Volltext Seite (XML)
Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monatlich 2.— RM. Kei Haus, bei Postbcstellung 1,80 AM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Poftanstalten und Post boten, unsereAusträgcru. Geschäftsstelle, nehmen zu jederZeitBestellungenent- WgchcNvlglt sUk Wilsdruff U. IlMÜtgeNd gegen Im Falle höherer Gewalt,Krieg od.sonstiger ' - - Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieserung Ler Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schrislstücke erfolgt nur, wenn Rückporto bciliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile ro Rpsg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs« psennige, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 R-ichspscnnige. Borge- schrieben- Erscheinung-- ... „ tage und Plahoorschristen werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen. annahmebisoorm.lvUhr. Für die Richtigkeit der- durch Fcrnrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durN» Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 111 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt- Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 13. Mai 1933 Gewitterwolken. Stürme am Genfer See — Blitzableiter — Deutsche Arbeit in Front. Uber dem Genfer See, wo sonst mehr oder weniger liebliche Redewellen plätscherten, stehen jetzt dicke Wolken, herrscht eine dumpfe Schwüle wie vor einem Gewitter. Man suchte nach den Blitzableitern der Kom promisse und verlangte für diesen „edlen Zweck" wie üblich von Deutschland ein neues Nachgeben, ein neues „Opfer". Das wievielte? Um uns dies zu „erleichtern", hält man es für zweckmäßig, als Dank dafür uns gleich im voraus andauernd aus den Füßen herumzutretenI Und wenn die deutsche Vertretung hiergegen protestiert, dann wirft man ihr sofort einen „Mange! an gutem Willen" vor. Daß hierbei eine überaus enge franzö sisch-englische Zusammenarbeit erfolgt, die oft auch die amerikanische Unterstützung findet, ist für den Kampf um unser Recht, um gleiche Sicherheit schon recht bedrohlich geworden. Der Abrüstungsplan Macdonalds, dessen Be handlung in Genf nun einer Krise überraschend schnell ent gegentrieb, ist aber weit davon entfernt, die deutsche For derung nach Gleichberechtigung zum Schutz unserer Sicher heit auch nur in den Anfängen zu erfüllen. Trotzdem verlangt man von uns, ihn unverändert hinunterzu schlucken, verlangt es unbedingt, zunächst einmal hinsicht lich des Teiles dieser Vorschläge, der von den Heeres stärken handelt, — als ob es für die militärische Rüstung heutzutage nicht zunächst und vor allem auf das ankommt, was aus dem uns in hundert Schlachten nur zu bekann ten „Material" wird, vom Bombenflugzeug bis zum Il-Boot, vom schweren und schwersten Geschütz bis zum Tank! Aber uns Deutschen würde man es ja schon als „Vertragsbruch" und „Aufrüstung" ansehen, wenn wir es nur wagen würden, im Westen, Osten oder Südosten ein paar Feldbefestigungen zu Verteidigungs zwecken anzulegen! Dabei hatte der Reichswehrminister den ganzen Kahn in Genf wieder einmal für eine Weile flottgemacht durch das Zugeständnis, keineswegs an der — uns im Versailler Diktat aufgenötigten — Reichswehr festhalten zu wollen. Aber unmöglich ist es, von heute auf morgen dieses Berufsheer mit zwölfjähriger Dienstzeit auf eine Miliz mit einer solchen von acht Monaten umzu stellen. General v. Blomberg erklärte die deutsche Bereit willigkeit, hierüber im einzelnen verhandeln zu wollen, fügte aber als Ausdruck des gesamtdeutschen Willens auch gleich hinzu: „Wir sind nicht bereit, ein Ulti- matum oder Diktat anzunehmen". * Und deswegen will man uns „moralisch herab- setzen" in der Absicht, uns politisch zu isolieren! Das kennen wir seit dem Kriege nur zu genau, noch besser seit Versailles. Aber dies Mittel ist schon allzusehr abgegriffen und in Washington zog es nicht mehr. Roosevelts Verhandlungen mit den europäischen Delegierten find jetzt vorbei, da auch der letzte von ihnen, Dr. Schacht, zurück reiste. Daß bei diesen Besprechungen mehr herausgekom men ist als nur eine Planierung des Weges zur Weltwirt schaftskonferenz, wird man kaum zu behaupten wagen, uni dazu gehört, daß für die Zeit bis zu dieser Konferenz uni für ihre Dauer so etwas wie ein z o ll po litis che i Burgfriede abgeschlossen wird, dem neben Italien, England usw. auch Deutschland grundsätzlich zugestimmt hat. Macdonald hat mit dem amerikanischen Delegier ten in London, Norman Davis, alles Nähere vereinbart, aber mit der Vereinbarung eines solchen Zollwaffenstill- ftandes ist ja nun erst das Allermindeste geschehen, was die Konferenz verlangen kann! Denn man kann doch nicht zusammen am Verhandlungstisch sitzen, während draußen im Handelskrieg aller gegen alle immer neue, immer schwerere Geschütze der Hochschutzzölle, Einfuhrverbote, der Devisenzwangswirtschaft usw. aufgefahren werden. Eben so kann man dann in London auch nicht beiein andersitzen, wenn über dem Genfer See die Blitze eines weltpolitischen Gewitters zucken! Oder wenn es dort bereits eingeschlagen und gezündet hat! Stoff und Grund, am Verhandlungstisch der Konferenz aufeinander loszuschießen und loszuwettern, werden die künftigen Delegierten in London genug haben. Nur hätte auch gleich zeitig dafür gesorgt werden sollen, daß jene „moralische" Heruntersetzung des deutschen Volkes — die von Unmoral geradezu strotzt — nicht dazu ausgenutzt wird, um es auch wirtschaftspolitisch isolieren zu wollen. * Würde sich heute ein Diogenes mit seiner Laterne auf machen, um draußen in der Welt eine Spur von Ver nunft zu finden, dann könnte er recht lange suchen! Denn von überall her — und das ist doch angesichts der alle Völker zerfleischenden Krise geradezu potenzierte Unver nunft — wird Deutschland angegriffen, weil es seine Kräfte sittlicher und wirtschaftlicher Natur sammelt, um durch Zusammenballung dieser Kräfte endlich seiner äußeren, auch seiner wirtschaftlichen Note Herr zu werden. Vielleicht ist man draußen nun auch damit wenig zufrieden, daß es in kurzer energischer Arbeit gelang, ein einigendes Band umdiedeutscheArbeiterschastzu schlingen Ser Reichstag zum 17. Mai eiMasea Wuf der Tagesordnung steht Genf. Reichstagspräsident Göring hat im Einvernehmen mit der Neichsregierung den Reichstag zum 17. Mai, 3 Uhr nachmittags, einberufen. Auf der Tagesord nung steht die Abgabe einer Regierungs erklärung über die Ereignisse in Gens. Adolf Hitler spricht im Reichstag «der die deutsche Außenpolitik. In der zum 17. Mai einberufenen Sitzung wird Reichskanzler AdolfHitler eine Erklärung der Reichs regierung über die grundsätzlichen Fragen der deutschen Außenpolitik abgeben. Der eigentliche Anlaß für diese einmalige Einberufung des Reichstages ist der Be schluß im Genfer Effektivausschutz, daß die deutschen Wehrverbände angeblich militärischen Charakter haben. Es liegt auf der Hand, daß dieser völlig unver ständliche und durch nichts begründete Beschluß bei der * Reichsregierung starkesBefremden hervorgerufen hat. Sicherlich werden in der Reichstagssitzung auch die einzelnen Fraktionen zu den Auslassungen des Reichs kanzlers Stellung nehmen. Der Reichskanzler dürfte, wie verlautet, in der Er klärung nicht etwa auf Einzelheiten cingehen, sondern grundsätzlich zur Außenpolitik überhaupt Stellung nehmen. Es ist gerade nach der Entwicklung, die die Ereignisse in Genf genommen haben, dringend erforderlich, daß der Welt einmal in geeigneter Form gesagt wird, wie Deutsch land zum Problem der Außenpolitik steht. Ob etwa in Genf eintrctende neue Ereignisse die Stellungnahme der Negierung noch beeinflussen werden, ist kaum anzunehmcn, da sich an den in Genf angewandten Methoden und an der grundsätzlichen Einstellung unserer Verhandlungspartner kaum etwas ändern dürfte. * Von der Einberufung des Reichstages ist auch das Reichstagsbüro völlig überrascht worden. Die telegraphischen Einladungen an die Reichstagsmitglieder wurden daher erst am Sonnabend abgesandt. Es handelt sich bei der bevorstehenden Sitzung um die dritte Voll sitzung des neuen Reichstags, die natürlich wieder in den Räumen derKrolloper abgehalten werden wird. Mit den Vorbereitungen für die kommende bedeutungsvolle Reichstagstagung wird sofort begonnen werden... -MM Aussprache im Reichskabinett. Freiherr von Neurath berichtet über Genf. Das Reichskabinett beschäftigte sich in seiner Sitzung sehr ausführlich mit einem Gesetzentwurf zur Änderung strafrechtlicher Vorschriften, die durch die politische und geistige Umstellung notwendig geworden sind. Ferner verabschiedete das Reichskabinett ein vom Neichswirtschaftsministerium vorgelegtes Gesetz über Zwecksparunternehmungen. Daran schloß sich eine Aussprache über die politische und wirtschaftspolitische Lage, wie sie sich nach den letzten Vorgängen und mit Rücksicht auf die Verhandlun gen des Reichsbankpräsidenten Dr. Schachtin Washing ton sowie in Anbetracht der für die Weltwirt schaftskonferenz zu fassenden Beschlüsse ergibt. In der Nachmittagssitzung des Reichskabinetts, an und sie bis aus ihre letzten, solange widerstrebenden Neste aus dem Klassenkampf heraus- und in den neuen Staat hineinzuführen. Es ist noch gar nicht solange her, daß selbst und sogar ein Minister des alten Systems den Kampf im Staat und um ihn als einen Krieg der „I n t e r e s s e n t e n h a u f e n" gegeneinander bezeichnet hat. Man kann dafür auch wohl den drastischeren Aus druck gebrauchen, daß man sich um den größten Bissen aus dem Futtertrog raufte, den der Staat darstellte, — bis sie alle merken mußten, daß der Trog leer war. In seiner Rede auf dem Kongreß der Arbeitsfront hat nun der Reichskanzler Hitler dieser Politik der Jnteressenten- wirtschaft ebenso den Kampf angesagt wie jener Betrach tungsweise, die dem Staat die „Pflicht" zuschreibt, sich „der Wirtschaft" unterzuordnen. Er will eine Staatsführung entstehen lassen, „zu der ein ieder das Vertrauen haben kann, daß sie nichts anderes will als des deutschen V o lkes Glü ck". Man wird als Deutscher in der letzten Zeit, wenn man den Blick nach außen richtet,, doch das bittere Gefühl haben, daß man uns geradezu daran hin dern will, uns dieses Glück zu erringen. Dr. Pr. der auch die inzwischen im Flugzeug ecklgetroffenen Reichs minister von Blomberg und Göring teilnahmen, sprach zunächst Reichsautzenminister Freiherr von N e u r a t h über die Lage in Genf, worauf Reichs kanzler Adolf Hitler zu der politischen Lage im all gemeinen Stellung nahm. Das Reichskabinett hat sich in seiner Sitzung ferner noch mit Fragen wie Kindesmißhandlung, Abtreibung usw. beschäftigt. Auch Mensurfragen wurden behandelt. Vertragsbruch im Rainen des Völkerbundes. Verweigerung der Abrüstung — aber Deutschland ist daran schuld! Seitdem es in Genf das Sonderinstitut für Irre führung der öffentlichen Meinung, die sogenannte „Ab rüstungskonferenz", gibt, hat sich diese Sabotageorganisa tion der westlichen Militärmaächte noch niemals in einer solchen Bedrängnis befunden wie jetzt. Der Grund liegt darin, daß die Militärstaaten unter Führung von Frank reich und England nach langjähriger, bisher immer erfolg reicher Verweigerung ihrer vertraglich festgelegten Ab rüstungsverpflichtung jetzt endlich durch die Festigkeit dec deutschen Delegation und Unangreifbarkeit der deutschen Rechtsansprüche zu einer Entscheidung ge zwungen werden. Und die Militärstaaten versuchen nun, diese Entscheidung ohne jede Rücksicht auf Deutschlands Recht und auf Deutschlands Wehrlosigkeit diese Entscheidung einzig und allein im Sinne des Versailler Diktates ge waltsam herbeizuführen, indem sie unter Verweige rung bzw. Nichtachtung der vertraglich verbrieften deut schen Mindestforderungen Deutschland einfach die Schuldan einem etwaigen Scheitern dieser „Abrüstungs konferenz" zuschieben und ihre eigene militärische Uber- rüstung für alle Zeiten sichern wollen. Dementsprechend hat die deutschf kindliche Hetzein Gens sowie in der französischen und Teilen der englischen Presse einen seit Jahren nicht mehr erlebten Höhepunkt erreicht. Nach Genfer Meldungen ist es in der letzten Nachtsitzung der fünf Großmächte überdies zu stürmischen Auseinandersetzungen gekommen, wobei der englische Staatssekretär Eden dem deutschen Botschafter Nadolny schwere Vorwürfe machte und Deutschland die Schuld an der Konferenzkrise zuschieben wollte. Gleichzeitig aber ist gerade die Er örterung einer der entscheidenden deutschen Forderungen, nämlich die Beratung über die tatsächliche Stärke der Heere und über die Höhe des Kriegsmaterials, bisher rundheraus abgelehnt worden. Auch der englische Kriegsminister, Lord Hail- sham, hat im Oberhaus in einer empörenden Rede Deutschlands Schuld an der Genfer Krise sestzunageln ver sucht und hat im übrigen erklärt, daß Deutschland durch de« Versailler Vertrag gebunden bleibe, daß also eine „Aufrüstung" Deutschlands gleich bedeutend mit einem Bruch dieses Versailler Vertrages sein würde. Mit anderen Worten: die Militärmächte^ nehmen wie bisher, so auch in Zukunft jedes Recht des Vertragsbruches, wie er u. a. durch die Verweigerung der Abrustungsver- pflichtung gegeben ist, f ü rsichinAnspruch, während sie gleichzeitig Deutschland die ihm noch verbliebenen wenigen Rechte aus dem Versailler Diktat einfach ver weigern! Der Präsident der famosen „Abrüstungskonferenz", der Engländer Henderson, will nun in einem Kom promißvorschlag noch eine allgemeine Aussprache über die tatsächlichen Heeresstärken und über das Kriegsmaterial für die kommende Woche dem Hauptausschuß zustande bringen. Nach der bisherigen Haltung Frankreichs und Englands ist nicht einzusehen, daß sich an dem völlige«! Versagen der Abrüstungskonferenz gerade in den ent-t scheidenden Fragen, nach denen sie ihre« Ramen Hatz irgend etwas ändern sollte. Ser Abbruch der AbrüflungSverhand. lung noch einmal vermieden. Hendersons Kompromißvorschlag ange nommen. — Deutschlands Stellung nicht» unerheblichver stärkt. Das Präsidium der Abrüstungskonferenz hat in eine? kaum einviertelstündigen Sitzung den V er m i t 1 l u n g s-