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Druck und Verlag: Gönz Sule, Rau«»hof bei Leipzig, Marl» 8 Fernruf: Amt Naunhof Nr. 2 Anzeigenpreis: Di« Sgefpallene Petitzeile 20 Pfg.. amtliche SO Psg^ Neklametetl (3gesp.) S0 Pfg. To bell. Satz SO«)L> Aufschlag. Bei undeutlich geschriebenen, sowie durch Fernsprecher aufgegedenen Anzeigen sind wir für Irrtümer nicht haftbar. Erscheint wöchentlich 3mal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend, nachmMag 4 Uhr; Bezugspreis: Monatlich ohne Austragen l.55 Md., Post ohne Bestellgeld monatl.! l.55 Md. Im Falle höherer Gewalt, Artrg, Streik oder sonstiger Storungen Les: Betrieb«, Hal der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rück-: Zahlung des Bezugspreises. : Nachrichten sm Raunhos UN- Llmgegend (Albrechtsyatn, Ammelshain, Veucha, Vorsdors, Ächa, Lr-mannsyain, ZuchShain, Groß und «letnstetnbekKlinga, Köhra, Lindyardt, pomßen, Standnitz, Threna astv.) Dieses »lall ist dmtliches Organ des StadtrateS zu Aaunhos: es enthiilt Velanntgaden des SezirkSverdandes, der «mtshauptmannsch l Grimma und des Zinanzamtes zu Grimma nach amtlichen Veröffentlichungen. Hummer 56 Dienstag, -rn 8. Mai 1928 39. Jahrgang Amtliches. Donnerstag, den lv d. MIs. vorm. ll Uhr sollen in Naunho! im Rathaus 3 Stück neue Bettstellen gegen sofortige Barzahlung an den Meistbietenden öffentlich versteigert werden. Naunhof, am 8. S. l 928. Oer Berwaltungs-Vollstreckungsbeamte. Schröter. Deutsch-amerikanische Kameradschaft. Schurman und Stresemann Ehrendoktoren. Reden beider Staatsmänner. Alt-Heidelberg, die feine, die Universitätsstadt am lieblichen Neckar, hatte ihren großen Tag. Eine aus erlesene Festversammlung hatte sich am 5. Mai in der Aula der Universität zusammengefunden, um der Ehren Promotion des Botschafters der Vereinigten Staaten in Deutschland, Schurman, und des Reichsaußenministers Dr. Stresemann beizuwohnen. Vertreter staatlicher und städtischer Behörden waren gekommen, der badische Kultusminister Leers und viele andere hervorragende Persönlichkeiten. Botschafter Schurman verlas im Eingang seiner Dankrede die von ihm ge schaffene Übersetzung des Heidelbergliedes in englischer Sprache und machte anschließend noch bedeutsame po litische Ausführungen. Während der drei Jahre, die ich als Botschafter der Ver einigten Staaten in Deutschland bin, bin ich in immer steigen dem Matze von der Ähnlichkeit der grundlegenden internatio nalen Idee der Negierungen und der Völker unserer beiden Länder durchdrungen worden. Und jetzt ist die Identität ihrer Stellungnahme zu der großen Frage der Achtung des Krieges ein weiteres Beispiel und eine weitere Bestätigung dieser internationalen Kameradschaft. Deutschland und vie Bereinigten Staaten marschieren vor wärts in einem großen und edlen Abenteuer für die Sache der menschlichen Kultur. Ich hoffe ernstlich und erwarte auch zu versichtlich, daß alle Nationen der Welt sich bald diesem glor reichen Zuge anschließen werden. Reichsaußenminister Or. Gtresemann betonte in seiner Dankrede, er schätze die ihm verliehene Ehre besonders hoch, weil ihm diese Ehre zu gleicher Zeit und nicht nur in einem rein äußerlichen Zusammenhang mit seinem ver ehrten Freund, dem Botschafter der Vereinigten Staaten, zuteil werde. Er erblicke darin nicht nur eine mit besonderer Dank barkeit empfundene Anerkennung außenpolitischen Wirkens, sondern darüber hinaus ein Bekenntnis der Wissenschaft zu dem Glauben an die Idee als entscheidenden Faktor im ge schichtlichen Leben der Völker. So wie die Wurzeln der Kraft der einzelnen Staaten in der Kraft der ihnen angehörenden einzelnen Persönlichkeiten liegen, so werden die Wurzeln des internationalen Lebens in der Gesundheit der einzelnen Staaten der Weltgemeinschaft liegen. Wer die Vereinigten Staaten von Europa aufbauen will auf irgendeinem Menschheitstypus, der seinem theoretischen Denken vorschwebt, der verkennt die realpolitische Entwicklung der Dinge. Die Voraussetzungen, von denen eine wirklich dauernde und fruchtbringende internationale Ordnung ab hängt, sind einstweilen noch nicht erfüllt Es ist noch nicht zwischen den einzelnen Staaten derjenige Ausgleich erfolgt, den die Natur der Dinge gebietet und der ein gleichberechtigtes Nebeneinanderleben gewährleistet. Ebenso müssen die Formen für den internationalen Zusammenschluß selbst noch gefunden werden So ergibt sich eine doppelte Aufgabe für die internationale Politik und in besonderem Maße für die deutsche Politik die Sicherung eines freien, gleichberechtigten Deutschlands mit allen andern Staaten zusammen in einer stabilen internatio nalen Form. Rußland an Polen. Eine scharfe Note. Der sowjetrussische Gesandte in Warschau, Bogomo low, hat dem polnischen Minister des Auswärtigen, Zaleski, eine Note überreicht, in der anläßlich des Atten tats auf den Handelsvertreter der Sowjetunion, Lisa- rew, entschiedener Protest gegen die Passivität der pol nischen Behörden gegenüber den weißen Emigranten- organisationen eingelegt wird. Weiterhin wird in der Note erklärt, aus den Begleitumständen des Attentats sei zu folgern, daß es eigentlich gegen den sowjetrussischen Gesandten Bogomolow geplant gewesen sei und daß der Urheber des Attentats, Wojziechowski, irrtümlich den Handelsvertreter Lisarew für den sowjetrusstschen Ge sandten gehalten hat. Die Note weift ferner darauf hin, daß die sowjet- russische Gesandtschaft, der zuverlässige Angaben über dik Teilnahme Wojziechowskis an der Vorbereitung der Er- mordung des ehemaligen Sowjetgesandten in Warschau, Woikow, zur Verfügung standen, bereits im verflossenen Jahre das polnische Ministerium des Auswärtigen davon in Kenntnis setzte. Das polnische Ministerium des Aus. wärtigen habe versprochen, eine Untersuchung einzuleiten jedoch am nächsten Tage erklärt, daß die Untersuchung eine Beteiligung Wojziechowskis an der Ermordung Woikows nicht bestätigt habe. Zum Schluß weist die Not« auf die Rolle der Emtgrantenprefse sowie eines Teils de, polnischen Presse hin, deren Verhalten gegenüber terro ristischen Anschlägen eine indirekte Begünstigung der- selben darstelle. —— Bauernmarsch auf Bukarest Drohende Bauernrevolte in Rumänien. ry 0 0 0 0 Bauern marschieren. Der mit großer Spannung erwartete Kongreß der rumänischen Bauernpartei in Karlsburg scheint zunächst wenigstens ruhig verlaufen zu sein. Es w» de eine Ent schlretzung angenommen, in der nachd. ücklich dafür eingctreten wird, daß die Nationale Bauer Partei unter der Führung Manius an die Macht gelange. Weiterhin wird in der Entschließung die Liberale Partei und dic allgemeine Politik der Regierung heftig angegriffen und der Wunsch zum Ausdruck gebracht, den Kampf bis zur Erreichung des gesteckten Zieles fortzusetzen. Die Ent schließung weist außer der bereits aus ähnlichen Kund gebungen bekannten Eigenschaft, der gegen die Regierung gerichteten Propaganda, einen neuen Zug auf in sofern, als an die Verbündeten und an den Völker bund der Appell gerichtet wird, an einer günstigen Lösung der rumänischen Probleme mitzuhelfen; sie unter streicht ferner, daß die Bauernpartei entschlossen sei, dic gegenwärtigen Grenzen Rumäniens bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen, und schließt mit der Fest stettung, daß die nationale Einheit des Landes unzerstör bar sei. Ähnliche Versammlungen wie in Karlsburg wurden in Krajova, Cernowitz, Jassy, Braila abgehalten, in denen gleiche Entschließungen angenommen wurden. Kroupltilz v.arol. Larol rührt sich. Ob es nun doch zu den schon lange erwarteten Aus einandersetzungen, zum Bürgerkrieg in Rumä nien, darüber hinaus sogar zu einem Kampf um den Thron kommen wird? Nach dem Tode Bratianus, des mit eiserner Härte herrschenden Ministerpräsidenten, hatte zwischen den drei hauptsächlichsten Parteien, der Volks partei, den Nationalliberalen, die als Regierungspartei zwei Drittel der Sitze im Abgeordnetenhaus innehatte, und der Bauernpartei eine Art Waffenstillstand geherrscht, weil es dem jetzigen Ministerpräsidenten, dem Bruder seines Vorgängers, gelang, die Bauernpartei mit Maniu als ihrem Führer durch allerhand Versprechungen vorläufig hinzuhalten. Sie ist die eigentliche Opposition, die, etwas sozialistisch angehaucht, nun aber anscheinend aufs Ganze gehen will. Veranlassung dazu bot der Bauern tag, der in dem siebenbürgischen Karlsburg stattfand. Die Re gierung wollte seine Abhaltung erst verbieten, gab dann aber nach; ebenso verbot sie in Bukarest eine Parallel demonstration, um aber auch hier schließlich nachzugeben — offenbare Zeichen nicht gerade übermäßiger Stärke und Energie! Was sich nun aber in Karlsburg eigentlich abgespielt hat oder noch abspielen wird, ist angesichts der rücksichtslosen Nachrichtensperre — ein beliebtes Mittel jeder bisherigen rumänischen Regierung, die Wahrheit zu verschleiern! — nicht genau zu sagen; wenn der Bericht- erstattet einer englischen Zeitung von einer in Karlsburg .beschlossenen Errichtung einer Bauernrepu- blik und gar von einem „Marsch auf Bukarest* spricht, so ist das Ausland kaum in der Lage, dies« Meldung auf ihre Richtigkeit hin zu prüfen. Das wär« allerdings, wenn es richtig ist, der Bürgerkrieg. Aber eigentlich will Maniu ja bloß Neuwahlen zum Parlameni erhalten oder erzwingen; denn er hofft, durch wirklich aber wirklich unbeeinflußte Neuwahlen die Mehrheit in Abgeordnetenhaus zu erzielen. Andere Gerüchte erzählet von Sympathiekundgebungen des zahlreich aufgebotener Militärs für die Bauern, aber auch von siegreichen Ge fechten der Bauern gegen Militär und Polizei, durch di« sie in ihrem Marsch nach Karlsburg aufgehalten wurden Vorläufig ist aber über die ganze Lage ein wirklich zu treffendes Bild nicht zu gewinnen. Außerdem ist für die Bukarester Regierung Brattanui noch eine neue Sorae dazuaekommen: der in Paris woh nende Kronprinz Carol rührt sich- Er Kat euu Proklamation „An mein Volk!" verfaßt und wobü diese durch Tausende von Flugblättern gerade am Sonn tag ganz modern mit Hilfe von Flugzeugen über Nu mänien herunterstreuen lassen. Es waren für dieser Zweck drei englische Flugzeuge von ihm gemietet worden aber die englische Regierung hat diesen ganzen Pia« durch Verbot des Abfluges zum Scheitern gebracht; dem zweifellos hätte die rumänische Regierung auf die Flug zeuge schießen lassen und das hätte die schönster „Zwischenfälle" geben können. Auch mit der ungarischer Regierung scheint sich Carol in Verbindung gesetzt z» haben; sind doch die Ungarn Rumäniens bitterste Feind« und er kann sich hier eine bequeme Rückendeckung schaffen In seiner Proklamation ist der Kronprinz nicht sparsan mit Versprechungen, unter denen einige wie die überau, notwendige Entpolitisierung der Armee und der Justiz Neuwahlen, Stabilisierung der Währung, Pressefreibei und eine vernünftige Minderheitenpolitik auch teilweis« sich sehr eng mit Forderungen der Bauernpartei berühren Aber unklar ist es, wie diese Partei sich zur Rückkehr Carols auf den Thron seines Vaters stellt. Maniu ha sich nach dieser Richtung hin die Hände bisher ganz fre gehalten; Carols Manifest sagt, daß er nur „auf den Äu des Volkes" hin den Thron wieder besteigen wolle, — ivas durchaus nicht ausschlietzt, daß er durch alle ihm ge eignet erscheinenden Mittel das Ertönen dieses Nuses be schlcunigt! Averescu mit seiner Volkspartei befolgt abei auch die Taktik des Schweigens und vorsichtigen Ab wartens. So sieht es wieder einmal recht bunt aus in Ru mänien, seit Bratianu ins Grab sank und der unmündig« König politisch keine Rolle spielt, die Parteien sich schor lange mit Gewehr bei Fuß gegenüberstehen. Uns Deutsch« interessiert hier in der Hauptsache dabei nur, welchen Ein fluß dies alles auf das Schicksal unserer Volks genossen im Banat und in Siebenbürger haben wird. Bisher verfolgte Bratianu wie vorher Ave resen dort nur eine unerbittliche Entdeut schun gspolitik; sollte es Maniu glücken, zur Mach- zu kommen, so kann es damit bestimmt nicht schlechter nur besser werden. Aber in Rumänien ist cs bisher immei noch ein besonders großer Schritt von den Versprechungen bis zu ihrer Ausführung gewesen und meist hat man ihn — nicht getan. Zm Anmarsch aus Rumäniens Hauptstadt. Der Führer der Bauern, Maniu, ist nach Bukarest abgereist, um dort beim Negentschaftsrat um eine Audienz nachzusuchcn, dem er die Karlsburger Entschließung vor legen will. Wie aus Bekescsaba von der rumänischen Grenze gemeldet wird, ist der aus Karlsburg kommende Eisen bahnzug dort mit einer einstündigen Verspätung an gelangt. Die Reisenden bestätigen, daß die Versamm lung der Rumänischen Bauernpartei in Karlsburg einen ruhigen Verlauf nahm und es zu keinerlei Zusammen stößen kam. Nach Schluß der Versammlung habe jedoch ein großer Teil der Menge beschlossen, nach Bukarest zu gehen und die Regierung mit Gewalt zum Rücktritt zu zwingen. Aus diesem Grunde habe die Polizei und dir Gendarmerie die Stadt Karlsburg vollständig umzingelt, um den Weg nach Bukarest abzusperren. Auch tie Zug verspätung fei auf die Absperrung der Stadt zurückzu führen. Nach Blättermelduttgen aus Wien und Budapest be trägt die Zahl der auf Bukarest marschierenden Bauern etwa 200 000. Es wird besonders darauf hin gewiesen, daß die Bauernmacht sehr ernsthaft zu nehmen sei, denn am Schluß des Kongresses hätten sie einen feierlichen Eid geleistet, nicht eher zu ruhen, als bis die Bauern in Bukarest mit eigener Hand Ordnunp geschaffen hätten. Die Telephonverbindung nach Bukarest war in den letzten Stunden öfter unterbunden, so daß sich bereits zahlreiche Gerüchte über Zusammenstöße mit Bauern und Gendarmerie, wobei es auch Tote und Ver letzte gegeben haben soll, verbreiteten. Aus offizieller Bukarester Quelle werden allerdings alle derartigen Mel- dunaen dementiert. Oie Anleihepolitit -es Reiches. Erklärungen des Reichsfinanzministers Dr. Köhler. In Baden hob Dr. Köhler die leitenden Gesichts punkte des Reiche« bei der Heranziehung von Auslands, kapital hervor. Dabei sagte er u. a.: Die rationelle Ausgabegebarung der öffentlichen Stellen unter strengster Beobachtung der Grundsätze der Sparsamkeit und Rentabilität ist wesentlicher Bestandteil der Verwaltungsreform, die die gesamte deutsche Öffent lichkeit gebieterisch fordert. Auf den gegenwärtig mit Er folg beschrittenen Wegen äußerster Sparsamkeit muß daher fortgefahren, zugleich muß die Kenntnis über die Finanzwirtschaft der öffentlichen Körperschaften durch laufende Beschaffung geeigneten Zahlenmaterials und seine Veröffentlichung gesichert werden. Es ist, je näher wir der Zeit kommen, zu der dir großen Fragen der Re parationsangelegenheit reifen, desto notwendiger für die