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Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. ttU8blüU für die königlich« und städtischen Behörden in Tue, GrAnhai», Hartenstein, Johanngeorgenstadt, Lößnitz, RMädtel, «chnttberg, SchPaMöerg «std WkWW^. Exp«dttton, Verlag und Druck von L. M. Gärtner tu Schneeberg. ! Dienstag, 1. September 1891.1 I " . - . , I ^rqerate LV Pseyntg«. Nr. 202. > Oeser. abzubrenn«. Hs». 3. B.: Settner. Rosenfeld. und Direktor Bau-. P. Namen de« Lehrerkollegiums «in Schneeberg, den 31. August 1891. Segen Zuwiderhandelnde wird strengsten» etygeschrttt« werden. Aue, am 29. August 1891. Der Rath der Gtadt. vr. Kretzschmar. Der Stadtrath 3. V.: Seitner. geäußert, daß ein« Person für den im Zustande der Bewußt - lofigkeit oder krankhaften Störung der GeisteSthätigkeit zuge fügten Schaden dann verantwortlich gemacht werden sollte, wenn dieser Zustand durch selbstverschuldete Trunkenheit her beigeführt worden ist. Da» Collegium befürwortete, im bürgerlichen Gesetzbuch die Entmündigung Trunksüchtiger unter gewissen Bedingungen für zulässig zu erklären. Da» Gesetz ist eine dringende Nothwendigkeit und wird segensreich wirken. Die traurigen Folgen des Branntwein- genusseS find ja in den letzten 3ahren so oft erörtert worden und find so allgemein zugestanden, daß darauf hier im Ein zelnen nicht eingegangen zu werden braucht; es bestreitet Niemand, daß die Trunksucht die Krankheitsursachen und die Sterblichkeit vermehrt, daß «in großer Theil der Selbst morde und ein noch größerer Theil der Geistesstörungen auf den Alkoholgrnuß zurückzuführen ist, daß dieser sich auch als die ergiebigste Quelle der Verarmung erweist, das Familien glück vernichtet, die Prostitution fördert, den Sinn für öffentliche Ordnung untergräbt, sowie daß seine Wirkungen für das körperliche und geistige Leben sich auf die Nach kommenschaft vererben und somit ein« Entartung herbei- führrn. Der vorliegende Gesetzentwurf sucht nun den Mißbrauch geistiger Getränke auf dreifache Weise zu bekämpfen. Erstens werden die gesetzlichen Vorbedingungen für die Ausübung der den Vertrieb geistiger Getränke bezweckenden Gewerbe und die Folgen des Wegfalls dieser Bedingungen sowie die an die betreffenden Gewerbetreibenden im 3nterefse des Ge meinwohls zu stellenden Anforderungen, bezw. ihnen aufzu erlegenden Verpflichtungen geregelt. Zweitens werden mehrere da» Gebiet des Privatrechts berührende Bestimmungen getroffen, und drittens die Trunkenheit und bezw. die Trunk sucht strafrechtlich bekämpft. 3n Verbindung damit enthält der Entwurf Anordnungen über di« Vtranstaltungen, welche b«huf» Heilung der der Trunksucht Verfallenen und zur Ab wehr der aus diesem Hange für den Trunksüchtigen und dessen Familie «ntsprtngenden Noth und Gefahr sich als oothwendig erwiesen haben. Während wir un» auf di« Feier des 2. Septrmb«r vorb«rett«n, lesen wir in der soeben erschienenen Moltke'schen Geschichte de» deutsch-französischen Krieges die Worte: „Schwer zu verstehen ist, weßhalb wir Deutsch« drn zw«it«n Sep- t«mb«r f«i«rv, an wrlchem nicht» Denkwürdige« geschah, al« was unau»bletbltche Folg« »ar de» wirklichen RuhmeStage» der Armee, de« «rsten September". Der große Denker hat vollkommen recht, da« werden ihm nicht nur alle Sol daten, sondern all« dt«j«nig«n nachsagen, welch« di« Sache gründlich, nicht anr nach »in«r Richtung ht«r, überlegen. Man führt für di« Wahl de» 2. September an, daß man nicht darauf hätte ausgehen wollen, kriegertfch« Gelüst« zu «ntflamm«», daß nicht eia «ttl«» Triumphgesühl ob der lieber- Windung de« mächtigen Gegner», sondern die Tenugthuuag 'über di« glorreich, Verwirklichung de» Tran««» von d«r Gönn- und Festtage. Prei« vierteljährlich l Marl SO Pfennige. Da hier die Unsitte de» unbefugten Schießen» und'AI körpern sehr überhand genommen hat, s» machen wir darauf, 8 367 Z. 8 de» ReichSstrafzesttzbucheS bei 150 Strafe oder Die Bürgerschule zu Schneeberg feiert am 2. September, vormittag» 8 Uhr, den Sedavtag durch «inen öffentlichen Fest» Akt«». Festredner: Herr Lehrer Weller. Zu zahlreichem Besuche lad»t ergebeust du Auf Fol. 172 im hiesigen Handelsregister, di« Firma Hecker L Lohn in Vern» - lsach betreffend, ist verlautbart worden, daß Herr August Iuliu» Wilhelm Hecker in Bernsbach ul» Mitinhaber der Airour auSgeschieden uüd Herr Kaufmann O-ear Ott» Hecker ebenda Prokurist der Firma ist. Schwarzenberg, am 28. August 1891. Königliches Amtsgericht. , Kunz, Aff. Wir erlauben uns, die Behörden der Stadt und Umgegend, .sowie die Areunde Gönner der Anstalt zur Theilnahme ergebeust rinzuladrn. Schneeberg,, den 31. August 1891. Das Lehrerkollegium des Königlichen Gymnasiums. Prof. vr. Gilbert, Rektor. > - Wiederaufrichtung eines deutschen Reiches in jenen SHtem- bertagen die Temüther beherrscht habe. Wenn die» letzter« mtrifft, so haben sich di« Gemüther «b«n bittrr getäuscht. Der Kaiser war zwar von seiner Höhe gefallen und mit ihm sein Reich; aber die kaiserlichen Armeen waren in Metz und Pari» noch zu besiegen, der Kampf gegen di« Republik stellte sich al» der längere und schwierigere heraus, «in einziger Urglücksfall vor Paris hält« den Kritg ins Unabsehbar« hinauSgezogen. Wenn man di« Schlacht von Sedan al» hervorragtndste Waff«nthat anerkennen darf, so stehen doch als wichtige Wendepunkte de« Krieges vollkommen ebenbürtig neben der Lapitulation von Sedan dir von Metz und Pa ri«, der Ausfall bet Champigny, der Waffenstillstanv und der Friedrnsschluß. Die deutsche Einigkeit, da« deutsche Kaiser reich aber wurden keineswegs am 2. September, sondern erst in Versailles geschaffen. Wenn wir es recht bei Lichte besehen, so war es nicht etwa «in Zeichen deutschen Muthe«, daß wir als Nationalftier keinen Schlachttag wählten^ son dern den Moment der Demüthigung Napoleon'» III., der nicht mehr als französischer Herrscher »xistirte, von dem di« Republik selbst nichts wissen wollte. Haben uns die Fran zosen diese unangemessene Bescheidenheit etwa jemals gedankt? Hätten sie feindlicher gegen un« auftreten können, wenn wir unserer braven Armee an ihrem RuhmeStage dir Ehre ge laffen hätten, welche ihr gebührte? Die englischen Blätter geben sich die größte Mühe zu beweisen, daß der Besuch der französischen Flotte in Portsmouth keinerlei politische vede tung gehabt haben könne; man wolle eben mit seinen lieben Nachbarn in Freund schaft und Friesen leben. Dementsprechend fei au« dem Empfang der Flott« zu erskhen, daß England sich durchaus nicht dem Dreibund« verschrieben haben. Es wolle sich unter Umständen die Hände frei hallen. Wozu noch die. viele Ttnteverschwendung? Wir wissen Alle, daß den englischen Geldherzen weder von Deutschen, noch von Franzosen je- mal» zu trauen ist. Wir sollten un« nur auch danach benehmen. Die russische Press« weiß wieder einmal von Beun ruhigung«» zu berichten, welche der Empfang des franzö sischen Geschwaders in Portsmouth und „der Ton, den jetzt die englischen Blätter in allen Farben gegenüber Frankreich Anschlägen", in Deutschland hervorzurufen begännen. Un» ist von solch«« Brunruhigung«a nicht da» Geringste bekannt. Wir im Deutsch«» Reich« wisst», wi« gtsagt, längst; daß England» Freundschaft nicht weittr r«tcht, al« «» srt» Inte- reff« dabei gewahrt steht. Wir fassen deshalb di« franzos«- fr«ndltch« Kundgebungen der Engländer nicht ander» al» tuteruational« Liebenswürdigkeit«» auf, wi« sie zwtsch« Staate» üblich find, di« Kin« besoad«r«n Wunsch und Kia« b«sondrr«a Anlaß hab«, einander zu befehd«. 3« U«brig«n legen wir in Ueberetasttnunung mit der englisch« Pr«ff, der Flottenbegegavug von Portsmouth kein« politische Bedeutung bet und geb« Ruff« und Franzosen Reiht» — - Bekanntmachung. Die Dienstboteukraukeacasseubeiträge auf den 2. Termin 1891 find vom 1. Hit 1S. September 18S1 an unser« Stadtcaff« zu bezahl«. Schneeberg, am 31. August 1891. ... .... ... ..... ... Der von der äußeren Lößnitzer Bahnhofsstraße nach der Lvßaitz - Dittersdorf- Zwönitzer Halbchauffe« herabführende sogenannt« Ziegelhütteuweg wir» weg»» Bischst- ttrpvgs- und AbwalzungSarbett« für d« Fährverkehr vom 4. September p. 3. ab auf 1 Woche gesperrt. Wuitz, am 31. August 1891. Zieger, vrgrw. ^bbpenuen» von Feuerwerks« ackfmrrffam, daß nach Ü6 Wochen Haft verboten ist, ohne polizeilich« DrlwubvH an bewohnt« oder von Menschen besucht« Ort« mit Feuergewrhr odtr anderen Schießwerkzeuge» zu schießen oder FeuerwrrkM Kelder- und Wiesen - Verpachtung. Dovnerstag, den 3 September 18S1, Vormittags 9 Uhr ffoll für diejenigen der Stadtgemeinde gehörigen 34 Feld- und Wiesenparz«llen, deren Pacht Michaelis 1891 erlischt und welche nicht bereits definitiv anderweit auf weiter« 12 3ahre verpachtet worden find, für welche die Ertheilung des Zuschlag« in Folge zu -geringer Pachtgebote zur Zett beanstandet worden ist, MehrbietungStermin abgehalten werd«. Erstehung«lustig« werde» geladen, sich zu gedachtem Termire an Rathsstelle «iuzufinden. Schneeberg, am 28. August 1891. Tagesgeschichte. Schneeberg, den 30. August 1891. Wochenschau. Deutschland. Wie wohl in der ganzen Welt, so haben besonders auch in Deutschland die Friedensverficherungen der russisch - französischen Busenfreunde keinen Glauben ge- sund«. L« geht vielmehr seit dem Kronstädter Tage «in G«fühl der Unsicherheit durch alle Gemüther; man hofft wohl auf die Erhaltung des Frieden«, aber man hält ihn für bedroht. Einem derartigen Grdankengange gaben auch die Wort« d«S Kaiser« Ausdruck, die derselbe gelegentlich -de» Kestviner« de« Provinziallandtag« am Montag in Merse burg sprach: „Wir Alle hoffen auf den Frieden; und kommt der Krieg einmal, so ist e» nicht unsere Schuld." So soll «S sein! Mit freiem Gewissen wird Deutschland in den Kampf treten, wenn es nothwendig werden sollte. Möge der Himmel noch lange diese Rothwendigkeit fern halten! Auch ohne einen Kcteg find der Sorgen ja genug vor handen. Die wichtigste Lebensfrage, die Brotversorgung wird, so wenig auch von einer HungerSnoth die Rede sein kann, doch immerhin manche Schwierigkeit bieten. Die Preise für die meisten Lebensmittel auch außer den Brotfrüchten find erstiegen; manche andere Waaren schicken sich an, es ebenso zu machen. Für Biele, die ihre Einnahmen nicht erhöhen können, steigt die nothwendige Lebensführung auf einen un erschwinglichen Preis. Noch ist zu erwarten, daß durch die massenhaften Zufuhren von russischem Roggen vor dem 27. August und durch das gute Hereinbringen der Ernte die Ueberzrugung von genügendem Vorhandensein von Brot- früchten wieder einen Druck auf di« Preise au-übt. Um da« zu erreichen, ist unser Sachsen wieder mit einem guten Beispiele vorangegang«, indem seine Regierung beschleunigte Erhebungen veranlaßt« zu d«m Zweck« festzustellen, inwie- weit die jetzig« inländisch« Ernt« den Verbrauch zu decken im Stand« ist. Ohn« Zw«ifel geschaht das in all« deut sch«« Staaten, und wird es sich bald herausstellen, welchen Antheil die wüst« Spekulation an den Preissteigerungen ge habt hat. Da« neue Soldatenbrot ist dem Sardekorps bereit« zum AuSmarsch für das Manöver verabfolgt worden. Da« Brot ist nicht Wetzenbrod, sondern halb Roggen, halb Wetz«, ist halb so groß wie die früheren, und wird all« zw«t bi« dr«i statt bisher alle vier Tage geliefert, da es sonst zu schnell trocknet. WsW . WW Unter den Gesetzentwürfen, welche für die nächste Reich«- tagssrsfion vorder««,t sind, nimmt der kürzlich veröffentlichte Entwurf zu einem Gesetz über den Mißbrauch geistiger Ge tränke oder, vt, «an e» wohl kürzer und praktischer »innen sollt«, zu einem Trunksuchtsgesetz, die erste Stelle «in. Da» sächsische Sandesmedieinalcollegium hatte sich über di« durch diss« Gesetzentwurs zu regelnd« Mat«ri« gutachtlich dahin Königliches Gymnasium. Mittwoch, d«n 2. September, Vorm. */, 10 Uhr, wird iu der Turnhalle de alten Ghmnafialgebäude» der Sedantag durch einen Kestattu» gefeiert werden.