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Nummer 24S — 29. Jahrgang Erscheint «mal wöchtl. mit Mustr. Gratisbeilagen.Heimat und Weit' und der Ntiiderbeiiage .Frohmut", sowie den Textbeiiagsn .St, Beniw-Biatt", .Unterdaitung und Wissen', ,Dte Weit der Frau', .«lerztUcher Ratgeber', .Das gute Auch', .FNmruud. schau', Monatlicher Bcjiigsprets 3 einscht "estellgcid. Sutjeinummer lo z, Sonnabend- u, Sonntagnummer!tu ^. Haupischrislteitcrt Dr. <S. DeScztik, Dresden, Sonnlag, den 26. Oktober lSZO VerlagSorti Dresden gln,eigenpreis»: Die Igesnaltene petitzcite »» ^.Familien- anzeigen u,Stellengesuche «tt Die petitrettamezeile, 8S mm breit, I Für «nzeigen autzerhatb de« Verbreitungsgebiete« 40 die petitrettamezeile I,!»0^, Briesgeb,»0 I», Falle höherer Gewalt erlischt jede Äerpslichtung aus Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigen - Austrügen u. Leistung v, Schadettersah. Geschöstlicher Teil: Frau» Buugartz, Dresden. »Icichastssielle, Dr»n ».Verlag: Germamu, V..G, iür Verlag und Diniere», Filiale Dresden, Dresden-Sl.I. Polierllranc 17. F enir»-LINl2. Posti»cNIonio Dresden ?7«3, Vanttmue Ttadtdnn' Dresden ül Fiir christliche Politik und Kultur Redaktion ve» Lachstllren VolkSzeltrinp ^resb-;„.»>lUitadl 1 Volierstraftr N. ^««rnrm und »I0l2. Die Trauerseier in Ms-ors Reichsarbeilsminisler Siegerwaid ehrt die Opser des Grubenungtücks 2W Särge Alsdorf, 25, OllI«Her, Im Verwaltungsgebäude der Grube Anim I fand hellte nnter ungeheurer Anteilnahme der Bevöl- keinng die Tranerscier für die Opfer der Grnbenkatastrophe statt, Für den Reichspräsidenten, de» llleichskanzler und die Reichsregiernng nahm llteiche-arbeilsminister Dr. Stegerivald, für die preußische Regierung Handelsminister Dr. Schreiber an der Feier teil. Auch verschiedene ausländische Regierungen Hallen ihre Vertreter entsandt. Nach einer kurzen Ansprache dos Vertreters des Esch weil er B e rg w e r Ir s v e r e i n s. in der er gelabte, dah den Hiuterbliebeuen van seilen des Werkes nach Möglich- keil geholfen werde» solle, ergriff Reichsarbeitsminister Stegerivald das Wort zu einem kurzen Nachruf, in dein er u, a, erklärte: „Der Herr Reichspräsident und die Neichsregiernng wollen durch den Reichsarbeitsminister die teuren Toten auf ihrem letzten Wege begleiten. Wieder einmal ist der deutsche Bergbau durch einen Ausbruch jener unerbittlichen Natnrgewatten, deren der Mensch trotz aller Benüchnnge» noch immer nicht Herr werden Kanu, heimszefucht worden. Tie Benzbaukata- siraphe, deren unglückliche Opfer wir in dieser Trancrstnnde ehren, hat in gleicher SLeise den Bergnionn unter-, wie Büro- beaniie, Angestellte, Arbeiter und Arbeiterinnen Uber Tage dahingerasst, Trotz der Opsersrendigkoit lind Todesverachtung der getreuen Helfer konnten leider so vlcle, die man noch immer lebend zu retten hoffte, nicht mehr gerettet werden. Eine unendliche Trauer liefst über ganz Deutschland und mit unserem Volke Iranern fast alle Völker der Welt um die Helden der Arbeit, vor deren Särgen wir aufs tiefste erschüttert stehen, Die Regierungen von Frankreich und von Jugoslawien haben besondere Vertreter zur heutigen Trauerstuude entsandt, Na mens der Neichsregiernng danke ich für die dadurch zum Aus druck oebra.hte Teilnahme an unserem deutschen lliifstück. Unser herzliches und ansrichtifzes Mitgefühl gilt vor atlmu den Hinterbliebene» und den Verletzten, Was irgend getan werden Kanu, sie vor Not z» bewahren, soll und wird geschehen. Die Hille wird nicht nur auf die gesetzlich vorge- schriebe»»» Unterstützungen beschränkt, sondern darüber hinaus sind besondere.Hilssmoszuakmen eingeleitet, Ihr, die Ihr jetzt im Tode ruht, standet im Bewußtsein des Schicksals, das Euch täallch ereilen konnle, in Eurer ernst m barten A'keit Ihr sielt in treuer Pflichterfüllung in, Dienste Eures Volkes, Mit dem Kranze, den sch im Anstrage des Herrn Neichspräsiaentcn und der Neichsregiernng über- s, , das ganze deutsche Volk in dankbarem Gedenke» Euer Wirken, Euer Sterken! Negtermng Reichsarbeitsminister sprach für die preußische Handetsminister Dr. Schreiber. ll^tlludes ans: An dem schweren Unglück, das ^'t, nimmt die prenszische Staatsrcgiernng ^ Drrs, inas die Angehörigen der Verstorbene» > diesen Stunden des Grauens verloren habe», vermag nie- nanr ihnen zu ersetzen. Möge es den Witwen und Waisen ein ^ll»m das ganze denlsche Volk und über -venlichiands Grenze» hinaus auch der Bergbau und die Berg leute des Auslandes ansrichtig Anteil nehmen an der Trauer, m die «io versetzt morden sind, — Noch ist die Ursache dieser Katastrophe ein Rätsel. Möge es der sorgfältigen Untersuchung - kläre» und neue Mitte! und Wege zu finden zur .Ibwendnng der Gefahre,i, die immer nach de» Bergbau nm- Mn'ivattnng ivird in Genieinschaft mit allen ^eieingia» eme ihre Kräfte für dieses hohe Fiel cinsetzen, und ^ geschehen, was irgend in Menschenhand liegt, um die Wieder.rehr ähnlicher Katastrophen zu verhüten," Der Vertreter des Belegschaftsrates sandte den >n ihrer Arbeit dahingeschiedenen Kameraden das leiste „Gluck ans". .... Ergreifende Abschsedsivarte sprachen hierauf der Kaiho- lische. evangelische^ und südische Gcistiiche, Der Vcrtrcler des Geiverkverei>'s Ehristlicher Bergarbeiter sprach zugleich im Name» des Gesamlverbaudes Ehristlicher Gewerkschaften »ud des Kesamtverbaudes der Ehristliche» Augestelltc», Er wies darauf l,!», dasz nur durch eine iitternaiionaie Kohlenver- staudigung der Kampf gegen solche Katastrophe», gegen das überhastete Tempo der lechuischeu Entwickelung und das über hastete Nr'oettstcmpo geführt werde» könne. Im gleichen Ralnnen beivegten sich die Anssührnngen des Vertreters der Bergarbeiter Internationale, der betonte, dasz, wie ans de» zakllase» Beilcidsknndgcbungen und der Hilse ans allen Ländern hervoraehe, die Bergarbeiter der ganzen Welt eine graszc FanstUe bilden, — Schließlich sprach nach ein hol- ländischer Abgeordneter das Beileid des niederländischen Raten Kreuzes und des niederländischen Volkes ans. Dann mürben unter Orgelspiel die 262 Särge aus dein Berwaliungsgobände herausocbracht. Kops an Kopf stand die Menge i» dichten Resste,, ans dem Wege nach dem Friedhof, um den Tote,, die letzte Ehre z», erweisen. ie-el Neichsrat am 4. November Berlin, 25, Oktober, In der gestrige» Kabinettssitzung hat das Reichskabinett unter dem Vorsitz des Reichskanzlers den Reichshaushaltplan fiir 1R!1 verabschiedet. In diesem Zusammenhänge faßten die Reichsminister den Beschluß, nicht erst eine gesetzliche Herabsetzung ihrer Bezüge abznwnrten, sondern bereits am 1. November ans 20 v, H, ihrer Gehaltsbezüge zu verzichten, Im Anschluß on die Verabschiedung des Neichshaushatt- planes 1061 wird das Reichskabinett in der nächsten Woche die weiteren mit dem Wirtschafts- und Füianzplan zusammenhän gciiden Vorlagen verabschiede». Nach Vorbesprechungen mil den Länderregierungeit über diese Vorlagen ist als Beginn der Beratungen des Reichs rotes über den Wirt schafts- und Finanzplan der Neichsregiernng in der gestrige» Kabinettssitzung Dienstag der 4, November in Aussicht ge nommen worden. Das Reichskabinett trat schließlich ans Grund eines Vor trages des Reichsiniiiisters Schiele in eine eingekende Erörte rung der zur Milderung der landwirischalllichen Notlage erfar derlichen Maßnahmen ein. Diese Beratungen werden heute zum Abschluß gebracht, Preußens Dorsch'üge Berlin, 25, Oktober, D,rs preußische Stantsmiiiisterium hat sich in seiner gest rigen Sitzung auch mit Borschlägen zur Bekämpfung der Ar beitslosigkeit befasst. Dabei fand, wie der Amtliche Preußische Pressedienst berichtet, der Vorschlag einer allgemeinen Senkung der Arbeitszeit zur Ermöglichung von Neueinstellungcn ein gehende Würdigung, Mail verkannte dabei die Schwierigkeiten und Bedenken nicht, die einer allgemeinen Durchführung eines solchen Gedankens eistgegensteken und Koni überein, der Neichs- regierung die Prüsting der Frage zu empfehlen, ob nicht auf dem einen oder anderen Wirtschaftsgebiet eine vorüber gehende Herabsetzung der Arbeitszeit ohne Schädigung gesnintivirlschastlicher Interessen möglich sei. Da neben unterbreitete das Staatt-ministerium der Reichsregiernng de» Borschlaa, alsbald durch Gesetz eine Regelung dahingebend zu treffen, daß bis ans weiteres alle Betnel».', die zu einer Ein schränkung ihrer Arbeit gezwungen sind, so lange keine Ver minderung ihrer Belegschaft vornehmen dürfen, als die von der Arbeitsmnschränknng betroffene Belelstckastsgrnppe bei einer Berm!nd"i'nng der Arbeitszeit nock mindestens 40 Wochcnstnn- den oder fünf Tagecschichten Beschäftigung finden bann. Das Stantsi.nn'sb'rinm einigte sich ferner darauf, durch eine v a r n b e r g e b e n d e Berläna e r n ng der Schul pflicht um ein weiteres Jahr ein Zuströme» von neuen Arbeitskräften ans den ArheNsmarkt in der setzioen Notzeit zu verhindern. Dos neue Schnliabr soll in erster Linie der Bor- bereiiung aus den knnftmen Be-"l diene». Man holst »ns bst-so Weise, 250 000 Jugendlich' dem Arbeitsmarkt zunächst fernzu- hnlten Die infasge der Einsetzung des neuen Schnlialires er wachsende» Kosten sollen nach dem Vorschlag der prenszstehen Negierung aus den vielfach hob-» E Gm-nissen b^nA.-n wer den, die bei der Arbeitslosenunterstützung bei der Lurchlnhrnng dieser Maßnahme gemacht werden. Als weitere Anregung bat die preußttcho swa "'rnim der Reichsregierung vorgcsch'agen, ab'bald k a'zn.tel.e», do z in, nächsten Jahre keinerlei a » s l ä n d i s ch e Wo n der arbciter ssogenannle Sachsen-" die den. cke Wirtschaft zngelnssen werden dürfen. Dadurch k nn etwa 110000 deutschen Arbeitslose» Arbeit ver.chastl werden. Zentrum und Sozialdemokratie Aus führenden Kreisen der Sächsischen Zentrnms- partei ivird uns geschrieben: Tie gesamte Presse der Rechten variiert seit Mona ten immer wieder das Thema: „Es wird nicht eher aus wärts gehen, als bis sich das Zentrum gänzlich und end gültig von der Sozialdemokratie losgelöst hat!" Und um ans dem eigenen Lager des Zenlrums für diese These Sympathie zu gewinnen und diese bestgehaßte Zentrnms- partei möglichst zu schädigen, wird als eines der Haupt- argumente für die genannte Forderung angesührt, daß die Sozialdemokratie doch eine atheisti sche. freidenkerische Partei sei, daß die katho lische Kirche darum den Katholiken die Zugehörigkeit zu ihr verboten habe, daß demzufolge auch keinerlei poli tische Zusammenarbeit sKoalition) mit ihr mit den katho lischen Grundsätzen vereinbar sei. Man führt dann gerne noch für jedes Symptvm ungläubiger oder unsittlicher Entwicklung das Zusammenarbeiten zwischen Zentrum und SPD. als Ursache an und macht somit ersteres dafür mitverantwortlich, Ta viele Katholiken leider nur die große Asphaltpresse nichtkatho- l i s ch e r P r äg u n g lesen und auch ihr politisches Ur- tei! an dem solcher angeblich neutraler, in Wahrheit aber meist mit rechts liebäugelnder Zeitungen orientieren, so bleibt die Gefahr nicht ans, daß selbst ehrlich Gesinnte in Zweifel geraten. Immer wieder muß in diesen aufgeregten, politisch vielfach so unklaren Zeiten der Ruf nach „klaren Begrif fen" ertönen! Tas Zentrum Hai nie und nirgends, auch in dem besonders gern a!s Beispiel benannten Preu ßen nicht, eine G e s i n n u n g s g e m e i n s ch a s t mit der SPD. gehabt. Wo es um Weltanschauliches ging, da hat es mtt der Sozialdemokratie, selbst wenn sie poli tische Koalilionspartnerin war, genauso gerungen wie mit jedem anderen weltanschaulichen Gegner und hat da bei. eben durch die auch den Partner zwingenden Koa litionsbindungen, m ehr für die ch r i st l i ch e Idee erreicht und oft auch v e r h ü t e t, als wenn es in rein negativer Oppositionsstellung zwar schöne Reden ge halten. aber ohne machlpolilischen Einfluß gewesen wäre. Als bezeichnendes Beispiel dafür muß sehr deutlich ans das preußische Konkordat hingewiesen werden: nicht zu übersehen ist dabei, daß der Ministerpräsident Braun sich auf dem sozialistischen Magdeburger Partei tage gegen Angriffe wegen dieses Konkordates damit ver teidigte, daß er von der.politischen Macht des Zentrums sprach, das mit in der Regierung saß! In demselben Preußen, wo das Zentrum angebüch durch die Koalition mit Links die christliche Kultur „verrät", ist erst kürzlich durch Erlaß des Gesamtministeriums (also einschließlich der sozialistischen Minister) die Seelsorge in den Krankenhäusern so großzügig und durchaus im christlichen Sinne geregelt worden, daß man die gleiche Form in ganz Deutschland wünschen möchte. Also es ist nichts mit der behaupteten Schädigung des christlichen Gedankens durch die Kaalitionspolitik des Zentrums: an Grnndsalztreue gerade in weltanschaulicher Hiiisiclzt lassen wir uns von niemandem übertresfen! Aber, so könnte man fragen, bleibt diese Politik nicht doch ein Schönheitsfehler? Hätte man diese unbe streitbaren Erfolge christlicher Politik seit 1919 nicht auch und besser noch mit den Rechtsparteien haben können, in denen doch wenigstens „anständigere" und christlichere Leute sitzen als in der SPD,? Leider muß dies zurzeit verneint werden. Einmal weil das „C hri - st e n t li m" d e r R e ch t s p a r t e i e n zu einem sch r großen Teile nur schone G e st e ist. Sehr inter essant ist in dieser Hinsicht die Aeußerung, die der christ lich-soziale (protestantische) Abgeordnete S i m p fen - dürfe r machte, als er die Stimmabgabe des Chrisllich- sozialen Polksdienstcs lxst der Reickstagspräsidentenwahl Keule: Heimal und Welt (III Wochenbeilage) ttnlerhallunfl und Wissen lucuen Sport und Spiet (Fartlehnno Seite St V-