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WüchenMck erscheinen drei Nummern. PrSnunierations - Preis 22j Silbergr. Thir.) vierleljshriich, Z Thir. für das ganze Jahr, ohne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Comp., Jägerstraßc Nr. 25), so wie von allen König!. Post-Aemtern, angenommen. Literatur des Auslandes. V' 33 Berlin, Sonnabend den 22. März 1848. Nord-Amerika. Die Methodisten in den Vereinigten Staaten. °) Die „Reisenden". — Whiiefield und die Brüder WeSlch. — Wcslchaner. — Revival« und CampmectingS. Die Methodisten bilden eigentlich keine Sekte, die in gewissen Dogmen von der anglikanischen Kirche abwiche. Sie sind vielmehr nur eine Corpo ration von Missionairen, die zusammentrat, um den Rationalismus zu be kämpfen, wie einst die Jesuiten gegen das Lutherthum. Sie haben sich weit über die Erde verbreitet und das Werk der großen katholischen Missionen aus dem 17. und 18. Jahrhundert ausgenommen. Wie entfernt sic auch von ei», ander scpn mögen, so korrcspondiren sie doch mit ihrem General-Comite und stehen mitsammen in einer ununterbrochenen Verbindung. Jedes Schiff, das aus einem englischen oder amerikanischen Hafen kommt, hat irgend einen un gelehrten, feurigen Methodisten an Bord, der auf Befehl der General- Konferenz sich mit grau und Kindern auf den Weg macht, um den wilden Völkerschaften, denen er vielleicht auf seiner Reise begegnen wird, den Kate chismus einzubläuen. Neben den Waffen-Kisten des Schiffs-CapttainS steht gewöhnlich eine Kiste mit Bibeln, wie sie von den Bibel-Gesellschaften in New-Jork und London täglich zu Tausenden in die Welt geschickt werden. Die englische Politik legt diesen frommen Unternehmungen kein Hinderniß in den Weg, die die Völker für ihre Herrschaft vorbcreitcn. Die vornehmsten Diener des Methodismus heißen „Reisende" und datiren ihre Verbindung aus dem Jahre 1740. Um diese Zeit nämlich fingen die englischen Kolonieen in Nord-Amerika an, die Früchte ihrer Mühen zu ge nießen, und benutzten ihre erste Mußezeit dazu, sich gemächlich aus dem Boden oder in den Büchern des alten Europa umzufehen. Ein freudiges Staunen ergriff sic, als sie, einmal aus ihren religiösen Ucbcrspannthcitcn hcrauS- tretcnd, dem liberalen, duldsamen Geiste in den englischen Schriften aus der Zeit der Königin Anna begegneten. Dazu kamen die skeptischen Bücher der Franzosen, und nicht lange, so keimten die Grundsätze Franklin's und Jeffer- son'S auf dem amerikanischen Boden. Aber durch die Wiegenlieder der Frei heit ertönten drohende und strafende Worte. Man warnte die Kolonieen, in religiöse Gleichgültigkeit zu versinken und ihres Ursprungs zu vergessen. Jonathan Edwards von Rorthampton, Freilinghausen, Dickenson, Tennet durchzogen, wie Boten aus dem Reiche Gottes, die nördlichen Städte und verkündigten die nahe Ankunft des heiligen Geistes, in dessen Namen sie ge kommen seycn. Die Brüder John und Charles Wesley erregten in Georgien einen religiösen Schwindel, während Whitefield von Gemeinde zu Gemeinde zog und mit seiner donnernden Beredtsamkeit das Volk erzittern machte. Die Amerikaner sagen von dieser Zeit, in ihr habe sich der heilige Geist am herr lichsten unter ihnen manifestirt und den Glauben wiederbclcbt, der dem Er löschen nahe war. Whitefield und die Gebrüder Wesley waren seine mäch- tigsten Werkzeuge. Diese hatten England verlassen, um in der neuen Welt den Versuch einer Propaganda zu machen. Zwei Jahre vorher waren die Wesley'ü noch einfache Studenten an der Universität Orford gewesen, zeigten aber schon damals ihre geräuschvolle Frömmigkeit und spielten die Asceten und Apostel. Einige Studiengenoffen schlossen sich ihnen an, mit denen sie einen kleinen Verein gründeten, in welchem statutenmäßig alle ihre Beschäftigungen aufs genaueste festgesetzt waren: die Zeit des Gebetes wie die der Arbeit, die Stunden der Begeisterung wie die der Ruhe. Ihre geistigen Beschäftigungen waren den logischen Uebungen der Jesuiten nicht unähnlich und auch die Art ihrer Beredtsamkeit erinnerte an die Gesellschaft Jesu, die merkwürdigerweise eben durch Clemens XIV. aufgehoben worden war, als sich die Methodisten konstituirten. Als die Gebrüder Wesley von ihrer glänzenden amerikanischen Erpedition zurückkehrten und auf den Kanzeln Englands erschienen, erregten sie großes Staunen, um nicht zu sagen, Skandal. Denn in jener Zeit religiöser In- differenz stachen der Styl und der Vortrag ihrer Reden grell von den nüch- ternen, einförmigen Predigten der protestantischen Geistlichen ab. Die Refor mation, die allem gottesdienstlichen Pompe und darum auch den Künsten der Beredtsamkeit feindlich gestimmt war, hatte aus den evangelischen Kirchen Gesticulation und Mimik, als profane HülfSmittel des Vortrags, ver bannt, und in England besonders waren die Predigten bloße Vor- ') Dgl. die Artikel in Nr. 7, 17, 1», SS u. ZS des Magazins. lesungen geworden, die mit ernster, aber eintöniger Stimme gesprochen wurden und nur durch die Macht der Gedanken wirken sollten. ES war also ein neues Schauspiel, das auf den friedlichen Kanzeln der anglikanischen Kirchen von jenen Predigern aufgeführt wurde, die alle Modulationen ihrer Stimme, ihrer Augen und Hände, ja den Faltenwurf ihrer Mäntel zu Hülfe riefen, um die Zuhörer ihren Worten zu unter werfen. Der Effekt, den sie bei der Bevölkerung der Vorstädte und des platten Landes hervorbrachtcn, war ungeheuer. Sie hätten sich Mimen nennen können; das Publikum nannte sie spöttisch Methodisten, und eS war dies nicht das erste Mal, daß ein solcher Spitzname einer Partei Zusammen hang gab. Die Schüler Wesley's waren, wie gesagt, ganz gute Anglikaner, nur unlicbcuswürdigcr und intoleranter, als ihre Glaubensgenossen. Sie stellten sich die Aufgabe, durch große Regelmäßigkeit dcS Lebens und Ver achtung aller irdischen Freuden, durch ascetische Frömmigkeit und die Furcht vor der Hölle und den ewigen Strafen zu crcelliren. Ihre erste Pflicht aber war, viel zu predigen, und im Verlaufe von vierunddreißig Jahren hielt Whitefield 18,UW, in zweiundfunfzig Jahren John Wesley 4V,5W Predigten. Nur die Disziplin, die sie in den ihnen anvertrauten Kirchen einführten, war der Grund ihrer Trennung von den Anglikanern. Schon in Orford beschäf tigte dieselbe die neuen Apostel, bis sie endlich in Bristol ins Werk ge- setzt wurde. Als nämlich die Gebrüder Wesley dorthin zurückgekehrt waren, theilten sie ihre Anhänger in vier Klaffen, Männer, Weiber, Knaben und Mädchen. Jede derselben hielt besondere Versammlungen, stand aber mit den übrigen dadurch in Verbindung, daß die Mitglieder der einen Klaffe denen der anderen, vermöge der Fraternität, die unter allen Methodisten herrschte, beichteten oder sonst Herzensergüsse machten. Dies geschah in wöchentlichen oder vierteljährlichen Konferenzen, die wiederum ihren endlichen Vercinigungs- punkt in der General-Versammlung hatten, in deren Händen sich die Fäden der ganzen methodistischen Verbrüderung befanden. Diese Klassifizirung ging natürlich das Dogma nichts an und die Methodisten gingen noch lange Zeit mit Eifer in die anglikanischen Kirchen, um das Abendmahl zu empfangen. Dessenungeachtet blieb der Zwiespalt nicht aus. Denn obgleich die Wesleyaner nur mit der größten Hochachtung von der englischen Staatskirche sprachen, so waren sie doch durch ihren frommen und strengen Lebenswandel, wie durch ihre Armuth und ihre Begeisterung für das Wort Gottes, ein lebendiger Vor- wurf für die vornehmen, verschwenderischen und indifferenten Prälaten, und sogar Laien, die Wesley zu Predigern ernannt hatte, wagten, manchen Pfeil gegen jene Kirchenfürstcn loszudrückcn, die, wie die Bischöfe des Mittelalters, den Großen der Erde daü Beispiel der Weltlichkeit gaben. Diese Prediger waren außerdem gegen die anglikanischen Bischöfe erbittert, weil ihnen die selben die geistliche Weihe versagt hatten. Nach langem Schwanken endlich sah sich John WcSlcy wider seinen Willen gcnöthigt, den Titel eines Ober haupts der Methodisten anzunchmen, da seine Anhänger eines Schutzes be durften, unter dem sie sich bergen konnten. WcSlep wurde zum Bischof aus- gerufen und mußte, um den Ansprüchen zu genügen, die das Schisma her- vorgerufen hatte, allen Laien die Weihe geben, die als Prediger auftretcn wollten. Das Erste, was das Haupt der Methodisten that, um sich des Vertrauens würdig zu zeigen, das man in ihn setzte, war, unter dem gut- müthigen Titel: „Wahrheiten über das Papstthum" eine Philippika gegen die Katholiken zu schreiben. In diesem Buche erklärt er, daß die Katholiken von keinem protestantischen Staate, selbst nicht von den Türken und Heiden gedul det werden dürften. In Amerika hatte man nicht erwartet, vaß sich Wesley von der herrschen, den Kirche lossagen würde. Viermal war Whitefield über das atlantische Meer gekommen und immer hatte sein mächtiges Wort die Herzen der Kolo nisten erschüttert. Rach den Männern des Gedankens kamen die Männer der That, von Wesley empfohlene Prediger, die in New-Jork eine große Gesell schaft, als Mittelpunkt für die methodistischen Bewegungen tn Amerika, grün deten. Im Jahre 1784 schickte Wesley drei englische Missionaire nach den Ver einigten Staaten und ließ durch sie den Doktor Coke und den Prediger Ashbury zu Superintendenten aller amerikanischen Gesellschaften ernennen. Bald nach Ankunft derselben wurde ein Konzil methodistischer Prediger in Baltimore zu- sammenberufen, um die Wahl des Patriarchen im Osten zu bestätigen und die beiden Superintendenten zu installiren, die gar nicht lange nachher die Bischofs würde annahmen. Als sich die methodistische Gesellschaft zur unabhängigen Kirche konstituirt hatte, mußte sie daran denken, sich eine dogmatische Grundlage zu geben. Die ganze Arbeit beschränkte sich darauf, daß aus den neununddreißig Cranmer-