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Wchmtz-MW 62. Jahrgang. Donnerstag, dm 26. November 1896 Nr. 136 Bett in Brand gerathen war. Ein Lehrling hatten um einen Scherz zu treiben, die bewegliche Glühlampe in das Bett gelegt, wodurch das Zerspringen veranlaßt worden war. Das Bett ist vollständig verbrannt, im Uebrigen der Brand jedoch zum Glück noch rechtzeitig gelöscht worden. Meißen. Der SchulauSschuß wählte aus den ihm vom Stadtgemeinderath vorgeschlagenen 3 Herren den Schuldirektor vr. Klausch in Zschopau zum Di rektor der höheren und mittleren Bürgerschule. ES waren im Ganzen 45 Gesuche eingegangen, darunter 15 von außersächstschen Schulmännern. Döbeln. In hiesiger Stadt ist die Einführung der pneumatischen Grubenräumung nunmehr Thatsache geworden. Burgstädt. In der am Freitag abgehaltenen Sitzung des hiesigen Stadtgemeinderaths wurde da» Regulativ zur Erhebung einer Btersteuer in hiesiger Stadt mit 12 gegen 5 Stimmen angenommen. Der Steuersatz beträgt für das Hektoliter einfaches vier 25 Pfennige, für alle anderen Arten Bier 65 Pfennige. Wurzen. DerNeubau eine- GarnisonlazarettS für das hiesige Jäger-Bataillon ist von der Ver waltung des Reichsheeres in Aussicht genommen. Leipzig. Unsere Universität gilt im Volks munde für reich, und sie ist es auch, insofern ihr Besitz auf 14 bis 15 Millionen Mark geschätzt wird. Die Verwaltung dieses Vermögens ist seit 1833 fast ganz in die Hände der Regierung übergegangen. Die Erträgnisse desselben werden zum laufenden Unterhalt der Universität verwendet und bilden da nur einen Theil der alljährlich nöthigen Summe. Für das laufende Jahr sind die eigenen Einnahmen der Uni versität mit 435152 Mk. angesetzt, das Gesammt- ersorderniß beträgt aber 205122V Mk., sodaß der Staat 1616068 Mk. zuschiebt. Dazu ist aber noch für 1806/97, außer dem UniversttätSneubau ein außer ordentlicher Etat von 900000 Mk. bewilligt worden. Chemnitz. Nachdem bis vor kurzer Zeit nur Absteckpsähle, Meßstangen und eine Reihe von Bohr löchern zur Untersuchung der Bodenbeschaffenheit den Plan bezeichnet hatten, auf dem der neue Rangtr- bahnhof in dem benachbarten Hilbersdorf angelegt werden soll, für dessen Herstellung der Landtag im Februar die beträchtliche Summe von 2775000 Mk. bewilligt hat, ist jetzt nun auch mit der Ausführung des Baues begonnen worden. Den Anfang hat man mit Erdbewegungen in der Thalmulde unterhalb der Kirche und Schule gemacht, wo auf einem längeren Strang der Boden ausgeschachlet und anderweit wieder ausgeschüttet worden ist. Vorher sind schon in der selben Gegend verschiedene Baubuden aufgerichtet, un weit des Gasthauses zu den „3 Rosen" und auf der Höhe am Frankenbsrger Steige Kantinenräume her gestellt worden. Dazu ist auch mit dem Abbruche des noch gar nicht alten, mit dem Erdgeschoß drei Stock hohen Hrrtelschen Hauses (318) begonnen worden, dem nun bald eine Reihe weiterer in derselben Gegend (bet der Eisenbahnbrücke) und am schon genannten Frankenberger Fußwege folgen werden. Sogar ein ganzes Bauerngut mit stattlichen Gebäuden wird fallen müssen. Zum Theil stehen die des Abbruches harren den Häuser ,chon leer. So wird sich denn im allen Theile des Ortes innerhalb kurzer Zeit eine gewaltige Veränderung vollziehen, nach ihrer Ausführung aber der Chemnitzer Hauptbahnhof mit Einschluß der „Werk stätten" von dem Uebergange an der Dresdner Straße ungefähr bis an das Ende von Hilbersdorf reichen. Zwickau. Der Gemeinderath des Vorortes Ober- planttz beschloß eine Versicherung aller Einwohner bei der Magdeburger HastpflichtversicherungSgesellschaft. — Hier ist den Lehrern der Bürgerschulen vom Rathe ein Arzt bestimmt worden, an den sie sich zu wenden haben, wenn Schulkinder als krank ent- werden t ärztliche Atteste nicht beigebracht Verantwortlicher Redacteur: Paul Jehnc in Dippoldiswalde. MU.chiftiil,.« .Zii-ft-i-i» MU >«». studierte. Da die Familie sich kein Dienstmädchen hielt, pflegte an Feiertagen der Kutscher Uhlmanns regelmäßig Vormittags nach der Wohnung se.nes Arbeitgebers zu kommen, um einige hauswirthschatt- liche Versorgungen zu übernehmen. Als sich dieser Sonntag früh in der 11. Stunde daselbst einfand, ist ihm trotz wiederholtem Läuten die Thür nicht ge öffnet worden; er ist daher unverrichteter Sache wieder fortgegangen, aber Nachmittags in der 5. Stunde dorthin zurückgekehrt. Da seine Versuche, Eintritt in die Wohnung zu erlangen, abermals umsonst waren, hat er hieraus von seinen Wahrnehmungen Anzeige aus der Polizeibezirkswache gemacht und nunmehr wurde die Wohnung durch einen Schlaffer geöffnet. Beim Betreten der letzteren hat man zunächst niemanden von der Familie bemerken können, nach längerem Suchen bot sich jedoch in der Küche ein entsetzlicher Anblick dar: Auf Betten lagen die sämmtlichen sechs Familienglieder, fünf von diesen zweifellos getödtet durch Kohlenoxidgase, welche der geheizten Kochmaschine infolge AbschließenS der Klappe des Abzugsrohrs ent strömt waren. Nur der 14jährige Knabe, welcher dem Küchenfenster am nächsten gelegen hat, zeigte noch Lebensspuren; er ist denn auch sofort durch die Wohl fahrtspolizei nach dem Stadtkrankenhaus überführt worden, doch verstarb er in der Nacht daselbst. Bereits in der 6. Abendstunde traf eine behördliche Kommission, bestehend aus mehreren Beamten der König!. Polizei direktion und Aerzten, in der Wohnung ein, um den Thatbestand aufzunehmen und die Untersuchung über die Ursache des Todes der Familie einzuleiten. Wie aus vorgefundenen Briesen, die von mehreren Familien mitgliedern hsrrührten, hervorgeht, hat die gesammte Familie in gegenseitiger Uebereinstimmung freiwillig den Tod gesucht. Die ältere Tochter hat durch einen Brief, in welchem sie Abschied nimmt von ihrem Bräutigam, ihr Einverständniß mit der erschütternden Thal bekundet. Den älteren Sohn hatte der Vater erst am Sonnabend von Leipzig, wo er Medizin studierte, hierher gerufen. Als Beweggrund für den furchtbaren Entschluß sind total zerrüttete Vermögensverhältniffe anzusehen; der Ehemann hat vor einigen Wochen einen Verlust von 15000 Mk. erlitten. Der Student scheint die Ausführung des sechsfachen Selbstmordes geleitet zu haben. — In der Nacht zum Dienstag erschoß ein hier in der Ostbahnstraße Nr. 6 wohnhafter Buchbinder gehilfe seine hier bei einer Herrschaft bedienstete Braut mit ihrem Einverständnisse mit zwei Revolverschüffen und tüdtete sich dann selbst. Del Tobte hatte noch den Revolver in der Hand. DaS Liebespaar war österreichischer Nationalität. — Die erste Cichorienernte Dresdens hat so eben begonnen. Auf den ausgedehnten Feldflächen des Kammergutes Ostra giebt eS Theile, die sich durch ihren Thon- und Mergelgehalt Hervorthun und viel fach stark kalkhaltig sind. Da die gewöhnlichen Feld früchte auf denselben nicht recht gedeihen wollten, so versuchte man den Anbau der Cichorie daselbst. Nach guter Bodenbearbeitung und reicher Düngung hat die Ernt- ein erfreuliches Ergebniß geliefert, da fleischige Wurzeln bis zu 50 und 60 Centimeter Länge und 4—5 Centimeter Dicke erzeugt wurden. Der Ernte ertrag wurde an eine bei Dresden liegende Cichorien- sabrik zu recht annehmbaren Preisen verkauft. — Die sächsischen Seminare hatten im vorigen Jahre 2967 Zöglinge; davon gingen 394 männliche uno 35 weibliche, zusammen 429 Personen mit Reife- Zeugniß ab. Pirna. Ein gefährlicher Brand war hier am Sonntag Abend in der Neumühle, der jetzigen Hsrberg- schen Mühlenbauanstalt, entstanden. Ja der 8. Stunde verlöschte daselbst plötzlich das elektrische Licht. Die deshalb angestellten Nachforschungen ergaben, daß in einer aus dem Dachboden befindlichen L-yrlingskammer die Glasbirne einer Glühlampe zersprungen und ein Inserate, welche bet d« bedeutenden Auflage det Blatte- eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet- — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzril« 20 Pfg. -Fokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wie wir bereits mittheilten, ist vom 1. Febr. 1897 ab Herr Bez.-Schul-Jnspektor Richter hier unter gleichzeitiger Ernennung zum Schul rath zum Bez.-Schul-Jnspektor bei der igl. AmtShaupt- mannschast Chemnitz ernannt worden. Als sein hiesiger Amtsnachfolger wurde Herr Schuldirektor vr. pkil. Lange in Plauen i. V. ernannt. — Herr Gerichtsvollzieher Streblow am hiesigen Amtsgericht ist nach wohlbestandenem Examen zum Aktuar aufgerückt. — Das nächsten Sonntag in der Reichskrone stattfindende Concert des Turnvereins wird an Reichhaltigkeit und Güte des Gebotenen den früheren Ausführungen in keiner Weise nachstehen. Ein lustiger Einakter, eine weitere humoristische Scene, die tur nerischen Uebungsgruppen, die Gesangsvorträge, der Landsknechtsreigen in Kostüm u. a. werden ein Pro gramm bilden, das allen Besuchern einige höchst an genehme Stunden verspricht. — Am Dienstag führte im Sternsaal Herr Pho tograph Lonke aus Höckendorf eine Reihe photo graphischer Bilder vom Weltall mittels Scioplicon vor, die durch ihre Genauigkeit, Klarheit und Größe einen recht anschaulichen Aufschluß über das Wesen der Sonne und verschiedener Planeten, sowie über die Oberfläche des Mondes gaben. Durch einen fließen den Vortrag wußte Herr Lonke die einzelnen Bilder geschickt zu verbinden, zu erläutern und seine Zuhörer 1>/» Stunde lang in größter Spannung und Auf merksamkeit zu erhalten. Vielleicht könnte er sich aber doch bei Einzelheiten etwas kürzer und objektiver fassen. Wahrscheinlich wird Herr Lonke auch and rwärts Vor träge halten, und können wir mit gutem Gewissen den Besuch als lohnend empfehlen. AmmelSdorf. Am 22. November feierte Herr Johann Christian Göhler, GutSauszügler und dessen Ehefrau, Johanne Rosine geb. Berger, das fünfzig jährige Ehejubiläum daselbst. Nachdem Herr Pfarrer Lehmann-HennerSdorf di; feierliche Einsegnung des Jubelpaares im Hause in der Mitte der Familienmit glieder und Anverwandten vollzogen, überreichte der selbe den genannten Eheleuten eine als Zeichen der Theilnahme von Er. Majestät, unserm allverehrten König, allergnädigst verliehene Bibel. Dresden. Wie alljährlich, so ist auch Heuer während der Sommermonate eine Anzahl Personen vom Blitze erschlagen worden. In Sachsen trat der erste Fall schon am 25. März ein, der letzte am 10. September. Es wurden in unserem Lande — abgesehen von den Leuten, die durch Blitzschlag betäubt, gelähmt oder verletzt worden sind — im Ganzen 14 Personen durch den Blitz augenblicklich getödtet und -war 7 Männer, 5 Frauen und 2 Kinder. In Ge bäuden kamen nur 3, im Freien aber 11 Personen ums Leben. Von den 14 Fällen entfielen auf den Leipziger Kreis 5, auf den Zwickauer 7, auf den Dresdner und Bautzner je 1. — Die BevülkerungSziffer Dresdens hob sich am 1. November d. I. auf 345760. Es ist mit hin die Drittclmillion überschritten. Bei der stetig wachsenden Bevölkerungszunahme dürste am Schluffe des Jahres 1897 die Ziffer 400000 erreichen, be sonders nach der Einverleibung der Vororte Trachau und Pieschen, die sich im Laufe des Jahres 1897 vollziehen wird. — Ueber die furchtbare Familientragödie, die sich am vergangenen Sonntag hier in der Sedanstrabe 2, III, ereignete, erfährt man folgende Einzelheiten. Die Familie des Mehlgroßhändlers Uhlmann, der früher Reisender in der „Königsmühle" war und der sich vor etwa 4 Jahren selbstständig machte, bestand aus dem Mann und dessen Ehefrau, aus 2 Töchtern im Alter von 17 i nd 19 Jahren, einem etwa 14jährigen Knaben und einem älteren Sohne, der in Leipzig Die Weißeritz.Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners^ lag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. ÄS Pfg., zweimonatlich S4 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- fialten, Postboten, sowie dir Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmamlfchaft, das Migliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Dippoldiswalde.