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Nr. LVS LS. Jahrg. Mittwoch den 2. August 1916 Sächsische VeschSstSftelle und Redaktionr > rre«de»-A. 16, Holbeinstratze 4M Fernsprecher 21366 > Postschekttonto Leipzig Nr. 147»? v«,«-»»reis, U»<gab« X mit illiiltr. Beilage vierteljährlich 2 Iv I» Dresden und ganz Dcutlch- land frei Hau» 2.L2 IN Lcjlerreich 4.4» X. «-««ab» » vierleljSbrlich INI« ^ ?n Dresden und ganz Deutschland frei Hau» 2.22 ^ in Lcjlcrrcich 4.U? X. oinzel-Nummer 1V ^ DI« ELchMche Volkszeitnng erscheint an allen Wochentagen nachmittags. MKsMtlMg «Inzelgrnt Annahme von VelchästSanzeigen kii» INNlir von Familienanzeigen diS 11 Uhr vo: a Preis fin diePctil-Lpallzeile20 ^.tm Bella, mcleil «0 Für »ndcnllich pelchriedene. sowie durch !»>>-"- Wrecher ausgegedeiie Anzeigen könne» nu- >u > Lcrantwortlichteit sür die Süchtigkeit des T.'ltes nicht übernehmen. Kbrechstunde der Redaktion: 11—12 Uhr vorm. 1 Organ der Zentrumspartei. Einzige Tageszeitung für die katholische Bevölkerung im Königreich Sachsen. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe k nur mit der Wochenbeilage. k M M l>kl KkiMklsk Was ist mit Rumänien? Jeden Tan stört man iviederholt die Frage stellen, ob Rumänien nnch sür die Zukunft nentrnl bleiben wird oder ob es on der Leite des Vierverbandes in den Weltkrieg ein- zutreten beabsichtigt. Bei Beginn des Bölkerringens nohin Nnmänien eine abwartende Stellung ein. Es vermochte naturgemäß noch nicht zu entscheiden, von welcher Leite der größte Vorteil und die sicherste Gewähr siir die Erfüllung desselben geboten wurde. Tie Mittelmächte linkten nur Interesse nn der rumänischen Rentralität. Lie wollten keine Pnrteinnbme sür sich, ober sie wollten die Zahl der Feinde nnch nicht unnötig vermehrt wissen. Ter Vier verband dngegen hntte den begreifliche» Wunsch, Rumänien nn seiner Leite kämpfen zu sehen. Und je länger der .Urieg dnuerte, desto heißer und begreiflicher wnrde dieser Wunsch. Die Regierung des Landes behielt einen klnren Kaps. Lie wußte, dnß die geivnltigen Opfer nn Blut, die nniuentlich Rnßlnnd forderte, vom Polte nur dnnn gutivillig und mit Begeisterung gebrncht wurden, wenn der Preis dem Einsatz mindestens gleichknm. In den leitenden rumänischen Krei sen wnr mnn sich weiter der wnchsenden Handelssähigkeit der Mittelmächte lvolil bewußt, dnher mußte die Finge der Nentrnlität oder des Eintritts in den Krieg wohl erwogen werden. Weite rumänische »reise wnren von Anfang nn für den Viervelchnnd begeistert, der rollende Ruhet hntte bei einem Teil der Presse und bei manchen Pnrlnmentnriern seine Lchuldigkeit getnn, nber ebenso weite .»reise gnben ihren Willen zum Frieden tnud und über den beiden Strei- tenden stnnd mit eiserner Ruhe der leitende, kühl berech nende Staatsmann, der wohl die .Kriegslage, nber nnch den Handelsumsatz erwog. Mit dein Wuchsen der ungünstigen Lage des Vierverbnndes wuchs nun nicht nur die rumänische Liebe zur Rentrnlität, sondern nnch der Truck Rußlands, der unter nllen llmständen die Beteiligung Rumäniens nin .»liege erzwingen wollte, weil sie notwendig gebrnncht wurde. Ja, ,nan gebt nicht fehl, wen» mnn belinuptet, die Offensive Brussilows verfolgte den besonderen Zweck, nus Nuiuänien einen entscheidenden Einfluß in dem Linne ans- zuüben, dnß es sich nus die Leite Rußlands und der übrigen Vierverbandsstaaten stelle. Eben deshnlb wurden die un geheuerlichsten Uebertreibungen über die Erfolge der Russen verbreitet, die sich sehr bnld nls sin den Weltkrieg bedeutungs los erwiesen. Rnßlnnd und seine Verbündeten nhmen den neutrnlen Rumänien gegenüber die gnnze Rücksichtslosigkeit nnch, mit der Großbritannien gegenüber den neutrnlen Stnnte», besonders gegenüber den Riederlnnden und Tänemnrt, verfährt. Eine dieser völkerrechtlich vollkommen' unbegründeten Gemaltmaßregel» Rußlnnds ivnr die Unter bindung der Fnfnhr der von Rumänien in Amerika be stellten Munition, die nnf dem Wege der sibirischen Eisen bahn diesem zngesührt werden sollte. Rnßlnnd beschlng- nnhmte gnnz einfnch diese Lendnng nus einem uentrnlen Stnnte nn die Adresse eines nnöern mit der recht sonder- bnren Begründung, dnß diese Munition gegebenfnlls nnch gegen Rnßlnnd zur Anwendung gelungen könnte. Tiefe Mnßregel wnr eine Art Hundspeitsche, die nnch dem Picker- brot der Lchmeicheleien und leeren russischen Versprechungen bezüglich der Lcbnssung eines Großrninäniens nntnrgemäß folgte. Tie von Rnßlnnd und dem Vierverbnude ange- tnuften rumänischen Blätter und Pnrteisührer hüben es »ntürlich nicht über sich gebrncht, gegen eine solche Ver- llölmung und rechtswidrige Bebnndlung ihres Vnterlnndes Einspruch zu erheben. Ter rnsseusrenndliche Teil der ton- servntipen Pnrtei, der von Filippescu und Tute Fonescn geführt wird, hnt sich bereits seit Beginn des Weltkrieges Rnßlnnd und seinen Verbündeten mit Haut und Haaren verschrieben. Lein Bestreben geht nur dnnnch, die eigene Dynastie einznschüchtern und die vernünftigen Pnrteisjihrer der rumänischen »onservntiven wie Enrb und Mnjorescn von den eigenen Landsleuten nls Agenten Teutschlnnds und Oesterreichs zu verleumden. Tie von den interessierten Russen- und Frnnzosenfrennden organisierten Volksver- snmmlnngen nehmen zwar trotz des reichlich fließenden russischen und französischen (Goldes einen recht kläglichen Perlnus. . Das hindert sie nber nicht, schon seit Leptember 1911 über den „nnmittelbnr bevorstehenden Fnsammen- bruch" der .»niserinächte Mitteleuropns die ungeheuerlichsten Fnbeln unter dein rumänischen Volke zu verbreiten. Peter Enrb, ein ersnhrener Politiker, der die (iiedankengänge und Fiele der russischen Bnlknnpolitik besser versteht nls die für den Vierverbnnd schwärmenden Buknrester Advoknten und Professoren, weiß nber die innere militärische »ruft der »niserinächte Mitteleuropns besser zu schätzen, nls diese und die znhlreichen unersnhrenen Jünglinge, die nnch itnlie- nischein Vorbilde in Bnknrest und nnderen Ltädten Rumä niens ihre »riegshebe betreiben,. ! — „s, f Das Neueste vom Tage ! - Zer W!We »Me MgesSeMl. (W. T. B. Amtlich.) Großes Hauptquartier, 2. August litt». Westlicher Kriegsschauplatz Nördlich der Somme griff der Feind abends mit sehr starken Kräften, nber vergeblich den Abschnitt von Mnurepas bis zur Somme nn, nachdem er bereits am Nachmittag bei einem Leilnnternehmen gegen das Gehöft Monscu durch raschen Gegenstoß deutscher Bataillone eine blutige Schlappe erlitten hatte. An der Straße Maricourt-Elery ist er bis zu unserem völlig eingeebneteu Graben vorge- drungen. Die feindlichen Verluste sind wieder erheblich. Südlich der Somme haben sich bei Beilog und Estraes örtliche Kämpfe abgespielt. Rechts der Maas machten wir nordwestlich und west- lich des Werkes Thiaumont Fortschritte, gewannen die Vergliche nordöstlich der Feste Souville und drückten den Feind im Bergwnlde sowie im Lansee-Wäldchen wesentlich zurück. An unverwnndeten Gefangenen sind 19 Offiziere. 923 Manu eiugebrachl und > 1 Maschinengewehre geborgen. Englische Patrouillen, die im Abschnitte Ppern-Armen- lieres besonders intig waren, wurden überall abgewieseu. Tie feindlichen Fliegerangriffe gegen Ortschaften hiurer dem nördlichen Teile unserer Front wurden wiederholt. Von militärischem Schaden ist kaum zu reden. Die Ver luste unter der Bevölkerung mehren sich. Wie nachträglich gemeldet wurde, ist in der Nacht zum 31. Fuli auch Arion in Belgien angegriffen worden. Das Fesuiteukloster und die Kirche sind getroffen. Durch Abwehrfeuer wurden drei feindliche Flugzeuge, und zwar nördlich von Arras, südwestlich von Bnpnume und bei Poziäres,'im Lnstkampfe eins bei Montbois ab- geschossen. Oestlicher Kriegsschauplatz Auf dem nördlichen Teile der Front keine wesentlichen Ereignisse. Südwestlich von Pinsk wiederholten sich die russischen Unternehmungen beiderseits des Nobel Sees mit verslärtleu Kräften und dehnten sich auch auf die Gegend von LubieSzow lnm Stochodl ans. Sie wurden glatt nbgewehrl Mehrfache Angriffe im Slochod-Bogeu lnordöstlich der Bahn Kowel-Rowiio« brachen bereits im Sperrfeuer voll kommen zusammen. Fnunerwieder lief der Gegner ohne Rücksicht ans seine großen MeuschenveHufte gegen unsere Stellungen zwischen Witoniez und der Tnrya an: alle seine Anstrengungen blieben erfolglos. Bei der Armee des Generals Grafen v. Both m e r sind feindliche Teilangriffe in der Gegend westlich von Wisniowczvk (an der Ltrhpnl und bei Welesniow sain Koropiec) gescheitert. Balkan-Kriegsschauplatz Tie Lage ist unverändert. Oberste Heeresleitung. Die „Deutschland" auf der Heimreise Baltimore, I. August. iReuter.f TaS Hniidrls- untcrscebvvt „Tcutschlnnd" hat heute nachmittag seine Rück reise nugktretkn. Tie Meldung wird in ganz Trutschlaud lebhafte Be friedigung Hervorrufe» und iu allen Schichten der Bevölke rung den aufrichtigen Wnnsch zeitige», daß cs dem Unter seeboot und seiner kühne» Bemannung vergönnt sei» möge, glücklich den heimischen Hafen zu erreiche». Acht englische Motorsegler versenkt B c r l i » , 2. August. lW. T. B. Amtlich.» Am 23. Fnli wurde» n» der englische» O st k ü st c von einem nnsercr Unterseeboote acht englische Motorsegler und rin englischer Fischdampscr versenkt. Ter deutsche Kronprinz Ehrendoktor Nach einer Meldung des „Beil. Lotalanz." hnt die juristische Fakultät der Berliner Universität den Kron prinzen gestern zum Ehrendoktor promoviert. Tie Aus zeichnung ist ihm telegraphisch mitgeteilt worden. Tiplomaten des Vierverbnndes reden jetzt von dev Schaffung eines Großrumäniens, das natürlich nicht auf .»osten Rußlands, sondern nus diejenigen Bulgariens und Oesterreich-Ungarns erfolgen soll. Vernünftige rumänische Politiker sollten nber allein nus der geographischen Lage Rumäniens erkennen, daß ein Rußland, welches gleich,eilig, das hnlbrumänische Beßnrnbien und die Bi,tomin be herrschen würde, zu einem Bückenden Lchutzherrn Ru mäniens werden müßte und zwnr auch in diesem Falle, wenn Rumänien seine angeblich nationalen Fiel: auf .»osten Ungarns und Bulgariens verwirklichen würde. --- Ter rumänische Staat ist ja kein alter Staat. Er entftnnd erst im Fahre 1397 durch die Vereinigung der beiden tür kischen Schntzstaaten Moldau und der Walachei. Diese letzteren waren seit Fnhrhunderte» unter dem fortwährenden Einst,lise, ja selbst unter der Lchntzverrichnft der jeweilig benachbarte» slawischen Staate». Ulsprünglich waren sie nur Teile des großbulgarische» Reiches, von dein sie die morgenländische Kirche und die slawische Sprache als Kir chen- und Staatssprache erhielten. Nach der Eroberung Bulgariens durch die Türken wurden fte Schutzflaaten der Türlei, seit dem Zusammenbruche dieser zu Ende d.s 13. und zu Beginn des Ul. Jabrbnnderts von Rußland ans regierte osmauische Vasallenstaaten. Rumänien verdankt feine Erjstenz lediglich dein Schutze Oesterreichs, das während des »riiutrieges sich mit den Westmäcvten ver ständigte. um der russischen Herrschaft in der Moldau mit, der Walachei ein Ende zu mache». Tie Berufung des Hauses Hohenzolleru aus den rumänischen Königsthron im Fahre 1373 hat einen so nachhaltige» Einfluß aus Rußland ansznüben vermocht, daß es von ihm jenen Teil Beß- arabiens ,nieder weguahm, das durch den Pariser Vertrag des Fahres 13.7t, Rumänien znriickerstattet wurde. Tasür erhielt Rumänien die ursprünglich bulgarische Tvhrntjcha, wodurch der Keim der gegenwärtig Rußland jo angenebmen Feindschaft zwischen Bulgarien und Rumänien gepflanzt wnrde. Dieses Beßarabien, weiches doch ursprünglich ein Teil der Moldau mar und erst im Jahre 1312 von Rußland erohert wnrde, ist ein vielmehr rumänisches Land als Siehenbürgen und das ungarische Banat, das bereits seit der Begründung des ungarischen Königreiches durch Stefan den Heiligen zu Ungarn gehört hatte. Für die Eroberung Beßarabiens schwärmen aber die rnmänifchen Rnssen- sreunde gar nicht. Und dach schmilzt dort das rumänische Volkstum von Jahr zu Fahr mehr zusammen. Tie dor tigen Rumäne» rnssifizieren sich infolge der Glanbens- cinheit, die sie mit den Russen verbindet, osl geradezu frei willig, Fn Ungarn hingegen magvariiieren sich die wenigsten Rumänen, in, Gegenteil, die rumänischen An siedelungen greifen immer mehr ans ursprünglich magya rische und deutsche Törier und Städte über. Oas rumänische Volkstum ist kein rein lateinisches, wie es Franzosen und Italiener vielfach meinen. Es bat einen slawisch-griechischen Unterbau, der durch einen lateinischen, oft recht künstliche» Ansban überdeckt wird, Ter beste Beweis dafür sind die Sitten und Gebräuche des rumänischen Voltes sonne seine Dialekte, die im Gegensatz zur Schriftsprache zur Hälfte ans slawischen Wörtern besteben, .Kann sich ein solcher Staat gegenüber einer (Kroß,nacht von der Erpaniionskrast des russischen ansrechterhalten, wenn es sich geradezu freiwillig in die russische Gefolg schaft begibt, statt an der Seite der Mittelmächte oder mindestens in ehrlicher Neutralität zu verharren? Tiefe Frage muß sich jeder ehrlich deutende Rumäne von selbst vorlege», wenn er nicht vollends von, blinden Hasse gegen Ungarn oder Bulgarien verblendet ist. der leider in den letzten Jahren und Monaten in, rumänischen Volte von den seindlicheii Staaten geradezu stifte,natisch gesät wnrde. Rumäniens Gefolgschaft an Seite Rußlands würde seinen Untergang in ganz ähnlicher Weise zur Folge haben, wie dies mit den christlichen Kantasnsvöltern geschehe» ist, die sich zu Beginn'des 19, Jabrhnnderts in den Dienst des Zarentums gestellt haben. So ist Georgien als selbständiger Staat verschwunden, w würde es auch Rumänien geschehe», wen» es sich in den kritischen Momenten des Weltkrieges ans die falsche Fährte der Rnffensrenndichast begeben wollte. X Ein Ausruf nn das deutsche Volk! ,Amtlich.» Berlin, l, August. An die Verteidiger des Vaterlandes in der Heimat! Zwei volle »riegsjabre mit allen ihren Schrecken »nid Nöten hat das deutsche Volt nninnebr ertragen müssen. Ungeheuere Ovier sind ihm anserlegt werden. Sie wurden dargebracht, weil die Abwehr des Angrijses einer Ueber- zahl von Feinden ans den Bestand des Reiches und die?