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Freitag. iöetPßt- Dit Zeitung erscheint mit Auknahme de« Montag« täglich und wird Nachmittag« 4 Uhr au«- gegeben. für da« Viertel, jahr I'/» Khlr., jede ein zelne Nummer 2 Ngr. —- Nr. 47. -— 24. Februar 18S4 Deutsche Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Besetzt» Zu beziehen durch alle Postämter de« Zn- und Auslände«, sowie durch dir Expedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). »nserttonsgedühe für den Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Frankfurt a. M., 21. Febr. Der Leipziger Zeitung wird von hier geschrieben: „Die öffentlichen Blätter haben eine Circular de- pesche veröffentlicht, welche der französische Minister des Auswärtigen, Hr. Drouin de LhuyS, unter dem Dalum des letzten 7. Jan. an die in Frankfurt und bei deutschen Regierungen beglaubigten franzöbschcn Gesand ten richtete, um die friedlichen Gesinnungen des französischen Cabinets den deutschen Staaten gegenüber kundzugebcn. (Nr. 40.) Bor allem muß be merkt werden, daß diese Circulardepesche nicht die Nole ist, welche, wie sei nerzeit berichtet wurde, von den französischen Gesandten der deutschen Bun desversammlung und mehren deutschen Höfen communicirt wurde. Diese Circulardrpesche ist lediglich eine Instruction für die französischen Gesandten selbst. 'Die Not«, welche am Bundestag mitgetheilt wurde, enthält nach den bestimmtesten Versicherungen aus gulunterrichteter Quelle nicht den Pas sus jenes Actenstücks, welcher die Folgen einer etwaigen Allianz Frankreichs mit Rußland bezeichnen will: einer Allianz, durch die Deutschland die Frei heit seiner Bewegungen und noch mehr verlieren sollte, und sicher wird dies auch bei den anderwärts communicirten Noten der Fall gewesen sein." — In Bezug auf die Verhandlungen über eine deutsch-österreichi sche Münzconvention erfährt die Preußische Korrespondenz, daß die her- zoglichen Negierungen von Modena und Parma durch einen Abgesandten der lehtern bei den vorerst stattfindcnden Vorberathungen werden vertreten sein und daß auch die Freie Stadt Frankfurt sofort daran theilnehmcn wird. Preußen. X Von der Unstrut, 22. Febr. Die Lage unserer Russcnfreunde wird, da sie doch zugleich preußische Patrioten bleiben möch ten, immer schwieriger, und die Beweisführung der Kreuzzeitung erscheint wie das Röcheln eines Sterbenden. Sie kommt mit dem Testament eines Verstor benen, der die Freundschaft mit Rußland letzlwillig empfahl. Allein in der Poli tik entscheidet nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart; die Lebenden entscheiden, nicht die Tobten, zumal wenn dieselben auch ihre Mcinungsschwan- kungen vom Baseler bis zum Pariser Frieden gehabt haben. Die Kreuzzei tung hofft, daß bald Thatsachen entscheiden werden; aber bis dahin Hilst sie sich, trotz der Horreurs vor diesem Wort, mit nichts als Phrasen. „England", sagt sie, „droht den preußischen Handel zu vernichten." Und wir fragen, gesetzt es wäre so, würde cs durch ein russisches Bünbniß und dadurch ver hindert, daß Kaiser Nikolaus einige türkische Provinzen hinnimmt? „Frank reich schickt sich an", ruft die Kreuzzeitung weiter, „seine natürlichen Grenzen herzustellen." Und wir fragen, wo ist denn der Rhein bedroht, da die Rü stungen Ludwig Napoleon'« bisher fast ausschließlich der Flotte galten und Frankreich sich mit England bisher angelegentlichst um die Freundschaft der deutschen Großmächte bewarb? Würde ein Bündniß mit Rußland den Rhein mehr sichern als ein Bündniß mit Frankreich selbst? Von seinen eigenen Verbündeten Gebietsabtretungen zu verlangen, müßte Ludwig Napo leon erst von Rußland gelernt haben, das sich allerdings im Frieden von Tilsit Bialystock von dem ihm befreundeten König von Preußen ausbedang. Berlin, 22. Febr. Die Neue Preußische Zeitung enthält Folgendes: „Wie wir hören, hat der russische Gesandte Baron v. Budberg gestern Nach mittag dem Ministerpräsidenten Frhrn. v. Manteuffel die Antwort seines Cabinets auf die diesseitige Note, in welcher die sogenannten «Graf Or- low'schen Vorschläge» abgelehnt werden, überreicht. — Wenn von gewisser Seite mit so vieler Emphase und Befriedigung darauf hingewiesen wird, daß Preußen die Vorschläge Rußlands abgelchnt habe, so wollen wir doch auch unsererseits nicht unerwähnt lassen, daß Frankreich und England vor einiger Zeit Preußen den Vorschlag gemacht haben, sich ihnen gegen- über zu binden durch eine formelle Convention, welche den Zweck hätte, allen großen Cabineten einen gemeinsamen Gang in den Verhandlungen für den Frieden zu sichern, zugleich aber ein Vorläufer für bindende Engage ments in Betreff der Zukunft zu sein, und daß dieser Vorschlag sehr be stimmt zurückgewiesen ist." — In der heutigen Sitzung der l. Kammer übergab der Justizminister in Bezug auf die Verhältnisse der Rcichsunmittelbaren infolge aller höchster Ermächtigung vom 17. Febr. einen Entwurf einer Declaration der Verfassungsurkunde vom 31. Jan. 1850. Er lautet: Die Bestimmungen der Verfassungsurkundc vom 51. Zan. I85V stehen einer Wiederherstellung derjenigen durch die Gesetzgebung seit dem I. Zan. 1818 verletzten Rechte und Vorzüge nicht entgegen, welche den mittelbar gewordenen deutschen Reichsfürsten und Grafen, deren Besitzungen in den Jahren 1815 und 1850 der preußischen Monarchie einverleibt oder wiedereinvcrleibt werden, auf Grund ihrer früher» staatsrechtlichen Stellung im Reiche und der von ihnen besessenen Landes hoheit zustehen und namentlich durch den Art. XIV der Deutschen Bunbesücte vom 8. Juni 1815 und durch den Art. XXIII der Wiener Congreßacte vom 0. Juni 1815 zugesichert worden sind, sofern die Betheiligtcn sie nicht ausdrücklich durch rechts- bcständige Verträge ausgegebcn haben. Die Ausführung dieser Bestimmung erfolgt durch königliche Verordnung. — Der Prinz Wilhelm von Hessen-Philippsthal-Barchfeld ist seit einigen Wochen als Lieutenant der erste» Classc in die königliche Marine eingetreten, nachdem derselbe bereits fünf Jahre in der englischen Marine Dienst gethan har. — Wie bekannt, hatte der Präsident des Rcvisionecollegiums, Lette, in einer Vorversammlung zu den Abgcordnetenwahlen eine Rede gehalten, die wegen einiger darin vorgekommener Expektorationen eine Anklage zur Folge hatte. In einer Sitzung, die von 9 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittags dauerte, wurde vorgestern vor dem Geheimen Obertribunal in dieser Sache verhandelt und, wie die Voß'sche Zeitung hört, schließlich dahin erkannt, daß der Präsident Lette wegen seines der Würde und den Pflich ten seines Amts nicht entsprechenden Verhaltens mit einer Warnung zu belegen sei. — Die mit Beschlag belegte Nr. 41 der Neuen Preußischen Zei tung nebst Beilage ist von der Polizeibehörde zurückgegeben worden. Stettin, 21. Febr. Die hiesige Polizeibehörde hat verschiedene in hiesigen Fabriken beschäftigte Cigarrenarbeitcr aus Bremen ausgewiesen. Posen, 21. Febr. Der heutigen Nummer der hiesigen Zeitung zu folge ist man abermals einer hochverrätherischcn Verbindung unter den Polen auf der Spur. Nachdem nämlich darin zurückgewiesen ist auf die vor einiger Zeit in der Provinz Westpreußen wegen hochverrätherischcr Umtriebe verhafteten Polen, die noch immer auf der Festung Graudenz de- tinirt werden, wird hinzugefügt, daß der Landrath v. Mitschke-Collande und der königliche Polizciassessor Niederstättcr von hier sich in die an der Weich sel belegenen Kreise Culm und Thorn begeben haben, uni weitere Ermitte lungen der Spuren einer Organisation zum Aufstande anzustellcn. Sollten diese Ermittelungen zu Resultaten führen, so läßt sich nur annehmen, daß eine Partei unter den Polen, die nie ruht, sondern auf alle Wcltbegeben- heiten nationale Plane gründet, den jetzigen Zeitpunkt, wo Rußland in einen bedenklichen Krieg nicht nur mit der Türkei, sondern auch mit den Westmächten verwickelt ist, insbesondere wenn die russischen Armeen große Niederlagen erleiden sollten, zu einer nationalen Erhebung vorzugsweise für geeignet hält. Daß es dabei zunächst wol nur auf das Königreich Polen abgesehen sein kann, ist klar; aber welche Haltung auch Oesterreich und Preußen zwischen den Russen und den Westmächten cinnehmen mögen, sei cs für, sei cs gegen Rußland: eine Volkserhebung der Slawen werden sie weder an der Donau noch an der Weichsel dulden, und somit dürfte, wenn eine solche Organisation, wie oben erwähnt, wirklich vorhanden ist, die Rech nung wiederum ohne den Wirth gemacht sein. Baiern. Der Weser-Zeitung schreibt man unlerm 18. Febr. vom Rhein: „Man kann es unter den heutigen Verhältnissen freudig begrüßen, daß der bai- rische Gesandte in Paris auf die Frage, mit welcher deutschen Großmacht Baiern «eventuell» gehen werde, geantwortet haben soll: «Mit derjenigen, die zu Frankreich hält.« Denn natürlich wurde diese Antwort unter der Voraussetzung der jetzigen englisch-sranzösischen Defensiv- und Offensivallianz gegeben. Wenn nun Oesterreich, wofür viele Anzeichen vorlicgcn, gegen- wärtig eine intime Annäherung an Frankreich auffallend betreibt, so ist Preußen in seinem und im nationalen Interesse dringend geboten, die An- Näherung Englands nicht zurückhaltend aufzunchmen. Nur durch eine der artige Verbindung ohne gegenseitige Eifersüchteleien, aber anch ohne gegen- seilige Fesselung kann diejenige Position der deutschen Großmächte erlangt werden, welche für Rußland unwiderstehlich ist und zugleich Deutschland vor dem Westen schützt. Wie die Bundesgcnossenschaft gegen den gemein samen Feind am vortheilhaftesten zu gestalten, ist die einzige Frage. Groß staaten, die bei einem europäischen Kriege eine souveräne Neutralität ohne Freihaltung ihrer Bewegung durchführen möchten, hörten auf, Großstaatcn zu sein. Daß aber der Krieg unvermeidlich, ist gewiß. Ein friedlicher Rückzug Rußlands im gegenwärtigen Moment wäre eine größere moralische Niederlage dieses Sraats, als wenn das Kriegsglück gegen ihn entschieden hätte. Und in welchem Maße dieses entscheiden soll, dafür zeugen die eng lisch-französischen Verabredungen für den Kriegsbcginn, welche soeben in der Ausführung begriffen sind. Während das Einlaufen einer englischen Flotte in die Ostsee in Berlin bereits officicll angezeigt ist, geht ein französisches Heer von 60—80,000 Mann nach der Donau. Unter dem Schutze dec vereinigten Flotten des Pontus aber bleibt auch der asiatische Kriegsschau platz nicht unberücksichtigt. Mit den Angriffen auf die russischen Küsten soll sich die Organisirung der Bergvölker verbinden." Württemberg. Aus Hohenzollern wir dem berliner Corrcspondenz- Bureau über die provisorische Einigung zwischen der würtlcmbcrgischcn Regierung und dem Bischof von Rottenburg als „vollkommen ver bürgt" mitgetheilt, daß dem Bischof die unbeschränkte Leitung aller geistli chen Bildungsanstaltcn zugcstanden und der Negierung nur das Recht vor-