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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 13.09.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050913028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905091302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905091302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-09
- Tag 1905-09-13
-
Monat
1905-09
-
Jahr
1905
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Diese» vlatt wird dev Lesern von Drerden mld Umgebuog am Lage vorher bereits al» Abend - Ausgabe zugestellt, während er die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. tkSsrgedW: N» »«—» »«I tä«U» ,»eimalt«rr Lun-»,«,, d«rch u«I«« Bo», <«»»»»« u,L ««»»»». an »««. md Moniaam nur «lmnav »Mt. «0>t.. dünb a««w»r»i,e»om- mitziouLn » MI d«», » Mt. »« «t. Bel «lmnalla« Zuiieliuua durch dl« voll»««. lodneBOnllaeli». im «us^ laud «tt eutivnchrnde« üulchla,«. St »»druck allrr «Nikrl u. Orlainal- Mlttttluuarn uur ml» d«u»llch«r OuelI«»a»,abt<.Drt«d.Nachr.1 aiwll«. Nachmlallch« vanorar- auivrüch« bleib«« unberücklichlirt! uuvrrlanal« Manulkrwi« wrrd«a Vicht auldrwabn. »«Iraramm-Adretl«: Nnchrlchte« »rr«de«. Geg^ürrSet L8L8 Verlag von Kiepsrtz L Reichavdtä Fsnresgen-can'f. Lnnabme von A»lu»bl,u»aen lbib naLmiliaas s Ul» Eon» und firieriaa» nur Marieustratie ss von II bis '/,iUt>r Die l ivalliaeGrund- reile <ca. » Silbe»» Li Pi,., Sin kündiannae» auf der Privalieile Zcür L Mg : d»e rivalti,e Zeile auf Der« leite so Bl, , als Cinseiandt Zeile w Pia ^ln Ilummer» „ch «»»». und Seierta,ea i ivali,,e Liuudinle so Pia , auf PrivaNeile »o Via, 2ivalli,c Zeile auf Teriieile und all viuaelandl «v Pia «uSlvärliaeAui. trüae nur aeae» Borauobczakluna, llZeleadlillter werden mit lü Pf,, berechnet. Nernlvrrchanlchiub: Amt I Nr. U und Nr. 208«. lä^liüll 2liVö! I^äl mniili öl« ..Il'iriili«!' tzikdtiell««' ill liilli Ü08l61'v1l2 /.uxo8tol>t äureli ksutmanu I r. ivilk. 8tütrner. -------- «r. 254. er»«. Ter Kaiser in Eoblenz. Neueste Trahtberichte Hch.iachrichten. Nel»einteilnng der Stadtvcrordneten- wahlkreise, Gewerbe- und Handwcrkervereinc. „Das weihe Nvßl". Geschichte der Theaterkritik, Mittwoch, 13. Septemlier 1905. Ter Kaiser ln Kable»;. , Der Kaiser hat anläßlich des Manöverbeginns in Koblenz einen einem Teile der Leser bereits kurz mitgcteilten Trinkfprnch ausgebracht, der durch eine ungewöhnliche Bestimmtheit, um nicht zu sagen, Schärfe des Tones gegenüber Frankreich bemerkenswert ist. Es dürste kaum ausbleiben, -ah die Presse des Auslandes daraus eine abermalig« Verschärfung der dcutsch.französiscken Beziehungen im Zusammenhang mit der Marokko-Frage herleitet, obwohl ein zwingender Grund zu einer solchen Annahme wenigstens nach den bis jetzt bekannt gewordenen Tatsachen nicht besteht. Es kann ebenso aut sein und ist vorläufig viel wahrscheinlicher, das, der Kaiser bloß gegenüber gewissen fortgesetzten Hetzereien fran zösisch-englischen Ursprungs einen deutlichen Wink an bestimmte Adressen hat geben wollen, daß unsere Grenzwacht jederzeit voll gerüstet ist und daß wir uns durch lein Kriegsgeschrei ver- blüffen lassen. Ueber den Verlauf der Festtafel werden folgende Einzelheiten gemeldet: Nachdem Montag nachmittag das Kaiserpaar eine Aulomobitfahrt an der Mosel unternommen hatte, fand in Koblenz eine Paradetafel statt. Der Kaiser führte die Kaiserin, der Kronprinz die Prinzessin Adolf zu Schoumburg-Lippc, Rechts folgten zunächst der Kronprinz Konstantin von Griechen land, Prinz Harald von Dänemark, Prinz Andreas von Griechenland, Prinz Heinrich von Preuhen, Prinz Adalbert von Preußen, Fürst Wilhelm von Hohcnzollern, der Fürst von Hohcbi- lohe-Langcnbura. links folgten Prinz Artur von Groh- dritannicn, Prinz Leopold von Bauern, Prinz Eitel Friedrich von Preuhen, Prinz Albrecht von Preuhen, Prinz Joachim Albrecht von Preuhen, Prinz Adolf von Schaum- burg-Lippe. Dem Kaiserpaar gegenüber sah der komman dierende General der Kavallerie von Deines, nach rechts folgten der Reichskanzler Fürst Bülow, der Generalseidmarschall Graf Häseler, der General der Infanterie Stützer und der schwei zerische Oberstkommandierende Wille. Links folgten der Generalfeldmarfchall von Hahnke, der General der Infanterie von Lindequist, der Kriegsminister Generalleutnant von Einem, der englische Generalmajor Gricrson und andere. Bei der Tafel brachte der Kaiser den in einem Teile der heutigen Morgen- öilsaa-e bereits mitgeteilten T r i n k s p r u ch auf das 8. Arwee- i»rvs aus, der zu den beginnenden großen Manövern an der Mstgrenze hinüberleitct und nach einem Telegramm aus -»dlenz folgenden Wortlaut hatte: Nicht im lichten Paradeklcide, sondern wir z,nn «riehen Maffengang standen die Söhne des Rheinlandes heute vor mir. „Feldmarschmäßig!" war die Ueberschrift über dem heutigen Tage. Die Marine nennt das „klar zum Gefecht!" Die schönste Wehr, die der preuhische Soldat tragen kann, ist das Kleid, in dem er seinen« Gegner im Felde siegreich entgcgentritt, das schönst« Gewand, das ein Grenzkorps tragen kann, wenn es vor seinem Kaiser sich zeigt. Daß dieses Grenzkvrps die Wach t a m Rhein gut halten wird, daraus vertraue ich in Rühe nach dem, was ich heute gesehen habe. Das 8. Armeekorps Hurra! Hurra! Hurra! Nach der Tafel beobachtete das Kaiserpaar mit den sürst« lichen Gästen von den Fenstern aus den grohen Zavfen- sfrc ich der Musikkorps des 8. Korps aus dem grohen Platz vor dem Schloß. Er nahm einen sehr würdigen Verlauf, die Betei. Iigung der Bevölkerung war wiederum iehr groß. Professor Rohberg erledigte seine Ausgabe mit gewohnter Meisterschaft. iVergl. den gleichzeitig gehaltenen Trimspruch des Präsidenten Landet aus die französische Armee unter „Tagesgeschichte" im Morgenblatt. D. Red.) Renefte Drahtmeldrmgen vom 12. Septbr. Koloniales. Berlin. Amtlich wird aus Deutsch-Südwest, asrika gemeldet: Teilen der A b t e i'l u n g Me' ster gelang es südlich von Gorab und westlich von Zaris Hottentottenbanden zu schlagen. Der Feind wich in die Gebirgsschluchten westlich von Zaris zurück und vereinigte sich dort mit den übrigen vor unseren Truppen zurückaegangenen Hottentotten- und Herero- banden. Ihre Stärke wird ans etwa 300 Gewehre geschätzt. Da die Gegend wasserarm ist, müssen zunächst größere Wasser- kolonnen herbcigezogen werden. Sobald dies geschehen ist, wird Major Meister auf der Linie Zaris— Naui zuin Angriff Vor gehen. Tie Wasserstellen am Westrande des nördlichen Zaris- gebirges in der Linie Scssrim—Zaris und der Eingang zur Naukluft sind von unseren Truppen besetzt. Die bisherige Ab te i l u n g E st o r f s unter Hauplmann Morahl s2 Kompagnien, 2 Geschütze) bleibt in der Linie Grootfontein—Klcinjontein— Chamhawib-Remer, unter Besetzung sämtlicher Wasserstellen in der Linie Zaris—Heitainas—Blutpüts, durch vorgeschobene Postierungen, um etwa nach Osten zurückströmcndc Banden ab- zusangen. Die Abteilung Koppy hat das Tirasgebirge und die Aruab-Berge vom Feinde gesäubert und bleibt vorläufig in der Gegend der Sinclair-Mine. Major v. Esiorss ist mit der Säuberung des östlichen Namalandes, in dem sich »mehrfach kleinere Banden der Witbois gezeigt haben, beauftragt worden. Hamburg.^ Ter Dampfer „Eleonore Wocrmann", mit den auf der Studienreise nach Togo und Kamerun bcsind- lichen Reichstagsabgeordneten an Bord, ist nach hierher gelangter Meldung gestern wohlbehalten in Lagos c i n g e t r o s s c n. Die Cholera-Gefahr. Berlin. sPriv.-Tel.j Nach einer Verfügung des Eisen- bahminnisteriums werden, abgesehen vom Direktiousbezirk Stettin, für sämtliche Cisenbahndirektionsbezirke, innerhalb deren Cbolcraerkrankungen Vorkommen, eine Anzahl Wagen vierter Klasse für den Transport choteraverdächtigcr Personen oder in Quarantäne zu bringender bereit gehalten. Diese Wagen dürfen ^is auf weiteres unter keinen Umständen fahrplanmahigen Personenzügen angehängt werden. Marienwerder. Meldungen über neue cholera verdächtige Erkrankungen liegen heute aus dem Regierungsbezirk Marienwerder nicht vor. Bromberg. Ueber den Cholerastand im Regierungs bezirke Bromberg meldet die „Ostdeutsche Rundschau": Ge storben in Schwcdenyöbe bei Bromberg ein Arbeiter, in Trotzig ein Kind und in Nakel ein Arbeiter. ... , Koblenz. Der Kaiser ist heute früh 8f4 Uhr im Automobil ins Manövergeländc gefahren. B r u n s b ü t t el k o o g. Großadmiral v. Köster ist »rit dem Flottenslaggschisf heute vormittag 11 Uhr hier eingctrossen und hat im Binnenhafen angelegt. Kurz darauf ist die gcszinte Manöverflotte hier vor der Kanalmündung vor Anker gegangen. Berlin. sPriv.-Tel.j In der Hascnheivc wurde heute früh die Leiche eines Mädchens aufgefuuden, das anscheinend e r- drosselt worden ist. Hamburg. Zur Teilnahme an dem 10. Kongreß der Internationalen K r i m i n a l i st is ch e n Vereini gung sind Vertreter der meisten deutschen Bundesstaaten und zahlreiche Ausländer eingetrossen Namens des Ortsausschusses begrüßte Landgerichtsprasivcnt Engel die Erschienenen gestern abend im Uhlenhorster Fährhause und brachte zum Schluß ein Hoch auf die Vereinigung aus. Professor Prins-Brüssel dankte und schloß seine Ausführungen mit einem Hoch aus Teulschland und die deutsche Wissenschaft. .Heute vormittag begannen die Sitzungen der Vereinigung. Meseri tz. Heute früh 0 Uhr wurden der Häusler Andreas Aozwiak und seine Ehefrau Franziska aus Großleuichetz lK'.eis Birnbaum), die wegen Ermordung eines 79jährigen Ausqe- dingerS zum Tode verurteilt worden waren, aus dem Hofe des Gerichtsgesängnisscs enthauptet. P e st. sPrio.-Tel.) Die Polizei verhaftete den Io » rna - listen Zyany, einen Mitarbeiter des Banssyschen Organs, pBudapeiti Hirlav", weil er dringend verdächtig isst der Vei- fasser der bekannten Broschüre: „Die ungarische Krise und die Hohenzoilern" zu sein. Zahlreiche kompromittierende Schriften wurden bei ihm gefunden. Er hat bereits gestanden, der Vcr- sasser der Broschüre zu sein. Ter Besteller sei ei» der Regie- rung befreundeter Herr, den er nicht nennen dürfe. Gegen Zyany wird die Anklage wegen Hochverrats erhoben werden. P a r i s. Ungefähr 3000 P o st b e d i e n st e t e hielten in der Arbeitsbörse eine Versammlung ab, in welcher u. a. be schlossen wurde, Erhöhung der Bezüge und Vermehrung' des Personals zu verlangen, sowie zur Verwirklichung dieser For- dernngen trotz der ablehnenden Haltung des Ministers eine Fachgenossenschast zu gründen. Ende dieses Monats soll hier ein Kongreß der Poslbcdienstetcn Frankreichs abgehalten wer- den. aus welchem insbesondere die Frage der Jachgenossenschaslcn beraten werden soll. Kopenhagen. Das englische Geschwader ist heute vormittag 10 Uhr, nordwärts steuernd, in See gegangen. London. sPrio.-Tel.) Hiesige P e t r ole u m-F i rmc n erhielten aus Baku die Nachricht, daß der Distrikt ruhiger sei und daß auch die Schäden, die sie englischen Firmen erlitten haben, lange nicht so groß seien, als früher angegeben wurde. Petersburg. Wie aus Zarizyn gemeldet wird, ist dort seit gestern der Handel mit Naphtha eingestellt worden. Auch in Astrachan stellten heute die Naphtiia-Firmen die Lieserung von Heizmaterial an die Schifssreeder ein, mit denen sic keine Liescrungskontrakte haben, weil sie die Einstellung der Transporte aus Baku befürchten. Tokio. <Prio.-TeI.j Der Waffenstillstand ist der Mandschurei wird morgen in Kraft treten. Lertliches unv Sächsisches. Dresden. 12. September, —* Am Sonntag nachmittag in der 5. Stunde erschien Se. Majestät der König mit den jungen Prinzen und Prin zessinnen in der Lochmühle, wo ein von verschiedenen Gesang vereinen veranstaltetes Gesangskonzert stattfand. Der stell vertretende Vorsitzende des Dovvelqnartetts „Echo'-Cuimersdors. Herr Kaufmann Strohbach, brachte dabei aus König Friedrich August, welcher »lehrcreu Gesangsvvrträge» zuhörte, «in kräftiges Hoch uns. Fi> der Lochmühle tmf sväter auch noch Ihre König!. Hoheit die Priiizess rn Mathilde ei». —* König Friedrich August im Erzgebirge. Die Rede, tue der König in Ma ricii bcrg in Erwiderung der Ansprache des Bürgermeisters Karl hielt, hatte folgenden Wortlaut: „Mein Herr Bürgermeister! Ich danke Ihnen für die freund liche Begrüßung, die Sie zugleich im Namen der hier Bersammcl ten Mir cntgegengcbracht haben. Ich habe Marienberg bereits vor längerer Zeit keimen gelernt und in Ihren Mauern dicnstlich und außerdienstlich geweilt. Cs war daher für Mch ein lieber Gedanke, dah Ich jetzt beim Besuche der Manöver Gelegenheit fand, die Stadt auszusuchen. Besonders danke Ich auch der Bürgerschaft, dah sic Mich bei Meinem erstmaligen Besuche als König so freudig empfangen und die Gelegenheit benützt hat, der Armen und Notleidenden zu gedenken. Die schönste Gabe, die eine Stadt ihrem König darbringeu kann, sind Mittel zur Trock nung der Tränen und zur Linderung der Not." Auch die Huldigung der Stadt Wc> lkenstein, an der sich außerdem neun zum Amtsgerichtsbezirke Wolkenstei» gehörige Laiidgcmcindcn beteiligte», trug einen eigenartigen, anheimelnden und dabei doch großzügigen Charakter. Die Feier ging aus dem Marktplätze vor sich, wo der König bei der Ankunft mit großem Jubel begrüßt wurde. Die Ansprache an den Monarchen dielt Herr Bürgermeister Stcinbach. Er begrüßte das Kommen des Königs, dankte dafür, sprach zum Schluß namens der Bersammcl Kunst und Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- theater. Da der Nocturnus „E l g a" von Gerhart Haupt- mann, der Donnerstag, den 14. September, zum erstenmal ge- geben wird, ohne Zwischenpause gespielt werden muß, wird das Publikum ersucht, sich rechtzeitig zu Beginn der Vorstellung , . siirdet Sonn- : musikalischen „ ... von E. Wolf Ferrari statt. Die Böschung'der Hauptpartien ist die folgende Lllaoio — Herr Rains, Beatrice — Fräulein v. Chavanne, Rojaura — Fräulein Seebe. Florindo — Herr Oeser, Panta- l«n< — Herr Erwin, Lelio — Herr Perron, Leandra — Herr lirl, Columbia — Frau Wedekind. Eleonora — Fräulein von der Lslen, Arlechino — Herr Kietz, Lunardo — Herr Bussel, Asdrubale — Herr Kruis, Almaro — Herr Jäger, Aloise — Herr Rüdiger, Momolo — Herr Plaschke, Menego — Herr Vöpsl. i* Repbenztheater. Ein glücklicher Mann, der Blumenthal! Gab man da gestern abend aus der Cirkusstraße neu einstudiert sein „Weihes Röß l", — und siehe da: daS edle Tier uiachte auch diesmal daS Nennen. Das nahezu ousverkaufte HauS war eitel Freude und Wonne, man amüsierte sich köstlich, und es gab bei jeder passenden Gelegenheit einen Applaus, daß harmlose Gemüter sich in die Premiere zurückversetzt fühlen konnten. Und die Lustigkeit steckt« an: selbst kritischer veranlagte Hörer hatten schlietzlich an der anspruchslosen Harmlosigkeit der Komödie, an der Sicherheit der handfesten Theaterarbeit ihre Freude und klatschten munter mit Beifall. Ti« Tage des „Weihen Röhls", das seinem Autor mehr an Tantiemen gebracht, «s der beste Renngaul des Graditzer Gestüts, scheinen somit noch lange nicht gezaytt zu sein. Wenn man das in dem besonderen Fall« nicht »u bedauern braucht, jo ist dies der Aufführung lRegie: Herr Direktor Mtt) zu danken, die als Ganzes rund und nett, sauber und fein anmutete und im einzelnen eine stattliche Reihe guter, ja vortrefflicher darstellerischer Leistungen aufwies. In erster Linie ist da Herr Friese zu nennen, dessen Wiesecke gegen früher an ^räudiger Liebenswürdigkeit noch gewonnen hat, und der als Träger des Erfolges während des ganzen Abends stürmisch von dem Publikum be,ubelt wurde, das seinen Liebling in Rollen deser Art gar nicht genug bewund'rn kann. Von den- > Protag«»,ften de« Ham es interessierte gestern am stärksten Frl. Hart»«1. tz.edi« D rtm zum.Weib« Röstl" «mz <rll«rli«bst gab, entzückend anssah und — gewiß ein Vorzug, aus den sie stolz sein kann! — in manchem, namentlich im Ton, etwas an die unvergeßliche Jenny Groß erinnerte, an deren glan- zende Joseplm man gestern mit Wehmut denken mußte. Außer Frl. Martini, die sich mit ihrem prächtigen Sonbreitcutalcnt immer mehr als ein entschiedener Gewinn auch für das Schauspiel- Ensemble des Restdenztheaters erweist, und Herrn Friese machten sich um den Erfolg des Abends noch wesentlich verdient die Herren Eivenack. der sich, wenn er auch nicht Herrn WittS ganz famosen Siedler an echter Bonvivant-Lustigkeit erreichte, überraschend gut mit der Rolle des Berliner Rechtsanwalts abfand, Schröder der den Sülzheimcr mit einer reservierten Liebenswürdigkeit gab. die der Figur sehr gut zu Gesicht stand, Aigner, dem der Leopold nicht sonderlich glücklich lag, und Bayer, der seinen Hinzelniann wieder so einfach und herzlich ausstafsiert hatte, daß man seine Freude an dem rührenden Alten haben konnte. Von den Damen hat der Autor »eben der schneidige» Rößl-Wirtin eigentlich nur zwei Rollcn- trägerinnen reichlicher bedacht: die redegewandte Otnlie Wiesecke und das schüchterne Clärchen Hinzelniann. Als diese führte sich Frl. Wimvlinger, eine Schülerin der vortrefflichen Conrad Ramlo in München, sehr gut ei», so daß man der Entwicklung dieser Naive», der das Gefühl nicht bloß Technik des Wortes unv der Geste zu sein scheint, mit Teilnahme verfolgen wird, während sich Frl. Schittenhclm als Ottilie in der Zeichnung der doch liebenswürdig gedachten Figur ganz vergriffen hatte. Die übrigen Mitwirkenden, vornehmlich die Damen Müiicliheim. Kronthal und Wildmeper, die Herren Janda, Gähd und Balqus, müssen sich mit einem summarische» Lobe begnügen: sie waren alle in gleich er- crfrenlicber Weise bemüht, der unverwüstlichen Komödie auch dies mal wieder «inen Erfolg zu erspielen, der wohl über die obligate» AbonnementS-Sericn hinaus dem Residcnztheatcr eine schöne Anzahl voller Häuser bringen wird. W. Zur Geschichte der Theaterkritik. „Kritik der Kritik", so ruft «ine neue Zeitschrift aus und verspricht, den souveränen Herren Theaterkritikern, die jetzt bei Beginn der Saison ihre Arbeit wieder beginnen, tüchtig auf die ^inger zu sehen. Es soll vieles im Reiche der Kritik zu Klagen nlaß geben. Schon vor zwei Jahren ist bekanntlich Hermann Sudermann gegen die „Verrohung der Kritik" zu Felde gezogen: die Nachtkritlk wird als «in Zwang zu oberflächlicher und schlechter Arbeit angesehen: man beschwert sich, daß viele Kritiker nicht die geuügend« Vorbildung für ihr verantwortungsvolles Amt bes仫». Gar mcmcher „Schaffende" fragt ia überhaupt. wozu ein Kritiker denn von nöten sei, und er meint vielleicht, daß es in den Blütezeiten thealralischer Künst überhaupt keine derartigen Beurteiler gegeben habe. Es mag daher wohl ange bracht fein, einmal die Geschichte der Theaterkritik zu betrachten und auf ibre Ursprünge ^urückzuverfolgen. Freilich muß man sich vor allem über das Wesen der Kritik klar werden und de» Wandlungen nachaehen, die sich in der Auffassung des kritische» Amtes vollzogen haben. August Böckh hat seiner „Encyklopädic der philologischen Wissenschaften", diesem reichsten und abge klärtesten Merswcrk seines reichen Schaffens, eine vorzügliche „Theorie der Kritik" vorangestellt. Hier wird daraclegt. was nach Meinung der großen Philologen ein Kritiker für Eigen schäften ausmeisen müßte. Noch Gottsched hatte einen „Kritikus" einen Gelehrten genannt, ^der von freien Künsten philosophiere» kann, der das innere Weien der Poesie «ungesehen, die Regel» der Vollkommenheit erforschet, daraus ihre Schönheiten «„>- stehen, und also von allem, was an einem Gedicht zu loben »ns zu schelten sei, den gehörigen Grund anzuzeigen wisse". Fin Gottsched ist also wie für die Zeiten vor ihm die Kritik noch eine philosophische Disziplin, eine Art Kritizismus, der gewiss« Ideen und Prinzipen scheidet. Für Böckh ist die Kritik eine historische Aufgabe, die nicht die Aufstellung allgemeiner «ätze, sondern die Beurteilung eines einzelnen Werkes verfolgt. Was er dann von der philologischen Kritik sagt, gilt vielfach für jede Kritik. Er verlangt, daß die ziritik bescheiden ie>, aber auch argwöhnisch, da sie sich dem Kunstwerke tvobl mit ganzer Seele hingcben, aber auch den Mängeln und Fehlern stets a»s der Spur sein müsse Unbestechlicher Sinn für Wahrheit und divinatorisches Ahnungsvcrmögen sind zwei wichtige Voraus- setziinacn einer guten Kritik. Die kritisch Begabung ist im Grunde eine ebenso rätselvolle und angeborene, wie jede andere geniale Veranlagung. Man kann sie durch Studium und Uebiiiig ausbildcn. man kann sie nie erlernen. So ist eine „größtmögliche Fülle lebendiger Anschauungen" für jegliche Kritik von nöten: „der Umsang dieser Anschauungen liegt in der Ge lehrsamkeit, die Tiefe derselben in der Genialität". Bei der Theaterkritik ist nun die Erlangung einer klaren Anschauung besonders schwierig. Ter Kritiker muß nicht nur den literarischen Wert eines Werkes, er muß auch die höchst komplizierten Momente der theatralischen Wirkung beurteilen: er mutz die Kunst des Schauspielers von der Schönheit der Dichtung scheiden, mutz die Bedeutung des Zuiammenspiels und der Inszenierung erkennen: ja, er muh vielleicht sogar dem Theater als geschäftlichem Unternehmen Rechnung tragen. Un zählige Momente, die nur aus einer genaue» Al»
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