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Dresdner Journal : 02.05.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187405029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-05
- Tag 1874-05-02
-
Monat
1874-05
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 02.05.1874
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I87L W 1«0 Sonnabend/den 2. Mai Xd»oo»mv»t»pr«l»r DrrMerÄMrnal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann L«lp»iU: F> OomwiEonLr ä« * I>rs»<tn«r ^ounutl»; ebev6»m : ' u. Ä S»wdui^ »«rU». Vt«o et' Lei-Ii» ViooHEdur^-?r»^-l^>1p»i^.rr»LL, kurt L, H. -Ilüllkksoi /tuet. A/««««-, Nsriio ^t^Netn»e^«»-, 7nt'«/«ctt>«i/a>iz,//.FtL^c/,e. Lr«w«v- L Schotte, 8n», »»o: L.Ltn»,/s,»', Lüreku; vk«miut,: t rr»»'-- kurl s U.: Fa^Ae^'-iebv u ,/ ^' N^r^»ci,i»,'-^tlv ttuetrb^ Os , O^nlidr' /nk/^, NüQvovvr! k»ri»i Fa/itt,, c'o., Slnltx»rr: /-««öe iv Oo., §ü«tci. ^»«»lonccn-Lü^d-av, Vi«v: (-/<)>ftl-t. U»>rav«x«borr Xvnürl. krpeelition Oresänkr -lournirl», ül-«-»6t!ii, Aili-^u-l-tbr-iiKa«»« bio. I. lm ck,vt»«k«ll S«tvd«! ^Lkrliod:. . . . S 71rlr. ^jLürliob: I ^klr. lb bt^r t^urslvs^mollluru: 1 U^r. s Lwwpvlrusckliru binru, Illrvratenpi-pl««? ?llr ävn li»um «wer zespslwovv ?vtitr»il»: S K^r. Ouwr „Lia^b^urüt" 6is 2erl«: ü K^r. krsedelnear Ilt^Uot» mit Avsuickrwv äsr 8oov- vaä koisrts^o, kLr liso fol^vuäsQ 1r>kr«u«»o tritt iUrrliob 4 kblr. 8t»mz>vl8obl1dr, »L»»«rk»Id6«» 6«ut»ob«l> Kviolre» kost- unä Amtlicher Lbell. Dresden,' 29. April. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruht, daß der Oberhofmarschall von Koenneritz das von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Sacbsen - Weimar ihm verliehene Großkreuz des Weißen Falken - Ordens annehme und trage. MchN'.mNichn- TtM. Uebersicht. Telearavbiscbe Naebriebtev. Taaesgeschichte. (Dresden. Berlin. Aus Kurhessen. München. Regensburg. Nürnberg. Konstanz. Wien. Prag. Pest. Paris. Aus der Schweiz. Rom. Barce lona. London. St. Petersburg. Athen.) Dnsdner Nachrichten. Provinzial Nachrichten. (Chemnitz. Reichenbach. Schandau.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. EinstesandteS. KeuMeton. Inserate. Lageskalender. Beilage. Lotteriegewinnliste vom 30. April. Telegraphische Witterungsberichte. Borsennachrichten. Inserate. sselegraMlcht llachnchten. Pest; Donnerstag, 30. April, Abends. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) In einer Konferenz der Deak- partei erklärte der Finanzminister Ghyczy in Be zug auf die Bankangelegenheit, er halte ebenfalls Vie Errichtung einer selbstständigen ungarischen Bank für sehr vortheilhaft, aber jetzt für inop- pvrtun. Ohne Reguliruna der Valuta sei die Bankregulirung nicht denkbar; man möge nicht glauben, daß eine selbstständige Bank sofort alle Uebel heilen werde. Paris, Sonnabend, 1. Mai. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Der wegen seiner Rede zu Gunsten des Wiederanschlusses Nizza s an Italien heftig ange griffene Vertreter des Departements Alpes-mari times in der Nationalversammlung, Piccon, hat sein Deputirtenmandat niedergelcgt. Brüssel, Donnerstag, 30. April, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Depu- tirtenkammcr antwort» te der Kinanzminister Malou uuf den Vorwurf, den der Führer der Opposition, Krdre-Orban, in der Sitzung vom 28. d. gegen die vom Ministerium im Allgemeinen befolgte Politik und speeiell gegen den Kinanzminister er hoben hatte. Der Minister Malou erklärte, das Ministerium habe bei Uebernahme der Geschäfte versprochen, eitle nationale Politik zu befolgen; diesem Versprechen se» dasselbe streng nachgekommcn, und es werde darin auch ferner fortfahren uild seine Politik nicht ändern. Tas Land werde in aller Kürze darüber befragt werden, ob eine Aendcrung der vom Ministerium cingehaltenen Politik nach seinen Wünschen sei. Der Minister hob dabei hervor, daß die Beziehungen Belgiens zu den anderen Mächten niemals so freundlich und herzlich gewesen seien, wie im jetzigen Augenblick. Madrid, Doumrstag, 30. April, Abends. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Eine der Regierung zuge- aangeve Depesche meldet vom Kriegsschauplätze rm Norden, daß die republikanischen Truppen vor Bilbao gestern alle Stellung'« genommen hätten, deren Besitzung unbefohlcn war. Carlistischen Nachrichten auS Duranßv vom aestrigen Tage zufolge hatte der republikanische General Concha Tags vorher den Einmarsch in das Thal LaS Munecaü erzwungen, war aber von den Carlisten, etwa 3 Stunden von Balmaseda entfernt, aufgehalten worden. AuS Barcelona wird gemeldet, daß ein Car- listischer Trupp bei ReuS geschlagen worden ist London, Sonnabend, 1. Mai. (T. d. Dresdn. Iourn.) DaS Unterhaus hat gestern beschlossen, sich wegen deS Pfingstfestes vom 22. Mai blS zum 1- Jun» zu vertagen. Konstantinopel, Donnerstag, 30. April Nachmittags. (W. T. B.) Fürst Milan von Ser bien ist heute Mittag hier etnaetroffen und hat so- fort nach seiner Ankunft dem Sultan einen Besuch abarstattet. Der Fürst begab sich darauf nach der hohen Pforte, wo er von dem Großwcsir und sämmtlichen Ministern bewillkommnet wurde. Konstantinopel, Donnerstag, 30. April, Abends. (Tel. d. Dresdn. Iourn.) Den letzten Nach richten zufolge, welche aus Bagdad eingegangen find und vom 27. d. Mts. datiren, ist der Tigris- stuß im Kallen begriffen, aber das Elend unter der Bevölkerung groß. Die HungerSnoth in Klein- afien ist sehr groß; Regierung und Private helfen. Washington, Donnerstag, 3Ü. April. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Die Unionsregieruna hatte vor einiger Zeit ihre Vermittelung zur Wieder herstellung freundlicher Beziehungen zwischen Frankreich und Mexico angeboren. Seiten der mexicanischen Regierung ist darauf gegenwärtig die Erklärung hier abgegeben worden, sie sei be- reit, diese Vermittelung anzunebmen, sobald ihr seiten Krankrcichs oder anderer Mächte das Ver langen, die Beziehungen mit Mexico wieder an zuknüpfen, direct kundgegeben werde. Havana, Mittwoch, 20. April. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Der Generalcapitän Concha hat eine Steuer von 10 Procent auf das Einkommen gelegt und ferner angcordnet, daß bis zum Juli d. I. ein Viertel, von da ab die Hälfte aller Ein gangszölle in Gold bezahlt werden soll. - Tagcszeschlchte. Dresden, >. Mai. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer richtete der Abg. Oehmichen die Anfrage an die Regicrnng, ob sic beabsichtige, gleich zeitig mit der Cinführung der revidirtcn Lanbgemcinde- ordnung eine allgemeine Neuwahl der Gemeindevor- stände anzuordncn? Ter Interpellant versprach sich von einer solche»» Maßregel die ersprießlichsten Folgen für die rasche und sichere Einbürgerung der neuen Ord nung der Tinge in den Landgemeinden. Staatsminister v. 'Nostitz-Wallwitz vermeinte die gestellte Frage. Die revidirte Landgcmeindeordnung biete der Regierung keine gesetzliche Handhabe zu einer solchen Maßregel, sie würde vielmehr mit der Bestimmung in 8 lOt des Gesetzes unvereinbar sein. Auch schienen ihm die gegen eine derartige Maßregel sprechenden Gründe überwiegend zu sein. Tenn während Alles daraus ankomme, das auf dem Lande immer noch vielfach verbreitete Borurtheil, als ob die neue Gemcindcor nung den Landgemeinden Lasten aufcrlcge, denen sie nicht gewachsen seien, zu be kämpfen, würde demselben geradezu Vorschub geleistet werden, wenn man durch die Anordnung allgemeiner Neuwahlen die jetzigen Gemeindcvorstände zur Ein führung der neuen Gemeindeordnung nicht be fähigt erkläre. Ter Minister drückte von 'Neuem die Uebcrzcugung aus, daß die Sache nicht so schlimm sei, wie man sie sich in vielen Landgemeinden vorstelle und daß die große Mehrzahl der jetzigen Gemeindcvorstände in der That den ihnen durch das neue Gesetz gestellten Aufgaben vollständig gewachsen seien. — Die Kammer führte darauf die Berathung des Einnahmebudgets zu Ende. Dabet wurde u. A. beschlossen, eilten Antrag des Präsidenten Or. Schaffrath, das Chaussieaeld ehebaldiast in Wegfall zu bringen, zur Zeit auf sich beruhen zu lassen. Bon einigen Rednern wurde der Regierung die Beseitigung der drückenden Nvth- schlachtsteuer ans Herz gelegt. Referent Abg. Oehmichen sprach die Hoffnung aus, daß die Annahme des neuen Steuergesetzcs die Möglichkeit bieten werde, die ganze Schlachtsteuer aus der Welt zu schaffen. Im Uebrigen boten die noch rückständigen Einnahmepositionen keinen Anlaß zu erheblichen Debatten. — Eine längere Discussion rief sodann der vom Abg. Starke (Mittweida) erstattete Bericht der Finanzdeputation Abth. A über die auf An regung der Kammer erfolgte 'Nachtragsforderung der Re gierung zur Erhöhung gering dotiner geistlicher Stellen hervor; es werden über die beim Etat des Cultusministe- riums bereits zu diesem Zwecke bewilligten 34,0» 0 Thlr. noch 26,830 Thlr., also un Ganzen 6<»,830 Thlr. ge fordert, wovon 28,'Oo Thlr. zur Erhöhung aller Mi nimalstellen auf 600 Thlr. Einkommen, der Rest zur Ge währung von Gehaltszulagen anStellen bis zu >00«- Thlr. Einkommen verwendet werden sollen. Die Summe wurde gegen 5 Stimmen, jedoch, nach dem Anträge der Mehrheit der Deputation, mit 36 gegen 29Stimmen nur transitorisch bewilligt; außerdem wurde beschlossen, die Regierung um baldige Vorlage eines Gesetzes an Stände und Synode zu ersuchen, welches die finanzielle Lage der Geistlichen zeitgemäß regelt, Staatszuschüsse aber nur do« berück sichtigt, wo die Verhältnisse der Gemeinden größere Opfer nicht zulassen. Schließlich lehnte die Kammer nach kurzer Discussion auf Antrag derselben Deputatton (Referent: Abg. Starke — M'ttweida) das Regierungs- Postulat von 300.GX) Thlr. zum Neubau der Landes schule Meißen ab, und beschloß dafür, den 'Neubau dieser Schule auf Staatskosten im Princip, jedoch unter gewissen, von der Deputation vorgeschlagenen Bedingun gen zu genehmigen und die Regierung um Vorlegung eines neuen Plans nebst Kostenanschlag auf Grund neu anzustellender Erörterungen ar» die nächste Stände- versammlung zu ersuchen. 'Nächste Sitzung: Montag Abend 6 Uhr. * Berlin, 30. April. 'Nach dem heutigen „St.-A." wird Ihre Majestät die Kaiserin am 6. Mai über Koblenz und Karlsruhe nach Baden-Baden abreisen. — Vor» den noch vor dem Ei,»treffen des Kaisers von Ruß land erwarteten mecklenburgschen hohen Gästen sind heute bereits der Großherzog und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin hier eingetroffen; die Groß herzogin und die Großherzogin-Mutter, sowie die Her zogin Marie von Mecklenburg-Schwerin und mit ihnen der Großfürst Wladimir werden Sonntag eintreffen. — Gestern fand eine Sitzung des BundesratHS statt, in welcher das Prcßgejctz, das Religionsdiencrgesetz und das Gesetz über Erwerbung eines Dienstgebäudes für das Reichseisenbahnamt zur Erledigung gelangen sollten. — Im Verfolge der in» October vor. IS. abgehaltenen Conferenz über Fragen des höhen» Schulwesens, deren Protokolle vor Kurzem im „Centralblatt für die Unternchtsverwaltung" veröffentlicht worden sind, hat der CultuSministcr behufs weiterer Vorbereitung des Entwurfs eines UnterrichtsgesetzeS die Schulbehörden zur gutachtlichen Aeußerung über eine Reihe der wich tigsten ii» der Conferenz besprochenen Punkte aufgcsor- dert. Es sind dabei schon gewisse allgemeine Ergebnisse als Anhaltepunktc für die Aeußerungen vorläufig for- »nulirt. Im Allgemeinen ist vorangestellt, daß eine Verschmelzung von Gymnasien und Realschulen nicht in Aussicht genommen wird, vielmehr beide Kategorien un geachtet der Gemeinschaftlichkeit und ihrer gegenseitigen Beziehungen jerner neben einander bestehe»» sollen. — In der verflossenen 'Nacht ist der kaiserliche geheime Oberpostrath und Vortragende Rath im Generalpostamte Dunkel in der Fülle der Manneskraft ganz unerwar tet infolge eurer Herzlähmung verschieden. — 'Nach der „N.-Z." ist in der gestrigen Sitzung des Bundesraths das Religionsdicnergesctz bereits definitiv zur Annahme gelangt, da Preußen, von welchem der Antrag auf Erlaß des Gesetzes bekanntlich ausge- gangen war, sich mit dci» von» Reichstag gefaßten Be- Ichlüssen einverstanden erklärte und überdies die sofortige Publication des Gesetzes, welches alsbald dem Kaiser zur Vollziehung unterbreitet wurde, als dringend er forderlich bezeichnete. Ueber das Preßgesetz wird erst in der nächsten Bundesrathssitzung abgestimmt werden, da noch einige formelle Vorfragen zu erledigen waren; die Annahme des Gesetzes ist beschlossene Sache. — Die Berathunaen des Justiz« usschusses des BundeSraths über die Gerichtsverfassung hofft man morgen, spätestens übermorgen zu beenden. — Bezüglich Erhöhung der Eisenbabntarife verlautet nach einem Telegramme der „Wes.-Ztg.", daß ein Reichspfennig als Maximalsatz für Transport der ersten und unentbchrlichen Lebensmittel an Stelle des in der Reichsverfassuig in Aussicht genommene»» Pfennig- taxifs treten soll. 8. Berlin, April. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde, nach Einbringung der Gesetzentwürfe, bcttesfend die Aushebung des Homagial- cides und die Bewilligung von Lchauprämien für Voll bluts- und Zuchtpferde, zunächst, die zweite Berathung des Expropriationsgesetzcs zu Ende geführt. Zum vierte»» Abschnitt des »»I. Titels wurde die Frage der Wiederaufnahme des Vorkaufs- resp. Wiederkaufs rechts enteigneter früherer Grundbesitzer aufgebracht; alle dahin zielende»» Zusätze wurden nach kurzer Debatte ab gelehnt. Die Tttel »V und V, Wirkungen der Ent eignung und Entnahme voi» Wegebaumaterialien, fände»», obwohl von verschiedene»» Seiten die Streichung des lctzteren beantragt wurde, ebenfalls unveränderte An nahme. Dagegen genehmigte das Haus zu den im > 1. Titel (tztz 55—58) enthaltenen Schluß- und Ueber- gangsbestimmungen die Einschaltung zweier voi» den Abgg. v. Benda und Miquel beantragte»» Zusatzpara- graphen 56« und 6, welche für verschiedene Landes theile die der Bezirlsre,jierung beigelegten Befugnisse verschiedenen Verwaltungsbehörden zuweisen resp. für die Provinz Hannover den Amtshauptmann und in Städten ein Magistratsmitglied zum Entcignungs- commissar bestimmen. Schließlich folgte die zweite Be rathung des auf das Kostenwesen in Auseinandersetzungs sachei» bezüglichen Gesetzentwurfs. Durchweg gelangten die Commissionöbeschlüsse zur Annahme. Aus Kurhcssen, 28. April schreibt man dem „Fr. Iourn.": Der Candidatenmangel, welcher daS evangelische Collsistorium im Lecembcr v. I. veranlaßte, die „eigent lich unwürdigen" Protest-Pastoren vorläufig im Amte zu belassen, ist jetzt in das Gegcnlheil umgeschlagen. Voi» alle»» Bewerbungen, welche meist aus dm alten Provinzen eingclanfen sind, können', obwohl auch v.ele Pfarrstellen durch Todesfall erledigt sind, kaum 25^ Berücksichtigung finden. Der Grund dafür liegt unstreitig in dein Umstande, baß gerade die bisher von den Vilmarialiern innegehabten Stelle»» zu den einträg- tichsten in Nicdcrhesscn gehören. Ji» der vorige»» Woche sind wieder 6 Canbidaten geprüft worden, so daß deren Ordination binnen Kurzem erfolgen kann und wird. München, 29. April. LemBayer. Kurier" zufolge ist der Antrag der k. Regierung, die Wallfahrtskirche zu Altötting den l. t'. Capucinern der bayerjchen Ordensprovinz ai» Stelle der ausgewiesene»» Redempto risten zu übergeben, von» Provmzialat angenommen worden, und werde»» demnächst 7 Patres das voi» den Redemptoristen verlassene Haus beziehen. Regensburg, 28. April.' Der „AUg. Ztg." wird geschrieben: In clericalm Kreisen will man siche» wissen, daß jetzt der Institution des Pfarrers Schmalzreich auf das ihm voi» Sr. Majestät dem König verliehene Kano- nikat in unserm Domcapitcl von seiten der bischöf lichen Behörde nichts mehr im Wege stehe. Die maß losen Schmähungen und Verdächtigungen, welche die extreme ultramontane Presse gegen den ihr nnlicben Pfarrer Schmalzreich in die Ocffcntlichkeit geschleudert und die Bischof Senestrey veranlaßten, gegen die erfolgte Ernennung Schmalzreich's zum Lomcäpltular an den Feuilleton. Redigirt von ^tto Bauck. Rundschau über Theater und Musik. *j- Trotz der vorgerückten Saison ist die Verdi'sche Oper „Aida" soeben noch in den Hosopemtheatem der beiden Kaiserslädte an der Spree und an der Tonau als Novität in Scene gegangen. Am 20. April war ganz Berlin, Hof und Stadt so vollständig, wie nur an den größten Opemtagcn, im Auditorium vertreten, der Wunder harrend, welche des Gerüchtes laut schal lende Posaunen ihm längst schon von dieser ägyptischen „Afrikanerin" verkündet hatten. Ter Cvmponist hat auch in diesem Werke, seine alte Vorliebe zu grausigen oder doch abstoßenden Stoffen nicht vcrläugnet. Man nco wird verbrannt, Violetta stirbt an Schwindsucht, Gilda wird als Leiche iin Sacke auf der Bühne umhcr- gezerrt, A»da wird lebendig begraben. Ter Stoff der Oper, oder vielmehr die Einkleidung desselben in alt ägyptische Formen, hat für uns Teutsche wenig Anhei melndes. Anders wird es bei dem Khedive gewesen scin, « welcher von Verdi die Bearbeitung gerade eines solchen verlangte, indem er diese Oper für Kairo bestellte. Als Autor des Textes sigurirt zwar officiell Herr Antonio Ghislanzoni, die Skizze des Librettos soll aber vom Vicekönig von Aegypten selbst herrühren. Tas Werk versetzt uns in das alte Reich der Pharaonen, wo Isis und Osiris als ernste, stille Götterbilder thronen, wo in die jonnige Luft die Pyramiden und in hohMMstern TrmpelhaUcn hicroglyphengeschmückte Säulen Äg«, wo aus den Augen der Cphynxe der Menschheit Wme un gelöste Rathsel uns cnwcgenstarrcn. Ta in der litera risch wenig geschmackvollen dckschen Bearbeitung von * 1 Julius Schanz außerdem auch noch der Text ost nicht mit der Musik recht harmoniren will, sind für Berlin durch F. Gumbert's geübte Hand mehrfache Aenderungcn der Uebersetzung ausgeführt worden. Das Werk wurde zwar nicht mit Enthusiasmus ausgenommen, aber mit jenen» Wohlwollen, welches eine sich noch steigernde Thcilnahme nicht als unwahrscheinlich erscheinen läßt. Sämmtliche uns vorliegende»» Kritiken conslatircn eine Anlehnung Verdi's an Meyerbecr, Gounod und Wagner. Während das Verhältniß zum Autor des „Lohengrin" aber eil» reu» äußerliches geblieben ist, dürfte auf ihn besonders die „Afrikanerin" bestimmenden Einfluß geübt haben. Ein wie viel schöneres „reinliches Sterben", ein wie viel poetischerer Abschluß ist jedoch jener dort unter dein Manzanillobaum Meyerbeer's! Wie sehr ist das sich Zu-Tode-ricchen als tragisches Ende der Perspective in daS unvermeidliche Zu-Tode hungern zu Zweien vor zuziehen! Grausige Ugolino-Erinnerungen drängen sich, während der Vorhang fällt, den» heimgehenden Zuschauer auf. Klcisl's Penthesilea frißt ihre»» thcucrn Achill we nigstens aus Liebe auf, und Mtrinüc'S Loki beißt seine Braut todt, weil seine eingeborne Bärennatur dem Zau ber ihres weißen frischen Fleisches und jungen warmen Blutes unter solcher Haut nicht widerstehe»» kann. Hier abcr meint mai» sicher vorauszusehcn, daß der ganz ge meine Hunger über die heiße Liebe siegen und der edle ägyptische Held, mürbe oder wild gemacht, trotz aller Zärtlichkeit schließlich die schöne Aida noch verspeise»» wird; und man dankt den Henen Ghislanzoni und Verd» aufrichtig, daß sie uns eine»» fünften Act ersparten, der uns nolhwendig zum Zeuge»» des Entsetzliche»» mache»» würde. Ungeachtet dieses, das Scribe'sche Raffinement noch übertrnuchfcnden Schlußefsectcs sind die handelnde»» Personen weder mit moralischen, noch mit physische»» Höckern und Gebresten behaftet. Auch die Partitur ist, un» einen Ausdruck O. Gumprccht's zu adoptiren, den frühere»» Arbeiten Verdi's an „Reinlichkeit und Flüssig keit des Stils" überlegen; sie ist trotz des mangelnden einheitlichen Zuges und trotz des Fehlens hervorragend sessclnder musikalischer Momcnte reich an Schönheiten nnd genialen Einzelheiten. Das nationale Colorit ist meist glücklich getroffen, und da» Strebe»» nach kunst volleren Formen dcS Satzes vcrräth sich namentlich auch in der Behandlung der mehrstimmigen Gesänge, der Chöre und des Orchesters, welches letztere einen unge ahnte»» Vorrath von harmonischen und instrumentalen Combinativnen aufweist. Die Oper beginnt mit einer, nach Wagner's Vorgänge „Vorspiel" genannte»» Ouver türe und gipfelt in den beiden ersten Acten, in denen sich Verdi vorzugsweise auf der Höhe seiner cdcln In tentionen bewegt. In den beide»» letzte»» Acten ändert das Werk den Ton, und die Entfaltung der robustesten Gesangsbravour wird die Hauptsache. Hier dürfte auch, obgleich die Opcr durch die beste»» Kräfte besetzt war (die Hauptpartien vertraten die Damen Mallinger und Brandt, sowie die Herren Niemann und Betz) und mit dramatischer Bravour wicdcrgegeben wurde, der Mangel ai» italienisch geschulten Sängern am grellsten hervor- getrctcn sein. Tie großen unbeünttenen Vorzüge der Ge nannten liegen eben auf einem ganz ancern Gebiete. Wo die volle gc>unde Macht und Schönheit des Klanges bas erste und wesentlichste Hauplcrforderniß ist, kann auch das heldenhafteste und bas cmpfindungsvollüc Spiel, die edelste Bewegung, alle Kraft des dramattschen Ausdrucks nicht füglich für een Mangel des rein sinnlichen Wohl lautes entschädigen. Das musikalische Ensemble gereichte vor Alle»» auch dem dirigirenden Kapellmeister Eckert zur Ehre. Bis auf mancherlei seltsame und unmotivirte Willkürlichkeiten in den Eostumen und in einzelnen ar chitektonische»» Trcorationtn, ist die Ausstattung höchst würdig und imposant, die Inscenirung meisterhaft. Ab' gesehen immer von einer ägyptischen RegimentSmujik- bande, die, in treu cvpirter Kriegcmackt, auf dcr Bühne mit den Notenblätter»» auf den Blasinstrumenten und dem, den Tactstock schwingende»» Militärmusikdirector vor der Front, beim Siegcseinzug des Feldherrn Radames und seiner Truppen, »»ach dem Kriege gegen den „bösen Nachbar" Aethiopien, den prächtigen Lnuinphmarsch spielt. — Enragirte Freunde icheint „Alda" dagegen in Wien zu finden, wo die Opcr an» 2!«. April zum ersten Male in Scene ging und ein Kritiker sich zu der Be hauptung versteigt, in „Deutschland" gehöre „das Schimpfen auf Verbi zum guten Tone." Die Musik soll einen „totalen Umschwung" Verdi's bezeichnen und eine „noch stärkere Wandlung" documenttren, als die jenige war, welche Rossini mit seinem „Test" vollzog. Dcr sonst ziemlich nüchterne Referent des „'N. Frdl." feiert „Aika" als eil» „Kunstwerk höhern Stils" und ist entzückt über den „hochpoetischm Schluß" der Oper. A. W. Ambros sagt in der „W. Abdp.", daß di^Musik „eine große Me»kwürdigkeit und ein glänzendes Zeugniß nicht allen» für Veroi's Talent, jonbern auch für ein sehr ernstllches Streben" sei unb jevenfalls alle früheren Opern des Mal-stro wett hinter sich zurücklasse. Unbe dingt hat „Aida" einen bedculenoen Elndruck auf die Wiener gemacht, wenn auch b»e Nvvltät zur Potcnzirung ihrer Lebenskraft emcr sclb,l bas verwöhnteste Pubttcum blendenden Pracht ocr Ausstattung bedurfte. In erster Linie wird oas Orchester unter Lcssost's Leitung ge rühmt; ebenso sollen die Chöre vortrestuey gewesen sein, während die Sol», mit Ausnahme dcr raumttch beschränk ten Placytleiftung Beck's, Euuges zu wünschen übrig lassen. Tireetor Aerbeck, dcn der Kaiser soeben in den Ritte»stand erhöbe»» hat, wirb allseitig beglückwünscht. Ten» Hofoperittheater ist dieser glänzende Erfolgumjomehr
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