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— —— — —. - . . - -- — ^Wr 8e?gt? AujtiAt^ ^1°,^ zespaltm« Zeil« »dar »er« Raum mit S Pf berechnet. Amtsblatt des KönigU Bezirksgerichts zu Heiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadtrathe zu Freiberg, Sayda und Brand. Tageblatt. z Uhr sür die nächste erscheinende Nummer angenommen. 233. Mittwoch, den 7. Oktober 1863. Freiberg, den 7. Oktober. Der hiesige Gewerbeverein, der soeben seine Versamm lungen wieder begonnen, besitzt, wie der Schreiber" dieser Zeilen schon seil Jahren die Ueberzeugung gewonnen und öfter- auch öffentlich auszusprechen Gelegenheit genommen hat, eine Entwicke- lungssähigkeit, die sehr hoch angeschlagen werben muß und deshalb einer besonderen Pflege würdig ist. — Der Verein hat sich be- lanntlich zur besonderen Aufgabe gemacht, die Ueberzeugung unter len Gewerbtreibcnden nicht nur immer mehr zu verbreiten, sondern auch zu befestigen, daß das Handwerk mit der Kunst in die engste Berührung treten müsse: denn es giebt gewiß nur eine geringe Anzahl von Gewerben, die sich aller Rücksicht auf das Schöne entschlagen können. Zwar braucht der Handwerker kein vollendeter Künstler zu werben, aber ein gewisses selbstständiges Urtheil soll er sich erwerben, damit er unter den sich darbietendcn Mustern und Zeichnungen eine richtige Wahl zu treffen im Stande ist; er soll sich einen Begriff von dem erwerben, was der Künstler Stil nennl. Es liegt in dem Wesen der Kunst, daß zuvor erst das Auge durch Anschauung von Werken derselben gewonnen und ge- bildet werbe. Der Engländer bezeichnet dies sehr ausdrucksvoll durch eäucstion vt tl>o e^e, b. h. Erziehung der Augen. Die Franzosen haben in Paris durch ihr wahrhaft musterhaftes cou- «orvstoire «les urts (Ausstellungssaal der Künste) für den Hand werker ein schönes Beispiel gegeben. Der Engländer, zwar ein sehr schlechter Kunstkenner, aber bekanntlich ein höchst praktischer Mann, dabei aber eben so eifersüchtig, besonders auf Frankreich"), Hal nun in seinem berühmten Sydenham und in dem benachbarten Kensington — das Erstere ist Privatunternehmen, das Letztere StaatSaustalt — das französische Institut nachzuahmcn angesangen und zwar mit einem so praktischen Takte, daß sich die Folgen davon über lang oder kurz im Bereiche der Handwerker zeigen werden, aber auch zugleich unsere eigene Aufmerksamkeit zu erreget» geeignet ist. Der Engländer hat sehr richtig erkannt, daß namentlich für den Handwerker nicht Vorlesungen, nicht Bücher und Kupferwerke, so nützlich und nothwendig sie auch seien, sondern die stete An schauung der betreffenden Meisterwerke bis auf den Schuh herab durch das Auge und die Gelegenheit des Zeichnens für entscheidend angesehen werben müsse. — Der Eintritt in das Museum von Kensington ist drei Tage in der Woche ganz frei; an den übrigen Wochentagen wird nur ein kleines Eintrittsgeld erhoben, um den großen Zudrang abzuhallen, da diese Tage vorzugsweise zum Zeichnen ausgessellter Modelle bestimmt sind. Die Beleuchtung durch Gas ist glänzend. Wie wäre cs nun, wenn der hiesige Gewerbeverein nach seinem Vermögen sich eine solche Einrichtung zum Muster nehmen wollte? An Modellen für Gesäße, Glas- waaren, Leuchter u. s. w., überhaupt für Dinge, die dem häuslichen Bedarfe und dem Handwerke so nabe stehen, dürfte es nicht fehlen, zumal da bas Alterthumsmuscum manches für den vorliegenden Zweck recht Brauchbares zu liefern im Stande sein würde. Denn auch die englische Anstalt legt ganz besonders alterthümliche Gegenstände ihren Schülern gleichsam als Ideen vor, die entweder einer Veredlung fähig find oder auch in ihrer Ursprünglichkeit aus- gesührt zu weiden verdienen. Wir geben dem Gewerbevereine das soeben in Kürze Dargclegte zur Prüfung anheim, in der, wie wir meinen, gerechtfertigten Erwartung, daß dasselbe Anspruch habe, nicht von der Hand gewiesen zu werden. Wer sind von Jahr zu *) Di« Franzosen verdanken ihre Uederlegenhett und Musterhaftigkeit im Gebiete geschmackvoller Erzeugnisse nicht allein ihrer natürlichen Begabung, sondern auch gewissen höchst zweckmäßigen Anstalten, die jedem Arbeiter zu gänglich sind. Jabr immer mehr in der Ueberzeugung bestärkt worden, daß der hiesige Gewerbeverein, dem wir so gern unsere Aufmerksamkeit zu- «enden, bei den geistigen und materiellen Kräften, die ihm zu Ge bote stehen, nicht nur stets belebend auf das gewerbliche Bürgerthum Freibergs zu wirken vermöge, sondern überhaupt ein wahreS.DildungS- institut sür dasselbe zu werden befähigt sei. Uebrigens kommen wir auch bei dieser Gelegenheit auf den von unS schon mehr als einmal öffentlich ausgesprochenen Gedanken zurück, daß der Gewerbeverei« in der That, wen» wir so sagen sollen, das Zeug dazu besitze, um die Errichtung einer Realschule in Freiberg anzubahnen: die SonntagSschule, das Winkler'sche Institut und die Handelsschule sind Elemente dazu. Die Localbehörbe, wie wir wissen, und die Staatsbehörde würden vorkommenden Falls ihre Unterstützung nicht versagen. Wir gedenken dafür Sorge zu tragen, daß diese Frage nicht eher von der Tagesordnung dieses Blattes gestrichen werbe, bis man uns nackgewicsen hat, die zu lösende Aufgabe sei für Freiberg eine Unmöglichkeit. Das Stadlverordnetencollcgium zu Großenhain hat ein stimmig folgenden Antrag angenommen: „DaS Collegium, von der Ueberzeugung ausgehend, daß hisStitderwerfungder napoleonischen Gewaltherrschaft durch die Schlacht belUpzig sur das gesammte deutsche Volk ein Ereigniß der freudigsten Art ward und immer bleiben wird, bewilligt die durch eine Theilnahme Großenhains au der zu Leipzig in Aussicht stehenden Erinnerungsfeier nöthig werdenden Kosten." Der Stadlralh hat hierauf die Theilnahme ebenfall- beschlossen. — Außerdem steht auch eine locale Feier durch Reveille und FestgotleSbicnst bei geschmückter Kirche am 18. und Abendmufik mit Gesang auf dem Markte rc. am 19. Oct. in Aussicht.' Der Beschluß des Rathes zu Budissin, daß die Stadt bei dem bevorstehenden Leipziger Nationalfeste durch je einen Depu- tirten des Rathes und des Stadtverordnetencollegiums zu vertrete« sei, ist von dem letzter« in dessen Sitzung am 2. Oct. mit Stimmen mehrheit abgelehnt worden. » In Schneeberg verunglückte am l. Oct. ein fünfjähriger. Knabe namens Dittrich durch Unvorsichtigkeit in der Dreschmaschine auf Siegel's Gut. Augenblicklicher Tod folgte auf die Erfassung des Verunglückten durch die im raschen Schwünge sich drehende Maschine. Niemandem ist dabei eine Schuld beizumeffen. Tagesgeschichte. Leipzig, 4 Oct. (D. A. Z.) Die Betheiligung mancher deut schen Stadt an der allgemeinen Schlachtfeier ist, wie aus einzelnen Erwiderungen und aus mehrfachen Anfragen hervorgeht, haupt sächlich deshalb noch zurückgehalten worden, weil man den Kosten aufwand, der sich noch nicht mit Bestimmtheit übersehen ließ, als vielleicht zu bedeutend fürchtete. Nach zuverlässigen Mittheilungen find wir jetzt im Stande, über diesen Punkt die Angabe zu machen, daß der Kostenbeitrag nach dem jetzigen Stande der Anmeldungen von Städten für eine Einwohnerzahl von 1000 Seelen höchsten- 10 Thlr. betragen wird, ein Anschlag, der sich natürlich bei noch größerer Betheiligung noch herabsetzen wird. Die Theilnahme« erklärungen der Städte find fortwährend im Wachsen begriffen, namentlich hat gestern auch Wien sein Erscheinen zugesagt und wird durch sechs Abgeordnete vertreten sein. Diejenigen Städte, welche bereits die Namen ihrer Abgeordneten, zum großen Theil Bürger meister, Stadträihe, Stadtverordnete, auch Veteranen hierher ge meldet haben, sind: Weimar, Berlin, Manheim, Heidelberg, Har burg, Sanskow bei Demmin, Baden-Baden, Düben, Suhl, Gleitvitz,