, die sich um eine» der wichtigsten Punkte der deutschen Denkschrift dreht, wird morgen fortgesetzt werden. U-et lan-el auf -er Zugspitze. München, 21. Fcbr. Der bekannte Flieger Udet ist gestern als erster mit einem Klemm-Daimler-Flngzcug von nur 20 ?. Z. aus dem Zngspitzgipsel wiederholt glatt gelandet «nd gestartet. Am Tage vorher führten die Flieger Ndet und Sraemer mit derselben Maschine Scgelflüge von ein» stttndiger Dauer über dem Observatorium aus dem Zugspitz« gipfcl a«S. Als Ausgangspunkt für Gebirgsslüge wurde der Eiblee gewählt, der noch ein« starke Eisdecke trägt, wodurch cS allein möglich war. die Räder durch Ski z« er setzen. Ndet hat damit den Beweis erbrach», daß Flugzeug« ohne Schwierigkeiten aus dem Gletscher der Zugspitze landen nnd starten können. IR Tote bei der Erplosion iu einem Bergwerk. In Jenny Lindark sind 18 Arbeiter durch eine Explosion getötet worden. Ueber IM Arbeiter konnten sich retten. Die Ursache der Explo. sion ist noch nicht bekannt. Der durch die Erplosion ent- standene Brand erschwerte die RettungSarbetteu. als Kläger ausgetreten waren. Die Landtagswahlen vom 18. November 1627 hatten folgendes Ergebnis gehabt: 21 Mandate für die Sozialdemokratie, 5 für die Demokraten^ 18 für das Zentrum, 7 für die Deutsche Volkspartei. S für den Landbund. 3 für die Deutschnationalen. 8 für die Botts» rechtspartei, 6 für die Kommunisten. Gegen die Gültigkeit der Wahlen hatten die Wirtschaftöpartei, die Nationalsozia listische Arbeiterpartei und die Evangelische Volksgemeinschaft beim Leipziger Staatsgerichtshof Einspruch erhoben anf Grund der bekannten Beschränkungen, die in Hessen ebenso wie in anderen Ländern den Splitterparteien bet der Ein reichung von Wahlvorschlägen auscrlcgt waren. Im Verfolg der Entscheidung des Leipziger Staatsgerichtshofes, der sich nur mit dem Verhältnis der gegen die Splitterparteien ge richteten Maßnahmen zur Wahlsrciheit befaßte, aher das letzte Wort über die Gültigkeit der Wahlen de« Landing« oder dem StaatSgerichtshose jedes einzelnen Lande» üdsv» liest, war bann der hessische Staatsgerichtshof von den ge nannten Splittergruppen angerufen worden. Mit Rücksicht auf die entsprechenden Verhandlungen, die jetzt in Sachsen schweben, ist es interessant, daran zu erinnern, wie sich Re hessische Regierung und der hessische Staatsgerichtshof zur Sache stellten. Der Vertreter der Regierung nahm den grundsätzlichen Standpunkt ein. daß die Nichtbeachtung wesent licher Vorschriften des Wahlverfahrens nur dann zur Kassierung von Wahlen führen dürfe, wenn dadurch das Er gebnis im Gesamtbilde verändert würde: bas sei aber bet den hessischen Novcmberwahlen nicht der Fall. Der Staats gerichtshof lehnte die Einsprüche ab und erklärte die Wahle« für gültig. Sehr bemerkenswert ist die Begründung, die den» Erkenntnis beigegeben wurde. Der hessische StaatSgerichls- hof vertritt nämlich darin die Auffassung, daß bei Wahl-» angelegen Helten neben den rechtlichen auch po lit-i-- sche Gesichtspunkte tn Betracht gezogen io«rd«« müßten. Die von der hessischen Regierung dargelegte Ansicht sei daher wohl diskutabel: außerdem dürfe nicht übersetz»» werden, daß sich die Entwicklung der Wahlbestimmung«« gegenwärtig überall Im Flusse befinden. Eine solche Behand lung der Sache entspricht durchaus der politischen Vernunft, und es ist sehr zu wünschen, daß auch im sächsischen Falle ähn lich entschieden werden möge. In Wahlangelegenheiten bars in der Tat nicht allein und ausschließlich das formale Recht mit seinen abstrakten Begriffen den Ausschlag geben, sondern es muß auch die sogenannte Staatsräson berücksichtigt werden, die den Notwendigkeiten der praktischen Politik ge» recht wirb. Sonst reißen Zustände ein, auf die das Goethe- wort paßt, daß Vernunft Unsinn, Wohltat Plage wirb. Nachdem so die hessischen Wahlen die gerichtliche Be stätigung ihrer Gültigkeit erlangt hatten, ging die Sozial- dcmokratie sofort daran, sich in der neuzubildenden Regierung- die Vormachtstellung zu sichern, und nun entspann sich ei«' politisches Bexierspiel um die Frage: »Weimarer oder Große' Koalition?" Die Sozialdemokratie hatte bei den Wahlen einen Verlust von MVOO Stimmen und zwei Mandaten er litten. Die sozialistischen Führer zogen aus dieser Ber- trauenscinbuße bei den Wählern aber nicht etwa die Folgerung, daß die Partei ihre Politik mehr positiv einstellen müsse, sondern sic erblickten, entsprechend der rein mechanischen machtpolitischen Ansfassung des Linksradikalismus, die Ursache des Mißerfolges darin, daß die Partei bisher nicht im Besitze des für die Beherrschung der gesamten Staatsverwaltung hervorragend wichtigen Innenministeriums gewesen und da durch um die Möglichkeit gekommen sei, die Wahlen durch einen sozialistischen Beamtenapparat genügend zu beeinflussen. Die Sozialdemokratie erhob daher bet den KoalitionSver- handlungcn die Forderung, daß außer dem StaatspräsidiUjM und dem Bolköbildungsministerinm auch das Innenministe rium durch einen Sozialisten besetzt werden müsse. Außerdem verlangten die Sozialdemokraten noch die Kleinigkeit Ler »Demokratisierung der Verwaltung durch die Besetzung po litisch wichtiger höherer Bcamtenpvften mit politischen Ber- trauenSleuten auch ohne berufsmäßige Vorbildung zum Zwecke der Stärkung des republikanischen Regimes". Gegen diese Zumutungen lehnte sich aber das Zentrum mit solcher Heftigkeit auf, daß die Verhandlungen abgebrochen werden mußten. Damit schien die Weimarer Koalition erledigt zu sein. Gleichzeitig gab bas Zentrum aber auch eine Absage an die Große Koalition mit der Begründung, daß die Er- Wägungen, die vor mehreren Jahren dafür sprachen, heut« ihre Kraft verloren hätte»: insbesondere „müsse die Haltung der Deutschen Bolkspartet in der Gchulfrage zu größte»