Volltext Seite (XML)
ZächMe vorszeitung Anzeigen-preise: 3nvali «. c. r kekgramm-Kdr.: vorfzeitung vrerdeir. Telephon: Dresden, Nr. 2916. Dresden, Donnerstag, den 10. August 1905. llr. 184 67. Jahrgang 0550» .04,-?r e»r,«l«> lei«» >» r. 20,44« 20,351 81,25» 11,90 «r 10,50» >0,10 4 V,1O» >0,25« >0,25 4 10,10» 89,3dl l6865l 00,-» 03,25 » 13^0» >1,90» 12,- d» 11,50 «r 14,40»! 00,-» iO,- 99,90 0125 4 Ob,-» 05,25» 2A), a—4 3,-4 01,- « 02^50» 02,50 Sr 03,-4 03,-öl .02'-» 85Z)d» 1<Wl ,«wt » 1», u? Bezugsbedingungen: V», »vorf^Uu«,- «r1ch«tnt l«»«» Woch«»ta, »chmUtag» 4 Uhr mU d«m Votum d« fvlgrntxn La,«- vte v*zu-»-rdüIsr betrügt i^o Mart MrtrljührUch ad« b0 Pf,, fiir jrd«, Monat Vt« ^»«rfzeitung- ist ;u bezieh«« durch di« kaiserlichen postanl>alt«n, di« canbbrMrL-er und durch ^n votrtt vei fntrr Lief«««-tn» Ha», «rhebt di« Post »och di« Lustellaagrgebühr von «d pfg. 0^0» 3,25» ö'-» l!bO» 0^50 kr d,-4 1^0» 4,'lö kr >3,-» »b'nö» Anzeiger für Stadt und Land nüt -ei Veiiage: „Mpxierte? 5-nntags-ßlatt" Amtsblatt für die Ugl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für das Rgl. Amtsgericht Dresden, die Rgl. Zorstrentämter Dresden, Moritzburg, Tharandt und die Gemeinden Gberlößnitz und Radebeul. Das Vteuefte. Die Antwort der Pforte auf die Beschwerde Bulgariens wegen der Untersuchung der Exarchats- kanzlei und der Verhaftung eines Exarchatsbeamten hat die bulgarische Regierung nicht befriedigt. Sie richtete eme neue, in scharfem Tone gehaltene Protest note an die Pforte. Die Einberufung der russischen Reservisten zu den diesjährigen Herbstübungen ist rückgängig gemacht worden. Das Haager Schiedsgericht fällte zu Gunsten Englands die Entscheidung, daß Frankreich kein Recht habe, nach dem 2. Januar 1892 Schiffen von Untertanen des Sultans von Maskat das Führen der französischen Flagge zu gestatten. Gestern trafen auch die japanischen Friedens delegierten in Portsmouth ein und wurden gemein sam mit Minister Witte von Vertretern der Regierung der Union empfangen. In Portugiesisch-Westafrika ist ein Auf stand der Eingeborenen ausgebrochen. , VMr'L in Nritz^ndoil, kiuqo Goitz t, Ntostra. t«il Not lau t» klaixbeal. L». pre^en-wölfnitz, Zriebrich »ü«, Otto itanath st, Lotto. Max Wir haben alle Ursache zu erwarten, daß es zur Revolution in Permanenz oder, um bürgerlich zu reden, zum „Chaos-, zur Anarchie kommt und nicht zu der starken Regierung, die Herr Struwe (ein früherer Marxist) und seine liberalen Freunde wünschen." Die Revolution in Permanenz, die Anarchie muß auf jeden Fall Ströme von Menschenblut kosten, das Elend der Massen muß sich in schrecklicher Weise dort vermehren, wo heute schon der Arbeiter ein erbärmliche- Dasein führt im Vergleich mit westeuropäischen Ar beitern. Wie die sittliche und intellektuelle Reise der Bevölkerung dadurch gefördert werden würde, können wir uns nicht denken. Aber das kümmert diesen sozia listischen Wortführer nicht; er wünscht und hofft, daß Rußland ein Flammenmeer wird, aus dem die Flammen nach dem übrigen Europa herüberschlagen und den großen Weltbrand entzünden. Das von ihm Gesagte aber klärt uns darüber auf, weshalb die sozialdemo kratische Partei mit so blinder Wut gegen das heutige Rußland hetzt, so sehr bemüht ist, den russischen Revo lutionären Hilfe zu leisten. Es ist nicht bloß da- Mit gefühl mit den Verfolgten, sondern auch die Hoffnung, den Brand zu vergrößern und ins eigene Land herüber zutragen, die ste bewegt. Kanal nicht mehr verteidigen können. Höchst wahr« scheinlich hat die „Dtsch. Tgsztg." ein paar Salut kanonen mit Schnellfeuergeschützen verwechselt. Die Vorsitzenden sämtlicher preußischen Land wirtschaftlichen Kammern sind für den 11. August zu einer Konferenz im Landwirtschaftlichen Ministerium nach Berlin einberufen, um über den Umfang, die Ur sachen und die Wirkungen der neuerdings beobachteten Steigerung der Fleischpreise, namentlich der deS Schweinefleisches, sowie über die Aussichten für die weitere Preisbildung dem Minister Vortrag zu halten. Im Zusammenhang damit soll auch die Frage der Preis notierung auf den öffentlichen Schlachtviehmärkten sowie die Mitwirkung der Kammern bei der Bekämpfung der Viehseuchen erörtert werden. In der gestrigen Vorstandssitzung des Bochumer Knappschaftsvereins wurde ungeteilt, daß der letzte Bergarbeiterstreik einen Verlust an Beiträgen von 1 700 000 M. brachte. De. Karl Peters über seine Ophir-Expe dition. vr. Karl Peters hielt gestern in Hannover einen Vortrag über die Ergebnisse seiner Expedition nach dem Goldlande Ophir rn Südost-Afrika, die in sofern des unermüdlichen Forschers Erwartungen ent sprochen hat, als sie das Vorhandensein von Gold und anderen Metallen bestätigt hat und auch sonst der Ophir-Theorie, daß dieser Landstrich nämlich das biblische Ophir sei, neue Anhaltspunkte geliefert habe. Ueber die Unruhen in Deutsch-Ostafrika schwieg sich l)r. Peters leider aus, obgleich er als Mitbegründer dieser Kolonie darüber hätte maßgebend sprechen können. Dafür verbreitete er sich aber auf Grund einer An frage über die gegenwärtige politische Lage Deutsch lands besonders mit Bezug auf das Verhalten zu England. l)r. Peters betonte, es gezieme der Presse und der öffentlichen Meinung überhaupt große Zurück haltung in solchen Situationen. In England halte man seiner Meinung nach den Krieg mit Deutschland seit dem Burenkriege für unvermeidlich und sicherlich hänge die zur Zeit erfolgende Konzentratton der britischen Flottengeschwader in europäischen Gewässern mit dieser Meinung zusammen. Auch enthalte die Ostsee-Uebuna ohne Frage eine Demonstration, obwohl sie formell nichts mehr sei als die Uebungsfahrt des deutschen Geschwaders im vergangenen Jahre in englischen Ge wässern. Er warne die deutsche Presse davor, öffent lich jeden Akt der britischen Regierung zu diskutieren, weil dadurch die Stimmung mehr und mehr verhetzt werde und der Krieg leicht dadurch in einem Zeit punkte auSbrechen könnte, der unS nicht genehm wäre. Soviel sei klar, daß Deutschland im Kriegsfälle nicht mit Großbritannien allein, sondern mit einer Koalition sich zu schlagen Haden werde. Aus all diesen Gründen könne eine öffentliche Diskussion zu nichts führen und eine kühle Reserve sei allen Organen der öffentlichen Meinung anzuempfehlen. Europa und der Welthandel bedürften gegenwärtig des Friedens. Die Ausführungen fanden allseitigen lebhaften Beifall. Wie tue Woermann-Linie mitteilt, wird der nächste Truppentransport nach Südwestafrika (70 Offi ziere und 720 Mann) am 31. d. M. mit Dampfer „Eduard Woermann" von Hamburg abgehen. Oesterreich-Ungarn. Die seit sechs Wochen ausständigen Grubenarbeiter im Kohlenrevier der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft haben beschlossen, bei ihren Forderungen zu beharren und die Bedingungen der Gesälschaft für unannehmbar erklärt. Rußland. Die Petersburger Telegraphen-Agentur meldet: Die Einberufung der Reservisten zu den diesjährigen Herbstübungen ist rückgängig gemacht worden. England. Unterhaus. Im Verlauf der Be ratung der AppropriationSbill griff ASqmth (Lib.) da- Ministerium an und erklärte, dre Regierung besitze nicht mehr daS Vertrauen des Landes. Die britischen Kolo nien und das Ausland seien sich klar darüber, daß die Regierung kein Ansehen genieße und keine Macht habe. Premierminister Balfour erwiderte, die Regierung be sitze das Vertrauen der Mehrheit des HauseS, und so lange sie dieses Vertrauen besitze, ,Wnne man ihr billigerweise nicht vorwerfen, daß eS ihr an genügendem Ansehen fehle, um die auswärtigen Angelegenheiten und die Angelegenheiten der Kolonien »u verwalten. (Bei fall bei den Ministeriellen.) Hinsichtlich der Möglich keit, daß ein liberales Ministerium in- Amt kommen Die russischen Wirren und die Hoff nungen der Sozialdemokraten. Es ist recht bezeichnend für das Wesen der Sozialdemokratie, daß sie ihre Hoffnungen auf den völligen Zusammenbruch aller Verhältnisse in Rußland setzt und schon heute damit rechnet, wie mit einem un umstößlich eintretenden Ereignis. So hat K. Koutsky, die Säule sozialistischer Orthodoxie, der trotz aller Be hauptungen gewisser Optimisten einen großen Einfluß fort und fort -auf die Leitung der Partei besitzt, einen Artikel in der „Neuen Zeit", Nr. 41, 1905, über „Die Folgen des japanischen Sieges und die Sozialdemo kratie" geschrieben, welcher uns die Wünsche und Ab sichten der Sozialdemokratie bezüglich einer russischen Revolution deutlich erkennen läßt. Kautsky sagt in dem ersten Teil seiner Abhand lung, betitelt „Die Revolution in Rußland": „Wie immer aber dieser Preis des japanischen Sieges ausfallen mag, auf jeden Fall muß er Konse quenzen für den proletarischen Emanzipationskampf nach sich ziehen, deren Bedeutung heute schon kaum überschätzt werden kann." Sodann spricht er von dem russischen Zusammen bruch, der nur durch die langdauernde Mmierarbeit revolutionärer Elemente möglich geworden sei, denn gar manche absolute Regierung habe ohne Einbuße ihres Prestiges im Lande Niederlagen erlebt. Nur die in unablässiger Organisationsarbeit geschaffene Armee des kämpfenden Proletariats in Rußland vermochte die Niederlagen durch die Japaner zu einer Niederlage des Absolutismus gestalten. Während jeder anständjge Mensch in Rußland und außerhalb desselben, welcher Parteirichtung er auch sonst angehören mag, wünschen wird, daß daS un glückliche Land wieder beruhigt wird und eine ge ordnete Verwaltung erhält, eme glückliche politische Neugeburt feiert, hegt Kautsky wahrhaft teuflische Wünsche, wenn er sagt: „Die Liberalen (d. h. die russischen) mögen nach einer starken Regierung schreien und dem sich mehrenden Chaos mit angstvoller Beklemmung entgegensetzen, das revolutionäre Proletariat hat alle Ursache, es mit ge spannten Hoffnungen zu begrüßen. Das „Chaos", daS ist nichts anderes aü die Revolution in Permanenz. Die Revolution aber ist unter den heutigen Verhält- niffen jener Zustand, in dem das Proletariat am raschsten reist, am vollkommensten seine intellektuellen, moralischen, ökonomischen Kräfte entwickelt, dem Staate und der Gesellschaft am tiefsten seinen Stempel auf drückt und die meisten Konzessionen von ihnen erringt. Die Revolution in Permanenz ist also gerade das jenige, was das Proletariat in Rußland braucht. Heute hat sie eS, namentlich in Polen, ungemein gestärkt und gereist. Einige Jahre Dauer werden eS zu einer Elite truppe, vielleicht zu der Elitetruppe des internationalen Proletariat- machen, einer Truppe, die mit allem Feuer der Jugend die Erfahrungen weltgeschichtlicher Kämpfe und die Kraft ein» den Staat beherrschenden Macht vereinigt. Politische Weltscdau. Deutsches Reich. Der Kaiser kommandierte gestern selbst auf dem Truppenübungsplätze Posen das Exerzieren der vereinigten Kavallerie-Regimenter. — Der Kaiser hat nach einer amtlichen Bekanntmachung des Polizeipräsidenten in Posen die heute in Aussicht genommene Automobilfahrt nach Gnesen aufgegeben. Ob der Monarch im Anschluß an seinen Aufenthalt auf dem Truppenübungsplätze Weißenburg bei Posen die Stadt Gnesen überhaupt nicht zu besuchen gedenkt, ist aus der Bekanntmachung nicht zu ersehen. Wie nunmehr feststeht, wird der Kaiser auf Einladung des Prinz-Regenten von Bayern der Enthüllung des Kaiser- Wilhelm-Denkmal- in Nürnberg persönlich beiwohnen. Ueber die angeblich bevorstehende Zusammen kunft des Deutschen Kaisers mit dem König Eduard ist bis zur Stunde noch nichts Zuverlässiges bekannt. Eine solche Begegnung ist aber, wie die „Köln. Ztg." mitteilt, jedenfalls nicht von langer Hand vorbereitet worden und würde, wenn sie stattsindet, die Folge eines raschen Entschlusses sein. Der Kaiser und der Norddeutsche Llovd. Vom Kaiser ist auf ein Telegramm, das den Dank des Norddeutschen Lloyd für den Vollzug der Hafen- erweiteruna in Bremerhaven aussprach, dem Nord deutschen Lloyd folgende Antwort vom Truppenübungs platz Posen aus zugegangen: „Ihr freundliches Tele gramm von gestern, betreffend den Vollzug der Hafen erweiterung m Bremerhaven, habe Ich mit Genugtuung erhalten. Wie bisher, kann der Norddeutsche Lloyd Meiner kaiserlichen Fürsorge auch in Zukunft stets ver sichert sein. Ich bin der gewissen Zuversicht, daß es seiner erprobten, weitblickenden Tatkraft gelingen wird, die ihm nunmehr gestellte große Aufgabe zu lösen und daß daraus dem Norddeutschen Lloyd ein weiteres Auf blühen und dem gesamten deutschen Vaterlande ein bleibender Segen erwächst. Wilhelm. I. R." Entschließungen des Bundesrats. Zu den Vorlagen, die dem Reichstage in der nächsten Tagung unterbreitet werden sollen, werden auch, da es sich diesmal um eine neue Session handelt, die Entschließungen deS Bundesrats auf Beschlüsse des Reichstags gehören. Da es sich entsprechend der Länge der letzten Tagung um recht viele Reichstagsbeschlüsse handelt, so wird die Vorlage recht umfangreich sein. Sie soll dem Reichs tage so frühzeitig als möglich zugestellt werden. Eine souverbare Nachricht vom Kaiser- Wilhelm-Kanal lesen wir in der »Dtsch. TgSztg." DaS Blatt schreibt: „Die Molenköpfe an der Mündung des Kaiser-Wilhelm-Kanals sind mit Schnellfeuer-Ge schützen versehen worden. Auch wurden an mehreren Stellen deS Schleusendeiches Revolverkanonen auf gestellt, zu deren Anschießen Marinesoldaten kommandiert waren." Wir möchten die Richtigkeit der Meldung doch stark bezweifeln; wenigstens ist eS uns unverständlich, was die Schnellfeueraeschütze am Kanaleingang nüden sollen. Wenn die Elbmündung oder der Kieler Hafen einmal vom Feinde genommen sind, so würden ein paar Schnellfeuergeschütze und Revolverkanonen auch den