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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191105145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110514
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-14
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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Bezugt-Prei» «Ir r<-tv,ca IN» B»r»rt» v»rch «ck««» ''-age- ond Eorvileicr« 2» al ti,llch 'n» Hau, sedrathl »Ps. »anatl,L.7» Ml. ->>»neliäkrl. B»t ««Irin gtltat«» ». Lm« n„»>m,ft-N-n adaeholti 7» Pl. r » Ml. »c.HkljöhrL r«rch vl, V»K: lmierhalL Druklchlanb» and dar daalscha« Galanten »tarleljährl. 3.« Ml.. monatr » Ä Ml. ausjcht. Poltbrftellaeld. Ferner »i B«t,t«n, Dänemark, den Donanftaate». itatten. Lniemdura. Nieder lande, Rar- meaen, Oesterreich «Ungarn, Notzland. -schweben Schweiz ». Epanken. In allen übrigen Staaten »nr dir«» dnrch di, GelchSst.ktellr de» vlattaa ardälrltch. Da» öetx,ig»r la ged lall «rlchetnt 2«ai täglich. Sann» ». Feiertag» nnr «argen» ^ldannamenta-Unnah««: I»dann>»,»11, 8, b«t anirren Trägern, FUtalen. Spediteuren nnd Annahmestellen, ioroi, V»ftSmtern »nb Briefträgern. »ingalnerlansaprei» »Pf MBMrTaMM HlM^elAzellhzlNA. «-,.-^1.^!« Amtsötatt des Aales und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Nr. 133 Sanntag, »en 14. Mal lSll LnzetgtH-Prei» M Infer«, «»» Letpstg ,nd llmgeba», dt» 1f»alti,,P^it»»iI« LPf^ateNeklame. ^ile l M.: »an «»»irt» 30 Pf. Reklamen t_M) Ml.; Inierat« »an Behörden Im am», ltcha» Teil di, Vetttzril, bl> Pf. »alchäsl»«niri,«n «tt Platzvarichriste» i» »ar Ndendaa^ad« i« Pretf« erhöht. PabaltnachTaris. BetlagrgebahrSeiami. anflag» a Ml. ». Taufend «rtl. Postgcduh!. Teildeilag, höher, ffiaßartailt» Auftrage können ntcd« ,arü<e. geeagen »erden. Für da» Erfchkinen an iesiinonten Togen und Plätzen wird kein« Earanti« übernommen. W^atge« - Annahme: Iada»m»,-if« 8. dat sämtlichen Filialen n. allen Annoncen. Axpedttianen de» In» »nd Auslände». »emt NN» Var»«« de» Srfpgige» Tage» dlatte» S. Pal». Anhndar: Panl ALrftea. «edaltian nn» »elchäli.fte--: Iahanntagasf« 8. Danpt-Frllal« Lrr,d«a: Geeftrotz» < l lTelephon eavii. 105. Zshrgsng. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 36 Leiten. Oss Mchtiglte. * Der Reichstag erledigte am Sonnabend V"N aar Reichsversicherungsordnung die Bcsicm m r> v g e n über ba«i Verhältnis der Kranken lassen zu Len Aerzten und kam in der Ab ftimmnna bi«- 107 (S Reich<-taq«d«-r j ' Generaloberst Freiherr ab G n i tz »e,ert heute fern 50 jährige« Militördicn st iubrlävm. tS b des Art.» * Der Festsitzung de» Deutschen ^andelstages in Heidelberg. die ihre» pro grammäßigen Del laus nahm, wohnten u o. der Graßherzag von Baden und der Reich-. s <7 n I a r b-i d. des Art > * Zn dem Prozeß der Stationsvorstehersftau l^ortiie Meyer gegen den Grafen Kmtl« cki erkannte do«- Reichsgericht auf Aufhebung des Urteil-, oes Oberlandesgerichts Posen, das den Grafen zur Herausgabe des jungen Grafen Zosef Kwilccki verurteilt hatte, und wie« die Klane ai« nn inlosng ob (S. Gerichtssaol - Ueder üen Beryl Während der Osterpause des Reichstags grübelten und prophezeiten berufsmäßige Zeichen- deuter über das Schicksal der deutschen Volks vertretung und über die Art der Erledigung ihrer nächsten und wichtigsten Aufgabe, der Reichsversicherungsordnung. Da man gegenwärtig gewohnheitsmäßig in Pessimismus macht, war natürlich auch diesem großen gesetz geberischen Werk ein schlechtes Horoskop gestellt. Wilde Obstruktion der Sozialdemokraten, so fürchtete man. werde eine gedeihliche Förderung des Ganzen stören und weiterhin wohl gar den günstigen Abschluß vereiteln. Jetzt sind die Reichsboten noch nicht wieder zwei Wochen lang zu löblichem Tun in Berlin ver sammelt, und schon darf sich das Volk der Freude darüber hingeben, daß die Pessimisten >m Unrecht geblieben sind. Die gefährlichsten Klippen der ganzen Vorlage find glücklich um schifft' die Bestimmungen über die Zusammen setzung und über die Rechte des Krankenkassen- norstandes. über die Angestellten und über die Aerztc sind in zweiter Lesung nach den Be schlüssen der Kommission erledigt worden, ohne daß das Parlament ernsten, gefährlichen Er schütterungen ausgesetzt wurde. Die Sozial demokraten haben zwar unter einem reichlichen Lungenaufwand dauernde Reden wider die Entrechtung der Arbeiter" gehalten und die Erzeugnisse ihrer Presse, die sich mit diesem Thema befassen, triefen von Gift und Geifer über die bürgerlichen Parteien, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß nunmehr die Schwierigkeiten in der Hauptsache überwunden sind, daß man über den Berg gekommen ist, und daß auf eine glatte Erledigung des stattlichen Restes von rund 1300 Paragraphen bis Pfingsten mit Zuverlässigkeit gerechnet werden kann. Die politischen Wirkungen der Beschlüsse der Mehrheit des Reichstags während der letzten Wochen werden wir freilich erst während des Reichstagswahlkampfes -u spüren be kommen. Die Sozialdemokratie wird kein Mittel unversucht lasten, die Reichsoerficherungs» »rdnung in Grund und Boden zu verdammen. Dann wird er aber vornehmst« Aufgabe der Parteien sein, di« sich um di« Verabschiedung der Reichsverficherungsordnung Verdienste er morden haben, auf die Vorteile und Vor züge dieses zusammenfastenden und ergänzenden >"ziapolitischen Gesetzes mit allem Nach druck hinzuweisen, die Arbeiter über den sozial demokratischen Begriff der „Entrechtung" ge bührend aufzuklären und fruchtloser Verzerrung tatsächlicher Verhältnisse durch den Radika- lismus energisch entgegenzutreten. Um keinen Preis darf dem deutschen Volke die Freude darüber vergällt werden, daß der Kreis der mit ? ner weitsichtigen sozialen Fürsorge bedachten Volksgenossen beträchtlich erweitert worden ist, >>nd daß damit eine Leistung vom Deutschen Reiche vollbrachf worben ist. die bisher in keinem Stoote der Erbe Nachahmung ge funben Hot. * lieber die Sonnabendsttzung drahtet uns unser Berliner < Mitarbeiter folgenden Stirn mnngsbericht «l. Berlin, t.a Mar (Privattelegr.» Der Reichstag hat gestern seine Fühler bis an dm- fünfte Hunde,» d-r Paragraphen der Reichs oers'chcrung«ördnung ausgestreckt Es handelte sich da gle'chsam um einen vorgeschobenen Posten. Heute gilt es, das dazwischen liegende Gelände in weiter ,;ront und ohne Lücke zu besetzen. Es niuß aber erst einem zähen Widerstand der Sozialdemokratie ab gerungen werden. Zunächst geht der Kampf um 8 343 ff. der dre Wahl des Borsrtzenden und der an deren Kasjenorganc bei den Land lassen regelt Die Kommission hat in jeder ihrer Lesungen an den Bestimmungen gefeilt. Die Hauptsache der schließ lich angenommenen Fassung ist. daß die Vertretung des Gemcindeverband«. «also m Preußen der kreis tage« den Vorsitzenden und die anderen Mitglieder des Vorstands wählt. Die radikale Opposition, be stehend aus den Sozialdemokraten und Polen, will die Streichung de« Paragraphen. sic will mithin da- gleiche Recht, wie bei den Ortskranken fassen Zunächst aber ergreift nicht ein Vertreter der Raditalen, sondern ein Mitglied der Fortschritt lichen Bolkspartei das Wort Es ist Adg Feg ter. der sich in diesen Tagen recht ins Zeug legte Er bekämpft mit schroffen Worten die Kommissions beschlüsse Nach seiner Meinung werden die 3 Mil tionen Landarbeiter, die neu in die Krankenversiche rung eindezogen werden, gleichzeitig entrechtet und den die Kreistage beherrschenden Großgrundbesitzern ausgeliefert. Noch schärfer ist Stücklen (Soz.). Wieder tritt auch der Gegensatz zwischen den Polen, die durch Kulerski und Korfanty ver treten sind, und dem Zentrum, das mit den Mehr heitsparteien geht, zutage. Direktor Caspar erklärt zwar namens der Regierung die Bestimmung als unerläßlich und wiederholt in dem Gedanken, doppelt hält besser, die Erklärung alsbald. Von ihm erfährt man auch, daß die sächsische Regierung von der in 8 349 gegebenen Befugnis Gebrauch machen wird, unter gewissen Voraussetzungen die Wahl der Der treter der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer den Vertretungen der einzelnen Gemeinden lols" nicht dem Gemeindeverband» zu übertragen Für die bürgerliche Mehrheit sprach allem Arn stadt (Kons.» zugunsten der Kommissionsbeichlüsse Zentrum und Nationalliberale schickten keine Redner vor. Dagegen sprachen noch mehrere Opponenten, ehe die namentliche Abstimmung erfolgte, sie zeigte eine schlechtere Besetzung des Hauses als gestern, führte aber natürlich mit einer immer noch stattlichen Mehrheit zur Annahme des 8 343. Auch einige Nationalliberale, darunter der neugewähltc Abge ordnete Thoma in Jmmenstadt, stimmten mit nein, während mehrere blaue Zettel, die die Stimm enthaltung ausdrücken, von oberjchlesischen Zentrums abgeordneten zu stammen scheinen. Das Haus geht über zu den Bestimmungen über die Wahl der Beisitzer bei den Ortskrankenkassen, weiter zu den Kassenorganen bei Betriebs- und Jnnungskassen, lehnt hierbei alle Abänderungs anträge der Sozialdemokraten ab, tut diesen dann aber einen Gefallen, indem bei 8 355 ihr Antrag angenommen wird. Da dies ein außerordentliches Ereignis ist, sei der Antrag hier mitgeteilt. Er besagt: „Der Kastenvorstand ist verpflichtet, den Gewerdeaussichtsbeamten auf Verlangen Auskunft über Ziel und Art der Erkrankung zu erteilen." Dann macht man einen Sprung von 8 359 bis 8 372. Die dazwischenliegenden Paragraphen sind schon gestern erledigt worden. Nach vierstündiger Debatte — man hat um 10 Udr früh begonnen — geht man noch in die Verhandlung des Abschnittes, der das Verhältnis zu den Aerzten, Zahn ärzten, Krankenhäusern und Apotheken regelt, über. Die Kommissionsbeichlüsse stellen ein Kompromiß zwischen dem Grundsatzc der freien Aerztewahl und der Kastenärzte dar. Zn dieser Frage klafft ein tiefer Spalt zwischen den An schauunaen der Polen und der Sozialdemokraten, die sonst so gern zujammengehen. Die Polen sind nämlich für freie Aerztewahl. Selbstverständlich finden die Kompromißbejchlüsse Annahme. Die Sitzung erhält einen friedlichen Ausklang. Die Sozialdemokratie stimm« einem Antrag Schultz (Reichsp.) zu, der sich auf die Arzneilieferungen durch die Apotheken bezieht, und man endet bei 8 486. Damit sind die Bestimmungen über das Verhältnis zu den Aerzten ujw. erledigt. Die letzten Annahmen find bei einer recht schwachen Besetzung erfolgt, aber es stand niemand ans. nm die Beschlußfähigkeit anzuzweifeln. Vie Jubelfeier -es Deutschen Ssnüelstsges. Zn der Aula des neuen Kollegiengebäude» in Heidelberg fand am Sonnabendvormittag 11 Uhr die Festsitzung des Deutschen Handelstages an läßlich der Feier seines 50jährigen Bestehens statt, zu der eine große Zahl von Ehrengästen aus allen Teilen der Reiches «schienen war. Großherzog FriedrichvonBaden, Reichskanzler v. Beth- mann Hollweg, Handelsminister Dr. Sydow, Prinz Wilhelm von Sachsen-Weimar, der Chef des Geheimkäbinetts des Großherzogs Frhr. v. Dabow, di« Unterftaatssekretäre Wahnschaffe und Dr. Richter, der Direktor des Auswärttgen Amtes Dr. v. Körner. Geheimrat Lusensky, bayrischer Ge heimrat Frhr. v. Hirschberg, württembergischer Staatsrat v. Mosthaf, die badischen Minister Frhr. v. Bodman und Rheinboldt, der badische Landes kommissar Geheimrat Dr. Becker, Oberbürgermeister Dr. Wilcken«, der Prorektor der Ruperta Carolina Geheimrat Prof. Dr. v. Dnhn, verschiedene Parla mentarier, Obermeister Platc (Hannovers, Geheim, rat Prof Rießer und Oberbürgermeister Knobloch als Vertreter des Hansabundes, ferner der Sohn des Anregers zur Gründung des Deutschen Handelstages Koirrad Frey-Eberbach. Geheimrat Dr. Pfister (Heidesberg), der bei der ersten Vollversammlung des Deutschen Handelstages als Protokollführer funktio nierte, sowie zahlreiche andere hervorragende Person Iichkeiten aus dem Znlande, auch viele ausländische Gäste hatten sich zu dem feierlichen Akte erngefunden. Namentlich hatten auch die deutschen Handels kammern vollzählig Deputationen entsandt: von der Handelskammer zu Berlin waren die Herren Franz v. Mendelssohn, Geh. Kommerzienrat Kopetzki. Dr. v. Martins und Geheimrat Dove anwesend. An der Spitze des Komitees empfing der Präsi dent des Handelstages, Reichstagsabgeordneter Kämpf, sowie iheneralsekretär Dr. Soetbeer die Gäste, unter denen sich auch zahlreiche Vertreter von nnrtschaftlichen Vereinen und Korporationen be fanden Die Festsitzung selbst nahm ihren Programm mäßigen Verlauf. Präsident Kämpf begrüßte den Großherzog vou Baden, den Reichskanzler, die übrigen Ehrengäste und die ganze Versammlung mit einer Eröffnungsrede Hierauf hielt der Großherzog von Boden folgende Ansprache: „Meine Herren' Znoem ich Ihnen für die liebenswürdige Begrüßung, dir S>e mir durch Ihren Präsidenten soeben zuteil werden ließen, herzlich aanke, ist es mir ein Anliegen, Ihnen auszujprechen, wie ich mich freue, der heutigen Festsitzung an wohnen und Sie persönlich in meinem Lande will kommen heißen zu können. Wir Badener gedenken mit besonderer Genugtuung der Tatsache, daß heute vor fünfzig Jahren gerade hier in Heidelberg der erste Allgemeine Deutsche Handelstag sich konstituierte, und es ist mir wohl bekannt, tvclch Hobe Befriedigung mein in Gott ruhender Vater über dieses, in nationaler wie in wirtschaftlicher Beziehung bedeutsame Ereignis empfand. Die fünfzig Jahre, die hinter uns liegen. Haven eine nie geahnte Entwicklung aus dem weiten Gebiet des deutschen Handels gebracht, und daß dies in so bedeutsamem Maße möglich wurde, verdanken wir unserer, auch schon von den Teilnehmern der damaligen Tagung in ihren An- »prachen erhofften nationalen Einigung. Diese ist in herrlichster Weise vor vierzig Jahren in Erfüllung gegangen, und wir dürfen uns seither unter dem Schutze des Reiches einer ungestör ten Periode des Friedens erfreuen, einer Zeit, in der unser Handel, beschirmt durch eine starke Flotte, sich eine allseits in der Welt geachtete und einflußreiche Stellung erworben hat. Diese Stel lung uns zu erhalten, wird uns gelingen, wenn wir auch fernerhin vaterländische Gesinnung pflegen und der jungen Generation vor Augen halten, welch unendlicher Gewinn nach hartem Rin gen aus ihr chervorgeganqen. Ein leuchtendes Vor bild dieser Gesinnung ist unser Kaiser, dessen stet« Fürsorge allen Gebieten des Erwerbslebens ge widmet ist. Scharen wir uns denn auch heute um ihn mit dem Ausdruck unserer Liebe und Treue, in dem wir rufen: Seine Majestät der Kaiser hoch!" Nachdem das Karserhoch verklungen war, ergriff das Wort Reichskanzler v. Bethmann Hollweg zu folgender Ansprache: Im Namen des Bundesrats, der Reichs- regierung und des PreußischenStaats- Ministeriums überbringe ich dem Deutschen Handelstagc zu seinem heutigen Feste auf richtigen Glückwunsch. Zn die Tage größten idealen und materiellen Aufschwunges, den unser Vaterland je erlebte, fiel die Jugend des Deutschen Handelstages. Sein Gründungsjahr war dasselbe Jahr, in dem Wilhelm l. den preußischen Königs thron bestieg König Wilhelm, in dem 10 Jahre später der Herrscher dieses blühenden Landes. Badens unvergeßlicher Großherzog Friedrich, als Wortführer der deutschen Fürsten und freien Städte zum ersten Male den Deutschen Kaiser, den Gründer des Reiches, grüßte. Nicht ungenutzt haben die im Deutschen Handels tage vereinten Berufsstände die Gunst des Schicksals gelassen, sondern in rastloser Arbeit mitgewirkt am Aufstieg unserer Nation. Vermessen wäre es, zu erwarten, daß das Wachstum in den kommenden Jahrzehnten ebenso ge waltig fortschreiten werde wie in dem ab gelaufenen halben Jahrhundert. Bleibt aber den deutschen Männern die zielbewußte Be harrlichkeit. der weite Blick, die zu verlässige Redlichkeit und der kühne Wagemut, der bisher aufwärts leitete, dann wird der Wechsel der Zeiten nicht hindern, daß der Deutsche Handelstag wie seinen heutigen, so auch dereinst seinen 100. Geburtstag in voller Mannes kraft begeht. Das ist der Wunsch und die Hoffnung, mit der ich Sie, meine Herren, am heutigen Tage herzlich begrüße. Die Reden des Großherzogs und des Reichs kanzlers wurden mit rauschendem Beifall aus genommen. Vom Kaiser war folgende» Daickiele- gramm eingelaufen: „Dem Deutschen Handelstag spreche ich fllr die freundliche Begrüßung gelegentlich der Feier seines 50jährigen Bestehens meinen wärmsten Dank aus und zugleich meine wärmsten Wünsche für «ine wettere segensreiche Tätigkeit im Interesse von Handel und Industrie sowie des gesamten Vater landes. Wilhelm." Hierauf hielt der Generalsekretär der Deutschen Handelstag«, Dr. Sortbeer ein« Festrede übe, den Deutsche« Handelstag während der 50 Jahre seine« Bestehen» und führt« etwa folgendes aus: Dcr Handel überschreitet die Grenzen der Staaten und drängt -rach Bcsciiigung lästiger Schranken und nach V e r e i,n h e i t l i ch u n n der Bedingungen für seine Tätigkeit. Aus den B< dürfnissen des Handels ist der Deutsche Zollverein heroorgegangen. und es ist kein Zufall, daß vor den. Bürgerlichen Gesetzbuch das Allgemeine Deutsch.- Handelsgesetzbuch und vor dem Deutsck»en Reiche der Deutsche Handelslag entstanden ist. Die Anregung zn '»einer Grinrdung gab Theodor Frey ,n Ederdach. sie wurde gutgeherßen vom Badischen Handelstag, ihre Ausführung übernahm die Handelskammer zu Heidel berg, unterstützt durch den Umstand, daß es auch in Preußen bereits einen Handelstag gab Der Redner gab sodann einen fesselnden il e 1, e r blick über die Geschichte des Deutschen Handelstages und schloß: „Zn dieser werhevollen Su m mung wollen wir geloben, unter Beachtung anderer berechtigter Znter essen die jenigen, die uns anvertraut sind, treu, eifrig und gewrssenhaft zu pflegen und energisch zu vertreten, das, was uns eint, stets höher zu stellen al - das, was uns trennen könnte, und die glücklich g- wonnene Einigung nie wied«r preis- z u g e b c n. Sollten einmal für den Deutschen Handelstag wieder weniger günstige Zeiten kommen, so möge die Erinnerung an den heutigen Tag dazu beitragen, di« Schwierigketten zu überwinden. Aus der Vergangenheit wollen wir lernen, an der Gegen wart wollen und können wir uns erfreuen, und für die Zukunft ein Glückauf?" Dieser Festred« folgte «in Vortrag des Präsidenten des Handelstages, R«ichsabgeordnet«n Kaempj über Entwicklung von Industrie und L>and«l non 1KK1 bi, 1911. Er führte etwa folgendes aus: Als heute vor 50 Jahren in Heidelberg die «rite Vollversammlung de» Deutschen Handelstags eröff net wurde, war der Gedanke der deutschenGinr- gung bereits aus dem Bereich er Träume heraus getreten. Der Zollverein umfaßte ein Gebiet von 490 000 cztzm, die deutsche Wechselordnung war in Krast und das Deutsch« Harckxlsgesetzbuch stand vor der Einführung. Aber auf fast allen an dern Gebieten waren dem Verlangen nach einer kräf tigen wirtschaftlichen Entwicklung durch di« Zersplit terung Deutschland» Schranken gesetzt. Ts war daher aus aller Herzen gehandelt, als die badischen Han delskammern 1860 di« Initiative zur Einberufung eines allgemei«n deutschen Handelstags ergrif fen. Bei seiner Eröffnung sprach der Präsident dcs badischen Handelsministeriums, Wetzel, die pro phetischen Worte: „Mögen Ihre Erfolge auf wirt schaftlichem Gebiete dazu führen, daß das deutsche Vaterland auch in politischer Beziehung zu größerer Einigung gelange und daß ihm diejenigen Einrich tungeil zuteil werden, welche di« Bedingungen feinet Kraft und Größe sind." Und in der Tat war der Zwang der wirt- schaftlichen Notwendigkeit einer der mach tigsten Faktoren auch der politischen Einigung, u>ii> in der politischen Einigung wiederum fanden Handrl und Gewerbe die feste Grundlage, auf der der deutsche Unternehmungsgeist sein« Kraft und sein« schöpfe rische Tätigkeit entfalten und seinerseits von neuem beitragen wunte zur Festigung der Machtstellung des Reiches. Der weite Weg, den die Entwicklung von Deutsch lands Gewerbe und Handel genommen haben, wird erst recht deutlich, wenn man sich dieZustände ncc gegenwärtigt, die noch im Jahr« 1861 bestanden. Die Maße und Münzen der einzelnen Staaten w.chcn in der mannigfachsten Weise voneinander ab, cs de standen nicht weniger als 31 Notenbanken und 110 verschiedene Sorten von Banknoten zirkulierten. Gänzliche Verworrenheit herrschte im Eisenbahntarif wesen. Mit freudiger Genugtuung begrüßen wir oa her die Erfolge, di« auf diesen Gebieten durch die po litische Einigung Deutschlands und die dadurch mög lich gewordene große Gesetzgebung dcr 60er und An fang der 70er Jahre erzielt worden sind. Gewerbe und Handel sind durch sie befähigt woden, den deut schen Bevölkerungszuwachs im Inland« zu erhalten Während 1861 nur rund'35 Prozent der Bevölkerung durch Handel, Gewerbe und Verkehr ihren Unterhalt fanden, waren es bei der letzten Gewerbezählung 1007 über 56 Prozent. Parallel mit der industriellen Ent wicklung läuft die des Handels, dcr nicht min der produttiv gewirkt hat. Neben dem Binnen handel hat die veränderte wirtschaftliche Stellung Deutschlands den internationalen Handel entstehen lasten, dessen Bedeutung für die Besserung unserer Zahlungsbilanz noch unterschätzt wirb. Seine Grundlagen sind unsere langfristigen Handels verträge und unsere bewährte Goldwährung, bas Palladium des Kredites Deutschlands als handeltrei bende Nation. Unsere Banken und Bankiers ha ben die Mittel der Nation gesammelt und in wir kungsvoller Weise Gewerbe und Handel zugesührt. Die große Bedeutung unserer Börsen hierfür so wie für den internationalen Handel wird leider noch vielfach verkannt. Auch der Warcnhandel sah sich durch die technischen Umwälzungen und die Mas senhaftigkeit der Gütererzeugung vor neue Aufgaben gestellt. Sowohl dcr Großhandel wie der Klein handel Haden sic gelöst. Nicht mivider glänzend war die Entwicklung der Binnen- und der Seeschiffahrt. An Stelle der 155 Dampfer mit kaum 100 000 Tonnen des Jahres 1860 verfügt unsere Han delsflotte heule über 2000 Seedompfer mit 4 Millio nen Tonnen Fastungsraum. Außerordentlich erfreulich ist auch die Aör- derung der Lage der Arbeitnehmer. Unsere soziale Gesetzgebung ist vorbildlich geworden für all« Nationen. Deutschlands Handel und Gewerbe aber vertrauen auf die Zukunft: si« wissen, daß ihnen Sorgen und Schwierigkeiten nicht erspart bleiben wer den und daß es angestrengter Arbeit bedürfen wird, um ihrer Herr zu werden. Ader wie das Reich die schlummernden Kräfte dcr Nation geweckt hat, so mö-
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