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Dienstag. 11. September 1855. Erscheint > Dienstag« und Freitags. Zu beziehen durch alle Pestanstal- ten. Preis pro Quart. lOSchr. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. t -. -' - V . - . . ' Verantwortlicher Redacteur: Earl Zehne in Dippoldiswalde. !en. ! rkzivs.'-W Ärl-tt ---«MO- M- ^dynd tu allM kl?ÄE^ WchnN,-Z.»un<i Tagesgeschichte. Aus dem Erzgebirge, 4. Sept. DieHoffnungen auf einen lebhaften Geschäftsgang bei den Aus sichten auf eine gute Ernte scheinen sich hei uns noch immer nicht realisiren zu wollen. Die Menge der Arbeit suchenden Posamentiere zeigt deutlich die fort dauernde Stockung in unseren Geschäftszweigen^ und man kann unv darf eS sich nicht verhehlen, daß wir trotz der Aussichten auf billigere Lebensmittel wieder einem traurigen Winter entgegensehen. Unsere Fabri kate sind so zahlreich, sie werden so schön, so solid und billig hergestellt, und doch kein Absatz! Daß sich die Mode auf andere Artikel geworfen, findet nur auf einen Theil unserer Fabrikate Anwendung; aber der Verbrauch hat sich zu anderen Bezugspunkten wegge- weudet, weggewöhnt, und neu aufstrebende Geschäfts zweige finden im Lande wenig birecte Theilnahme und Unterstützung. Es gleicht hierin Sachsen durchaus nicht der Provinz Westfalen, wo die in Bielefeld vor Jahren eingcführte Seidenwaareninbustrie eine solche Theilnahme bei der ganzen Bevölkerung fand, baß die jungen Etablissements bald zu bedeutendem Um fang erblüthen. Diese Gedanken überkamen uns, als wir in der Wissenschaftlichen Beilage der Leipziger Zeitung vom 26. Juli in dem Artikel „Die Korkfadri- kation im Königreich Sachsen", folgenden Passus lasen: „In Sachsen namentlich wird man sicherlich überall erzgebirgische und vogtländische Korke lieber kaufen als solche, die auswärts geschnitten werden. DaS ganze Land hat ein Interesse daran, den bedürftigen Ge meinden aufzuhelfen, und in vorliegendem Falle kann viel genützt werden, ohne daß irgend ein Opfer zu bringen wäre." Wenn doch der Verfasser Recht hätte in dieser Voraussetzung, wenn doch das Interesse an dem Wohl- und Wehstande deS engern Vaterlandes sich in Lachsen namentlich auch auf dieseWeise äußerle! Wenn nur der größte Theil unserer Grossisten und Detaillisten lieber im Lande kaufen wollte, was im Lande ebenso gut und ebenso billig hergestellt wirb als anderwärts, wie viel Tausende würden in die Werkstätten vaterländischer Industrie fließen, die jetzt alljährlich fort und fort ins Ausland wandern! Berlin. Mit Ausnahme einzelner Provinzen lauten die Ernteberichte, die hier aus den ver schiedenen Provinzen deS Staates einlaufen, fortwäh rend günstiger, als dies bisher der Fall war. Bei der steigenden Theuerung der Lebensmittel, welche hier so viele Tausende von Gemüthern mit den tiefsten Besorgnissen für den Winter erfüllt, machen diese Nachrichten einen um so erfreulicheren Eindruck. Aus Oeßerrdtchisch-Schlksien, 4. Sept. Be züglich der 300jährigen Jubiläumsfeier des Aug S- burger Religionsfriedens vom Jahre LL-5 ist unlängst ein Erlaß des k. k. ConsistoriumS erschie nen, welcher dieselbe in UebereiNstimmuNg mit den des halb getroffenen Beschlüssen der auch in diesem Jahre in Eisenach versammelt gewesenen Conferenz der deutsch evangelischen Kirchenregimente aus den 23. Sept, fest setzt. Die Feier soll diesem Erlaß zu Folge so festlich als möglich begangen werben. „Ader", heißt es schließlich, „möge, wte der in Augsburg abgeschlossene Religioussrtcde auS dem Streben hervorging, dem Streue der Confessionen ein Ziel zu setzen; die feierliche Erinnerung an ihn zur Anregung eines kräftigen und bauernden Friedensstandes zwischen bdn verschieden nen chrlstlichen Glaubensgemeinschaften auch in unfern Tagen bienen. Um so ernster liegt den Herren Predi gern vie Vttpftichlurig ob, Alle-, waS das Fest als ein wahres Friebensfest stören könnte, zu vermeiden und sich in keiner Weise zu ungeeigneten Aeußerungen über anvere Glaubensbekenntnisse verleiten zu lassen. Es läßt sich ber Glaube der eigenen Kirchs - ohne Gehässigkeit gegen Andersdenkende recht wohl und treu bekennen ! Welcher schweren Undankbarkeit würben sich auch diejenigen Prediger vor Gott und ben Men« Ichen schuldig fühlen müssen, Vie gerade bei diesem Feste dies übersehen wollten. Vor 206 und' 100 Jahren konnte dies Fest von den evangelischen Glau bensgenossen in diesen Lauben nicht mit den übrigen evangelisch-deutschen Glaubensbrüdern gefeiert werden. Jetzt stehl durch die sromme Weisheit und den milden Schutz erhabener Regenten aus dem ehrwürdigen Kaiserhause Habsburg-Lothringen die evangelische Kirche ungefährdet und durch die Gnade Sr. Masi unser» jetzt regierenden Kaisers nicht bloS als eine geduldete, sondern als eine berechtigte da, und es wird ihr auf das bereitwilligste die Feier jenes Festes eingeränmt, das der Grundlage deS öffentlich gesicherten Bestandes der evangelischen Kirche und ihrer Gleichberechtigung mit den deutschen Bundesstaaten gilt." Heidelberg, 3. Sept. Unter den bereits anM kündigten Gästen, welche der am 11.—13. Sept, hier abzuhallenden Hauptversammlung des G ust ay - Adolph-Vereinö wegen hier eintreffen ipMden, sind auch viele Franzosen, besonders aus.b.em Muß. Die in Frankreich vereinzelten Protestanten.fchalierr zwar von einer zu diesem Zweck in Elsaß zusainmen- getretenen Gesellschaft geistige'Pflege; da jedoch dieselbe in manchen Gegenden sehr erschwert wird, so wird auch in dieser Beziehung der Gustav-Abolph-Verein lhun, was er lhun kann. Unter den angemelveten