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Mchmh-MW Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Inserat«, melche bei der bedeutenden Auflage de- Blatte« «ine sehr wirt- fame Verbreiiung fiiiden, »erden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarisch« und coinplicirt« Inserate mit entsprechen- dein Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen »heile, di« Spaltenzeile 2V Pfg. Amtsblatt für die Königliche Umishauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Dl« „Wekßeritz. Zeitung" «-scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 4» Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie di« Agenten nehmen Be stellungen an. Nr. 88 Die SchVicrigkeiten der Sukzkaualsragc. Zwei große Bedenken, die Furcht vor einer parla mentarischen Niederlage und die Angst vor der Auf stachelung nationaler Leidenschaften in England wie in Frankreich, haben das Ministerium Gladstone ver anlaßt, den Antrag, betreffend das Suezkanal-Arran gement mit Herrn von Lesseps, wonach dieser gegen Zahlung einer Pauschalsumme von Seiten der eng lischen Regierung den Kanalzoll ermäßigen und einen zweiten Kanal durch die Suezlandenge bauen sollte, aus dem Parlament zurückzuziehen. Die Art und Weise, wie Herr Gladstone diesen Schritt begründet, nimmt sich wie ein Eiertanz aus, denn indem der englische Premierminister das Zweckmäßige des von ihm provisorisch vereinbarten Arrangements bejaht und diese Frage für sich allein behandelt, stößt er zugleich auf die Frage, wie sich die englische und französische Nation zu diesem Arrangement verhalten werde, und kommt dann zu dem Schluffe, daß es bester ist, dasselbe abzulehnen. So sind es also nicht wirthschaftliche, handelspolitische oder finanzielle Gründe, welche den Abschluß jenes Arrangements vereitelt haben, sondern tiefgehende politische Motive, die zwar Herr Gladstone nur andeutet, aber dies immerhin in einer Weise thut, welche sehr deutlich zeigt, woher der Unwille der Eng länder über das Arrangement herrührt. Gladstone führte an mehreren Stellen seiner Rede aus, daß England sich hüten müsse, etwas zu unter nehmen, welches dessen Freundschaft mit Frankreich untergrabe und Demonstrationen vermeiden müsse, die es unmöglich machten, das gute Einvernehmen mit allen Mächten aufrecht zu erhalten. Zum Verständniß der seltsamen Suezkanal-Affaire muß man sich aber vor die Augen führen, daß es nicht das erwähnte Arrangement an und für sich gewesen sein würde, wodurch ein Zwist zwischen England und Frankreich an Wahrscheinlichkeit gewonnen hätte, sondern daß es die Art und Weise war, wie man in England das Arrangement auffassen und darüber demonstrirenwollte. Seitdem englische Soldaten Egypten besetzt und Eng land das Protektorat des Nillandes übernommen hat, muß nach englischer Anschauung in Egypten und zu mal in der Suezkanalfrage Alles vom spezifisch eng lischen Standpunkte aus behandelt werden, und auch nicht der Schein aufkommen, als wenn die Interessen irgend einer Macht in Egypten noch irgendwie zu be rücksichtigen wären. Das von Gladstone mit v. Lesseps vereinbarte Suezkanal-Arrangement zeigte aber, daß die englische Negierung die Interessen der Suezkanal- Gesellschast und der hinter derselben stehenden fran zösischen Republik in Egypten als souverän zu respek- tiren sich veranlaßt fühlte, und darüber drohte der englische Nationalstolz und die Selbstsucht und Herrsch sucht der Engländer in Zorn aufzulodern, und der Umstand, daß England die Suezkanal-Gesellschaft nicht einfach gegen eine Entschädigung außer Eigenthum setzte, wirkte erst in zweiter Linie zur Verschärfung des Unwillens. Durch die Zurücknahme des Arrangements ist die Suezkanalfrage aber noch nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben und die Beziehungen Englands und Frankreichs nur noch gespannter geworden. England gefällt sich im nacktesten und ergiebigsten Egoismus, Frankreich kann sich aber in der Suezkanalfrage, bei der es moralisch engagirt ist, und auf Madagaskar und in Hinter-Asien, wo die Engländer auch alle möglichen Winkelzüge machen, die Rücksichtslosigkeiten der englischen Selbstsucht nicht gefallen lassen, ohne in seiner Stellung als Großmachi einzubüßen. ' «Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. In der am 25. d. M. abge haltenen Vorstands-Versammlung des vor zwei Jahren für die Ephorie begründeten Zweigvereins für innere Mission, in welcher unter dem Vorsitz des Herrn Sup. Opitz auch die drei noch dazu gehörigen Amts- Dienstag, den 31. Juli 1883. bezirke Altenberg, Frauenstein und Lauenstein voll ständig vertreten waren, wählte man an Stelle des verstorbenen Herrn Stollnfaktor Richter Herrn Bürger meister Gläser zu Geising und beschäftigte sich haupt sächlich mit Aufstellung einer Geschäftsordnung zur Fürsorge für entlassene Sträflinge, deren von Herrn Amtshauptmann von Keßinger aufgestellter Entwurf on bloo angenommen wurde und in genügender An zahl an alle betheiligten Kirchgemeinden abgegeben werden soll, indem genannter Herr zugleich die Ober leitung übernahm, und bewilligte man für diesen be sonders hervorragenden Theil der Vereinsthätigkeit zunächst ein jährliches Pauschquantum von 50 Mark. Die Anzahl der zu berücksichtigenden Unterstützungs gesuche war zwar nicht so groß, daß die vorhandenen Mittel zur Deckung des Bedürfnisses nicht ausgereicht hätten, so daß als Beitrag zu Unterbringung eines blödsinnigen Kindes in Seisersdorf für dieses Jahr 15 Mark, für 3 brandkalamitose Mütter in Bärenstein zur Beschaffung von Wäsche 24 Mk. verwilligt werden konnten; doch sind die vorhandenen Mittel des Vereins größeren Bedürfnissen, welche nicht ausbleiben werden, noch keineswegs gewachsen, und giebt man sich der Hoffnung hin, daß nicht blos die regelmäßigen Jahres beiträge der bereits beigetretenen 13 Kirchgemeinden, welche sich zwischen 2 bis 20 Mark bewegen, verhältniß- mäßig erhöht, namentlich aber durch Gewinnung der noch übrigen Kirchgemeinden der Ephorie, welche bei 31 Parochialverbänden mit Schwester- und Tochter kirchen 36 Kirchorte umfaßt, und hauptsächlich durch persönliche Beiträge und Haussammlungen, wie sie z. B. in Pretzschendorf bereits mit gutem Erfolg statt gefunden haben, die Einnahmen des Vereins recht bald und ansehnlich vermehrt werden können, so daß er bei statutarischer Ueberlaffung eines Drittels an den Landesverein auch einer ausgedehnteren und aus giebigeren Wirksamkeit im eigenen Gebiete auf die Dauer gewachsen sein wird. Mit der ansehnlichen Bibliothek des Vereins, welche eine reiche Fülle guter Volksschriften enthält, und deren Direktion nach Ver setzung des Herrn Diak. Neumann an Herrn Pastor Märkel in Reichstädt übergegangen ist, während Herr Kantor om. Laue in Ulberndorf das Vereins-Kassen amt behalten hat, werden zur Zeit 8 Ortschaften ver sorgt, und erhoben sich beispielsweise die in Pretzschen dorf mit 85 Büchern bei 2 Pfg. pro Buch und Woche vereinnahmten Lesegelder im vergangenen Winterhalb jahr etwas über 18 Mark. Das nächste Wanderfest, für welches Herrn Pastor Böttcher zu Pretzschendorf die Festpredigt übertragen wurde, soll wegen der in Dippoldiswalde bevorstehenden Festversammlung des Dresdener Hauptvereins der Gustav-Adolph-Stiftung und der vom ganzen Lande geplanten Lutherfeier in diesem Jahre das einzige bleiben und am 16. Septbr. in Reichstädt stattfinden, welches schon im vorigen Jahre das statutarisch vorgesehene zweite Wanderfest, zu dem es jedoch nicht gekommen ist, für sich erbeten hatte und überhaupt schon seit Jahren zu den ersten Pionieren in dieser Angelegenheit gehört. Der Dres dener Vereinsgeistliche, Herr I)r. Seidel, hat für die nach dem Gottesdienst stattfindende Besprechung, welche bei günstiger Witterung ini Freien abgehalten werden soll, seine Mitwirkung zugesagt. Dippoldiswalde, 31. Juli. Wie unsere Leser aus dem von dem Komitee der landwirthschaftlichen und gewerblichen Ausstellung in heutiger Nummer ausgesprochenen Danke ersehen, hat sich dasselbe nun mehr aufgelöst. Die Schlußsitzung fand vorigen Sonn abend, den 28. Juli, statt. Nachdem der Kassirer, Herr Oscar Näser, die umfängliche Rechnung vorgelegt hatte und über das Gebühren mit dem verbliebenen Reingewinn Beschluß gefaßt worden war, auch der Vorsitzende, Herr Schuldirektor Engelmann, nach einem Rückblicke auf das gelungene Unternehmen, allen Mit wirkenden herzlichen Dank ausgesprochen hatte, welchem Danke sich Herr Gutsbesitzer Steyer im Namen des 48. Jahrgang. landwirthschaftlichen Vereins anschloß, erklärte sich das Komitee für aufgelöst. Etwaige gegen die, von den Herren Stadtrath Müller und Steuereinnehmer Fretter zu prüfende Rechnung zu ziehende Monita sollen durch die Vorsitzenden des landwirthschaftlichen und Gewerbe vereins zur Erledigung gebracht werden. Wir sind nicht befugt, über die Höhe der Einnahme und Aus gabe Mittheilungen zu machen, bevor dieselben nicht den genannten Vereinen, als den Unternehmern der Ausstellung, zur Kenntniß gebracht worden sind; nur soviel wollen wir vorläufig bemerken, daß, wie das Risiko der Ausstellung ein genieinsames war, nun auch der Reingewinn zu gleichen Theilen den beiden Vereinen anheimfällt. — So wäre denn abermals ein für das Gemeinwohl entschieden bedeutungsvolles Werk bei uns zu Ende geführt. Es war nicht das erste und wird hoffentlich nicht das letzte sein. Seine Bedeutung ist niit den Tagen vom 16. bis 19. Juni nicht erledigt und erschöpft. Denn daß die Anwesenheit vieler Tau sende von Fremden mannigfachen Gewinn gebracht hat, soll nicht der einzige Vortheil sein, den wir zu verzeichnen haben. Anregung zu tüchtigen Leistungen, aufmerksame Beachtung jedes Fortschritts sollen der innere, bei weitem wichtigere und nachhaltigere Segen sein, den die Ausstellung bringen sollte. Als wün- schenswerthe Folge möge auch die Vergröberung des Absatzgebietes nicht fehlen. — An diese Betrachtung wollen aber auch wir unsere Uebereinstimmung mir dem vom Ausstellungskomitee ausgesprochenen Dank anschließen. Wie viele hilfsbereite Köpfe und Hände haben nicht thätig sein müssen. Alles zu Stande und zu erfreulichem Ende zu führen, wie viele Opfer an Zeit und Arbeitskraft sind nicht gebracht worden, um den Erfolg zu ermöglichen. Mögen Alle, die zur Aus führung mitgeholfen haben, ihren Lohn in dem Be wußtsein finden, ein wahrhaft gutes, gemeinnütziges Werk gefördert zu haben und mögen sie, wenn's wieder gilt, ebenso frisch und thatbereit auf dem Platze sein. Inzwischen wachsen ja auch neue Helfer heran, die, dem guten Beispiels folgend, in die Fußtapfen Derer treten, deren Erfahrungen ihnen zu Gute kommen werden. — Es ist eine fast allerwarts wahrnehmbare That- sache, daß mit jedem Jahre die eßbaren Pilze bei uns seltner und theurer werden. Unsere Hausfrauen klagen stets darüber, wenn sie vom Wochenmarkte zurückkehren. Dieser Umstand wird aber leicht be greiflich, wenn man erfährt, wie die Pilze gesammelt, d. h. ausgerottet werden. Die Bäuerinnen oder die Kinder reißen den Pilz aus dem Erdreich, statt ihn in der Mitte des Strunkes abzuschneiden. Durch das Ausreißen wird das Mycelium, welches zur Fort pflanzung der Schwämme und Pilze unbedingt noth- wendig ist, vernichtet. Wo ein Pilz mit dem Strunke' herausgerissen wird, wächst in den nächsten Jahren nicht sobald ein anderer nach. Kein Pilz sollte anders als mit einem Mefferschnitt von seinem Standorte ent fernt werden. Es ist daher angezeigt, wenn sich das Landvolk die nachtheiligen Folgen des bisherigen Pilze- sammelns zu Gemüthe führt; denn geht die bisherige Wirthschaft noch eine Weile so fort, dann werden die eßbaren Pilze sich derart vermindern, daß man sie nur in den Delikatessen-Handlungen finden dürfte. Also Schutz den Pilzen! — Dem Vorstande des Vereins für Kinder- Heilstätten an den deutschen Seekttsten ist vom Mi nisterium des Innern zum Vertriebe von Loosen für eine zu veranstaltende Waarenlotterie die Erlaubniß ertheilt worden. Die Lotterie soll die finanziellen Mittel zum Bau eines großen Hospizes auf der Insel Norderney liefern. Die Ziehung findet am 15. Jan. 1884 in Berlin statt. Dresden. Wie verlautet, wird der Zusammentritt des Landtages ungefähr bis Mitte Oktober erfolgen. Es wird die Hoffnung gehegt, daß von da an bis