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Kabinettsentschließung für tie Länöerkonferenz iDrahtmeldung unserer Berliner Schrtftleitungl Berlin, SS. Okt. Bisher ist eS der Kölner Polizei «och nicht gelungen, des flüchtige« Raubmörder« Io» hau» Heidger habhaft zu «erden. Zur gleichen Zeit, «ls sei« Bruder Heinrich Heidger auf der Flucht tödlich getrosseu -ufammenbrach, sank auch Johann Heidger für eine« Augen blick in die Knie, rasste sich aber wieder aus und raste weiter SS ist also anzunehmen, daß anch er verwundet worden ist. Seitdem ist Johann Heidger verschwunden. Ueber die wilde Berbrecherjagd, die sich gestern abend und nachts in den Straßen Kölns abgespielt hat. liegen nun mehr folgende Einzelheiten vor: Gestern abend gegen 10 Uhr glaubte ein Zivilist in einem Kölner Borort die beiden Mörder Heidger zu erkennen und folgte ihnen bis in die Nähe des Schauplatzes des Fcuergesechtö vom Sonntag. Die Polizei wurde aufmerksam gemacht, und es wurde sofort eine Jagd aus die Verbrecher eröffnet. Bon diesem Moment ab entwickelte sich in rasendem Tempo eine Folge der unglaublichsten, selbst nicht von be» berüchtigte« Pariser Apachenkämpsen erreichten Szene» ab. Bor dem Oberlandesgericht an der Ecke der Riehler Straße stand ein verschlossenes Prtvatauto, das die Verbrecher ver geblich mit Gewalt zu öffnen versuchten, um in ihm zu ent- sltehe». Sie stürzten sich mit vorgehaltenen Revolvern in das nebenan gelegene Restaurant Rhetngoid und forderten unter wilden Drohungen den Besitzer des Autos auf, ihnen den Wagen auszuschlteßen. Als sich niemand meldete, und bereits Schupo mit der Waffe in der Hand in das Lokal einürang, flüchtete» die Verbrecher «nb sahen sich ans der Straße plötzlich von einer riesige« Menschenmenge umringt. Sie gaben sofort Feuer, verletzten mehrere Zivilisten schwer, «nd flüchteten den Deutschen Ring entlang. Die Verfolger blieben ihnen aus den Fersen, und auch aus der Gegenrichtung kam ihnen ein starkes Polizeiaufgebot entgegen, so daß die Verbrecher in Gefahr gerieten, umzingelt zu werden. In diesem Augenblick verfielen sie aus den Ausweg, der in der Krtmtnalgeschicht« noch nicht dagewesen ist: Sie sprangen auf einen in voller Fahrt befindliche« Straßenbahnwagen, bedrohte« Schasfner und Fahrgäste «nd zwangen sie, Hals über Kops den Wagen zu räumen. Darauf setzten die Verbrecher den Wagen selbst in Bewegung und rasten in wahnwitzigem Tempo die Niehlerstraße hin- unter zum Zoologischen Garten. Auf dem Vorderperron be tätigte der ältere Heidger die Fahrschalter, während aus der Hinteren Plattform der jüngere Heidger durch einen un unterbrochenen Kugelregen di« Menge der Ber- fvlger in Schach hielt. Schließlich mußten die Verbrecher je doch den Wagen anhalten, da ein Straßenbahnzug ihnen ent- gogenkam. Sie sprangen heraus und liefen in ber Richtung auf das Rheinufer. Auch hier kam ihnen jedoch bewaffnete Polizei entgegen, sie flüchteten ««s eine groß« Wiese, wo sie von de« von alle« Seite« herbeiftrömeude« Mauuschafte« ber Polizei umziugelt »ub «uuuterbroche» beschoß« wurde«. Hler erreichte den jüngeren ber Verbrecher sein Schicksal. Mit mehreren Kops, und Brustschüssen sank er nieder, ver letzte jedoch noch im Hinstürzen mehrere Schupobeamte schwer mit dem Rest seiner Munition. Der ältere Heidger setzte seine Flucht in einen Wald fort und gelangte in die Billa des Generaldirektors Zapf der Firma Felten L Guil leaume. Dieses HauS steht tn einem Villenblock, ber sofort von den Beamten, die inzwischen jedoch die Spur des Verbrechers verloren hatten, umzingelt wurde. Die Situation war jetzt der nächtlichen Dunkelheit wegen überaus gefährlich. Man zernierte den Block nnb «artete BerstSrknngen ab, bis rund 4vü Schutzpolizisten «nd Kriminalbeamte an wesend waren. Spezialwagen mit Scheinwerfern rückten an. Sanktätswagcn, GerStewage» «ub Karre«, mit allem, »aS sür eine regelrechte Belagerung notwendig ist. Schließlich, nachdem der gesamte Block taghell erleuchtet worden war. drangen die Mannschaften mit schteßfcrtigen Re volvern »nd brennenden Fackeln in das Gelände ein. Trotz allen SuchenS war eine Spur des Verbrechers nicht mehr zu entdecken, und die Beamten mußten ihre Tätigkeit bis in die Morgenstunden abbrcchen. Am Morgen zeigte sich den Köl nern ein ungewohntes Bild: In Deckung hinter Mauern, Bäumen. Gebüsch und Barrikaden standen die Schupomann schaften. Wagen warteten tn den Nebenstraßen, nnd Polizei hunde bellten tu ihren Koppeln. Ein« scharfe Absperrung riegelte das ganze Stadtviertel ab. Ordonnanzen kamen und gingen. Die Kölner Zeitungen warfen Stunde um Stunde Extraausgaben ihrer Zeitungen tn die erregten Masten. Bei einer Suche rund um den Häuserblock fand man zwei Brvwningpistolcn, die noch nicht lcergeschostcn waren, und einen Handkoffer mit Einbrecherwerkzeug. Dietrichen und falschen Autoschlüssekn. um dir Zündkvntakte fremder Autos r»n,jiischakten. ferner ganze Stapel gefälschter Answeispapiere.> Um 7 Uhr srüb erfolgte ans ein vereinbartes Signal der konzentrische, sorgsam vorbereitet« Generalangriff aus den Häuserblock. Wiederum war jedoch das stundenlange Suchen vergeblich. Der Raubmörder konnte nicht gefunden werden, und es blieb kein Zweifel, daß er trotz der Anstrengungen eines Heeres von Polizisten Mittel und Wege zur Flucht gefunden haben mußte. Bis 10 Uhr vormittags war noch keine Spur des Verbrechers gefunden. An Verlusten bucht die Kriminal polizei bisher einen Toten und sechs Schwer verletzte. Wie viele Passanten verletzt wurden, ist noch nicht abschließend svstzustellen. » Berlin, 23. Okt. In Berlin-Reintckendorf-Ost kam es gestern abend kurz nach 10 Uhr bet der Verhaftung von drei Dieben ,» schweren Tumulten, bei denen ein Polizeibeamtcr, um sich von der angreifenden Menge zu schützen, von seiner Schußwaffe Gebrauch machen mußte. Einer der Diebe wurde in den Leib getroffen und schwer verletzt. Als die Beamten zur Verhaftung schritten, wurden sie von den Burschen sofort angegriffen. Nach kurzer Zeit hatte sich eine große Menschenansammlung gebildet, die ebenfalls tät lich gegen die Polizisten verging. Steine und Blumentöpfe wurden als Wurfgeschosse benutzt und die Be amten so sehr bedrängt, daß etner von ihnen zur Waffe greife» mußte, und einen Schuß adgab. Aber auch als der getroffene Verbrecher zusammenbrach, schlug man weiter auf die Polizisten ein, so daß Las Ueberfallkommando zur Hilfe gerufen werden mußte. Erst jetzt gelang es den Beamten, mit dem Gummiknüppel tn der Hand, die über hundert- köpfige Menge ausetnanderzutretben. Mtrbelfttmn in London London, 28. Okt. Ein Teil der Londoner City wurde gestern abend in der neunten Stunde plötzlich von einem kurzen, noch nicht einmal etne halbe Minute dauernden, aber überaus schweren Wirbelsturm heimgesucht. Hunderte von Fensterscheiben wurden zerbrochen, mehr als hundert Laden- zcichen und Schilder wurden auf die Straße geworfen. Kamine «nb Ziegelsteine wurden von den Dächern herabgeschleudert. Der Wind warf eine Anzahl von Personen zu Boden. Die Luft war mit Nuß und anderen Gegenständen »„gefüllt. Das Dach etner ArbettSvermtttlungSstelle wurde abgebeckt. In einem bekannten Cafö riß der Wind die Türen auf, warf die im Flur stehenden Angestellten um und stürzte zwei chinesische Schmuckvasen auf Sie Erde. In einem anderen Restaurant wurden die Tischtücher mit den baraufstehenden Schüssel» heruntergeweht, und die Gäste wurden mit Ruß überschüttet. Die Omnibusse schaukelte« während dieser Zeit hin »nb her. wie Schiffe auf hoher See. Bemerkenswert ist. daß während dieser Zeit tn den übrigen Teilen Londons lediglich starker Regen bet normalem Wind zu spüren war. Nach den bis- hertgen Meldungen wurden lediglich ein Man» und etne Frau verletzt. Berlin. 28. Okt. Die Arbeiten des Ausschußes sür Ver- sassungs- und Verwaltungsresorm dürsten, wenn wir recht unterrichtet sind, unter Umständen bereits mit Ablaus des heutigen Tages vorläufig beendet werden. Diese Abkürzung der Beratungen geht ans einen Entschluß der Reichsregierung zurück. Das RcichSkabinett war heute vormittag zusammen- getreten und überreichte dem Ausschuß für Versassungs- und VcrwaltungSresvrm sodann eine formulierte Entschließung. Offenbar sah man auch in Ncgierungskretsen ein, daß die Fortsetzung der Diskussion im Ausschuß, der mit über 25 Denkschriften belastet ist, auf die Dauer keine Fortschritte zeitigen würde. Die Entschließung des Reichskabinetts stellt fest, daß die Reichsresorm getragen sein muß von dem Gedanken einer starken Retchsgewalt, der Bedeutung der vielgestal tigen Eigenarten des deutschen Volkslebens und des Erforder nisses sparsamster Finanzgebarung der öffentlichen Haus halte. Die Entschließung hält ferner eine territoriale Neugliederung sür erforderlich, die sich nicht nur auf Gebiete jetzt besonders erschwerter und kostspieliger Verwal tungen erstrecken soll. Leistungssähige Glied st aaten des Reiches sollen jedoch bestehen bleiben, wobei indessen zu prüfen ist, wie die Verwaltung dieser Länder neu gestaltet werben könne (Wahl der Landtage, Amtszeit der Landes regierung, Landesspitzel. Ferner soll geklärt werden, wie die Organisation des Unterbaues in den Ländern nach einheitlichen Rcichsgrnndsätzen sRetchsrahmengesetzens eingerichtet werden kann. Auch die Beseitigung des Dua lismus zwischen Reich und Preußen erachtet bas Reichs- kabinett für unausweichlich, wobei die Frage geklärt werden muß, wie in diesem Falle das Verhältnis des Reiches zu den übrigen Ländern und die Zusammensetzung des Reichsrats gestaltet werden soll. Die Verwaltungsbezirke des Reiches und die Ländergrenzen sollen nach Möglichkeit einander angepaßt werden. Die Einrichtung der Austragsverwaltung soll in dem Sinne ausgearbeitet werden, daß die Reichsregie rung die Länderregierungen mit der Ausführung von An gelegenheiten der Retchsverwaltung beauftragen kann, so daß die Verwaltung alsdann nach näherer Anweisung der Reichsregierung geführt wird und für die Ausführung -ie Verantwortung nicht gegenüber dem Landtag, sondern gegen über dem Reichstag besteht. Weiterhin soll geprüft werden, inwieweit den Ländern zur Erledigung im Wege -er Eigen Verwaltung Aufgaben übertragen werden können, die nicht als Lebensfragen der Nation vom Reiche oder im Aufträge des Reiches zu erledigen find. Aus vielen Gebieten will sich das Reich mit einer Oberschicht von Ge setzen und Anordnungen begnügen und die nähere Durch führung den Ländern unter selbständiger Verantwortung überlassen. Schließlich empfiehlt die Reichsregierung dem Ausschuß zur Bearbeitung dieser Fragen zwei Unterausschüsse ein zu setzen, von denen der erste Vorschläge für die neue Abgrenzung der Länder und Rcichsverwaltungsbezirke rin deren zweiter Aiifträge für die Zuständigkeit der Länder und deren Organisationen zu machen hat. Dabet, so schließt die Erklärung des Kabinetts, bleibt eine gemeinsame Tagung der beiden Ausschüsse Vorbehalten. Die heutige Sitzung des Ausschusses für Versassungs- und Verwaltungsresorm bauerte bis gegen 2 Uhr. Der Ausschuß vertagte sich dann aus morgen vormittag 11 Uhr. Heute nach« mittag finden Einzelbesprechungen der Länder statt. Skneril Le Read wie»« ms Schleichwegen Frankreichs militärische Pläne im Rahen Osten B « karest. 28. Okt. Für Mitte nächster Woche wirb hier der französische General Le Rand, a«S Belgrad kommend, er wartet. Le Rond wird sich von Bukarest nach Warschau begeben. Bekanntlich war General Le Rond schon vor einigen Monaten in Bukarest, wo er znsammeu mit mehreren polnischen Ossi zieren unter der Führung von rnmänische« Generalstäblern eine ResichtigungSreise dnrch Rumänien an die polnische, ungarische «nb tschechische Grenze machte. Dieser Besuch des sranzöstschea General« ist von hesonberer Wichtig keit, wenn man bedenkt, daß Bestrebungen «orhande« sind, die Bewaffnung der polnische« «nd rumänische« Armeen z« vereinheitliche« «ud in Siebenbürgen mit Hilse von Skoda und Erenzot eine Wassen» «ud Muni« tionSsadrik z« gründen, die die rumänische «ud polnische Armee verkoraen soll. Anch a«S Warschau wirb ein General stäbler in Bukarest erwartet, der zusamme« mit Le Rond die Ansarbeitnna der Einzelheiten des polnisch-rnmänischen Ver trages burchsühre« soll. Nolnts-e Anmaßung gemntiber Sauzin Genf, 23. Okt. Zu der Konferenz -nr Vermeidung von Doppelbesteuerung und Steuerflucht hatte sich auf Einladung des Generalsekretariats des Völkerbundes auch als Sach- verständtgerderDanztgerRegicrungSiaatS. rat D r. La de mann eingefmidcn, der jedoch trotz Bor. läge seines Beglaubigungsschreibens auf polnischen Einspruch hin zunächst nur in inoffizieller Eigenschaft und als Beobachter den Verhandlungen beiwohnen kan». Der polnische Delegierte, Prof. Zalcski, stellte sich auf den Stand punkt, daß für die gegenwärtige Zusammenkunft von Re- gierungssachverständigen wie sür internationale Konferenzen eine Danziger Delegation gebildet werben müßte, wobei Polen nach den bestehenden Abmachiingcn den ersten Vertreter für Danzig zu stellen hätte. In dem Ein ladungsschretben sür Danzig wurde scdoch ausdrücklich um die Entsendung eines Sachverständigen ersucht, der den all gemeinen Standpunkt seiner Regierung zur Kenntnis bringen könne, ohne indessen seine Negierung in bezug ans ihre Politik festzulegen. Aus diesem an alle Teilnehmer gleichlautend gerichteten Schreiben geht deutlich hervor, baß es sich bet der gegen wärtigen Konferenz nicht um eine diplomatische, sondern um eine Konferenz von Sachverständigen handelt. In der richtigen Erkenntnis dieser Sachlage batte die diplo- matische Vertretung Polens in Danzig auch keinen EInwanb gegen die Entsendung des Danziger Sachverständigen er hoben. Auf Veranlassung des Büros der Konferenz hat die ständtge polnische Vertretung beim Völkerbünde telegraphisch wettere Weisungen aus Warschau eingelwlt. während Staats rat Lademann den Danziger Senat ebenfalls telegraphisch »m weitere Verhaltungsmaßregeln gebeten hat.