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WeWMMMM Wochen- und Nachrichtsblatt zugleich 8tsMts-WzWr flr Sohndorf, Mdlitz, Bernsdorf, Wdorf, 8t. kgidbn, Seinrichsort, Rnriennn und Msen. Amtsblatt für -e« Stabtrat zu Lichtenstein. — 4O. Jahrgang. — — — — ——— — Nr. 94. Freitag, den 25. April 1890. Dieses Blatt erscheint täglich (außer Sonn- und Festtags) abends für den folgenden Tag. Vierteljährlicher Bezugspreis 1 Mark SS Pf. — Einzelne Nummer 10 Pfennige. — Bestellungen nehmen außer der Expedition in Lichtenstein, Markt 179, alle Kaiser!. Postanstalten, Postboten, sowie die Austräger entgegen. — Inserate werden die viergespaltene Korpuszeile oder deren Raum mit 10 Pfennigen berechnet. — Annahme der Inserate täglich bis spätestens vormittag 10 Uhr. Aufgebot. Der Oekonom Gustav Fiedler in Neichenbach hat das Aufgebot der auf seinem Grundstücke Fol. 95 des Grund- und Hypothekenbuchs für Kuhschnappel in Rubr. III. unter Nr. I./I. für Johanne Sophie verw. Steinbach in Reichenbach bei Waldenburg, Johanne Sophie verehel. Eifert geb. Steinbach daselbst, Marie Sophie verehel. Weise geb. Steinbach daselbst, Johann Samuel Steinbach daselbst, Michael Steinbach in Callnberg — oder in Callenberg — und Johann Gottfried Steinbach in Falken zufolge Kaufs vom 27. September 1811 eingetragenen Kaufgelderforderung im Betrage von 600 Mfl. oder 539 thlr. 17 gr. 5 pf. behufs deren Löschung beantragt. Es werden daher diejenigen, welche auf die bezeichnete Forderung Ansprüche zu erheben haben, aufgefordert, spätestens in dem auf den LV. Mai 18S0, vormittags 10 Uhr vor dem unterzeichneten Königl. Amtsgerichte anberaumten Aufgebotstermine diese ihre Rechte und Ansprüche bei Vermeidung des Verlusts derselben und der Lösch ung der bezüglichen Hypothek anzumelden. Königliches Amtsgericht Lichtenstein, den 26. März 1890. Gey ler. Bekanntmachung. Die Hebamme Ida Panline verehel. Lämmel ist am 16. dss. Mts. von der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau als 2. Hebamme für Berns dorf und Rüsdorf verpflichtet worden. Berns darf, den 22. April 1890. Der Gemeinderat. List, G.-V. Tagesgeschichte. *— L i ch t e n st ei n, 24. April. Wie wir bereits in vor. Nummer erwähnten, hatten auch verschiedene Vereine am gestrigen Abend aus Anlaß des Ge burtstagsfestes unseres hochverehrten Königs Albert festliche Veranstaltungen getroffen. So hatten der Militärverein im Saale des Ratskellers eine Abend unterhaltung durch Concert, Gesang und Theater, der Kriegerverein im Saale des goldnen Helm Concert und Ball und der Turnverein im Ärnold'schenRestaurant eine gesellige Vereinigung arrangiert. Aus allen diesen Festlichkeiten und Zusammenkünften, welche durch ent sprechende Ansprachen, bezugnehmend auf die Königs feier, eröffnet und geleitet wurden, gab sich die Liebe und Treue aller Teilnehmenden zu dem angestammten Herrscherhause kund. *— Heute früh wurde auf derBahnstrecke Chemnitz, zwischen Chemnitz und Siegmar, auf dem Kohlenbahn hose, ein Bahnbediensteter durch len diese Linie kurz nach 7 Uhr Passierenden Schnellzug überfahren und sofort getötet. Die Beine des schrecklich Verstümmelten wurden vom Oberkörper getrennt aufgehoben. Das Unglück soll sich in dieser Weise ereignet haben, daß der Unglückliche wegen eines Zuges das Geleis betrat, ohne an den zu dieser Zeit ankommenden Eilzug zu denken. *— Die gestern zum Abdruck gelangten Mit teilungen aus der Stadtverordnetensitzung bezogen sich auf die Sitzung vom 22. April, nicht März, wie irr tümlich gedruckt. — Der 23. April, der Geburtstag unseres allverehrten Königs Albert, ist auch sonst noch in der Kulturgeschichte Sachsens durch zwei Ereignisse von Bedeutung geworden. Am Tage der Geburt unseres geliebten und gefeierten Landesvaters, 23. April 1828, brannten die ersten Gasflammen in Dresden, der ersten Stadt Deutschlands, in welcher die Gasbeleuchtung ohne fremde Hülfe durch deutsche Techniker zur Ausführung kam. — Der Vater des Nengeborenen, Prinz Johann, hob an diesem Tage „den Hofzwanggesindedienst auf seinem Rittergute Jahnishausen" auf, bestimmte aber, daß von diesem Erlasse kein Aufsehen gemacht werde. Am Tage nach der neunjährigen Geburtstagsfeier des Prinzen Albert wurde die Eisenbahnstrecke Leipzig-Althen als zweite Lokomotivbahn in Deutschland mit einem Bestände von zwei Lokomotiven und acht Personen wagen für den allgemeinen Verkehr geöffnet, die fünfzigjährige Wiederkehr dieses Tages wurde vor 3 Jahren in Sachsen mit der Geburtstagsfeier des Königs von den sächsischen Bahnbeamten festlich begangen. — Unaufhaltsam ist im Königreiche Sachsen die Verwendung der Ochsen als Zugtiere zurückgegangen — eine Folge der fortwährenden Intensität der sächsischen Landwirtschaft, welch' letztere bei der Höhe der Arbeitslöhne mehr als in früheren Jahren damit rechnen muß, daß Zeit Geld ist. An Stelle des Ochsen ist fast durchgängig das Pferd als Zugtier in der Landwirtschaft getreten. Noch vor einem halben Jahrhundert war das Verhältnis ein umgekehrtes, denn im Jahre 1847 wurden (nach von Langsdorfs) in Sachsen 68,511 Arbeitspferde, d. i. 67,1 Proz. auf 1000 Ira und 69,386 Ochsen, d. i. 69,9 Proz. auf 1000 Ira, als Zugtiere verwendet. Im Jahre 1883 dagegen kamen 82,263 Pferde oder 80,6 Proz. auf 1000 Ira und 29,685 Ochsen oder 29,1 Proz. auf 1600 Ira in der sächsischen Landwirtschaft als Zugtiere in Verwendung. Man sieht, der Rückgang auf der einen Seite war ein ganz enormer, während der Zuwachs auf der anderen sich ebenfalls recht be trächtlich gestaltete. Heute dürfte das Verhältnis ein noch bei weitem markanteres sein. — Der „Vogtl. Anz." zieht aus einer Statistik der Krankenversicherungskassen über die Jahre 1885 bis 1887 die überraschende Schlußfolgerung, daß acht bis neun Zehntel sämtlicher Arbeiter im Laufe eines Jahres ihr Arbeitsverhältnis gewechselt haben; berück sichtigt man, daß der Arbeitswechsel der in einge schriebenen und landesrechtlichen Hilfskassen versicherten Personen thatsächlich bedeutend höher ist (als in der zitierten Statistik zum Ausdruck kommt), so kann man anuehmen, daß das Arbeitspersonal in sämtlichen Be trieben sich durchschnittlich innerhalb eines Jahres vollständig erneuert. — Es ist bereits darauf hingewiesen worden, wie schwer unsere Wollindustrie geschädigt würde, wenn die Wollbill in den Vereinigten Staaten im Reprä sentantenhause zur Annahme gelangte; denn dann wäre die Wollstosferzeugung des Vogtlandes, die jetzt eine bedeutende Ausfuhr dorthin unterhält, von allem Wettbewerbe auf amerikanischem Boden ausgeschlossen, weil nur amerikanischeWollwarenfabrikanten lieferungs- berechtigt wären. Eine für uns erfreuliche Erschein ung liegt nun darin, daß 14 Republikaner von der Volksvertretung, welche die Zollfreunde bis jetzt zu den Ihrigen zählten, Protest gegen die Wollbill ein gelegt haben. — Einem Forstarbeiter, welcher im Winter nach beendeter Arbeit bei herrschender Dunkelheit auf dem Heimweg im Walde stürzte und einen Bein bruch erlitt, hat das Reichsversicherungsamt, in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht die gesetz liche Rente zugesprochen und erkannt, daß bei der Natur des Forstwesens ein Unfall auf einem Wege von oder zur Arbeitsstätte während der Dunkelheit innerhalb des Waldes, ohne Rücksicht ans die Ent fernung von der eigentlichen Arbeitsstelle, in der Regel als im Banne des versichernugspslichtigen Betriebes vorgekommen, zu erachten sind. — Chemnitz, 21. April. Einen sehr in- teressantenVortrag hielt kürzlich HerrWebschnllehrer Schreiber hier im Werkmeister-Verein über das „Ver weben unverspinnbarer Stoffe." Der Vortragende legte dabei verschiedene Webstoffe vor, in welche Glas, Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Asbest, Fisch bein, Federn, Stroh, Rohr, Papier, Gummi, Holz, Schilf re. eingewebt war. Bei jedem Stoffe wurde mitgeteilt, wie er zu behandeln und herznstellen ist. Die Mustersammlung bildet zugleich einen neuen Beleg dafür, wie unsere deutsche Industrie auch das scheinbar Unbedeutende nützlich zu verwerten weiß. — Chemnitz, 22. April. Einen sonderbaren Scherz machte sich jüngst ein hiesiger Einwohner. Ein Schutzmann hörte im Küchwalde in der Nähe des Festplatzes mehrere Schüsse fallen. Er ver mutete — denn der Küchwald ist ja in letzter Zeit der Sammelplatz aller Lebensmüden — Selbstmord und rekognoszierte aul einer Bank einen hiesigen Einwohner, der aus seinem neben ihm liegenden Revolver mehrere Schüsse gegen sich abgeseuert hatte, aber der Vorsicht halber zwischen den Beinen hindurch. — In letzter Zeit wurde von mehreren raffinierten, am Hellen lichten Tag ausge führten Diebstählen berichtet; jetzt ist es gelungen, die gefährliche Diebin in einer aus Böhmen stam menden Ehefrau dingfest zu machen. Sie wurde abgefaßt, als sie mit 340 Mk. das Weite suchen wollte. — In Zwickau brannte am Freitag abend der Brunnenbauergehilfe Oettel zum Zeitvertreib eine von der Arbeit zurückbehaltene Dynamitpatrone ab. Dieselbe trieb ihm einen fremden Körper in den Unterleib, an welcher Verletzung Oettel starb. — Zwickau, 22. April. Zur Warnung für Krankenkasfenmitglieder diene folgender Vorfall: Der der hiesigen Ortskrankenkasse angehörige Maurer Münzner aus Auerbach bei Zwickau hatte sowohl dem Kassenarzt, als auch gelegentlich der Auszahlung des Krankengeldes dem Kassenverwalter gegenüber ver schwiegen, daß er bereits mehrere Tage gearbeitet, bevor ihn der Arzt als erwerbsfähig erklärt hatte und war ihm daher aus der Kasse auch für die Zeit, während welcher er gearbeitet hatte, das Krankengeld an 6 Marl ausgezahlt worden. Wegen des sich hier nach zu Schulden gemachten Betruges wurde Münz ner am 18. d. M. vom hiesigen Königl. Schöffen gericht zu einer 10 tägigen Gefängnisstrafe verurteilt. — Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Stadtkümmerer Kauitzsch in Zwickau den Albrechtsorden 2. Klasse zu verleihen. — Neudörfel bei Ortmannsdorf (Zwickau), 23. April. Am 18. Oktober 1888 gründeten hiesige Einwohner mit 30 Mann Stärke ein freiwillige Feuerwehr, uniformierten sich und stellten sich der Gemeinde zur Verfügung. Der Gemeinderat lehnte diese Einrichtung ab. Die Feuerwehr, inzwischen auf 51 Mann gestiegen, rüstete sich mit 700 Mk. Aufwand noch auf eigene Kosten aus und bat nur um Ueberlassung der Gemeindespritze zu Hebungen, allein auch dieses Gesuch wurde abgelehnt, weil „eine Feuerwehr nicht nötig sei." Da erst brachte die von der Feuerwehr angerufene Amtshauptmann-